Zitat von "falcocgn"Es geht darum, geltende Gesetze und den Stand der Technik einzuhalten, also rechtskonform zu sein.
Einerseits ja.
Auf der anderen Seite: Ich habe jetzt schon "ein paar" Baustellen gesehen, das ganze Spektrum von "tip-top" bis "unter aller Sau". Aber spätestens bei genauem Hinsehen finde ich überall etwas, was nicht vollständig rechtskonform ist. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass diejenigen, welche die Regeln machen, sich nicht unbedingt Gedanken darum machen, wie die sich auch umsetzen lassen (oder bezüglich der Umsetzung den normalen Industriebetrieb vor dem geistigen Auge haben und nicht die Veranstaltungstechnik).
Nun zu den Prüfungen BGV A3. Sicher ist das sinnvoll. Vorgeschrieben ohnehin.
Auf der anderen Seite: Ich bekomme ja nicht alles mit, aber ich habe bislang von keinem Fall gehört (geschweige denn selbst erlebt), bei dem Strom in der Veranstaltungstechnik zu einem nennenswerten Problem geführt hat. Und die "nicht nennenswerten Probleme" gehörten in die Liga "Gitarrist bekommt eine gewischt, wenn er mit den Lippen den Mikrofonkorb berührt" (weil Schutzleiter abgeklebt, um Brummschleife zu beseitigen), also so Sachen, wo die Prüfung der Leitung keinen nennenswerten Einfluss auf die Sicherheit hat.
Das ist jetzt kein Aufruf, das Thema Strom lässig zu sehen. Aber freundlicherweise ist das Vorschriftenwerk so, dass einem der erste Fehler noch verziehen wird (gesundheitlich, nicht rechtlich), und der zweite ist bei den Spannungen, mit denen wir hantieren, für den normal gesunden Menschen im Normalfall nicht lebensbedrohlich.
Wir haben etliche andere Bereiche, in denen der erste Fehler nicht verziehen wird!
Beispiele?
Windlasten. Viele Bühnen sind nicht mal näherungsweise nach Baubuch ballastiert. (Und das letzte Baubuch, das ich in der Hand hatte, wies einen gefährlichen Fehler auf: Der Statiker hatte die Bühne auf Windstärke 6 gerechnet, der Prüfstatiker hatte dann vorsichtshalber nachgerechnet, ob sie abgeplant auch Windstärke 7 aushält, und die Stadt Köln hat dann in die Betriebsbedingungen Windstärke 7 reingeschrieben. Wer sich da auf's Baubuch verlässt und nicht semi-paranoid auch noch die Statik genau ansieht, könnte geradezu in ein Desaster laufen.)
Und näherungsweise alles, was keine Bühne ist (z.B. FOH-Zelte) ist gleich gar nicht ballastiert.
Arbeitszeiten. Wie viele Kollegen leben deswegen nicht mehr, weil sie nach einer langen Schicht noch 'nen Laster nach Hause fahren wollten und die Fahrt am nächsten Baum endete?
Ohne PSA in's Rigg. Auch da haben wir bereits ein paar Todesfälle gehabt.
Langer Rede kurzer Sinn: Sicherheit beim Strom ist wichtig. Keine Frage. Aber auf der Prioritätenliste stehen da noch eine ganze Reihe Sachen weiter vorne, und bei denen ist die Welt noch lange nicht in Ordnung.