warum ist Vorauskasse in unserer Branche noch so unüblich?

  • Je größer die Jobs, desto fahrlässiger wird auf der Kreditwürdigkeit des Kundens eingegangen - das ist zumindest mein Gefühl.
    Während der Dryhire-Kunde sein Material ganz normal gegen die sofortige Entrichtung des Mietbetrags erhält, gehen größere Kunden wie selbstverständlich davon aus, daß der Job gegen Rechnungsstellung läuft.
    Anderslautende Zahlungsbedingungen im Angebot werden meist überlesen und wenn sie dann bemerkt werden, oft abgelehnt mit der Begründung, daß das unüblich sei.


    Warum ist Vorauskasse oder Zahlung per Lastschrifteinzug in unserer Branche noch so wenig verbreitet?


    Jeder kleine und große Onlineshop versendet seine Ware gegen Vorauskasse. Die meisten Künstler - auch die gar nicht so unbekannten - erhalten vorab eine Anzahlung und nach der Veranstaltung den Rest in bar.
    Nur vom Technikausrüster wird nach wie vor davon ausgegangen, daß er eine Rechnung schickt. Und je größer der Kunde, desto ein längeres Zahlungsziel nimmt er sich dabei heraus, ohne sich um die vereinbarte Vorgabe zu kümmern. Manche sind sogar noch so dreist und ziehen auch dann noch das Skonto ab.


    Daß es dennoch geht, (gewerbliche) Kunden zu Vorauskasse/Anzahlung und/oder Lastschrifteinzug zu bewegen, zeigen mir die Erfahrungen der letzten Jahre. Allerdings ist das eine sehr mühsame Angelegenheit.


    Der Erfolg dabei ist natürlich eine sehr niedrige Zahlungsausfallrate, die andere Frage ist hingegen, wieviel Interessenten einen anderen Anbieter gewählt haben, weil ihnen das Zahlungsziel suspekt / unseriös etc. vorkam


    Wie sind denn Eure Erfahrungen damit?
    Fehlt vielen von uns der Mut, Anzahlungen/Vorauskasse/Lastschriftzahlung etc. zu verlangen?

  • Vorrauskasse ist deshalb so problematisch weil das Vertrauen ehr gering ist, durch die Reihe an Personen die sich in unserer Brache bewegen hat man immer etwas von, ohne jetzt abwertend über diese Menschengruppe zu sprechen, fahrenden Zigeunern. Der Kunde erwartet von dir einen Job, es ist aber grade in unsere Brache schwer zu sagen ob diese Erwartung auch entsprechend erfüllt werden kann. Daher hat es sich etabliert das Kunden den Ausgang Ihrer Veranstaltung abwarten um zu entscheiden ob du deinen Job erwartungsgemäß erfüllt hast. Bezahlung nach Erledigung des Jobs in Bar ist daher dann schon weitaus unproblematischer, meißt ist es auch so das der Kunde bei entsprechendem Verlauf nicht einmal das Ende der Veranstaltung abwartet. Ich bevorzuge diese Bezahlung bei Kunden die mir persönlich nicht bekannt sind, auf Rechnung arbeite ich eigentlich nur wenn ich mir ganz sicher bin das dieses bei dem kunden kein Problem ist. Aber auch damit kann man im dummsten Fall angehen, ein gewisses Risiko trägt man immer, da ist es von Vorteil wenn man für einen Job möglichst wenige Nebenkosten hat, dann tut es nicht ganz so weh wenn es mit dem Zahlen mal wieder etwas länger dauert. Hab ich aber zusätzlich Auslagen dann ist es schon sehr ärgerlich.

    In meinem Lexikon fehlt das Wort unmöglich!


    ASR Computer & PA Technik
    André Ruhnau
    Rosenstr.6
    78598 Königsheim

  • Ich denke das Vorkasse auch darum seltener verlangt wird weil viele in unsere Branche einfach bescheidene Kaufleute sind.
    Es gibt ja auch noch die Möglichkeit Teilbeträge per Vorkasse zu verlangen. So ist es bei mir durchaus üblich bei Bühne nach erfolgter Bauabnahme bis zu 90% zu verlangen.
    Es mach sicher oft Sinn nach dem Aufbau oder der Probe Geld zu kassieren. Damit haben eben auch wir als Dienstleister gegenüber den Kunden noch ein Druckmittel.
    Ich möchte in dem Zusammenhang auchnoch mal auf ein sehr altes Zahlungsmittel hinweisen, den Wechsel. Dieser hat gegenüber einem Scheck viele Vorteile. Als Nachteil sehe ich nur die Gebühren (bei meiner Bank 30€) und die Strengen Formvorschriften.

  • Bei Projekten, die diesen Namen auch verdienen, handhaben wir das so:



    50% Bei Auftragsvergabe
    denn ab hier verursachen wir schon Kosten für das Projekt.
    -Vorplanung, Besichtigungen
    -Anmieten von Personal (platzt der Job und hätte der freie Techniker einen
    anderen annehmen können, ist das zumindest für Ihn "sehr ärgerlich")
    -Anmietung von Material
    -Hotelbuchungen
    -Fahrzeuganmietung
    -Flüge
    -evtl. Kauf von Equipment oder Sonderteilen
    -etc..


    40% Nach Aufbauende - bis Vor Veranstaltung
    ab hier ist alles Aufgebaut und Transportiert worden.
    Techniker sind angereist usw..
    Gäbe es ab hier Schwierigkeiten muss trotzdem alles wieder
    abgebaut werden.
    Die einzige Leistung, die man ab hier nicht erbringen muss, wäre
    die Show/Bedienung selber.
    Nach der Show ist der "Drops gelutscht" und der Kunde hat die Leistung, die er wollte.
    ob und wie das Zeug wieder ins Lager kommt, ist Ihm im Zweifelsfall egal.


    10% Nach Veranstaltung mit Schlussrechnung
    Sind alle wieder heil und gesund zuhause, das Material im Lager
    gibt's die restlichen 10%. Hier kann man Sonderkosten nachberechnen,
    oder eben den Preis nach unten korrigieren, sollte etwas nicht gepasst haben.


    Damit kann man dann auch angemietetes Personal sofort bezahlen und nicht erst
    "wenn der Kunde bezahlt hat" (ein Unding). Und Ja, es gibt Kunden, die das ganz normal finden.


    Weil es einige schwarze Schafe gibt, die Ihren Job nicht vernünftig machen, müssen wir nicht
    100% des Umsatzes Riskieren. 10% reichen doch wohl völlig .

  • ... Weil bei dem extremen Überangebot an Technikvermietung der Kunde die Bedingungen diktieren kann.
    Es findet sich immer einer, der es nicht nur ohne Vorkasse, sondern auch noch billiger macht.
    Das Problem wird sich mit Fortschreiten der Wirtschaftskrise eher verstärken- in anderen Branchen aber auch.

  • Zitat von "mringhoff"


    Der Erfolg dabei ist natürlich eine sehr niedrige Zahlungsausfallrate, die andere Frage ist hingegen, wieviel Interessenten einen anderen Anbieter gewählt haben, weil ihnen das Zahlungsziel suspekt / unseriös etc. vorkam


    Die niedrige Ausfallsquote rechtfertigt doch Dein Vorgehen (solange sich der Betrieb trägt). Man kann ja nicht nur allein den Geldbetrag sehen, der durch notleidende Veranstaltungen ausfällt; sondern auch die Zeit, während der man sich mit säumigen Zahlern beschäftigen muß.


    Aber: eingebüßt ist auch gehandelt! :wink: :D


    MfG


    DirkB

  • Zunächst ist zu unterscheiden zwischen Warengeschäften und Dienstleistung.


    Im Warengeschäft ist die diese Vorkasse-Geschichte eher neu, ansonsten gilt dabei: Geld gegen Ware. Das macht ja auch Sinn, wenn man ein Brötchen kauft, wird das ja auch erst bezahlt, wenn es auf dem Tisch liegt. :wink:
    Die IMHO schwerpunktmässig über den Internethandel gewachsene Vorkassen-Idee ist leider mit Problemen verbunden, denn der Kunde erwartet natürlich mit der Bezahlung eine umgehende Lieferung.
    Die Idee, mit der Vorkasse seinerseits die Lieferanten zu bezahlen, hat schon zu einigem Ungemach geführt, ich erinnere hier an LSV-Schmahl.


    Im Dienstleistungsgeschäft ist die Sache eigendlich ähnlich gelagert, wobei bei grösseren Projekten Teil- oder Abschlagszahlungen à conto durchaus üblich sind.
    Ich hätte als Kunde einige Probleme damit, eine nicht erbrachte Leistung im Vorwege komplett zu bezahlen, zumal ich zunächst nicht weiss, wie seriös der Auftragsnehmer eigendlich ist.


    Die Forderung eines Verleihers nach einer Sicherheitsleistung von 500,- für einen Doppel-CD Spieler wurde mit der Aussage begründet, man sei ja nicht sicher, ob sie denn das Gerät wiederkriegen würden.
    Ich habe darauf entgegnet, das ich genauso wenig sicher sein könnte, die Sicherheitsleistung wiederzukriegen... :D


    Forderungsausfälle sind Grundlagen jeder betriebswirtschaftlichen Betrachtung und sogar versicherbar.
    Insofern bin ich persönlich bei Geschäften, die grössere Beträge in Vorkasse fordern, eher vorsichtig.


    Ganz klar:
    Wenn es um einen privat gebrauchten Plattenspeiler für 20,- geht, der auch noch verschickt werden soll, sollte man korrekterweise Vorkasse leisten.

  • Zahlung nach Aufbau sagt unsere AGB z. B. aus. Somit wäre d. Kunde auf der sicheren Seite, daß wir Leistung erbracht haben. Nochmals Kautionen zu verlangen im Dry Hire schreckt noch mehr Kunden ab. Diesbzgl. haben wir uns mit einer Unterschlagungsversicherung beim http://www.vdmv.de abgesichert.


    Forderungsausfälle haben wir dadurch auch nicht. Andererseits wird mit dem § 312 d BGB Fernabsatz Schindluder getrieben, Teile f. Gigs geordert & wir gucken in die Röhre. :oops:


    Stimmt, was ist eigentlich aus diesem Paul SchmahlLSV geworden ? Der war auch im Musiker Board aktiv.

  • Zitat von "slaytalix"


    Stimmt, was ist eigentlich aus diesem Paul SchmahlLSV geworden ? Der war auch im Musiker Board aktiv.


    Nach meinen, schon etwas zurückliegenden Informationen, ist der Laden zu.
    Ich war noch mal für ein paar User in Sachen Inkasso unterwegs, konnte allerdings damals unter der Anschrift niemanden antreffen.
    Das ist aber schon eine Weile her...

  • Zitat von "slaytalix"

    Viele Gigs sind auch auf Eintrittsgelder angewiesen. 50% Vorkasse wären nicht schlecht, schrecken aber ab. Ich argumentiere wiederum mit "Schlüsseldiensten" als Vergleich. Im Warnungsbrett häufen sich aber nicht bezahlte Rg. :twisted:


    Aber genau das ist es.
    Was tun, wenn die Veranstaltiung dann doch schlecht läuft????


    Sich als Veranstalter auf Geld zu verlassen, was VIELLEICHT reinkomt ist ja zumindest schon grob fahrlässig.


    Da freu ich mich doch lieber, wenn der dumpende Mitbewerber das Geschäft bekommen hat.


    Ich weiß auch konkret von guten Und Größeren Firmen, wo die Vorkassen genauso ausgehandelt werden und dann meist kein Problem darstellen.

    Amp und Boxen Brett _ Die Vuvuzela des Forums


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  • Auf Veranstalterseite sind IMHO auch die Gewinnmargen nicht besonders hoch, was natürlich dazu führt, nicht in jedem Fall VK leisten zu können.
    Klar, eine Agentur oder ein Industrieunternehmen muss in jedem Fall genügend Knitt auf Tasche haben, um problemlos solche Kleckerbeträge wie Technikmieten und Toniegagen zu zahlen.
    Deutlich anders dürfte es aber bei Konzertveranstaltern aussehen. Nicht, dass diese Ihre Hausaufgaben nicht machen könnten, aber Gagenvorauszahlungen an den Künstler, die Tech-Crew, Getränkelieferanten und ggf. Hallenvermieter dürften sich in einer vielfachen Grössenordnung des Gewinnes für den VA bewegen. Wenn er ein wenig von seinem Handwerk versteht, wird er mit Garantiegagen, BreakEven und Publikumserwartungen zwar problemlos sämtliche Hürden umschiffen - aber genau bei diesen Veranstaltern braucht man auch keine Angst vor Rechnungsausfällen zu haben.


    Bei Partyveranstaltern hingegen ist es deutlich anders gelagert: viele "Jungspunde" erhoffen sich von Partys ein sprudelndes Geschäft. Hier ist kein finanzieller Background vorhanden, aber um einer guten Party willen wird massiv mit Werbung, Dekoration und "Specials" um sich geworfen.
    Bei dieser Art von Veranstalter hab' ich oft das Gefühl, es geht nicht um eine gute VA, sondern darum, schnellstmöglich deren eigene Taschen zu füllen - aber die Bereitschaft auch mal aus der eigenen Tasche etwas hineinzubuttern ist nicht/kaum vorhanden und sei es nur massives Herzblut, Kreativität oder Unmengen von Eigenarbeit.
    Bei dieser Art von Veranstaltern habe ich keine Skrupel, vorher bzw. beim Aufbau abzukassieren.



    Im übrigen: man muss nicht mit jedem Geschäfte machen. Wenn man unbedingt auf alle Einnahmen angewiesen ist, macht man schon kaufmännisch etwas falsch. Kaufmann sein heisst: jede Chance zu erkennen und möglichst viel Umsatz und vorallem Gewinn zu machen. Aber es heisst eben auch mal ein Geschäft bzw. einen Geschäftspartner grundsätzlich ablehnen. Oder ihn so einschätzen zu können, dass man Risiken zu beiderseitigen Vorteilen eingrenzt.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Zitat von "treibsand"


    Im übrigen: man muss nicht mit jedem Geschäfte machen. Wenn man unbedingt auf alle Einnahmen angewiesen ist, macht man schon kaufmännisch etwas falsch. Kaufmann sein heisst: jede Chance zu erkennen und möglichst viel Umsatz und vorallem Gewinn zu machen. Aber es heisst eben auch mal ein Geschäft bzw. einen Geschäftspartner grundsätzlich ablehnen. Oder ihn so einschätzen zu können, dass man Risiken zu beiderseitigen Vorteilen eingrenzt.


    Weise Worte...
    Wenn das die Mehrheit verinnerlichen würde, wäre das "Warnungen" Brett komplett überflüssig.


    Die Tatsache, das es trotzdem existiert, incl. der Anzahl der Postings, lässt allerdings einen Rückschluss auf die Geschäftsfähigkeit zu...

  • Da hilft nur Erfahrung und Bauchgefühl. Sicherlich sollte man bei unbekannten Jungspundagenturen große Teile als Vorkasse einsammeln und vor Ort die Trucktüren erst öffnen , wenn der Geldeingang wirklich klar ist (übrigens: aufbauen und dann sagen "erst Kohle sonst kein Konzert" funktioniert nicht :) , abgesehen von veranstalterhörigen Secus und dem fordernden Publikum gibt es auch rechtliche Problemchen, Regress).
    Auf der anderen Seite könnt ihr ja mal versuchen bei einem Gewerbe-/Industriekunden größere Mengen Vorkasse einzusammeln: man wird euch auslachen und eure Leistungsfähgikeit in Frage stellen: wenn der nochnichtmal diese Summe vorfinanzieren kann .....
    Somit gibt es für jeden Kunden und jede Kundensorte eine Lösung und keine pauschale Antwort. Vertraut euch der Kunde seine Veranstaltung an, dann vertraut darauf das Kunde auch mal zahlt. Ist das Vertrauen auf einer Seite nicht da, bzw. geht es auf einer der beiden Seiten nur um "Kohle machen", dann lasst es einfach.

  • Ich glaube diese Einstellung stellt das generelle Problem dar.
    Natürlich werden die o.g. Geschäftsmodalitäten vorher vereinbart, dementsprechend würde nichts dagegensprechen den Truck erst aufzumachen wenn das Geld da ist, sofern vorher vereinbart.
    Natürlich darf man das nicht auf eigene Faust im Nachhinein machen.


    Thema vertrauen ... Aus welchem Grund sollen die Veranstaltungsfirmen den Technikpart vorfinanzieren ? Bei Dekoratören und Messebauern wird bestimmt häufig auch Vorkasse verlangt, da diese auch im Vorfeld Kosten haben wie Baumaterial, Farbe, Stoffe etc.pp.
    Wieso liegt es dann so fern dass auch der Technikvermieter, welcher seinen Materialpool auch zu warten/reparieren hat, auch vorher sein Stück vom Kuchen abbekommt ?


    Bei richtig großen Firmen, bei welchen meist auch sehr viel Geld ausgegeben wird, läuft es nur über Rechnung und/oder Abschlagszahlung. Dort durchläuft das Projekt in Papierform erstmal mehrere Personalebenen und das dauert.
    Aber wie schon gesagt, wenn das vorher vereinbart und bescheid gegeben wird ist das kein Problem.


    Und Vertrauen baut sich langsam auf und ist nicht auf einmal da ...


    Beim Versandhaus, Autovermietung, Mietwohnung und Großhandel musst man sich auch erstmal beweisen/nachweisen dass man es Wert ist auf Rechnung zu bezahlen.

  • Zitat von "leopold hollerith"


    Beim Versandhaus, Autovermietung, Mietwohnung und Großhandel musst man sich auch erstmal beweisen/nachweisen dass man es Wert ist auf Rechnung zu bezahlen.


    eben - es gibt genügend Branchen (sowohl Handel als auch im Dienstleistungssektor), wo Vorauskasse gang und Gäbe ist. Da fragt inzwischen keiner dumm nach, wo das Vertrauen bleibt oder ob der das dadurch nur vorfinanzieren will...


    Man muss ja nicht 100%ig auf Vorauskasse fixiert sein, es gibt ja noch andere Möglichkeiten, das Geld (realtiv) sicher und vor allem zügig zu erhalten.
    Größere Projekte laufen auch nur mit Anzahlungen und einer Schlussrechnung. Schon allein aus dem Grund, daß es meistens immer etwas nachzuberechnen ist. Wer hier 100% Vorkasse erhalten hat, der schreibt für eine Handvoll Euros dann auch keine Nachrechnung mehr. Würde ja auch etwas kleinkarriert rüberkommen...


    Alternativen zur Vorauskasse sind Schecks und Lastschrifteinzug.
    Der Scheck kann schnell noch am Abend vor/nach der Veranstaltung ausgestellt werden. Es gibt keine Ausrede, daß man erst die Einnahmen abwarten muss oder später die Tageseinnahmen schon wieder im Tresor eingesperrt sind.


    Beim Lastschrifteinzug kann man sogar auch die Zahlung nach der Veranstaltung machen, also eine aus Kundensicht "vertrauensvollere" Zahlungsweise - und man kann noch bei Bedarf ohne Umstände nachberechnen.


    Natürlich kann ein Scheck platzen und eine Lastschrift mangels Deckung wieder zurückkommen. Aber oft geht es ja auch nur um eine pünktliche Zahlung. Viele Firmen und auch Privatpersonen haben da eine ganz eigenständige Ansicht oder sind so unorganisiert, daß eine Rechnungszahlung nicht optimal klappt.
    Außerdem ist es noch ganz etwas anderes, wenn ein Scheck platzt, als wenn ein Schuldner keine Überweisungen mehr ausführen darf/kann. Schecks werden von den Banken oft auch dann noch eingelöst, wenn der Kontoinhaber mangels Deckung schon lange kein Geld mehr bekommt, da man mit einem unbezahltem Scheck ähnlich wie beim Wechsel ziemlich schnell einen vollstreckbaren Titel bekommt (Urkundenverfahren).


    Daß große Firmen und Industriekunden keine Vorauskasse etc. akzeptieren stimmt übrigens nicht. Habe das inzwischen oft erlebt, daß man zwar versucht hat, eine Rechnungszahlung herauszuhandeln (meist aber weil die interne Abwicklung leichter läuft), aber dann trotzdem klappt.
    Hatte auch schon mehrmals den Spruch "Wir sind doch ein großer Konzern, wir zahlen alle unsere Rechnungen"
    Meine Antwort darauf: "gerade deshalb. Je größer der Konzern, desto länger dauert die Zahlung". Manche müssen dann selber zustimmend grinsen.
    Man glaubt gar nicht, wie unterschiedlich das in den Unternehmen geregelt ist. Bei dem einen klappt zwar keine Vorkasse, aber der Abteilungsleiter darf Schecks ausstellen. Und bei einem anderen Kunden gibts keine Schecks, aber dafür eine Barkasse, die scheinbar so gut gefüllt ist, daß man auch kein Problem sah, einen vierstelligen Betrag cash abzurechnen...



    Zitat von "Mechwerkandi"


    Weil die Techniker Techniker sind und keine Kaufleute... :D


    ich glaube, das ist der wirlklich Grund, warum "unsere" Branche hier nicht stärker auf sicherere Zahlungsweisen drängt.
    Die meisten VT-Dienstleister sind inhabergeführte Betriebe, wo man einfach aus dem Technikbereich kommt und kaum jemand aus der betriebswirtschaftlichen Ecke...

  • Mmmh, nun komme ich dann eher aus der kaufmännischen Ecke und muss sagen, dass es da oft bei vielen hängt. Obwohl ich das nicht so ganz verstehen kann, denn wenn man ein Operator für XY braucht, holt man sich ja auch nicht irgendweinen dahergelaufenen Hansel sondern fähiges Fachpersonal.


    So sollte man das gerade in einem so wichtigen Bereich doch auch halten. Wenn man es selber nicht kann, holt man sich halt die entsprechenden Leute.


    Außerdem gibt es tausend Möglichkeiten sich gegen Zahlungsausfälle abzusichern oder vorher zu informieren. Mal abgesehen von Creditreform ect. hilft es doch meist schon sich mal ein wenig umzuhören. Die ganze Branche ist doch mehr oder weniger ein Dorf und wenn
    da einer schwer klamm ist, bekommt man das doch meistens auch raus.
    Wenn man das lange genug macht entwickelt man auch ein gewisses Gefühl für solche Dinge.
    Wir haben da keine generelle Handhabung, ganz selten gibt es auch schon mal Vorkasse.


    Aber ich kann jedem nur den Tipp geben egal wie dringend man einen Auftrag vlt. brauchen könnte:


    Wenn man ein zu ungutes Gefühl bei der Sache hat FINGER WEG von der Sache, es lohnt nicht.

  • Zitat von "holger schüller"

    Mmmh, nun komme ich dann eher aus der kaufmännischen Ecke und muss sagen, dass es da oft bei vielen hängt. Obwohl ich das nicht so ganz verstehen kann, denn wenn man ein Operator für XY braucht, holt man sich ja auch nicht irgendweinen dahergelaufenen Hansel sondern fähiges Fachpersonal.


    Weil aber ein Techniker ein Techniker ist, ist für ihn das kaufmännische eher Nebensache, also weiß er auch nicht, was man so alles falsch machen kann. Und selbst, wenn die Probleme kommen, gibt es vordergründig andere Argumente.
    Außerdem ist die klassische Betriebsgröße in unserem Bereich eher klein. Das bedeutet also, daß das Gewerbe mitgewachsen ist. Und weil es früher ohne Steuerberater / kaufmännische Kraft etc. gelaufen ist, läuft es heute immer noch so...


    Zitat von "holger schüller"


    Außerdem gibt es tausend Möglichkeiten sich gegen Zahlungsausfälle abzusichern oder vorher zu informieren. Mal abgesehen von Creditreform ect. hilft es doch meist schon sich mal ein wenig umzuhören.


    Um Zahlungsausfälle abzusichern braucht man wieder um Geld. Und selbst wenn es wie bei einer Firmenauskunft nur wenig Geld kostet, wird man es kaum automatisch bei allen Kunden machen.
    Von solchen Auskünften halte ich mal nebenbei auch nicht gerade viel. Hier sind ja nur diejenigen drin, die schon negativ aufgefallen sind. Alles andere ist kalter Kaffee. Creditreform besorgt sich die Infos zum Teil mit einem Anruf bei der Firma selber (von der Mitarbeiteranzahl bis über sämtliche Umsatz/Bilanzsummen, wenn man sie hergibt...)


    Zitat von "holger schüller"

    Die ganze Branche ist doch mehr oder weniger ein Dorf und wenn da einer schwer klamm ist, bekommt man das doch meistens auch raus.


    Sehe ich jetzt weniger so. Gut, es gibt das Warnbrett hier, aber das ist wohl eher die Spitze des Eisbergs. Teilweise merkt man es, wenn einer dort eine Warnung schreibt und dann 4-5 andere auf einmal sich dranhängen und sich auch als Geschädigte erweisen...


    Ich erinnere mich zudem an einen Fall, bei dem wir vor einem Weitervermieter/Dryhirekunden gewarnt hatten. Einige Jahre später (wir hatten einen Titel), bekamen wir Post von seinem Anwalt, der eine Privatinsolvenz anstrebte. In diesen Unterlagen waren alle Gläubiger aufgelistet und siehe da, es waren noch drei (!) weitere Kollegen darauf, die nach uns gelitten haben. Gut, München ist groß und man kennt nicht jeden, aber die Warnung hier im Forum und eine obligatorische Rundmail an bekannte Kollegen hat in diesem Fall nichts geholfen...



    Das mit dem "Gefühl für die Kunden" ist richtig. Das ist schon mal die halbe Miete. Aber 100%ig ist das leider auch nicht, dazu sind die Menschen einfach zu verschieden...


    Außerdem dient die Vorkasse / Schecks / das Lastschriftverfahren ja auch um die Zahlungen zu beschleunigen. Wer kennt das nicht, daß der ein oder andere Kunde ein Zahlungsziel um 1-2 Monate überschreitet und zudem dann auch noch frecherweise Skonto abzieht, obwohl er schon die erste oder zweite Mahnung erhalten hat...

  • Also irgendetwas hat beim zitieren meines Vorgängers nicht funktioniert, deshalb die Zitate in Fettschrift.


    Weil aber ein Techniker ein Techniker ist, ist für ihn das kaufmännische eher Nebensache, also weiß er auch nicht, was man so alles falsch machen kann. Und selbst, wenn die Probleme kommen, gibt es vordergründig andere Argumente.
    Außerdem ist die klassische Betriebsgröße in unserem Bereich eher klein. Das bedeutet also, daß das Gewerbe mitgewachsen ist. Und weil es früher ohne Steuerberater / kaufmännische Kraft etc. gelaufen ist, läuft es heute immer noch so...


    Ich weiß, wollte aber darauf hinweisen das man sich um sowas vlt. mal Gedanken macht und vor allem sich mal vor Augen führt, was für
    Konsequenzen eine schlecht geführte Firma, gerade im Bezug auf die Steuerbehörde haben kann. Ich glaube jeder ist sich bewusst das
    die Kosten für den Steuerberater gerade zu verschwindent sind im Vergleich dazu.


    Um Zahlungsausfälle abzusichern braucht man wieder um Geld. Und selbst wenn es wie bei einer Firmenauskunft nur wenig Geld kostet, wird man es kaum automatisch bei allen Kunden machen.
    Von solchen Auskünften halte ich mal nebenbei auch nicht gerade viel. Hier sind ja nur diejenigen drin, die schon negativ aufgefallen sind. Alles andere ist kalter Kaffee. Creditreform besorgt sich die Infos zum Teil mit einem Anruf bei der Firma selber (von der Mitarbeiteranzahl bis über sämtliche Umsatz/Bilanzsummen, wenn man sie hergibt...)


    Ich wollte Creditreform nicht als das Allheilmittel dahinstellen, auf keinen Fall. Dafür halte ich davon selber nicht so viel.


    Sehe ich jetzt weniger so. Gut, es gibt das Warnbrett hier, aber das ist wohl eher die Spitze des Eisbergs. Teilweise merkt man es, wenn einer dort eine Warnung schreibt und dann 4-5 andere auf einmal sich dranhängen und sich auch als Geschädigte erweisen...


    Ok das mag an der ländlischen Umgebung bei mir liegen, oder das ich ein gutes Bauchgefühl für faule Eier habe. Uns ist da in den letzten
    15 Jahren noch nicht soviel passiert mit Kunden die nicht gezahlt haben. Aber ich gebe Dir recht, man kann den Menschen nur vor den Kopf gucken.



    Außerdem dient die Vorkasse / Schecks / das Lastschriftverfahren ja auch um die Zahlungen zu beschleunigen. Wer kennt das nicht, daß der ein oder andere Kunde ein Zahlungsziel um 1-2 Monate überschreitet und zudem dann auch noch frecherweise Skonto abzieht, obwohl er schon die erste oder zweite Mahnung erhalten hat...[/quote]


    Ok, das kennen wir allerdings auch zu gut und ist immer mehr in Mode und gerade die "Großen" lassen sich häufig die meiste Zeit beim zahlen.