Fronttruss stürzte ins Publikum

  • Am 25.05.2005 ereignete sich in Lüdenscheid bei einem Schützenfest ein schwerer Unfall.
    Die VA, welche über mehrere Tage geht, fand in einem Zelt statt, das für gut 1500-2000 Personen ausgelegt war. Als Topact des Abends sollte Nicole mit Band auftreten.
    Technische Ausstattung:
    Fronttruss 12m FD34 auf 2x VMB-Lift TE 074 Pro, 2x MH250 Spot, 2x 4-lite-Blinder, 2x 1kW Stufe und 1x ACL Set PAR64.


    Auf der Bühne diverse Trussen 1,5m-2,0m auf 1x1m Bodenplatten, mit MH`s oder ACL´s.
    Die VMB´s standen neben der Bühne, die Ausleger reichten ca. 60cm in den Publikumsbereich hinein, wurden aber bei der Begehung zu Beginn der VA von den Verantwortlichen (Feuerwehr, Veranstalter) abgesegnet.
    Zur Sicherheit wurden die Ausleger mit reflektierendem Warnband markiert.


    Die Fronttruss wurde auf ca. 4,5m Höhe gebracht.
    PA wurde neben der Bühne auf Bütecs gestackt.
    Direkt zu Beginn des Konzertes von Nicole stürmten die Massen in Richtung Bühne, zu diesem Zeitpunkt war das Zelt sehr sehr gut besucht.


    In diesem Augenblick hatten Unbekannte die Ausleger, welche nach vorne reichten einfach entfernt, da diese wohl als störend empfunden wurden. Laut Aussage des Einsatzleiters der Polizei kann dies wohl zeitversetzt geschehen sein. Weder von der Bühne, noch von der FOH konnte dieser Bereich eingesehen werden, da sich die Menschenmasse dicht vor die Bühne drängte.
    Zu diesem Zeitpunkt kippten dann die beiden VMB-Lifte mit der Frontruss ins Publikum.
    Nach ersten widersprüchlichen Aussagen stellte sich dann später heraus, das es Gott sei Dank „nur“4 Leichtverletzte gab.
    Die Lifte wurden durch die hinteren Ausleger, welche sich noch am PA-Podest verhakten leicht gebremst. Die PA-Riser blieben aber stehen.
    Wäre abzusehen gewesen, welche Menschenmassen das Event besuchen, hätte der Veranstalter mit großer Wahrscheinlichkeit Absperrgitter aufgestellt.
    Die sofort eingeleitete Untersuchung der Polizei ergab, das Unbekannte die Ausleger entfernt hatten, die Ermittlungen dauern aber noch an, da Zeugen gesucht werden, die etwas gesehen haben könnten.
    Angesichts des leichten Gefälles kann ausgeschlossen werden, das die Ausleger vergessen worden sind, da die Konstruktion dann sofort umgekippt wäre.
    Unserer Ansicht nach sieht das schon fast nach Sabotage aus……….
    Merkwürdiger Weise meldete sich ein Mann 3x vergeblich bei dem anwesenden Kamerateam, um in seinem Interview darzustellen, das die nach vorne ausgerichteten Ausleger ein Sicherheitsrisiko darstellen…….
    Nach eingehender Überprüfung unseres Materials ( jede Kanne einzeln gesichert, alles mit TÜV, geerdet…usw) konnten die Untersuchenden und das Kamerateam sich von dem hohem Sicherheitsstandart, den wir seit Jahren praktizieren, überzeugen.
    Leider wird in diesen Bestimmungen BGV C1 aber der Faktor „Angetrunkener, dummer und gefährlicher Zuschauer“ nicht berücksichtigt.
    Wir lernen also aus diesem tragischen Unfall: Niemals auf fremde Sicherheitskräfte verlassen, da diese unser technisches Gewerk nicht kennen und einschätzen können; eigene Mitarbeiter an die Bühnenkante stellen und mit allem rechnen.
    Unsere besten Genesungswünsche gelten den Verletzen.
    Auch sei hier erwähnt, das sowohl Feuerwehr, Rettungsdienst als auch die Polizei einen sehr guten Job gemacht haben. Kurze Reaktionszeiten und sicheres Krisenmanagment haben einen positiven Eindruck hinterlassen und schlimmeres verhindert.


    MediaArt Showtechnik
    Witten

    peter birkholz

    pb-showtechnik.de

    Einmal editiert, zuletzt von Teddytaste ()

  • alles sehr schrecklich und glück das nicht mehr zu schaden gekommen sind.


    Was ich nicht verstehe ist das man eine Stütze unter Last ziehen kann ???


    Wenn das VMB wirklich richtig aufgestellt ist und Last drauf drück ist es eigenlich nur mit viel Kraftaufwand möglich diese zu ziehn bzw unmöglich.


    Ich vermute das durch die geneigte ebende schon zu wenig druck auf die Stütze war . Ewt hatt auch die Fuß nicht ausgereicht die Stütze hochzudrücken?


    Ich werde das geich mal in der Firma testen

  • Zitat von "marcoboy"

    Was ich nicht verstehe ist das man eine Stütze unter Last ziehen kann ???


    Wenn der Ausleger 60 cm in den Publikumsbereich rein ragt, dann steht der Lift auch noch in Reichweite des Armes. Zwei Besucher, die sich über die Ausleger aufregen (Stolperfalle), einer drückt den Lift etwas nach hinten, der andere zieht den Fuß, ist in wenigen Sekunden erledigt...




    Ich stelle mir eher die Frage, wie man so einen Ausleger im Publikumsbereich lassen kann, bei angetrunkenen Personen ist ein Reflektionsband ja schön, muss aber nicht unbedingt seine Wirkung tun. Alternative hätte beispielsweise sein können (ich kenne jetzt die Gegebenheiten in dem Zelt nicht), dass man ein Podest davorstellt, darauf beisielsweise die PA.




    Und es zeigt sich mal wieder, dass man gar nicht paranoid genug sein kann, wenn man für die Sicherheit des Publikums zuständig ist.

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • Oh mey, oh mey ...
    Ich stelle mir das gerade bildlich vor :shock: Wenn ich jetzt höre, daß es nur ein paar leicht Verletzte gab, gab es hier Glück im Unglück. Bei sowas spielt Materialschaden gar keine Rolle mehr. Es gibt da Wichtigeres.


    @ Teddytaste
    Dieser Fall wird sicher lange noch nicht abgeschlossen sein, denn Erfahrung auf anderen Gebieten läßt jetzt schon erkennen, daß den Rechtsanwälten der verletzten Personen sicher noch gehörig was einfallen wird. Und sowohl die Betriebshaftpflicht als auch die Veranstalterhaftpflicht werden sich da noch mächtig kloppen, wer sich den Vorzug erkämpft "bezahlen zu dürfen" ...
    Schön wäre es, wenn Du weiter berichtest.


    Gerald1

  • Zitat

    Angesichts des leichten Gefälles kann ausgeschlossen werden, das die Ausleger vergessen worden sind


    Dies ist ein offizielles Forum, jeder kann lesen. Meine Worte hier samt das markierte vom Teddytaste von einem Admin bitte löschen! Dies ist juristisch etwas unklug formuliert und könnte noch gegen die Firma ausgelegt werden, wenn's die falschen lesen.
    Gerald1

  • Zitat von "Gerald1"


    Dies ist ein offizielles Forum, jeder kann lesen. Meine Worte hier samt das markierte vom Teddytaste von einem Admin bitte löschen! Dies ist juristisch etwas unklug formuliert und könnte noch gegen die Firma ausgelegt werden, wenn's die falschen lesen.
    Gerald1


    Auch ich stelle alles und jeden in Frage, auch meine Mitarbeiter, und bin selbst in der Nacht noch angereist und habe mir vor Ort einen Überblick verschafft. Definitiv war das nicht möglich die Ausleger zu vergessen, wären sofort gekippt. Podest davor war nicht mehr möglich, Fronttruss hing schon 1m in der Bühne. Fotos und Details werden die Tage kommen.
    Ich wünsche keinem von Euch einen solchen Anruf in der Nacht.

    peter birkholz

    pb-showtechnik.de

  • @ Teddytaste
    Deinen dicken Hals kann ich mir vorstellen. Da Du ja derjenige sein wirst, der das irgendwie aus- und hinbügeln muß. In dem zittierten Satz steht "kann" als Verb. Das ist so, als läßt es auch eine andere Möglichkeit offen. Das zerpflückt Dir der Lehrbub im 1. Semester ... Telefoniere mit Admin, daß das verschwindet samt meiner Zitate! Sonst macht Dir das Hintertüren zu.
    Die Ausleger waren dran. Schluß, aus.
    Gerald1

  • Mit völlig schwachsinnigen Handlungen von "Gästen" (bei solch einem Verhalten noch von einem "Gast" zu sprechen ist irgendwie pervers) muss man leider immer rechnen; das Schlimme daran: in den meisten Fällen können diese Personen dann nicht zur Rechenschaft gezogen werden, weil sie unerkannt entkommen.


    Mir hat mal ein Betrunkener (?) die Beine eines Lautsprecherstatives (normales K&M 3-Bein) unter einer 15/2er Box zusammengeklappt!
    Ich hatte die Box in einer Schützenhalle an einem Mauervorsprung an die Wand gestellt; die Füße ragten nur minimal in den Publikumsbereich.


    Das Dachgebälk beginnt in dieser Halle recht niedrig; etwa auf 2,20m. Damit die Box nicht permanent gegen einen dieser Balken schlägt und der Lack anscheuert wenn unten einer am Stativ wackelt habe ich die Box mit etwas Schnur an den Balken festgebunden; musste ja nichts halten.


    Als ich dann irgendwann im Lauf der Veranstaltung mal an der Box vorbeikam wunderte ich mich, dass sie leicht schräg stand => Stativ war zusammengeklappt und die Box baumelte an der Kordel am Balken.... :shock:


    Tom

  • Zitat von "Gerald1"

    Telefoniere mit Admin, daß das verschwindet samt meiner Zitate! Sonst macht Dir das Hintertüren zu.


    Wir haben gerade sehr ausführlich telefoniert, und es gibt nichts, was hier verschwinden muss, und es besteht nicht die Notwendigkeit irgendwelcher Hintertüren.





    Und ich bin sehr froh, dass hier endlich mal jemand von solchen Unfällen schreibt. Dauernd pasiert etwas, aber (fast) alles wird unter den Teppich gekehrt, anstatt ganz offensiv zu diskutieren, wie man es besser machen könnte:


    1.) Muss man solche Traversenlifte grundsätzlich mit Absperrgittern umgeheben? Wird das vom Veranstalter akzeptiert? (von "bezahlt" wollen wir gar nicht erst reden...)


    2.) Wie könnte man solche Sachen "sabotagesicher" machen? Vielleicht den Ring vom Splint mit Stahldraht nach unten, das mit der Zange festziehen, und darüber eine Lage Gaffa. Aber das ist so aufwendig beim Auf- und beim Abbau, setzt sich das durch?


    3.) So ähnlich wie beim Klau-Fix vom Anhänger: Metallvorrichtung, die alle Splinte abdeckt und die mit einem Vorhängeschloss fixiert wird?


    4.) Mit Seil nach hinten sichern, damit die Sache zumindest nicht in's Publikum fällt? Woran befestigen?

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • Bei mir in der Firma werden sie mit Vorhängeschlössern gesichert.


    Abspergitter kannste vergessen die nehmen zu viel Platz weg wollen auch die meisten Veranstalter nicht.


    Nach hinten fest machen wenn! es möglich is auf jeden Fall

  • xrult:


    Erzähl doch bitte mal, wie ihr die Sicherungsbolzen der TEs mit Vorhängeschlössern sichert - klingt dann nach Idiotensicherer Fixierung der Beine.


    Mir sind bisher nur die Methoden
    - Boden um die Füße herum mit Tigerente abkleben, dann ist der
    Gefahrenbereich zumindest markiert (bringt aber nix, wenn es voll wird)
    - Absperrhütchen auf der nächsten Baustelle "finden" und über das Ende des Auslegers postieren - wenn es voll ist, bringt das ebenfalls nix, und man muß öfters im Jahr für Nachschub sorgen...
    - Bierbank vor den Lift - dann lehnen sich die betrunkenen A-Löcher schlimmstenfalls auch noch gegen den Lift, bzw. halten sich daran fest, wenn sie vom Tisch zu fallen drohen...
    - versuchen vom Dekomann/Zeltbetreiber einen großen Blumenkübel je Seite so gestellt zu bekommen, dass erst mal niemand über den Ausleger fallen kann. Meiner Erfahrung nach noch die praktikabelste Lösung, zudem zumindest die meisten Bierzelte immer mit etwas Grün bestückt sind.
    - ansonsten die Bässe so vor das Stativ stellen, dass die Füße ebenfalls verdeckt werden. Dafür kleben die Teile dann erfahrungsgemäß ziemlich ekelhaft...

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  • Wir haben die sicherung von einen Metallbauer anfertigen lassen kann ganz einfach mit einen Schloss gesichert werden.


    Ich mach morgen ein Foto und stell es dann hier rein.

  • Zitat


    Wir haben gerade sehr ausführlich telefoniert, und es gibt nichts, was hier verschwinden muss, und es besteht nicht die Notwendigkeit irgendwelcher Hintertüren.


    OK.
    Sicherung:
    Da es ein Fronttruss gibt, gibt es auch ein Backtruss. Das Backtruss unterliegt nicht so dem Kundenzugang (Fans oder so). Dort spielen große und lange Füße (Ausleger) eher die geringere Rolle. Also Back- und Fronttruss z. B. nur mit einem Stück Trussing im Center verbinden. Schon könnte man sich die langen Füße (Ausleger) vorne sparen. Ein Safety zum Zeltdach ist auch möglich, aber ebend nicht ganz zulässig. Mit 4-Punk-Ground-Support geht man jedem Trödel aus dem Weg, ist aber in der Regel immer noch mal ein halber LKW.
    Gerald1

  • Erstmal :shock: hört sich ganz schön heftig an..


    Aber: Bei einer VA größe von 1500-2000 Pax muss man dem Veranstalter schonmal klar machen das da nicht zu sparen ist an der Sicherheit. 2000 Leute und keine Security ??? Was ist das für ein Veranstalter? Bei so einer größenordnung wäre mir die Sicherheit wichtiger.
    glück gehabt das da nicht mehr passiert ist! :shock: :?

  • Habe gleiches Problem in einem Festzelt in einigen Wochen, Ausleger der Lifte von der Fronttruss stehen im Publikumsbereich. Wir haben folgendes geplant: Wie bereits oben geschrieben bei den beiden nach vorne weisenden Auslegern wird jeweils ein großer und sehr schwerer Kübel mit Grünzeug hingestellt. Zusätzlich wird oben an der Truss links und rechts je eine Strecke 2-Punkt-Truss zur Backtruss gezogen und mit Couplern verbunden und zusätzlich noch mit Eckaussteifungen versehen. 2-Punkt-Truss nimmt nicht viel Platz beim Transport weg und ist schnell montiert. Ausserdem sieht das ganze optisch noch "nach mehr" aus.

  • :shock: :shock:
    Wie dumm können die verdammten Menschen denn noch werden? Habe ja mit Besoffenen schon einiges erlebt, aber das ist echt heftig.


    Ich "sichere" an der Fronttruss immer alle Teile die irgendjemand befingern könnte mit Kabelbindern und Gaffa - gegen jemanden der´s drauf anlegt hilft das zwar nicht, aber es ist schonmal ein Hindernis.


    Dann kommen wann immer es möglich ist über die Ausleger Podeste drüber...


    Ich höre jetzt zum ersten mal das eine "normale" Fronttruss umstürzt. kommt sowas öfter vor?

    Besitzer einer 10-kanaligen DMX-Kaffeemaschine mit stufenloser RGB-Farbmischung und Remote-Brühvorgangsauslösung.

  • der bericht von der zeitung mit den bunten bildern is ja mal wieder hervorragend. auf dem bild sehe ich irgendwie auch keine VMBs... komisch. und dass die "träger" offenbar (zum zeitpunkt des umfallens) nicht richtig befestigt waren haben sie mitbekommen, nur das warum fehlt. dafür ein bild mit buntem pfeil damit man sich vorstellen kann wie etwas umfällt. spitze.

  • Denke mal die haben einfach irgendein Bild genommen - das Bild hat überhaupt nichts mit der Beschreibung zu tun die ich hier gelesen habe...und 6PARs und ein bisserl ALU die umkippen hätten auch kaum gereicht um jemanden zu erschlagen...denke die haben einfach schnell was gebastelt.

    Besitzer einer 10-kanaligen DMX-Kaffeemaschine mit stufenloser RGB-Farbmischung und Remote-Brühvorgangsauslösung.