Beckennahmikrofonie

  • Da das in einem anderen Thread schon ziemlich off topic war aber zu schade, als dass es dort ohne den richtigen Kontext verloren geht.


    Es geht wohlgemerkt hier nicht um die Auswahl irgend eines Mikrofontyps oder -fabrikats sondern um praktische Tipps beim Beckenmikrofonieren.


    Erfahrungen, Vorschläge zur Anordnung, Ideen bitte hier hinein.

  • ... und ich nehme mal Christofers Beitrag ( hier die Variante "unter den Becken" ) mit hier rüber als starter:

    Zitat von "Christopher Hafer"

    Da ich bei einem bestimmten Act diese Technik auch Anwende hier mein Kommentar:


    Wenn das Mikro nach oben "schaut" ist doch von vorn herein mehr Snare-Signal ausgeblendet als anders herum.
    Unterm Strich ist der Unterschied jedoch nicht der Rede wert, weil die Snare einfach auf alle Mikrofone überspricht, nicht zuletzt Vocals oder Hihat.


    Es geht einfach nicht anders als diesen Sound in den Mix bewusst zu integrieren, dazu hilft erstaunlich gut die Erkenntnis, dass das Snare-Mikro nur eine Stütze darstellt die höchstens 50% des SN-Sounds trägt, in kleineren Venues sind ja z.T. schon 50% des Sounds nur von der Bühne im Raum...
    Im Ergebnis heißt das weiterhin auch: Das SN-Mikro muss entsprechend extrem bearbeitet werden (EQ, Kompressor, ggf. Gate) um dies zu kompensieren - abhängig eben von Raumgröße und Übersprechen.

  • Hab damit auch schon viel experimentiert.


    Egal ob von oben oder von unten, vom Beckensound her hab ich ähnliche Ergebnisse im Mix erhalten, wobei ich jedoch nie einen direkten AB-Vergleich gemacht hab.


    Eine deutlich bessere Kanaltrennung zur Snare konnte ich nicht feststellen.


    Der Sound ist bei kleinem Abstand natürlich extrem von der Position abhängig. Ähnlich wie bei Gitarrenspeakern gibt es da große Unterschiede bei minimal anderen Positionen.


    Interessanter fand ich Überlegunen zu den Laufzeitdifferenzen zwischen Snare/Tom und OH-Mikros, welche ja bei einer Mikrophonierung von unten allgemein etwas geringer sein dürften.


    Hab auch schon probiert Tom-, und OH-Mikros entegengesetzt zu positionieren, so dass sich die Membrane auf gleicher Höhe befinden -> nur geringe Laufzeitdifferenzen...


    Gleiches hab ich mit Snare- und HiHat Mikros gemacht und war eigentlich ganz zufrieden mit den Ergebnissen.


    Eine Idee wäre natürlich gleich nur ein Mikro mit 8-Charakteristik zu nehmen, das Signal zu Splitten und je nach Instrument getrennt zu bearbeiten.


    (der Aufbau des Kits muss natürlich dazu passen und die Becken über den Toms hängen)

  • Was ich da oft schon gesehen, allerdings nicht selbst probiert hab, sind Varianten mit Shure B98.


    Ich selbst bin bei Rock usw auch ein Freund von Nahmikrophonie ( nicht aber bei Jazz oÄ)

    Amp und Boxen Brett _ Die Vuvuzela des Forums


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  • Die von Klaus angeführte Methode habe ich auch schon des öfteren gesehen. Jedes Becken einzeln von unten mikrofoniert mit Beta98. Natürlich lustig beim großen Blechwald :lol:

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    Audio-Technica Deutschland

  • Zitat von "stepu"

    Das mit der Unterbeckenposition war falsch, du hast beim ersten Live-Sound-Seminar
    das Oveheadmikro Links ZWISCHEN Crash und Ride gucken lassen.
    Damit erklärt sich dann auch, warum das Mikro zumindest unter einem Becken war...



    stefan


    Ja, das ist richtig. Ich verwende manchmal auf der, vom Drummer aus gesehen rechten Seite eine Kleinmembran-acht, die ich, wenn das das setup des Drummers zulässt, so zwischen crash und ride platziere, dass eines eher von oben und eines eher von unten abgenommen wird und die maximale Auslöschung der 8 Richtung snare zeigt. Das funktioniert sehr gut. Eine Großmembran-acht kommt aus Platzgründen für diese Position nur bedingt in Frage, ausserdem klingen die beiden Seiten bei manchen Typen in 8 etwas unterschiedlich. Wenn die Unterschiede zwischen beiden Haupteinsprechrichtungen nicht stören, kämen hierfür als preiswerte Variante auch die Bändchenchinaböllerachten der bekannten Discounter in Frage, da die Kleinmembranserien, die eine 8-Wechselkapsel haben nicht ganz billig sind.


    Auf der "snareseite" habe ich festgestellt, dass die Snare eher in einer Nahvariante von oben im Becken-Mikro leiser wird, denn logischerweise wird die relative Lautstärke von Becken und Snare hier nur vom Verhältnis 'Abstand+Einsprechrichtung Becken' zu 'Abstand+Einsprechrichtung Snare' bestimmt und das Becken selbst "schattet" das Mikro etwas gegen die Snare ab. Also z.B. 12cm 'Mikro-Becken' zu 70cm 'Mikro-Snare' ist hier bei erheblich zu reduzierendem gain natürlich für die Reduktion der Snare-Lautstärke in diesem Mikro viel günstiger als z.B. geschätzte 1 m 'Mikro-Becken' zu 1,2m 'Mikro-Snare' in der typischen 'AB-wide-leicht von hinten'- Anordnung.


    Diese Anordnung kommt also mit zwei Mikros für bis zu vier Becken aus. Viel Spass beim experimentieren.

  • ich hab gerade nicht viel zeit, deswegen in kurz:


    ich habe häufiger schon mal die "metallica variante" probiert, also alle becken einzeln, von unten mit ATM350/Pro35 wenn genug kanäle da sind, und die räumlichkeiten eine schönes stereo panning erlauben kann man damit tolle effekte erzielen. außerdem ist durch das nahe in die kuppel schieben der mikros das jeweilige becken sehr "fett", was ja auch mal nett sein kann, ansonsten hillft der lowcut :D

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


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  • ahhh... endlich mal wieder eine diskussion mit interessantem inhalt ;)


    guma:
    wie du sicher weisst hab ich auch vor einigen jahren mit ner 8 als beckenmikro experimentiert. die ausblendung der snare ist dabei in der tat ziemlich gut ;)
    leider hat man nicht immer platz dafür, bzw. ist der aufbau der becken hierfür oft ungeeignet.
    wenn du eine kleine 8 zwischen ride und crash machst, bekommst du dann nicht phasingähnliche effekte durch die bewegung der becken? das mikro ist ja dann doch recht nahe am beckenrand, so das die bewegung zum mikro recht gross ist. das kann natürlich auch nett sein, aber es ist möglicherweise nicht immer so gewollt... wie macht sich das bemerkbar?


    bei nahmikrofonierung von becken würde ich immer versuchen, so nah ans zentrum zu kommen wie möglich, um erstens das becken als ganzes zu erfassen und eben diese bewegungseffekte zu minimieren.


    nahmikrofonierung mache ich manchmal an ridebecken, damit ich diese wärmer im mix fahren kann.
    ich variiere in letzter zeit aber nicht mehr viel mit der beckenmikrofonierung, ich finde die OH-anordung hat sich durchaus bewährt, auch auf rockbühnen komm ich damit gut zurecht. aber ich gehe nicht ganz so weit weg mit den mikros wie andere, so etwa 50-60cm über dem blech hab ich meist die besten resultate.


    aber ich sehe schon, ich muss mal wieder mehr rumprobieren... ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "wora"


    guma:
    wie du sicher weisst hab ich auch vor einigen jahren mit ner 8 als beckenmikro experimentiert. die ausblendung der snare ist dabei in der tat ziemlich gut ;)
    leider hat man nicht immer platz dafür, bzw. ist der aufbau der becken hierfür oft ungeeignet.
    wenn du eine kleine 8 zwischen ride und crash machst, bekommst du dann nicht phasingähnliche effekte durch die bewegung der becken? das mikro ist ja dann doch recht nahe am beckenrand, so das die bewegung zum mikro recht gross ist. das kann natürlich auch nett sein, aber es ist möglicherweise nicht immer so gewollt... wie macht sich das bemerkbar?


    Ja, damals hast Du mich wirklich mit Deinen Versuchen mit dem AT4050 in 8 inspiriert. Das ist aber leider ein bisschen sperrig.


    Das Problem mit der Beckenbewegung habe ich folgendermaßen gelöst:


    Bei genauer Beobachtung ist es meist so, das Becken keine Trudelbewegung sondern eine Pendelbewegung mit dem maximalen Ausschlag am Anschlagsort und auf der gegenüber liegenden Seite machen. Logischerweise ist dann der Bewegungsausschlag im 90° Winkel dazu annähernd null ! Diese 90°-zum-Anschlag-Position ist wiederum etwa dort, wo die beiden Becken übereinander hängen. Daher konnte ich da kein unangenehmes Phasing wahrnehmen ( meine Seminarteilnehmer übrigens auch nicht :wink: ).


    Die 90°-zum-Anschlag-Position finde ich übrigens auch an der Hihat deutlich besser als die übliche Mikroposition auf der gegenüberliegenden Seite. Für die reine Fußmaschinenbedienung ist es wurscht, für den Stockanschlag gibt es aber einen präziseren Attack mit weniger "Geraschel".

  • wirklich sehr interessante überlegungen!
    ich hoffe ich komme in näherer zukunft dazu, hier ebenfalls ein bisschen weiter zu experimentieren.
    allerdings fehlt mir die möglichkeit, eine kleinmembran-8 einzusetzen. ich hab halt nur die 4050er ;)


    was die abnahme der HH angeht:
    ich habe eine zeitlang die HH von unten abgenommen. meine überlegung dabei: wenn sie offen gespielt wird, wird sie bei der herkömmlichen abnahme von oben durch die annäherung des HH-top an das mikro deutlich lauter. wenn ich das mikro unten plaziere, bekomme ich dieses problem nicht.
    und in der tat konnte ich die HH im mix ein gutes stück lauter machen, ohne das es bei offener HH gleich zu heftig wurde.
    der nachteil: viele HH klingen von unten gar nicht so schön... :?
    somit hab ich das dann wieder fallen lassen. bei geeigneter HH geht das aber super!


    durch die verwendung des ATM450 für die HaiHät habe ich nun wiederum andere möglichkeiten der positionierung. und im zeitalter der digitaltechnik ergibt sich die möglichkeit, diese auch noch ein bisschen zu komprimieren...

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang