I don't need that, 2.0

  • Zitat von "yamaha4711"

    130 bei 7 Stunden sind etwas über 18,50 auf die Stunde zzgl. MwSt. weil ja Rechnung.
    Wenn man bedenkt dass der Mindestlohn bei unter 9 € liegt ist das mehr als das Doppelte.


    Erstens gibt es bei Selbständigen keinen Mindestlohn und zweitens läge der Satz im Vergleich möglicherweise schon darunter (KV und RV sowie relevante Versicherungen und Werbungskosten komplett selbst bezahlen, keine Urlaubsansprüche, Krankengeld nur bei Abschluß und gegen Bezahlung im KV-Tarif etc.)

  • Dann rechnen wir mal (theoretisch)
    Krankenkasse für Selbstständige = Beitragsbemessungsgrenze 2015 davon durchschnittlich 15,5% bisschen was über 650€ pro Monat
    Pflegeversicherung Höchstbeitrag da Selbstständig (eben wieder Beitragsbemessungsgrenze) bisschen was über 100€


    Macht als Tagespauschale bei 30 Tagen 25€. Damit ist dann noch nix verdient und man hat keine Vorsorge/Spareinlagen für sich. Vorausgesetzt man hat jeden Tag was zu arbeiten.


    Als Selbstständiger sollte man auch Rücklagen bilden, man muss sein Fahrzeug verhalten oder ÖV nutzen (kostet auch), und und und und...


    Tagessatz liegt dann locker bei 75-80€, wenn man eben von 30 Tagen Vollbeschäftigung ausgeht. Nehmen wir mal 2/3, dann sind wir bei rund 115€. Passt doch. 130€ Tagessatz ist doch im Rahmen. Aus Sicht des Arbeitgebers ist das also voll in Ordnung, denn wer möchte mehr bezahlen?


    Insgeheim hab ich auch schon Jobs für deutlich unter 75€ gemacht und in der Not macht man das auch, denn sonst bleibt der Kühlschrank leer. So gesehen wäre ein Mindestlohn bei uns durchaus verkehrt.


    Es ist schön, wenn mancher hier andere Tages- oder Stundensätze abgreifen (ich gönn es ja den Kollegen), doch das ist leider die Realität, zumindest für den größten Teil der Bevölkerung. Übrig blebt da nicht viel, doch man muss das ja dann auch nicht machen. Ähm, moment. Dann hat man ja gar nix. Nur einen ruhigen Tag auf der Couche.


    Ich persönlich halte das auch nicht für tragbar, insbesondere die Tatsache, dass die Krankenversicherungen Tür und Tor zur legalen Abzocke geöffnet wird. Aber das ist ein anderes Thema.

    Laut heisst nicht immer gleich gut und toll und wer schreit ist meist im Unrecht.

  • Zitat von "ThoSchu"

    Alles schön und gut... Aber wer will schon 30 Tage im Monat arbeiten?


    Arbeitnehmer haben im Schnitt etwas über 210 Arbeitstage, das sind 17,5 im Monat.


    Es ist völlig unmöglich, 30 Tage im Monat zu arbeiten. Selbst wenn man es will.

  • Ach sie mal an.
    Naja, als Selbstständiger ist man ja kein Arbeitnehmer sondern Unternehmer und die arbeiten immer mehr, oder?
    Wo ist der Fehler?


    Oh, ich habe ja mit 2/3 gerechnet. Macht pro Monat also 20 Tage.

    Laut heisst nicht immer gleich gut und toll und wer schreit ist meist im Unrecht.

  • Ich bin etwas erschrocken über einige Antworten hier und mich beschleicht das Gefühl, das hier in diesem Forum (fast) nur noch Leute schreiben, die ein nettes Hobby haben, aber nicht davon leben können/wollen.


    Da nehme ich mich nicht aus, ich verdiene meine Kohle im Moment auch anders, genau weil ich es nicht einsehe, über 25 Jahre Erfahrung zu verschenken.
    Es rechnet sich für mich im Moment einfach nicht, daher lasse ich es.


    Als Selbständiger, der normal versichert ist (Rente, BU, KK, Haftpflicht, Rechtsschutz, Rente! etc) und ehrlich seine Steuern abführt (incl. Steuerberater und Gewerbesteuer) sowie in der IHK verhaftet ist, ist kein Stundenlohn unter 35.- Euro auch nur im Ansatz akzeptabel.


    Die Ausrede: "Ich bekomme die Preise nicht durchgesetzt", empfinde ich als den besten Grund, besser die Branche zu verlassen.


    Ihr bescheißt Euch selber, könnt damit auch als Asketen nicht nachhaltig über die Runden kommen und drückt die Preise.


    https://lambertschuster.de/exi…rufler-und-selbstaendige/


    Bitte alle mal lesen, selber nachrechnen...


    Mit meinem Grundsatz von 35,- Euro/h gehe ich schon Kompromisse ein.

  • +1


    Stundesatz, um wirtschaftlich und realistisch zu sein, liegt bei 65-80€. Alles drunter ist prinzipiel nicht aktzeptabel.
    Leider sind in der Realität in unserer Branche diese Stundensätze in 80% der Fälle nicht durchsetzbar.


    Bei Elektro, Sanitär oder weißer Ware Reparaturdienste geht das locker.
    In der IT Branche geht das auch.
    Außendienst in Bereich Labortechnik liegt deutlich über 100€.


    Allerdings für ne Hostess ohne große Werbungskosten ist es doch OK. Die macht das sicherlich auch Nebenberuflich und damit ist es ja ein Zubrot.

    Laut heisst nicht immer gleich gut und toll und wer schreit ist meist im Unrecht.

  • Alleine die Anlage N bei der Steuererklärung ausfüllen zu müssen, eine Gewerbe anzumelden, sich für die Tätigkeit zu versichern (Unfall und Haftpflicht), frisst selbst optimistische Kalkulationen auf.


    Nein, das ist nicht OK! Dann lieber Arbeitnehmerüberlassung.


    Wenn bei 80% der Fälle solche Forderungen von 35.-/h Euro aufwärts nicht zu erzielen sind, warum macht Ihr das dann?
    Genau das ist das Problem dieser Brache. Verzweiflung, Engstirnigkeit, mangelnde Flexibilität (siehe Gumas Thema), Kalkulationen, die nicht nachhaltig sind.


    Aber jeder weiß alles besser beim verhungern.

  • Zitat

    Arbeitnehmerüberlassung


    Äh... was ist denn das?


    Oder meintest Du ArbeitNEHMERüberlasung?


    BTW: Anlage N ist für nicht selbständige Arbeit (also Arbeitnehmer) - für Gewerbetreibende gibt´s die Anlage G (und ggf. EÜR) (Klugscheißermodus wieder aus 8) )


  • könnte man das irgendwo an ganz prominenter stelle mal festpinnen?
    ich habe meine selbständigkeit ja auch zum teil aufgeben müssen, weil die konkurrenz ganz offenbar sogar geld mitbringt, um jobs machen zu dürfen...

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • IDN: ins Ohr klatschende Personen, deren Händezusammenschlagen Peaks jenseits der Schmerzgzgrenze erzeugen. Zuletzt wieder soeinen erlebt, warum stehen die immer neben dem FOH. :shock:

  • ja, das problem kenne ich!
    seit längerer zeit setze ich deshalb bei applaus sehr oft meinen kophörer auf...


    es geht aber definitiv noch schlimmer:
    mir hat mal ein gast, der direkt schräg links hinter mir beim pult stand (kleine location), bei zugaberufen ins ohr gepfiffen. sicher unabsichtlich, aber super laut!
    danach war mein linkes ohr schlagartig taub!!!
    ich war so stocksauer auf den herrn mittleren alters, dass ich ihn echt angebrüllt habe, ob er noch alle tassen im schrank hat. er hat das natürlich überhaupt nicht verstehen können und faselte was von " das macht man halt so..."
    danach war das ohr tatsächlich 10minuten absolut taub, ich hatte schon richtige panik!
    und auch heute noch habe ich von diesem ereignis links einen einbruch bei 10kHz. :evil::evil::evil:

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "wora"


    ...weil die konkurrenz ganz offenbar sogar geld mitbringt, um jobs machen zu dürfen...


    :D

    Hier befindet sich i.d.R. die Signatur

  • ThoSchu:


    Sorry, das sollte keine Erbsenzählerei sein. Aber ich hatte ArbeitGEBERüberlassung gelesen (stand das da nicht auch so?). Das wäre nämlich neu für mich. Vielleicht hätte ich dann ja noch was lernen können (was ja immer gut ist!).


    Über die Entwicklng der gezahlten/ durchsetzbaren "Stundensätze" in manchen Branchen kann man sich echt nur wundern. Uns Steuerberatern werdern ja auch immer üerzogene Stundensätze vorgehalten (was in Einzelfällen und bei den großen Gesellschaften manchmal auch stimmt - 400,00 Euro Stundensatz z.B. ist schon ´ne Hausnummer :shock: ). Wenn ich aber meinen Systemadministrator kommen lasse (oder auch Fernwartung, egal), der mein Kanzleinetz "updatet" oder irgendwelche Bugs sucht ("Komisch, weiß auch nicht, muß ich mal probieren...") und anschließend einen höheren Stundensatz aufruft als ich für eine extrem hoch qualifizierte Mitarbeiterin oder gar für meine eigene Arbet abrechnen kann, zaubert das zumindest mal ein paar Fragezeichen in mein Gesicht. Exkurs Ende.


    Aaaaber: das ist ja fast 1:1 auf die VA-Branche übertragbar, wobei hier schon ein zeitlicher Vorsprung herrscht. Leider mit umgekehrten Vorzeichen. Der Preisverfall/ Dumping ist, nicht zuletzt auch aufgrund des Überangebots schon weit fortgeschritten (Aber da kommen wir Steuerberater, Rechtsanwälte und so weiter auch noch hin! Jo, wir schaffen das! :D )


    Allerdings sind ja ach immer zwei Parteien beteiligt: Einer der den Preis drückt und einer der sich drücken läßt.


    Ein weiterer Grund ist m.E. auch die Tatsache, dass den Kunden (ich meine hier in erster Linie die Bands/ Künstler) von seiten der Industrie vorgegauckelt wird, dass bei Kauf eines "FOH-Platzes im Smartphon-Format" und irgendwelcher 1-Mio-Watt-Joghurtbecher-Aktiv-Böxchen locker 10000 Mann Open-Air beschallt werden können - und zwar mit den von der Hersteller-Homepage herunterladbaren Presets von der Bühne aus...


    Außerdem: Wie war das noch mit der "FOH - können wir den nicht hinter die Bühne...? -Diskussion". Wenn wir da z.B. einknicken, machen wir uns doch selbst überflüssig. Da darf man sich dann auch nicht wundern, wenn der Kunde nicht mehr bereit ist, einen angemessenen Preis zu zahlen


    Uups, in Rage geredet! :oops:

  • Mh - woran liegt das wohl?


    Die "Branche" schaufelt Jahr für Jahr rund 1.800 neue, mehr oder weniger gut ausgebildete "Fachkräfte" auf einen Markt, der ohnehin schon überfüllt ist. Die Hersteller und Vertriebe tun ihren Teil dazu und werfen jedes Jahr noch mehr Material auf den Markt. Ich kann mich noch an die Diskussionen erinnern, warum Markenware besser ist als Cinakram: wegen der Produktkonstanz und der langen Produktionszyklen... wer merkt was?


    Resultat von der Geschichte: nachdem über das Material nichts mehr verdient werden kann, weil jeder jetzt Fullserviceprovider ist und die Hütte mit brandneuem, geleasten Kram voll hat, kommt jetzt mal wieder die Zeit, wo am Personal gespart werden muss. Da sind Technikergagen von deutlich unter 200 Euro kein Problem mehr ("Der Kunde zahlt mir nicht mehr und ich muss ja auch noch was verdienen"), der Druck nimmt zu ("Können wir da einen halben Tagessatz machen, ist doch nur von 10 bis 17 Uhr?") und die restlichen Rahmenbedingungen werden auch immer schlechter - Catering? Fahrtkosten? Hotel? Man wird ja schon schräg angeschaut, wenn man nach 18 Stunden mal über die Stunden auch nur reden möchte...


    Und dann kommen da ja noch meine Freunde, die Teilzeit-Fullservice-Eventdienstleister: Frau in Elternzeit, er macht 9-5 im Büro und am Wochenende geht man raus und macht auf Technikdienstleister. Zur Not geht auch der Jahresurlaub drauf, weil man ja mal Montag oder Freitag frei braucht - muss ja auf- und abgebaut werden. Mit dem Einkauf des Materials wird die Einkommenssteuer kleingerechnet, sie fährt den Familyvan, er den geleasten Sprinter und schon steht am nächsten Stadtfest eine nagelneue Klippklapp-Bühne mit taufrischem Premiummaterial und studentischer Aushilfskraft für 400 Euro pro Tag. Brutto!


    Ich geb zu - mir war das auch lange egal, weil es mich nicht betroffen hat. Aber inzwischen sehe ich die Sache deutlich schwärzer - weil damit ein ganzer Berufszweig sukzessive absteigt. Das Premiumsegment wird immer absurder und irrwitziger - aber da ist Platz für nicht mal 5 Prozent der Branche. Alles darunter verliert schlicht und ergreifend immer mehr an Qualität und Substanz. Eigentlich erstaunlich - weil doch irgendwie alles immer besser und hochwertiger wird...

    Kein Applaus für Scheiße!

  • IDN:
    Reparaturdauer von ca. 2 Monaten die einem natürlich erst bei Vertragsabschluss mitgeteilt werden. Wegen der Langen Wartezeit musste Material zugemietet werden. Nach 6 Wochen wird eine verlängerung der Reparaturdauer auf ca. 3 Monate angekündigt. Kurz vor Ablauf dieser wird mitgeteilt, dass die Reparatur nicht durchgeführt wird sondern das Material durch Neuware ersetzt wird..... Und dafür brauchen die 3 Monate...?

  • ...manchmal finde ich eure Diskussionen hier etwas zu abgehoben, liebes Kollegium... :!:


    Gehen wir mal knappe 24 Herzinfarkte in der Historie zurück:

    Zitat von "djobi"

    "Jobangebote" wie diese hier
    Messehostess. Bezahlung: 130,00€ Tagespauschale auf Rechnung (Gewerbeschein)


    Wenn ich als Garagenholzkistenunternehmung auf der Messe "Schwarzholzkasten zwischen Nord und Ostsee - Region Süd(Mitte)" auf dem hiesigen Festplatz im Zelt 53b für meine Firma werbe, dann werde ich sicher einen von euch dickbäuchigen, alten Herren für 300,- (netto zzgl. Speesen) als Messehostess anrufen.


    Bis dahin macht das eine hübscher aussehende, junge Studentin, die mit einem Arbeitstag gleich zwei Monate ihrer studentischen Krankenversicherung bezahlen kann.
    Für ein, zwei Tage tut es das völlig, glaubt mir. Und die Studentin kommt auch auf einen grünen Zweig - ihre Steuer- & Sozialabgaben fallen vernichtend gering aus, da sie eh "nur mal gelegentlich" arbeitet.
    Es gibt einfach Jobs, die muss man nicht machen.
    Und es gibt Leute, die freuen sich über solche Jobs.
    Man kann darüber streiten, ob solche Jobs den Markt zu stark beeinflussen. Aber bitte: nicht aufregen. Das beeinflusst das gesellschaftliche Klima unschöner Weise.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Zumal man als Student eh nicht viel verdienen darf, um nicht aus Familienversicherung, Bafög, Kindergeld, ... zu fliegen. Da kann man mit einem Tagessatz eines gut bezahlten Technikers schon das monatliche Limit überschreiten. Ich glaube, 360.-/Monat sind das Maximum bei der Familienversicherung. Also 2-3 Hostessjobs oder ein paar Tage als Hand/Hilfstechniker und die restliche Zeit bleibt einem zum studieren ;)

    Viele Grüsse,
    Mario Henkel

  • eben. Eine Messehostess ist ja auch ein ungelernter Hilfsjob und der Preis hierfür gilt ja nicht für einen Techniker.
    Nebenbei mal Geld verdienen also, so etwa wie Zeitung austragen.
    Der Preis ist ja kein Thema, seltsam ist nur, daß hier jemand mit Gewerbeschein gesucht wird.
    Hier aber kommen wir wieder zum Thema Scheinselbständigkeit...