liebe bühnenbauer, veranstalter, verleiher, planer und alle die es sonst noch betrifft
nach den ersten festivals dieser saison, die nun hinter uns liegen, ist es mir ein dringendes bedürfnis hier mal etwas loszuwerden, damit ich vielleicht den rest der saison mein nervenkostüm etwas schonen kann. alles was ich nun in der folge schildere, sind leider keine einzelfälle, sonder in dieser und der vergangenen spielzeit mehrfach aufgetretene situationen. dabei handelt es sich um festivals mit verschiedenen bands, unter anderem auch einer nicht ganz unbekannten rock und popband aus hannover. die, die mich kennen, wissen um wen es sich handelt. ich habe das gefühl, dass die geschilderten probleme mit der zeit immer schlimmer werden. darum dieser aufruf mal über ein paar sachen nachzudenken.
punkt 1:
wir planen ein festival:
man hat sich entschieden ein festival durchzuführen, hat sich bands ausgesucht und einen plan gemacht. so was passiert doch nicht in zwei wochen. warum man oftmals eine woche vorher noch keinen verbindlichen zeitplan bekommen (oder zumindest eine ahnung, wie es funktionieren soll. ich rede hier nicht von details wie 10 minuten mehr oder weniger). von den meisten bands gibt es bühnenanweisungen. meine ist recht umfangreich. darin steht unter anderem, mit was für einem auto wir kommen, wie lange wir brauchen für aufbau und soundcheck, wann diese zeiten sein können, wie lange wir vor der show brauchen um spielfertig zu sein, was wir an rollrisern brauchen, etc., etc., etc. (auch steht darin, dass wir gerne kaffee trinken, wenn wir früh morgens dran sind mit aufbau, dass wir 4 helfer brauchen und so weiter. scheint auch schwer zu sein). diese bühnenanweisung wird zeitig verschickt. also sollte es doch möglich sein, einen entsprechenden zeitplan zu entwickeln, den man dann in telefonaten verfeinern kann. oder muss ich noch eine gebrauchsanweisung für die bühnenanweisung verfassen, aus der hervorgeht, dass der technische teil bitte an die technikfirma, der cateringteil an die cateringfirma etc. weitergeleitet wird, und dass man sich bitte an diese anweisung hält. das spielchen: haben wir nicht! – brauchen wir aber! geht mir echt auf den keks. so eine anweisung hat schon einen sinn!
der härteste fall war vor zwei jahren ein festival mit ca. 8-10 bands pro tag. geplante umbaupausen (bei einer bühne!) – null! delay am ende eines jeden tages: ca. 3 std. folge für die letzte band, die ca. um halb drei auf die bühne ging – keine zuschauer mehr da. auf diesem festival war ich zum glück nur foh betreuer, genervt hat es trotzdem. Aber da frag ich mich, wie blöde kann man sein, so was zu planen???
und weiter geht’s mit der planung der bühne. wir haben mehrere bands! Gut. diese bands haben equipment mit dem sie spielen! auch gut. dieses equipment muss auf die bühne rauf und wieder runter! problem! bei mittelmäßigen bühnen kommt es schon mal vor, das die plane/gaze eine art tür hat. alles was nicht einmal das hat, verdient den begriff bühne einfach nicht. an dieser „tür“ steht eine wackelige treppe von einem meter breite. da soll dann ein haufen equipment rauf und runter, sachen wollen vorbereitet werden, die band die fertig ist muss zusammenpacken und so weiter – geht’s noch?
was ist sooo schwer daran, ein paar podeste mehr aufzustellen und ein vernünftiges ladedock und nebenbereiche zu bauen. ein dach ist auch hier kein luxus. warum muss dimmer city, pa amping und all so ein zeugs auf der spielfläche rumstehen. in der regel gibt es aufbautage und genug zeit, sachen so zu installieren, dass sie nicht im weg stehen und trotzdem gut zu bedienen sind. ist halt manchmal nicht der einfachste weg, kommt aber zumindest bei mir gut an, wenn die bühne nicht aussieht wie ein musikladen.
die meisten sachen und probleme sind mit ein wenig gehirnanstrengung im vorfeld zu vermeiden. warum muss ich mich dann am tage der show immer so aufregen über generelle sachen?
punkt 2:
wir bauen eine bühne!
es handelt sich in den seltendsten fällen um befestigtes gelände. nehmen wir an es ist eine wiese, kein acker, aber eben rasen. es ist bekannt, dass es in unseren breitengraden öfter mal regnet. wie kann man ernsthaft auf den gedanken kommen, bütec-platten mit variobeinen einfach so auf eben diesen rasen zu stellen, ohne bretter oder ähnliches material unterzufüttern? es regnet natürlich und am ende des ersten tages versinkt die hälfte der bühne in der wiese. geht’s hier schon los mit „geiz ist geil“ oder „billich will ich“? oder muss ich euch ernsthaft blödheit unterstellen?
nächster punkt das dach: wir gehen mal davon aus, das wenigstens ein baubuch vorhanden ist. in den meisten fällen handelt es sich um eine groundsupport bühne von ca. 10 x 12m. (das hierbei die forderung nach sidewings für backlinerplatze, monitorplatz, change over area etc. total ignoriert wird lasse ich hier mal weg, unter anderem auch ein grund dafür, dass sich mein monitorplatz mitten auf der bühne befindet). in das dach kann man dann noch vielleicht 500 kg verteilte last einbringen. für die bestellte lichtanlage natürlich zuwenig. egal, lösung gefunden. dann besteht die verplanung aber aus lkw planen, die dort irgendwie festgezumpelt sind, überall löcher und in den übergängen zu den seiten wieder große spalten. es regnet wieder und diesesmal halt überall rein. großes getöse weil alle sind genervt, weil sie zu nichts anderem mehr kommen, als wasser zu bekämpfen.
ist es wirklich so schwer planen zu machen, die vielleicht an der seite etwas überhängen um die übergänge dicht zu machen? oder ist das wieder eine geldfrage seinen job vernünftig zu machen? ich habe mal einen bühne gesehen, da war im giebel z.b. eine gaze eingenäht um windlasten zu entschärfen, die übergänge waren mit klett versehen, und die obere plane hing jeweils ca. einen halben meter über die nächste, usw. es regnete wie blöde. und: alles prima.
punkt 3:
wir buchen eine technikfirma.
klar kann jeder depp meine bühnenanweisung erfüllen, wenn er sich die geräte in ganz deutschland zusammensucht, in racks schraubt und sagt alles da. das ist aber noch lange keine garantie dafür, das die sachen auch spielen. zu einer ansammlung von geräten gehört auch eine logistik und vor allem kompetentes personal! und da ist die situation in deutschland in den letzten jahren wirklich dramatisch geworden. ob das mit der neueinführung des berufes des veranstaltungstechnikers oder mit der zunehmenden verbreitung von hobbykistenschleppern zusammenhängt will ich hier nicht diskutieren. was man hier inzwischen angeboten bekommt ist echt die härte. nur ein beispiel: wie kann man auf die idee kommen, gestelltes und geflogenes system mit einem kontroller zu betreiben? – veto! ok die sache wird geändert. verschiedene ausgänge – gestelltes system wird verzögert, damit aber auch die hälfte der bässe, die aber leider alle auf einem haufen stehen. ergebnis – natürlich herber bassverlust. am ende auch das behoben. folge - verlorene zeit: eine halbe stunde und eine geschwollene halsschlagader beim foh man. hätte man auch vorher drauf kommen können – wenn man sich auskennt.
anderes festival: aufgrund einer desolaten vorstellung vor zwei jahren beim gleichen festival gebe ich bei meiner vorbereitung per mail zu bedenken, dass man sich bitte über kabellogistik ein wenig gedanken macht. ich bekomme als antwort: die verkabelung wird in diesem jahr einem absolut professionellen stadard entsprechen. ich habe hoffnung. unter dem begriff „absolut professionell verbirgt sich unter anderem eine backlinestromringleitung aus haushaltsdreierdosen und wackeleimer die da stehen wo das dmx kabel zuende ist und nicht da wo der plan sie vorsieht. dazu noch einige andere vorfälle. wenn ich schreibe ich benötige einen cee 32 a anschluss ungefähr in der mitte der bühne erübrigt sich doch die frage ob ich vielleicht 20 m kabel selber mitführe, oder? der eigentlich versprochene rollrisereinsatz wäre an den punkten kabelführung, fehlende parkmöglichkeit für riser und letztendlich an fehlenden rollrisern gescheitert. also bleibt unsere backline stehen und alle anderen müssen davor spielen. das sieht erstens nicht gut aus und es ist entsprechend wenig platz für die anderen bands. toller fisch!
anderes beispiel für mangelnde logistik: ein festival in hamburg. den ganzen tag programm. vormittags soundchecks etc., ab ca. 15:00 uhr volles programm. bühne ok, sogar ladedock vorhanden. mehrere rollriser. soweit so gut. aber: nur eine bühnenunterverteilung an der man die plugboxen wechseln kann, ansonsten nichts zum freien patchen, wilde kabelführung über die bühne und bühnenleute mit null durchblick und plan. wenn nicht ein gewisser weltsuperstar herr nielsen früher aufgehört hätte als geplant, hätten die hooters nicht pünktlich anfangen können, weil keiner nichts wusste. und dabei sind die hooters nicht wirklich kompliziert. da es eine festgelegte veranstaltungsendzeit gab (curfew) hätte es an dieser stelle für die letzte band echt eng werden können. wenn schon die doch relativ große und bekannte firma aus hamburg die mit a anfängt solche leistungen abliefert, dann bekomme ich angst. immerhin statten sie einen teil der olympischen spiele in athen aus.
und zum thema pa auch noch einiges: wir haben im laufe der jahre schon einiges angeboten bekommen. und wenn unser foh mann und ich sagen, dass 6 arcs oder d-vdosc oder was auch immer es für neue wunderpasysteme gibt, für 5000 leute nicht reichen, dann kann man uns das ruhig glauben. klar kommt da am ende was raus aber das ist dann doch meilenweit von dem entfernt was wir eigentlich abliefern wollen.
und warum lasst ihr eigentlich zu, das eure meistens doch teuren systeme immer in den regen gestellt werden? pa-wings scheinen inzwischen echt aus der mode gekommen zu sein.
und warum nerven stagemanager immer den ganzen tag rum, sind aber nie da wenn man sie wirklich braucht?
fazit:
-groundsupportbühnen sind vielleicht für stadtfeste mit holzschuhtanzvorführungen geeignet, für festivals mit mehr als einer band auf keinen fall.
-macht euch gedanken und fragt leute die sich damit auskennen.
-billig ist nicht alles. bis jetzt ist alles noch gut gegangen und man biegt alles schon hin. aber: es wird der tag kommen, an dem jemand nicht spielt oder ein festival ganz ausfällt weil es einfach nicht mehr geht. und dann ist das geschrei groß.
dieses entstand auf einer zugfahrt zum nächsten festival, in der hoffnung, das es dort einigermassen nett ist.
vielleicht denken ja einige verantwortliche mal nach, und vielleicht lassen sich andere kollegen mal aus, wie so ihre erfahrungen sind. Vielleicht bin ich ja auch eine mimose?
Bis später
oli