Auf mehrfachen Wunsch beschreibe ich mal genauer, wie ich das halte mit den Presets.
In verschiedenen Nachbar-Threads wird wiederholt beschrieben, dass es keinen Sinn mache, mit presets zu mischen, es gibt immer noch zu viele file-download-Verweigerer und Menschen, die behaupten, man müsse entweder vom Hersteller-Default aus mischen oder mit dem Zustand klar kommen, in dem der Besitzer/Verwalter des Pultes es bereitstellt :roll: :roll: :roll: :roll: :roll:
Ich sehe das so:
1. Dinge, die wir früher schon "gespeichert" haben, sollten unstrittig sein: Effekte, Beschriftung ( ja, ein vom Nachmittag konservierter Klebestreifen war auch schon eine "Speicherung" )
2. Routing: Das endlose Drücken von Tastern an großen Analogpulten mit den dazugehörigen Fehlermöglichkeiten + das Umstöpseln in der Hundehütte kann ja wohl kein erhaltenswertes feature sein :roll: :roll: :roll:
3. reist eine Truppe mit eigener Mikrofonie, gibt es Dinge, die definitiv mehr vom Instrument und der Mikrofonie abhängig sind als von der location und der lokalen PA. ( ich wähle meine Mikrofonie wie mehrfach beschrieben nach dem geringsten Kurbelfaktor )
4. Ich habe auch schon früher mit viel Tempo große sideracks ( gates und Comps ) aus einer XY nonsense Position vor dem Soundcheck in eine sinnvolle Startposition gekurbelt und ich habe seeeehr viele Kollegen ( vor allem die guten ! ) in Erinnerung, die das genau so gemacht haben.
Definitiv ist es dafür, wie ich mische, so, dass ich, würde ich mich auf die Wünsche der ewig gestrigen einlassen, entweder etwa zum Gigende fertig wäre oder immer unter meinem möglichen Level mischen würde. Ich werde echt sauer, wenn man mich dazu zwingt.
Individuelles Default-Preset bedeutet nicht, dass immer das file vom Vorabend geladen wird, sondern, dass eine sinnvolle Startposition für den Soundcheck oder den Mix aufgerufen wird. Das Wichtigste dabei ist eben, veränderliche und immanente Anteile auseinander halten zu können, was von Ausgangsposition zu Ausgangsposition unterschiedlich sein kann. Ein reines Routing-Template, wie es angeboten wird, ist in der Bearbeitung definitiv auf jedem bisherigen Digitalpult zu langsam, um in kurzer Zeit zu einem sinnvollen realen Mixergebnis zu kommen.
Einfaches Beispiel: Ein Haustechniker würde niemals in seiner Festinstallation die 'housecurve' Abend für Abend verändern. Das ist nonsense. Genau so verhält sich das mit gespeicherten Pulteinstellungen. Die Kunst besteht darin, zu wissen, wo die Variablen sind.
Im folgenden definiere ich das Default-Preset so, dass es der zu ladende Zustand ist, aus dem heraus ich den schnellsten Soundcheck mit einer mir unbekannten Band, deren Instrumentarium ich gesichtet, deren Mucke ich per Konserve gehört und deren Mikrofonie ich gewählt habe, machen kann. Ganz einfaches Grundkonzept hierfür ist es, genau die Einstellungen zu speichern und zu laden, die mit der statistisch geringsten Wahrscheinlichkeit einer Änderung dieser Parameter einher gehen. Ich weiß genau wieviel davon nun Quellenspezifisch, Mikrofonspezifisch und GuntherMaispezifisch ist.
Sicher unbestritten ist, in Eingangskanälen den in Digitalpulten regelbaren Hochpass ( und eventuell auch Tiefpass ) schon mal in eine für die jeweilige Quelle und Mikrofonie sinnvolle Position zu kurbeln und selbstverständlich gibt es für alle Elemente eines Digitalpulteingangskanalzuges ebenfalls sinnvolle aber sehr von "Herstellernull" abweichende Start-Positionen. So ist es meiner Meinung nach so, dass man sehr wohl in Kanälen, in denen man Kompression verwenden möchte, ratio, attack und release so einstellen kann, dass in einem schnellen Soundcheck nur der Threshold gekurbelt werden muß. Man muß eben einfach nur genug darüber wissen und eine klare Vorstellung davon haben wo man hin möchte. ( ... hier fehlts wohl bei den meisten am Meisten )
In einem Folgebeitrag stelle ich mal eine Liste potentieller Vorgehensweisen für bestimmte Instrumente und dazugehörige Mikrofonien dar, die natürlich keinen "Absolutheitsanspruch' hat sondern eine ganz individuelle Sache ( so mache ichs ) darstellt, die aber hoffentlich das Prinzip, es so zu speichern und zu recallen, legitimiert.
Ihr könnt euch derweil ja schon mal ein wenig warm laufen. :wink: