Musiker sind die besseren Monitormischer ?

  • Hallo! Hier mal ein kleiner Erfahrungsbericht mit Wunsch nach Meinungen. Allerdings möchte ich niemanden Provozieren. Also cool bleiben...


    Ich hab über die Jahre mit verschiedensten Mischern zu tun gehabt und speziell ist mir am Monitor-Platz was aufgefallen : Die Mischer, bei denen mein Monitor-Sound von Anfang an richtig geil war und mit dem Verlauf des Gigs immer geiler wurde, waren durch die Reihe Musiker, die sich das "Mischhandwerk" selbst beigebracht haben. Mittlerweile hab ich oft mit Stamm-Technikern zu tun, und die kennen mich schon sehr gut :lol: .
    Bei vielen anderen Mischern (nicht-Musikern) ist mir aufgefallen, dass die manchmal mischen, als wenn die von Musik eigentlich nicht wirklich Ahnung haben. Da sind die Keyboards brüllend laut (auf dem Drum-Monitor!) und die Gesänge verschwinden völlig etc. :roll: :evil: Zudem haben mir solche "Techniker" schon zwei Gehörstürze eingehandelt, da sie beharrlich vermieden haben, wärend des Gigs meine Handzeichen zu beachten :twisted: !!!
    Ich glaube, wenn man selbst mal Musik gemacht hat, dann weiß man einfach besser, was Musiker brauchen. (Zustimmung?)


    Wie ist das denn bei Euch (ich bin ja auch nur "Amateur" am Pult und ansonsten Profimusiker), seid Ihr auch selbst aktive Musiker und hilft Euch das?


    Gruß, Stefan :D

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    Selbstmord ist auch kein Aux-Weg!

  • Dito. Ebenfalls Zustimmung.


    Es macht halt Sinn, dass derjenige, der dazu hingestellt wird, eine musikalische Darbietung zu verstärken bzw. zu beschallen, egal ob FOH oder Monitor, ebenfalls von Musik Ahnung hat. Und das sind nun mal meistens selbst praktizierende Musiker. Sehe ich ja an mir selber, ich bin ja auch eher Musiker als Techniker (obwohl ich durchaus von Technik Ahnung habe und mich als Mischer für ziemlich fit halte). Dafür lasse ich halt die Finger von Licht und Rigging.

    We're on a mission from God. - Elwood Blues

  • ein nicht Farbenblinder Maler ist auch besser wie sein Farbenblinder Kollege.
    Wie soll es auch anders sein.
    Jetzt hat beim "normalen RnR" noch jeder so halbwegs im Ohr, wie es klingen soll.
    Bei Klassik ist das noch viel wichtiger.
    Ich habe hier schon Techniker erlebt, die überhaupt keine Ahnung haben wie einzelne Intrumente und ein ganzes Orchester klingen soll.


    Wie soll der dann einen vernünftigen Sound machen können.


    Ich würde mich selber nicht als Musiker bezeichnen, weiß aber wie was zu klingen hat.
    (ich bin dann die Ausnahme der Regel :D )

    Es grüßt der Stephan

  • Naja, da kann ich dir auf Anhieb so an die 15 nennen.
    Ich hab ja auch nie gesagt, dass ich keins spiele, nur das ich mich nicht als Musiker bezeichnen würde.
    Gelernt habe ich mal


    [kronologie Modus]


    Blockflöte, Klavier, Gitarre, Schlagzeug, Trompete.


    [/kronologie Modus]


    Aber alles nur max ein Jahr und das ist dann auch schon 25 Jahre her.
    Dementsprechend kann ich kein Intrument spielen.
    Und ich gehöre zu den Leuten, die es nicht probieren, wenn sie es nicht können.
    Diese Lebensart hat sich leider noch nicht bei allen Sängern durchgesetzt. :P

    Es grüßt der Stephan

  • interessant.
    dieses thema hatte ich vor jahren hier schon mal angesprochen, schon damals gab es große zustimmung von allen seiten.


    nicht das es nicht auch leute gibt die selber keine musik machen und trotzdem einen tollen sound machen können, aber die beobachtungen gehen wirklich dahin das es ein großer vorteil ist wenn man selber auch musik macht oder gemacht hat.
    man kann sich dann leichter reindenken ind die situation des musikers auf der bühne.
    vor allem weis man dann auch eher, wie ein monitor klingen sollte damit er gut funktioniert...


    andererseits sind die meisten tontechniker ehemalige oder praktizierende musiker. in sofern geht das schon in ordnung. 8)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • *Praktiker* sind meist die besseren Mischer, egal ob vorne oder am Monitor. Es gibt neben den oben beschriebenen Kollegen die ohne Rücksicht auf Verluste nach Schema F Monitor drehen leider auch das andere Extrem des "Bandtechnikers" mit langer Musikerkarriere der mit so simplen Dingen wie einem Kabelbruch, einer Brummschleife oder defekten Pultinserts (alles am bandeigenen Equipment!) völlig überfordert ist. Weder eine klassische musische noch eine technische Ausbildung allein bringen einem Fähigkeiten wie Übersicht auch unter Streß (Kommunikationsprobleme sind der häufigste Grund für schlechten Bühnensound), Nervenstärke ("erst Schadensbegrenzung, dann Verbesserung") und Improvisationstalent bei, die nun mal zu 80-90% über das Gelingen eines Gigs entscheiden. Da hilft schlicht nur üben, üben, üben (und ein guter Lehrer, aber wer nimmt sich denn heutzutage noch die Zeit dazu...) Wie es *auf* der Bühne zu klingen hat entscheiden schließlich immer noch die Musiker selbst, nur bei der Lautstärke behalte ich mir ein gewisses Mitspracherecht vor...

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Ja, in der Theorie ist das ja ganz nett, allerdings hört man an seinem Monitorplatz nie das gleiche wie der Musiker vorne an der Bühnenkante.


    Da bekommt man noch einen Haufen Direktschall mit.
    Da kann ich auf dem Cue Wedge den geilsten Mix machen (mal abgesehen das ich am Monitorplatz auch anderen Direktschall abbekomme) und vorne hört sich das Ganze ganz anders an.


    Und bei kleinen Changeover Zeiten ohne Soundcheck sieht es auch unschön aus wenn der Monitormann sich mal vorne neben den Sänger stellt.
    Da muss man zusehen das man die Sounds vernünftig dreht und schön auf Handzeichen achten.


    Ein Monitormann muss vor allem schnell und aufmerksam sein.


    Das ist alles aus reiner Praxis gesprochen, schon viele durchaus auch bekanntere Bands haben meinen Monitorsound gelobt.


    Ich halte dieses "Musiker sind die besseren Monitormänner" nur für bedingt richtig. Denn aus der Erfahrung sage ich: "Musiker sind die schlechteren Techniker"


    (Ja, ich habe früher auch Gitarre und Bass in diversen Bands gespielt.)

    Was sagt der Raver auf der Techno-Party, wenn sein Extasy aufhört zu wirken?


    "Was ist denn das für eine sch... Mucke hier?"

  • Hi,


    erstmal meine Zustimmung, ich sehe es genauso.
    Mischer die entweder selber Musik machen oder es mal gemacht haben mischen besser.
    Das ist meiner Meinung nach auch eigenlich klar den mann muss doch wissen wie es zu klingen hat.
    Auch wenn ein Instrument nicht richtig gestimmt ist
    (bei mir meistens das Schlagzeug) muss mann es doch mitbekommen und den Musikern anzeigen (vor allem beim Soundcheck).


    Ich erlebe immer wieder Nicht-Musiker-Kollegen die den Job schon mehr als 10 Jahre machen aber so richtig klingen tut es trotzdem nicht, es liegt dann immer an der PA :roll: .



    Zitat von "ThomasL"

    Damit bist Du aber auch die Ausnahme, ich kenne kaum Mischer, egal ob Monitor oder FoH, die selber kein Instrument spielen.
    Thomas


    Da habe ich andere Erfahrungen. Bei mir ist das eher andersherum.
    ´
    MfG


    Mario

  • Hi,


    also ich würde mal unterscheiden:
    - Beim Monitoring könnte es Vorteile haben, wenn man selbst die Situation kennt. Wobei Musiker die eine vergleichbare Situation kennen (d.h. hochwertige VA mit Monitormixer etc.) mixen meistens nicht.
    Andere, die halt ein Trauma hatten, weil sie nie genug (oder zuviel) Keyboard auf den Ohren hatten, sind dann geprägt.
    Vorteile haben sie imho erstmal im sozialen Bereich, also im Umgang miteinander.
    - FoH denke ich, dass ein Musiker eher im Nachteil ist, weil er zu speziell hört, und sich nicht mehr so wie 95% der Besucher, auf das ganze konzentrieren kann. Meine Erfahrung (als Nichtmusiker) ist, wenn ich die Kommentare von Musikern zu meinem Sound als Grundlage nehme, klar die, dass jeder 'sein' Instrument als zu leise empfunden hat.


    Tomy

    SIM II Operator and Dante Level I-II-III (alles sogar zweimal :)
    Jugendschwimmabzeichen, Rettungsschwimmabzeichen in Bronze
    Meine kommerziellen Softwareprodukte SATlive und LevelCheck

  • Zitat von "TomyN"

    .. Meine Erfahrung (als Nichtmusiker) ist, wenn ich die Kommentare von Musikern zu meinem Sound als Grundlage nehme, klar die, dass jeder 'sein' Instrument als zu leise empfunden hat...


    hihi, aus diesem grund mach ich bei musikern die im soundcheck vor die bühne laufen um sich meinen sound anzuhören immer sein jeweiliges instrument etwas lauter. 8)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "wora"

    hihi, aus diesem grund mach ich bei musikern die im soundcheck vor die bühne laufen um sich meinen sound anzuhören immer sein jeweiliges instrument etwas lauter. 8)



    :D Kenne ich :D kommt gleich nach dem Angehörigenfader.


    Da lohnt doch evtl. ein Schweinereien Brett im offenen....


    Gesagt, getan:
    http://www.pa-forum.de/phpBB/viewtopic.php?t=55601&sid=85424561c89c52b547fe7cd604ff32fc

    Es grüßt der Stephan

    Einmal editiert, zuletzt von dasich ()

  • wo ihr die Musiker- Monitor Männer so hoch lobt, ich kenn da auch welche die machen das zwar klasse, jedoch erreicht die Bühnenlautstärke dabei Werte die die eigentliche PA überflüssig machen. Insbesondere die Jungs aus kleinen Kapellen sind ohne weiteres dazu fähig den ganzen Gig nur mit Backline und Wedges zu beschallen, ganz nach dem Motto: dB(A) = "dynacord Breitseite, (Aufgedreht)" :D
    Es gibt Aufgaben wo Musiker-Monitormänner eindeutig überlegen sind. Man könnte zB. ohne weiteres einen Tread aufmachen "was man so alles im Flügel findet" ... Oder einen Vergleich anstellen wie verschiedene Leute mikrofonieren wenn angesagt ist "offen", halboffen" oder "zu"... ebenso sollten sie in der Lage sein eine wohltemperierte Stimmung von "der Klavierstimmer ist noch im Catering" zu unterscheiden.
    Üblicherweise mikrofonieren die auch die Bühne, nicht die Besatzung vom FOH. Wiederum umgekehrt dazu kann ein guter Pianist kein "zu", es sollte ein Kolege sein.
    Wahre Könner sind zB Musiklehrer, die sind darauf spezialisiert aus Nichts einen großen Erfolg zu machen, jedwedes Material wird verplant und irgendwie zum Einsatz gebracht.
    Fazit: irgendwie gehts immer.

    die Feuerzeuge der Gäste sind kleine Sterne die am Himmel unseres Alltags weiterleuchten.

  • Zitat von "hias.h"

    Musiker als (FOH)-Mischer scheinen die Angewonheit zu haben, "ihr" instrument übermäßig laut zu machen......


    oder übermäßig leise, kommt auch vor, da sie "ihr" instrument ja schon kennen ;)


    eine wichtige eigenschaft des monitormischers ist es imho, auf ansagen so zu reagieren, daß es dem ansager nutzt. 1:1 umsetzen von monitorwünschen führt in meiner praxis oft nicht zum optimum an bühnensound.
    also ist der monitormischer auch immer simultanübersetzer für das was der musiker wirklich wollte, ohne es auf den punkt ansagen zu können.
    das spricht für den musiker.


    auch empathische nicht-musiker sind sehr im vorteil

  • Ich würde mal sagen, das ist personenabhängig. Sicherlich mag es diese Typen geben, die ihr eigenes Instrument entweder zu laut oder zu leise mischen (und bestimmt nicht wenige), andere jedoch haben das "Große Ganze" Klangbild als Vorbild und mischen entsprechend vernünftiger. Diese Leute sollte man sich eher im positiven Sinne merken.


    Wenn ich als Monitormischer sehe, dass z.B. einem Saxophonisten ein Gitarrenamp ziemlich laut ins Ohr brüllt, dann werde ich es mir in den allermeisten Fällen zunächst mal schenken, ihm diese Gitarre auch noch auf den Monitor zu legen, sondern ihm erstmal sein eigenes Saxophon zu Gehör bringen, es sei denn er findet das Spiel des Kollegen soooo geil und bittet mich darum...


    Wie sagte schon Jürgen Drews? "Dreh die Monitore um, ich kann das Zeug nicht mehr hören..." :D

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