Wie wird eingerauscht

  • Zunächst einmal stelle man fest, ab welcher Frequenz der Analyser denn stabile Messwerte bringt. Geräte, die aus Bauteilrauschen ein Rosa Rauschen filtern, arbeiten manchmal erst ab 500 Hz hinreichend stabil. Einfach mal ein Kabel durchmessen, dann sieht man, was das Meßsystem taugt.


    Grundsätzlich ist das Ziel ein lineares Ergebnis. Allerdings sollte man mittels EQ einer PA nichts abverlangen, was diese nun mal nicht kann. Wenn unter 60 Hz die Bässe abfallen, dann hebt man die nicht an, sondern lässt das. Dasselbe gilt am anderen Ende des Übertragungsbereichs.


    Von einem 10dB-Peak im Bass halte ich nichts. Wenn "es drücken" soll, dann drehe ich bei den betreffenden Kanälen die Bässe mit der Klangreglung rein. Mache ich das schon mit dem EQ, dann hebe ich alles an, auch das Rumpeln auf den Backing-Vox, wenn einer gegen das Stativ rennnt.

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • Anmerkungen zum Einrauschen:


    Bei Messungen mit Rauschen werden i.d.R auch Reflexionen in die Messung mit einbezogen.
    Dies führt bei einigen Frequenzen zu Überhöhungen - bei anderen dagegen zu Einbrüchen.
    Je nach Mikrofonposition (unterschiedliche Abstände von Seitenwänden, Decke etc.) werden unterschiedliche Frequenzverläufe gemessen. Eine Mittelung über einen größeren Zeitraum ergibt dann sowas wie einen Energiefrequenzgang (wobei auch Anregungen des Raumes, Resonanzen etc. mit in die "Messung" einfließen).


    Die Übertragungsqualität einer Anlage hängt wesentlich vom Direktschall ab (Für Theoretiker: Das Gesetz der ersten Wellenfront !).
    Hierzu ein Beispiel: eine erstklassige Geige klingt im Wohnzimmer genauso erstklassig wie in einer Schulaula, weil der Direktschall entscheidend ist (und das Gehör früher erreicht !!!).
    Eine billige Wanderklapfe klingt dagegen in keiner Umgebung toll.


    Ein Lautsprechersystem, welches über einige Oktaven (innerhalb eines halbwegs konstantem Abstrahlwinkels) einen gleichmässigen Amplituden und Phasenverlauf hat, klingt in fast jedem Raum optimal.
    Es brauchen dann höchstens Resonanzen (z.B. durch eine bei bestimmten Frequenzen schwingende Holzbühne) leicht (!!!) ausgeglichen werden.


    Einige Anmerkungen der Sound Klinik

  • ...und genau diese Systeme verlangen nach Entwicklung und Abstimmung - daher "müssen" sie fast teuer sein.
    :smile:
    mfg
    willi2

    Gruß
    willi2
    ... lass mal das mit der richtigen LS Auswahl, Physik brauch mer nimmer, regelt alles unsere Wunderelektronik

  • tja, das sind aber auch einige der gründe, warum billige PA´s nie richtig gut klingen werden...
    vor allem ein gelungenes abstrahlverhalten ist leider nicht für kleines geld zu haben. und wenn dann schon so viel entwicklungsarbeit drinsteckt, kann man auch gleich besser klingende treiber nehmen... sonst ist die ganze arbeit nur die hälfte wert.
    ich bin auch so ein "flat"-techniker, vor allem auf open airs ist der master eq bei mir meist "bypass" geschaltet.
    ein eq ist meiner ansicht nach nur dafür da, eventuelle probleme (wie z.b. resonanzen oder feedbacks) etwas besser in den griff zu bekommen. wenn man aber an einer pa grundsätzlich am eq schrauben muss, dann ist was faul...
    den gewünschten "klang" stellt man dann am kanal-eq ein.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang


  • hallo wolfgang,
    bin da ganz bei dir - wobei die beachtung der herrn fletcher / munson in den meisten fällen richtig ist, nur bei live muss man mit der anhebung im bassbereich vorsichtig sein. im konservenbereich stehen viele leute einfach auf eine 9db anhebung so bei 80hz, was soll´s, mir gefällt es meist nicht aber der kunde ist könig - und der bezahlt uns nunmal.
    :roll: :roll:
    gruß
    willi

    Gruß
    willi2
    ... lass mal das mit der richtigen LS Auswahl, Physik brauch mer nimmer, regelt alles unsere Wunderelektronik

  • Habt Ihr eigentlich schon einmal das AES Blatt von Swen Müller gelesen. War auch in der Prodo Partner über das Problem mit dem Einrauschen ?


    Habe vor kurzem auf dem Kölner Shakira Konzert die möglichkeit gehabt das I 4 von Audio rent mit Cubby Colby zu rauschen. Der legt das Rauschen von Smart auf das System und hört dann wie der Cluster klingt. Hatten auch ein Problem mit einem Cluster was an Phasen Schweinerein in einem Defekten Ampwagen lag.


    Die gucken zwar auf auf smart aber die hören mehr auf das Gesamte Rauschen und beurteilen dann.


    Teile der Crew fanden das dann auch recht nervig den mit dem Fehler braucht man schon mal ein paar Minuten länger.


    Da finde ich Monkey Forest Sweeps dann auch irgendwie angenehmer.


    Was ich nochmal sehen will ist wie das Meyer System funzt.


  • Wir benutzen - wenn wir mit unserem Material (wir sind eine Liveband ...) unterwegs sind - nie einen Master-EQ für unsere Systeme. Nachdem ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Subs und den Tops eingestellt ist, laufen höchstens noch Korrekturen am Mixer (der auf der Bühne steht !). Und: Bei guten Gesangsmikrofonen (z.B. Neuman KMS oder Beyer MCE-81) braucht am Mixer praktisch nichts korrigiert werden (linear - vielleicht mal bei erkälteten Sängern/-innen um 2,5 k leicht absenken ...).


    Vor 2 Jahren mußte wir mit einer "anderen" Anlage arbeiten (mit diesen Plastikdosen aus den USA ...) - da war das Mixen schon eine nervige Sache.


    http://www.atlantic-showband.de

  • Hallo.


    Was soll bitte daran schlecht sein, den Master EQ zu nutzen? Wenn wir mal von Playback ausgehen, bleibt ja gar nix anderes übrig. Eventuell wollt Ihr die EQ "Schweinereien" nur nicht so präsent für jeden sichtbar machen? Die Verbiegung lässt sich ja am FOHtisch besser verbergen. :wink:


    Nee, im Ernst mir ist das Egal. Ich sag nur PS15 Controller. (Da müsste man fast zwei EQ´s hintereinander Schalten, um solche Eistellungen realisieren zu können.


    Ich nutz meinen EQ, und habe mir nix vorzuwerfen. (More Bass for happier people.)
    Wenn ich Musik hören will, tu ich das zuhause. Auf Tour werden die Leute bedient.

    Nichts ist auch mal ganz erfrischend.

  • Hi,


    andere Frage zum Einrauschen... Bei welchem Pegel sollte das denn geschehen?
    Nachdem unser lieber Ex-Mischer (zugegebenerweise ein Depp dem auch mal die CLIP-LED am Effektgerät egal war) meinte, den neuen Behringer-Ultracurve probieren zu müssen (ich muß jetzt einmessen obwohl ich kein Messmikrofon hab sondern ausschließlich SM58....) und dabei halbe Ewigkeiten das rauschen mit vollem Pegel laufen lassen hat, und nach diesem Tag die Boxen hin waren (ein MT druchgebrannt, ein TT zerrt), schoben wir das u.A. darauf.
    Jemand anderst sagte mir aber, z.B. die Raumakustik sei auch Pegelabhängig und so sollte man das möglichst ungefähr bei dem Pegel machen den man dann mit Musik auch fährt?


    Wie haltet ihr das? Und können LS durch Rauschen in Vollast schaden bekommen?


    Schönen Gruß
    Didi

  • mhm, könnte es sein, das der UC hinter dem Mischer hing und nicht im Insert? Dann hast du nämlich beim Einrauschen kaum Kontrolle über den Pegel und wenn im Setup vom UC 0dB steht kanns schon ziemlich laut werden... (Zur Verdeutlichung: der Master am Pult stand auf -30dB [danach hats gezerrt] und der UC machte halt 0db...)


    Ansonsten ist Pink Noise ein rel. musikähnliches Signal (was die Energieverteilung betrifft), beim richtigen Pegel sollten das die Speaker schon können...
    Kann der UC auch White Noise? Da wirds für die Hochtöner dann schon gefährlicher...

    Die Wahrscheinlichkeit des Geschehens steht im umgekehrten Verhältnis zum Wunsch. (Murphy)

  • Zitat von "Tobias"

    mhm, könnte es sein, das der UC hinter dem Mischer hing und nicht im Insert?


    Ja war so und ist bisher auch noch so. Werden wir aber wohl ändern da Insert eben sinnvoller ist.
    Allerdings kann ich ja auch die Stufen so einregeln, daß ich mit dem Mischer weiter auffahren kann. Darüber gibts irgendwo hier im Forum auch nen Thread.


    Seit kurzem haben wir nen Messmikrofon, als ich das bisher einmal gemacht habe hab ich die Stufe massiv runtergedreht - musste kaum aufdrehen, daß es gut hörbar durchkam.


    Zitat

    Ansonsten ist Pink Noise ein rel. musikähnliches Signal (was die Energieverteilung betrifft), beim richtigen Pegel sollten das die Speaker schon können...
    Kann der UC auch White Noise? Da wirds für die Hochtöner dann schon gefährlicher...


    Ja kann auch White Noise. Nehm ich aber üblicherweise nicht, was unser vollprofi damals alles gemacht hat kann ich nicht mehr nachvollziehen. Netterweise haben aber beide Hochtöner wie gesagt nix abbekommen....


    Okay gut zu wissen daß es normal nix tun sollte. Trotzdem Frage: Macht es Sinn zum einrauschen den Pegel zurückzunehmen (und seis wegen Lärmbelästigung, vorausgesetzt es ist sonst ruhig, daß das Messergebniss nicht beeinflusst wird), oder sieht's bei mehr Pegel dann tatsächlich anderst aus?


    Schönen Gruß
    Didi


  • Hallo Didi,


    grundsätzlich ist der Pegel - was den Amplitudenverlauf angeht - uninteressant. Du solltest allerdings wenigstens so laut einstellen, daß die Geräusche der Kühlanlage vom Biertresen Dir nicht die Messung versauen.


    Zum Raum: Sicher kann der Raum - ab einer bestimmten Lautstärke - angeregt werden. Aber: Wenn Holzpanelen klappern oder Biergläser in den Schränken klirren usw. kannst Du das wohl nicht mit einem EQ beseitigen.


    Mikrofon: Bitte nicht mit einem dynamischen Nierenmikro messen !
    Richtig wäre ein freifeldentzerrtes Kugelmikrofon (... es muß nicht immer Bruel & Kjaer sein - ein Elektret ist auch o.k. - wenn es vernünftig gefertigt ist). Das MBC 550 von MB ist wirklich gut für sowas geeignet.
    Diffusfeldentzerrte Kugelmikrofone (für Musikaufnahmen) sind auch nicht geeignet.


    Rauschen: Weisses Rauschen ist bei hohen Lautstärken nicht so gut, weil zuviel Energie in die Hörner (und Hochtöner - falls vorhanden) geht.
    Rosa Rauschen ist gefiltert und fällt in der Amplitude mit steigender Frequenz ab - allerdings muß der Messplatz oder Analyzer dafür ausgelegt sein (Frequenzkomensation), sonst misst man Unsinn.


    Viele Grüsse von der
    Sound-Klinik

  • Zitat von "Sound-Klinik"

    Zum Raum: Sicher kann der Raum - ab einer bestimmten Lautstärke - angeregt werden. Aber: Wenn Holzpanelen klappern oder Biergläser in den Schränken klirren usw. kannst Du das wohl nicht mit einem EQ beseitigen.


    Aber gerade dann, wenn man mit einem parametrischen EQ arbeitet, könnte man an dieser Stelle ein Notch-Filter setzen.

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • Zitat von "ADMIN"

    Aber gerade dann, wenn man mit einem parametrischen EQ arbeitet, könnte man an dieser Stelle ein Notch-Filter setzen.



    Ich gebe Dir recht, wenn die Anregung wirklich nur durch eine Frequenz verursacht wird. Durch eine (vorsichtige) Absenkung kann man etwas Headroom gewinnen, ehe es klappert. Wenn jedoch eine Anregung auch durch benachbarte Frequenzen oder insgesamt breitbandig verursacht wird (z.B. Schrank mit Gläser ...), dann hat man wohl eher schlechte Karten.


    Wo es gut funktioniert (das mit dem Nochtfilter ...) sind Holzbühnen im Zelt - oft hilft hier aber auch (falls möglich ...) eine bessere Plazierung der Lautsprechersysteme.


    Viele Grüsse

  • Hi,


    habe auch noch ein paar Anmerkungen:


    1. Bei rosas Rauschen braucht eine normaler RTA keine Kompensation
    2. Einrauschen funktioniert eigentlich nicht richtig, sobald Reflexionen oder andere Effekte zum tragen kommen. Zum Einmessen einer PA o.ä. sollte immer ein Impulsbasiertes System zum Einsatz kommen, damit auch der zeitliche Verlauf berücksichtigt wird.
    3. Die Lautstärke sollte so sein, dass noch kein dynamischer Eingriff (Limiter oder Speakerkompression) auftritt, nach unten ist es durch die Störgeräusche begrenzt.
    4. SIM ist im Prinzip wie Smaart, aber mit vielen kleinen genialen 'extras' für die Praxis, und halt ein komplettes System mit Preamp etc.


    Tomy

    SIM II Operator and Dante Level I-II-III (alles sogar zweimal :)
    Jugendschwimmabzeichen, Rettungsschwimmabzeichen in Bronze
    Meine kommerziellen Softwareprodukte SATlive und LevelCheck

  • Einrauschen - Impulsmessverfahren


    Ich selbst arbeite bei raumakustischen Messungen mit einem MLSSA. Der Vorteil ist, daß man den Direktschall (ist klangbestimmend - Gesetz der ersten Wellenfront ...) sehr gut von Reflektionen trennen kann und aussagekräftigere Messungen bekommt.


    Bei Mucken messe ich i.d.R. gar nicht, weil ich nur mit LS-Systemen arbeite, die sehr flat abgestimmt sind.
    Mit dem richtigen Richtverhalten (Lautsprecherauswahl !) komme ich auch in halligen Umgebungen gut zurecht.


    Ein System mit Rauschen auf Raumeinflüsse abzugleichen, ist immer problematisch, weil man damit auch den Direktschall verändert.


    Auf einem anderem Brett hatte ich schon mal darauf hingewiesen, daß eine hochwertige Konzertgitarre in einem Konzertsaal und auch in einem Wohnzimmer hervorragend klingt (weil der Direktschall klangbestimmend ist !) - eine billige Wanderklampfe dagegen klingt in keiner Umgebung "gut".


    Ich habe den Eindruck, daß viele Soundleute nur "Einrauschen", um Schwächen ihrer LS-Systeme auszugleichen. In Zelten und pflegeleichten Saalbetrieben ist sowas mit korrekt abgestimmten LS-Systemen m.E. nicht notwendig.


    Viele Grüsse

  • Hi - lese schon einige Zeit in diesem Forum, und melde mich nun auch mal.


    Mache jetzt auch schon seit 20 Jahren Live und habe anfangs auch mit Einmessen gearbeitet. Aber seit längerer Zeit mache ich das nicht mehr. Ich finde es einfach eine Zeitverschwendung. Denn sobald der Saal voll ist, ändert sich alles. Zudem wird durch zuviele Eingriffe am Master EQ nur der Phasengang verschlechtert. Der akustische Output, oder wie mein Freund Thomas sagt " der maximal verwertbare Schalldruck", wird durch die ganzen Eingriffe nur verringert. Ich habe auch schon lange keine PA mehr in den Fingern gehabt, die man so verbiegen muss. Jede Anlage hat ihre Stärken, und die muss man finden. Dann klappts auch mit em Sound.....:)


    Auf ein freudige Frequenzgespräche,
    racefan