Zu Klasse D Endstufen habe ich so meine eigene Meinung. Wirkungsgrad und Ausgangsleistungen sind extrem gut. Klang...tja, wer mag sich da ein wahres Urteil erlauben zu können? Ich halte mich fast immer sehr zurück mit Statements zu "Klang". Zum einen weil ich es nicht kann, und zum anderen weil es auch auf die Abhörbedingungen ankommt. Ich habe eine solide dimensionierte Umschaltbox für zwei parallel laufende Endstufen mit dicken Leistungsschützen und vollständig getrennten Minuspolen. Man kann damit auch Brückenendstufen vs auf Masse bezogene Kisten im direkten Umschaltvergleich checken. Dazu haben wir schon aufwändige Tests bei Lautsprecherherstellern durchgeführt - und die Ergebnisse waren irgendwie da, aber kaum so das man sagen müsste: genau die Endstufe ist der heilige Grahl! Ich habe solche Tests immer nur als Versuchsleiter durchgeführt und zugehört. Die "Jury" wußte nie was da grade spielte. Aber wie gesagt, ganz dünnes Eis. Parallel dazu habe ich immer einen Differenzoszilloskop an den Lautsprecherausgängen mitlaufen gehabt. Zum einen um die Pegel-Kalibrierung vor den Vergleichen exakt durchführen zu können, und während der Tests zu schauen, was die Probanden grad so machen (Clip etc...). Ich fands interssant ernüchternd....
Bei den Klasse D Konstruktionen habe ich im Service weitaus mehr Probleme bei der Instandsetzung verglichen mit AB Konzepten. Zum einen weil hier wieder ein deutlicher China Überhang zu notieren ist (billiges Gelumpe auf den pcb verlötet), und zum anderen weil manche Konstruktionen offensichtlich Probleme mit den Totzeiten haben. Die meisten Highside/Lowside Treiber IC (das sind die Kernelemente dieser Klasse D PWM Endstufen) haben eine begrenzte Leistung um die Gatekapazitäten der MOSFETs in der Stromstufen zu laden und entladen. Die Abstimmung kann der Entwickler bei einigen IC einstellen, und muss dann anhand der verwendeten Fets und Anzahl schauen was er da am DT Pin bestückt. Manche Hersteller bauen dann auch noch kleine Gegentaktschaltungen aus einem npn und pnp Transistor zwischen H/L Side Ausgang und Fet dazwischen, und schaut dann das es erst mal läuft. Fast immer sind die IC von International Rectifier und schon in der Application Note ist die Schaltung beschrieben. Die Schaltfrequenz solcher Klasse D Stufen ist ebenfall ein Kompromiss zwischen Wirkungsgrad, Verlusten in dem Ausgangsfilter, und dem streben nach maximalem Frequenzgang. Höhere Frequenzen haben einen schlechteren Wirkungsgrad aufgrund von Schaltverlusten, aber erreichen eine bessere Verstärkung hoher NF-Frequenzen, während geringere Schaltfrequenzen den Wirkungsgrad verbessern, aber auch die Eigenschaften der Ausgangsdrossel durch höhere Sättigung in abfallenden Höhen präsentieren. Auch die Belastung der beiden Ausgänge Highside und Lowside der IC's steigt bei höheren Schaltfrequenzen an, und leitet deren ungeplantes Ende mitunter schneller ein als geplant. Bei den Klasse D Endstufen gibt es zudem viele unterschiedliche Konzepte mit Halb- und Vollbrücken, deren Gesamtperformance mitunter dann doch noch hörbare Differenzen zutage bringen könnten. Ich repariere PWM Endstufe nicht mehr bis kaum noch - weil die Konstruktion teilweise schon in der Entwicklung das Prototypenstadium nicht vernünftg verlassen hat. Wenn man dann den SMD Haufen instandgesetzt hat, und das Ding nach 5 Stunden Betriebsdauer wieder auf der Werkbank landet (weil eventuell die Deadtime eine Nanosekunde lang nicht gepasst hat), verliert man den Spaß an diesen Schaltungen. Es gibt Außnahmen die wirklich super laufen (Pascal, BangOlufsen) - aber viele andere nicht wirklich (dauerhaft) gut.
Viel Text, vielleicht auch ein bissel kreuz und quer - aber wenn es zur Unterhaltung beitragen kann freut es mich.