"Strobounfall" - Konkreter Vorfall epileptischer Anfall

  • Dann doch gleich mal ein paar Fragen:


    1. Wie erkennt ihr den Unterschied zwischen spastischem Krampf und Epilepsie?


    2. Was tut Ihr als Ersthelfer in beiden Fällen?


    3. Wer ist sich sicher im Ernstfall wirklich zu reagieren oder hat man vielleicht doch innere Hemmungen?


    P.S. Ich bin auf keinen Fall gegen erste Hilfe-Kurse etc. Aber in der Realität haben viele Hemmungen. Deshalb ist es auch so wichtig, dass eine breite Masse immer wieder ausgebildet wird, damit genügend übrig bleiben die reagieren und helfen können.

    Beffl, so a Glaber! Dess glabst da jao salber nedd,
    obbar es bassd schoh!



  • Das ist auch genau das:


    Ich bin Tontechniker und kein Sanitäter oder Arzt.


    Ich weiß nicht wie es in Deutschland mit den Gesetzen aussieht, aber eigentlich sollte ja ab einer bestimmten Größenordnung Arzt bzw Sanitäter anwesend sein.


    Oder ein Erste Hilfe geschulter Mitarbeiter.


    Mit Verlaub, aber man kann nicht alles machen.

    Amp und Boxen Brett _ Die Vuvuzela des Forums


    Ganz großer Fan des " Themen als gelesen markieren " Buttons


  • Hi Leute,


    bitte nicht falsch verstehen: Meine Anregung war meine persönliche OT-Meinung, dass in Deutschland (und wahrscheinlich auch AU) die Breitenausbildung in Erster Hilfe erbärmlich schlecht ist, und die, die die Klappe am weitesten aufreissen, im Ernstfall nur Maulaffen feilhalten und danach alles besser wissen. Von daher finde ich es nur richtig, dass jeder, der sich's zutraut, mal den zweitägigen EH-Kurs macht. Bei uns habe ich's in der Firma organisiert, damit wir genug betriebliche Ersthelfer haben. Von ca. 45 Festen haben jetzt elf den Schein und werden auch - da ich's im Auge behalte - wie vorgesehen alle zwei Jahre weitergebildet.


    Natürlich ist ein Tontechniker kein Arzt. Aber auch ein Tontechniker kann mal in die Situation kommen, dass er allein mit einem ist, der vor ihm im eigenen Blut liegt...


    Mit freundlichen Grüßen


    Tobias Zw.

  • Tobias:


    Ich stimme Dir voll zu. Gute Antwort!


    Es war von mir provokativ formuliert und sollte einige Aufwecken. Leider kenne ich es nur so, dass ausgerechnet die noch mehr aufgeladen bekommen und verantwortlich sind, die eh schon bis zum Hals in der "Sch....", äh Arbeit stecken, weil sie einfach auf Grund ihrer Arbeitsweise und Vorbildung am Besten geeignet erscheinen.


    Wir sind die Veranstaltungstechniker und nicht noch die Ersthelfer. Allerdings erlebe ich es immer wieder, dass die eigentlich Verantwortlichen keine Ahnung über Gefahrenanalyse und schon garnicht auf irgendwas vorbereitet sind.


    Aber was will man machen, wenn einer bei der VA kollabiert, sich verletzt oder meint im Rausch ein Stagediver zu sein? Im Endeffekt lässt einen ja das Gewissen doch keine Ruhe und man greift beherzt ein. Deshalb machen bei mir alle Ihre Ersthelferausbildung und die Wiederholungsunterweisungen! Nur ob dann wirklich jeder in der Lage ist sich zu überwinden? Da habe ich leider meine Zweifel! Aber ich würde mich freuen, wenn ich da eines besseren belehrt werden könnte.

    Beffl, so a Glaber! Dess glabst da jao salber nedd,
    obbar es bassd schoh!

  • Zitat von "Beffel"

    Nur ob dann wirklich jeder in der Lage ist sich zu überwinden?


    Nö.


    Erwarte ich auch gar nicht. Es gibt auch wirklich Leute, bei denen ich eine entsprechende Unterweisung als vergebene Liebesmüh' ansehe - einfach, weil sie so strukturiert sind, dass sie sich in einem solchen Falle direkt daneben legen würden. Das nennen wir dann psychogene Synkope und haben zwei für die stabile Seitenlage...


    :D


    Um das OT mal zu einem sinnvollen Ende zu bringen: Auch wir sind nicht nur Tontechniker, sondern nach Dienstschluss auch noch dazu Menschen, und als solche sollte man sich zumindest mal gedanklich mit der Möglichkeit befassen, dass man irgendwann alleine auf weiter Flur steht und einem (vielleicht nahestehenden?) Menschen in einer lebensbedrohlichen Situation helfen muss.


    Zum Thema Epilepsie durch Stroboskopblitze: Ich hab's gerade nochmal im LPN-San (sehr empfehlenswert!) nachgelesen. Da steht auf Seite 328:


    Zitat

    Ursache epileptischer Anfälle ist eine abnorme, synchrone elektrische Entladung von Nervenzellgruppen. Grundsätzlich kann jedes Gehirn mit epileptischen Anfällen reagieren, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind (z.B. Schlafentzug, psychischer Stress, krampffördernde Medikamente). (...) Das Auftreten epileptischer Anfälle wird begünstigt durch Schlafentzug und Lichtblitze (z.B. Disco-Flackerlicht, Blaulicht, Fernsehen, Autofahrt durch eine Allee bei Sonnenschein).
    (...)
    Elementarmaßnahmen: Nach dem Anfall werden bewusstlose Patienten in stabiler Seitenlage gelagert, die Atemwege sind freizuhalten.
    Standardmaßnahmen: Im Anfall ist das Vermeiden von Selbstverletzung durch Wegräumen von umstehenden Gegenständen und Möbeln wichtig. Wo dies nicht möglich ist, kann mit Jacken oder Decken entsprechend abgepolstert werden. Das Einlegen eines Beißschutzes zur Verhinderung eines Zungenbisses ist mit Verletzungsgefahr verbunden, in den meisten Fällen ohnehin nicht möglich und daher zu unterlassen. Ist ein Patient nach einem Anfall wieder voll bei Bewusstsein und über seine Krankheit informiert, erübrigt sich meistens eine spezifische zusätzliche Therapie. ...


    Das ist das mindeste, was man tun kann und sollte - auch wegen dem hier.


    Wer weiß, dass er zu epileptischen Anfällen neigt, weiß auch, dass er in einer Disco nix verloren hat. Der braucht kein Warnschild - oder würde auch das ignorieren.


    Wer noch nichts von seiner Neigung weiß, dem hilft die Warnung auch nicht.


    Warnt lieber vor Lärm, Drogen (auch Alkohol und Zigaretten übrigens...), Geschlechtskrankheiten und Dreckbären...


    Mit freundlichen Grüßen


    Tobias Zw.

  • Zitat von "Tobias Zw."

    Auch wir sind nicht nur Tontechniker, sondern nach Dienstschluss auch noch dazu Menschen, und als solche sollte man sich zumindest mal gedanklich mit der Möglichkeit befassen, dass man irgendwann alleine auf weiter Flur steht und einem (vielleicht nahestehenden?) Menschen in einer lebensbedrohlichen Situation helfen muss.


    Mit freundlichen Grüßen


    Tobias Zw.


    Es ist wirklich nochmal zu verdeutlichen, bei ja eigentlich jedem Job ist man doch noch ein Stück Mensch oder? Okay nicht immer, da weiß glaube ich jeder der !!!wirklich!!! arbeitenden Lebewesen auf diesem Planeten, Beamte mal ausgenommen 8) Auch wenn man sich selbst erstmal nicht damit identifizieren kann, die Rolle des "Ersthelfers" einzunehmen, auf Grund der vielen Arbeit oder anderen Sorgen... wird man spätestens wenn man selbst einmal einen Ersthelfer "benötigt" sich vielleicht einmal vor Augen führen oder darüber nachdenken, wie wichtig ein solcher in entsprechender Unfallsituation bei Selbstbetroffenheit ist! (Dieses wurde von Tobias ja bereits angesprochen)


    Man sollte die Sache in Punkten wie "Wer ist wann verantwortlich?" Und inwiefern ein jeder in welcher "Rolle" er Berufs- bzw. Tätigkeitsbedingt arbeitet sich selbst und anderen der Nächste ist", wirklich äußert kritisch und objektiv hinterfragen um zu einem annehmbaren und akzeptablen Ergebnis zu kommen.


    Schönen Gruß Philipp

    Elektrofachkraft | Nebenberuflich: "VAler"/Tontechniker

  • Und nicht vergessen, auch gleichzeitig dafür zu sorgen, das keine Panik ausbricht.


    Notfalldurchsagen über Micro etc sollten weiter gewährleistet bleiben, auch wenn der Tontechniker meint, Erste Hilfe machen zu wollen.

    Amp und Boxen Brett _ Die Vuvuzela des Forums


    Ganz großer Fan des " Themen als gelesen markieren " Buttons

  • Zitat von "klauston"

    Und nicht vergessen, auch gleichzeitig dafür zu sorgen, das keine Panik ausbricht.


    Notfalldurchsagen über Micro etc sollten weiter gewährleistet bleiben, auch wenn der Tontechniker meint, Erste Hilfe machen zu wollen.


    Meiner Meinung nach sollte der Tontechniker vorrangig dafür sorgen, daß keine Panik ausbricht und eine Behandlung möglich ist/wird.

  • Schon mal erlebt, dass eine Panik ausbricht, weil einer umfällt?... Der wird wohl eher plattgetreten.


    Reduzieren wir's auf die Verpflichtung, die sich aus dem StGB(*) ergibt: Jeder ist verpflichtet, bei einem Notfall im Rahmen seiner Möglichkeiten zu helfen, so lange er sich dabei nicht selbst gefährdet. Ob das jetzt erste Hilfe ist, oder das Herbeirufen von Hilfe - schon das Absetzen einer Durchsage kann da ausreichen.


    Schlußendlich muss es auch jeder mit seinem eigenen Gewissen ausmachen.


    MfG TZw


    §323c StGB: „Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbesondere ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.“


    <Edit>: Den entsprechenden Artikel bei Wikipedia (Click) sollte jeder wirklich mal in Ruhe nachlesen! Speziell über "Erforderlichkeit der Hilfe" und "Zumutbarkeit der Hilfe".

  • Erste Hilfe sollte man allerdings auch nur machen, solange man sich nicht selbst gefährdet.


    Klingt jetzt blöd, aber in Zeiten wie diesen gehört schon dazu, vorsichtig zu sein wenn Blut fließt und man keine latex handschuhe dabei hat.


    Jeder Sanitäter wird auch immer sagen, das Eigensicherung vor geht.
    Es hat niemand was davon, dann noch durch Unachtsamkeit die eigene Gesundheit zu gefährden.


    ich will damit nicht aufrufen, nicht zu helfen, im Gegenteil.
    Aber wenn, dann muß es Sinn machen.


    ich selbst könnte es nicht, ich kann kein Blut sehen, wenn ich helfen muß, liege ich daneben :(
    Aber das habe ich gelernt, Erst schauen, ob es Gefahren gibt, dann helfen.

    Amp und Boxen Brett _ Die Vuvuzela des Forums


    Ganz großer Fan des " Themen als gelesen markieren " Buttons

  • Was haltet Ihr von einem Erste Hilfe Kurs fürs Forum? - Ganz ohne Scherz! Wäre doch mal eine interesssante Aufgabe. Ersthelferkurse für Veranstaltungstechniker.

    Beffl, so a Glaber! Dess glabst da jao salber nedd,
    obbar es bassd schoh!


  • Sicherlich alles richtig.
    Das bringt mich auf den Gedanken, meinen Erste-Hilfe-Kurs dringend aufzufrischen. Der letzte Kurs war 2008 im Rahmen einer Veranstaltung, die ich betreut habe und eher speziell. Dafür dann auch gleich 5x im Jahr und mit einem sehr guten Instruktor.
    Trotzdem bleibe ich dabei, daß Veranstaltungstechniker eher eine leitende Funktion einnehmen können, da sie gleichzeitig noch die Veranstaltungstechnik unter sich haben, die in solchen Situationen nicht ganz unwichtig ist. Z.B. hat man für eine angemessene Beleuchtungs- und Beschallungssituation zu sorgen, was kaum sonst jemand in Reichweite kann. Durch den Überblick, den man in solchen Situationen hat kann man effektiv Hilfe organisieren. Siehe Wikipedia-Artikel im Hinblick auf Verletzung eigener Pflichten.

    Zitat von &quot;Beffel&quot;

    Was haltet Ihr von einem Erste Hilfe Kurs fürs Forum? - Ganz ohne Scherz! Wäre doch mal eine interesssante Aufgabe. Ersthelferkurse für Veranstaltungstechniker.


    Prinzipiell ja, ich habe auch einen sehr fähigen Instruktor kennengelernt. Der dürfte allerdings eine Stange Geld kosten...

  • Siehste Klaus, das ist für mich ein gültiges Argument - wenn man genau weiss, dass man nicht dafür gemacht ist, dann sollte man sich auch auf's Hilfe herbeirufen beschränken. Das sehe ich ein. Die Infektionsgefahr durch HIV ist übrigens bei normalen EH-Situationen (Kreislaufstillstand mit folgender Herz-Lungen-Wiederbelebung oder auch Krampfanfälle) so verschwindend gering, dass das als Ausrede nicht zählt. Da hole ich mir viel wahrscheinlicher die diesjährige Grippe oder - wenn ich Pech habe und nicht geimpft bin - eine Hepatitis (auch kein Spass, zugegeben!), aber es ist, soweit ich weiss, noch nie zu einer HIV-Infektion von Ersthelfern bei HLW gekommen.


    Und der Mann von Welt hat dafür ja auch sein Beatmungstuch am Schlüsselbund und den EH-Kasten mit Handschuhen im Toolcase. :wink:


    @ Simonstpauli: Ich verstehe und akzeptiere Deinen Standpunkt, aber ein Veranstaltungstechniker erfüllt im Regelfalle keine wichtigere Pflicht. Zack, ist das Saallicht angemacht - ab da hat man die Hände frei, 112 zu wählen oder auch mal einen in einen ruhigeren Bereich zu schleifen. Natürlich ist das ganze situationsabhängig. Auf keinen Fall ist ein Veranstaltungstechniker dafür qualifiziert oder auch nur geeignet, in einer EH-Situation irgend etwas zu "leiten". Höchstens, dass er zwei andere bestimmt, die dann mithelfen müssen... Und wenn dann mal der Tonmann das Lichtpult mit im Auge behalten muss, ist das doch auch kein Beinbruch, oder? Ich will nur klar machen, dass unsere Tätigkeit keine Entschuldigung dafür ist, dann nicht zu helfen!


    @ Beffel: Schade, dass ich noch keinen EH-Ausbilderschein habe ;)


    Den zweitägigen Kurs - den ich im Zweijahresabstand für ausreichend halte - bieten alle lokalen Hilfsorganisationen (DRK, JUH, MHD etc.) für kleines Geld an, und der Inhalt ist auch für unseren Bereich absolut ausreichend. Und wenn man genug Leute zusammenkriegt (im Regelfall so um die 10), wird in so einem Kurs auch gerne auf spezielle Themen (z. B. Stromunfälle oder Substanzmissbrauch) schwerpunktmäßig eingegangen. Aber ob sich's dafür lohnt, aus der ganzen Republik zusammenzukommen? Dann lieber im lokalen Umfeld die Kollegen mobilisiert und zusammen zum DRK - dann macht's auch noch Spaß!


    Oder ich beeile mich wirklich, noch den EH-Ausbilderschein zu machen... :wink:


    MfG Tobias Zw.

  • Meines Wissens nach muss auf jeder Baustelle ein Ersthelfer, sowie ein Betriebsverbandskasten sein, sodass sich die Suche nach den Einweghandschuhen ja dann erledigt hat, wenn man sich an die BG Vorschriften hält...