Driverack 260 Limiter Settings-Overshoot, Threshold, etc.

  • Hallo Zusammen,
    es gibt zwar schon ein ähnlicher Thread im Profibereich. Da ich aber da nicht schreibberechtigt bin und die Sache auch eine etwas andere Richtung hat, eröffne ich hier einen neuen Fred.


    - Ich bin gerade dabei die Limiter für unser neues System einzustellen.


    Kenndaten:


    Tops 8 Ohm 400W RMS - 800W Program - 1600W Peak
    Bässe 4 Ohm 1000W RMS - 2000W Program -4000W Peak


    Controller ist ein Driverack 260 von DBX.
    Also ich möchte die Methode mit dem True RMS Multimeter verwenden. Also 1Khz Sinus rein und Limiter soweit runterregeln bis der Verstärker noch die maximal zulässige Spannung (abzüglich 3dB) für den jeweiligen LS abgibt. Siehe in diesem Thread:


    http://www.paforum.de/phpBB/viewtopic.php?t=23451&postdays=0&postorder=asc&highlight=limiter+einstellen&start=0


    Also für die Tops 40 Volt und die Bässe 44.72 Volt.
    Berechnung Tops: U = SQRT (200 Watt x 8 Ohm)
    Berechnung Bässe: U = SQRT (500 Watt x 4 Ohm)
    Da Tops und Bässe jeweils das vierfache der RMS Leistung als Peakleistung vertragen werde ich den Overshoot im Limiter auf 6 dB stellen.
    Denke bis hierher sollte alles stimmen, lasse mich aber auch gerne korrigieren.
    Jetzt gibt es aber noch folgende Einstellungen beim Driverack Limiter:
    Peakstop Plus: hat einfach On und Off
    Overeasy: geht von Off - 10
    Attack: in ms
    Hold: in ms
    Release: in dB pro Sekunde


    Meine 3 Fragen:
    1) Stimmt meine obenstehende Herangehensweise
    2) Was für Einstellungen würdet ihr für Peakstop Plus, Overeasy und die Zeitkonstanten wählen. (Wichtig ist ein optimaler Schutz der LS und nicht der Maximalpegel da die Boxen ausreichend dimensioniert sind)
    3) Bei Lautsprecherleitungen von ca. 20 Metern: Wäre da nicht am sinnvollsten am Ende der Leitung zu messen? Um den Leitungsverlust noch mit einzuberechnen?


    Die Boxen werden mit sehr unterschiedlichem Material bespielt: Ans Limit werden sie aber nur bei Konzerten der Genres Ska, Punk, Rock und Metal gebracht werden.


    Ich bin mir übrigens bewusst, dass diese Fragen so ähnlich schon diskutiert worden sind, ich habe aber auch nach ausgiebigem Suchen noch keine passende Antwort gefunden.


    Vielen Dank für eure Antworten
    Fabian

  • Zitat von "feute"


    Meine 3 Fragen:
    1) Stimmt meine obenstehende Herangehensweise


    Ja. Wobei ich 3 "Angst-dB" ein bisschen viel finde (ist ja immerhin die halbe Leistung).


    Zitat von "feute"


    2) Was für Einstellungen würdet ihr für Peakstop Plus, Overeasy und die Zeitkonstanten wählen. (Wichtig ist ein optimaler Schutz der LS und nicht der Maximalpegel da die Boxen ausreichend dimensioniert sind)


    Wenn tatsächlich reichlich Headroom vorhanden ist, könnte ich es mir natürlich leicht machen und sagen, dass Du die Zeiten halt so kurz, wie es geht, einstellst. :D


    Übliche Attack-Zeiten liegen für HF so im ein- bis zweistelligen ms-Bereich und für LF im dreistelligen ms-Bereich. Entsprechende Release-Zeiten sind so um den Faktor 5 bis 10 länger. Für die Sicherheit ist im Wesentlichen die Attack-Zeit wichtig (diese muss eben ausreichend kurz sein); Release hat mehr einen klanglichen Aspekt.


    Bei dbx wird das Release-Verhalten gerne als dB/s und nicht als Zeit parametriert und zusätzlich eine Hold-Zeit eingeführt. Ich würde Dir empfehlen, zum Einstellen den Threshold ein gutes Stück zurückzudrehen und mit bekanntem Musikmaterial beherzt an den Parametern Hold und Release zu schrauben, bis es für Dich am Besten klingt. (Ich habe die Hold-Zeit meist sehr kurz - oder ganz aus - und Release für HF bei 60 - 20 dB/s und für LF bei 200 - 100 dB/s.)


    Peakstop+ kann ich ehrich gesagt nicht wirklich erklären - schalte ich aber immer ein, klingt immer gut.


    Overeasy ist als Luxus zu betrachten, den man sich leisten kann, wenn man nicht ständig am Limit fährt. Ansonsten klaut man sich damit gewaltig viel Leistung (da schon weit unterhalb des Thresholds die Kompression beginnt). Auch wieder Threshold zurück und bei moderaten Pegeln hören wie's klingt.


    Zitat von "feute"


    3) Bei Lautsprecherleitungen von ca. 20 Metern: Wäre da nicht am sinnvollsten am Ende der Leitung zu messen? Um den Leitungsverlust noch mit einzuberechnen?


    Klar, konsequent wäre das - aber nicht praxisgerecht. Bei üblichen Konstellationen von Querschnitt und Impedanz liegt der Verlust bei 20 m weit unter 1 dB. Kannst Du hiermit schön ausrechnen (ganz unten links in dem türkisen Feld die Werte eintragen, rechts daneben in dem gelben Feld stehen die Ergebnisse).

  • Merci Volker,


    das war sehr informativ und die Tips werde ich das nächste mal gleich am Controller ausprobieren.


    Bis denne Fabian

  • Zwei Fragen sind mir doch noch gekommen:


    1) Würdest du denn überhaupt eine "Reserve" oder "Angst" :) einplanen oder davon ausgehen dass die LS auch das vertragen was das Datenblatt behauptet.
    Wenn Reserve dann wieviel?


    2) Wieviel ist von den in der Dynacord VL 122 eingebauten Protections zu halten. Braucht es da die Reserve überhaupt. Das Datenblatt schreibt:

    Die Lautsprecherkomponenten sind durch die vollelektronische VOICE COIL TRACKING PROTECTION und Halogenprotectoren gegen thermische Überlastung präzise geschützt. Extrem leistungsstarke Endstufen können deshalb zur Erzielung größtmöglicher Dynamik als Antrieb verwendet werden ohne daß, auch bei Fehlbedienung, eine thermische Überlastung der Schwingspulen auftreten kann. Im Überlastungsfall wird die Leistung ‚weich’ auf sichere Werte reduziert. Störend wahrnehmbare Abschaltvorgänge wie bei herkömmlichen Protections treten also nicht auf.


    bis bald
    Fabian

  • Hallo,
    bin auch stolzer Besitzer des 260er Driveracks.


    Ich würde das so rechnerisch gar nicht betrachten diese ganze Limiterei.


    Geh doch so vor:


    Steuere das Driverack mit einem stark übersteuerten Signal an, so 10-12dbu+.
    dann die Endstufen auf Vollgas stellen, also die Potis, aber bitte erstmal ohne Lautsprecher das ganze.
    Dann siehst du, dass deine Endstufen clippen werden, nun schalte den Limiter des driveracks in den jeweiligen Bändern ein.


    Ich habe beste Erfahrungen gemacht so:
    Im Bass: Limiter ON, AUTO ON und PEAK Stop ON
    in den Tops: Limiter ON, AUTO ON


    Overeasy je nach Geschmack, zwischen 2-4.


    So jetzt Threshold soweit runter regeln, dass die Endstufen gerade nicht oder nur selten clippen.


    Jetzt ist dein System perfekt geschützt.
    Ja vielleicht sinds jetzt um ein paar 100W weniger, aber dafür gute Dynamik und keinerlei Clipping.


    Fahre so schon seit Jahren ohne jegliche Ausfälle, ja auch Techno DJ's.


    Mit der AUTO FUnktion auf On regelt der Limiter selbst Release attack und hold. Da er es automatisch in Echtzeit zur jeweiligen Musik macht, ist es viel dynamischer und natürlicher als mit festen Werten.


    Auch bei starker Übersteuerung des Eingangs, limitiert er nahezu unhörbar.


    mfg
    Alex

  • zu 1)
    Ich stelle in der Regel keine Reserve ein. Nur, wenn ich wirklich Angst habe, drehe ich 1 dB zurück.


    zu 2)
    Die Bezeichnug "vollelektronische VOICE COIL TRACKING PROTECTION und Halogenprotectoren" für eine ganz normale Glühlampe ist auch nicht shlecht! :lol:
    Suche mal nach "Soffitte" oder "PTC".
    Ob das wirklich so "präzise" arbeitet, lasse ich mal dahingestellt. In jedem Falle wird damit aber lediglich der Hochtöner geschützt.


    Die Methode von Alex ist nur bedingt zu empfehlen. Im Grunde nur dann, wenn die Endstufe eigentlich zu klein ist. Bei einer entsprechend stärkeren Endstufe clippt zwar so die Eingangsstufe nicht, aber das Ausgangssignal kann dennoch zu groß für den Lautsprecher sein.

  • [quote="Volker Holtmeyer"]


    zu 2)
    Die Bezeichnug "vollelektronische VOICE COIL TRACKING PROTECTION und Halogenprotectoren" für eine ganz normale Glühlampe ist auch nicht shlecht! :lol:
    Suche mal nach "Soffitte" oder "PTC".
    Ob das wirklich so "präzise" arbeitet, lasse ich mal dahingestellt. In jedem Falle wird damit aber lediglich der Hochtöner geschützt.


    quote]


    Es ist schon mehr drin, als Sofiten. Die werden bei Bedarf mit Halbleitern in den Signalweg geschaltet, da werden Spannungen überwacht und geregelt. Auch im Tieftonweg.


    PTC ist wieder was andres.

  • :shock: Holladiewaldfee! Habe mir grade das Datenblatt der VL 122 angeschaut - da steckt ja tatsächlich eine ganze Menge mehr drin als eine simple Soffitte! Respekt, da hat man sich richtig was einfallen lassen!
    (Da braucht es natürlich auch einen coolen Namen dafür. :D )


    BTW: Die Glühlampe schreibt sich "Soffitte" und nicht "Sofitte", wenngleich Letzteres auch mit Veranstaltungstechnik zu tun hat. :wink:

  • der Vollständigkeit halber:


    "Overeasy" bewirkt das allmähliche Einsetzen der Kompression bereits unterhalb des Tresholds. Andere Herstellern nennen das bspw. "Knee" - die Kennlinie knickt nicht abrupt ab, sondern wird "rund".


    "Peakstop+" ist bei dbx ein zweistufiger Limiter, der als Ausgangsbegrenzer wirken kann, da man bspw. mit den Parametern im DR260 mehr oder weniger einen Kompressor hat. Wichtig wäre hier, daß bei einigen analogen dbx-Geräten der Treshold des "Peakstop+" 2-3 dB unterhalb des gewünschten Maximalpegels eingestellt werden soll - beim DR260 legt man diesen Abstand mit dem Overshoot-Wert fest.


    weitere Details verrät die Bedienungsanleitung

  • Hallo alle,


    die Methode mit der clippenden Endstufe und dann abregeln ist auch bei großen Endstufen sehr zuverlöässig, da Musiksignale sowieso drastisch ausgeprägte Spitzenpegel haben (wenn man die Leistung betrachtet). Auch eine doppelt so starke Endstufe ist da noch völlig gefahrfrei am Lautsprecher betreibbar. Einzige Ausnahme: technische Störsignale, die nicht von Musik herrühren könnten dann die Box beerdigen (sowas ist aber selten). Und hier noch eine Anmerkung: Stellt man mit diesem Clipversuch den Threshold einmal den Pegel mit dem dbx und dann einmal z.B. mit einem EV DX-38 ein, so wird man feststellen, daß die Anlage mit dem DX-38 durchaus 6 dB mehr Pegel clipfrei erreicht. Das ist dann die schlappe mehrausnutzung der 4-fachen Leistung oder erübrigt das Mitbringen der doppelten Boxenzahl. Damit will ich sagen: Der dbx Limiter ist meiner Meinung nach einer der schlechtesten die ich kenne und das Geld in einen EV Controller ist hervorragend investiert, wenn ich mir dafür die halbe PA spare.
    Ich habe diesen AB Vergleich übrigens schon mehrmals bei vielen Kunden durchgeführt. JEDER der Kunden bestätigte mir nach EV Kauf den Zugewinn seiner Anlage und: Die Lautsprechertodesfälle sinkten danach bei allen Kunden. Das ganze sage ich also nicht mal so ins Blaue hinein. So, jetzt müßte mir die Firma EVI Audio eigentlich einen Orden für Schleichwerbung verleihen.


    Viele Grüße
    Tobias Kammerer

  • Hallo Tobias,


    habe genau entgegengesetzte Erfahrungen gemacht: :)


    Bin vom Dx 38 aufs Driverack 260 umgestiegen, bitte nicht mit dem Driverack PA gleichsetzen, danke!


    War mit dem Limiter im DX unzufrieden, lässt zuviel durch, Endstufenclipping daher möglich, sowas wie einen Peakstop Limiter gibts im DX schonmal gar nicht, alte Technik lässt danken...


    Genau um diesen bin ich bei den Subwoofer Clustern sehr dankbar, Dieser regelt ab ohne ein Zucken, im DX nur ein Gebrabbel von Bass und übersteuert...


    Aber natürlich jedem das seine, ist ja klar :D


    Gruß
    Alex

  • Hallo nochmal,


    dann bin ich ja fast erleichtert, denn: Mir sagte damals jeder vom Vertrieb, der Driverack PA hätte exakt die gleichen Limiter (und alles andere), wie die großen. Das habe ich mehrmals nachgefragt. Ich habe tatsächlich nur den Driverack PA immer verglichen und den finde ich wirklich grottig. Unter dem Aspekt werde ich auf jeden Fall mal die großen testen.


    Danke für den Hinweis
    Viele Grüße
    Tobias Kammerer