Ein Toter bei Unfall auf Musikfestival in der Slowakei

  • Habe heute Nacht einen Bericht gelesen, das auf einem Musikestival mit 30.000 Personen in der Slovakei bei einem Sturm ein Toter zu beklagen war.


    Ich kann den Bericht im Moment nicht mehr finden, jedoch war es anscheinend so, das ein Festzelt, wo Personen drin waren, bei dem Sturm zusammengebrochen ist.


    Und bevor jetzt Meldungen kommen, das dort vermutlich schäbig gearbeitet wurde, oder Qualitätsstandards nicht eingehalten usw.:


    Also ich weiß es auch nicht, da ich nicht dabei war.
    Es gibt jedoch auch in diesen Ländern sehr amtliche Verleiher, die sicher arbeiten.


    Aufzeigen will ich damit eher, das Wetter sehr unberechenbar sein kann und man oft selbst mit den besten Vorsichtsmaßnamen immer ein Restrisiko besteht.
    Je mehr Menschen sich auf einem begrenzten Platz aufhalten, umso höher die Wahrscheinlichkeit, das es einen erwischt.


    Nur als Beispiel:
    Ich bin in den Bergen aufgewachsen und kenne schnell umstürzende Wetterphänomene.
    Und da wird oft Werbung gemacht , doch Berge zu besuchen, Sommer und Winter, es ist ja alles so schön und super.


    Wenn dann aber einmal eine Lawine abgeht oder bei einem Wettersturz mit Regen eine Mure oder ein Wildbach plötzlich Menschen und Autos oder Häuser wegreißt, oder ein Sturm ganze Wälder knickt, dann tun immer alle so, als ob das was völlig unübliches wäre.


    Das ist es aber nicht!!!!


    Deswegen : Wetter ist unberechenbar.
    Man kann nur versuchen, soweit wie möglich Risiko zu minimieren indem man versucht, so viel wie möglich an Vorbereitung und Sicherheit zu erarbeiten.
    Aber ausschließen wird man das nie können.
    Und das sollte jedem mal bewußt werden.

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  • Hi


    ähnliche situation nur kein Toter:


    Am Freitag war ein Dorffest mit ca 2500 Besuchern. So gegen 24 Uhr ging plötzlich übelst der Wind. Die "Zelttür"(Plane halt) neben der Bühne die von der Band genutz wurde klaffte plötzlich vollständig auf und der Wind riss fast den Fanstand um. Ähnliches am Hauteingang. Da Plötzlich alle rauswollten konnte der auch nicht geschlossen halten werden was zur folge hatte dass natürlich noch mehr wind ins Festzelt konnte und die Dachplane schon etwas stärker anhob. Die die durch ein Nebenzelt gebildete Bar gabs dann auch nicht mehr.
    Fast schon Massenpanik im Zelt, unsere gruppe hat ruhe zu bewart (ham unser bier noch gemütlich ausgetrunken).
    Der Stromausfall und ein dunkles Festzelt war auch keine Überrauschung mehr (für uns zumindest)((Komischerweise schien nur eine Lampe wie siehts da eig mit Notlampen aus??))


    Billanz an mir bekannten Sachschäden:
    Ein bauzaun auf nem Auto
    eine längsstang vom Festzelt kaputt
    Das Barzelt wech.


    Ich hab auf deutsche wert- und prüfarbeit vertraut und bin ruhig sitzengeblieben.(natürlich hätte ich im ernstfall auch geholfen)


    Das traurige für mich war nur dass eine Band gespielt hat die aus 4 mann bestand, die Equipment in nem 7,5to unterbringen konnte
    (LS9 von der bühne aus gemischt, kein schlagzeug, in ear anlage, insgesammt 5 cases und 2 2m hohe Boxentürme auf biertische geschnallt)
    Dann wärend der heftigen phase ihr zeug abgebaut hat also gitarren und akkordeon und alles.
    und als es wieder aufgehört hatte nicht mehr spielen wollte weil zu wenig strom da war?!? und wenn man 400000 euro hätte könnte man weiterspielen so viel sollte die anlage kosten?!?
    Das geile war nur dass bis zum schluss ne cd über ls9 + anlage lief....


    Meiner meinung hatten die einfach keinen bock mehr!


    Naja soweit is mir grad nix bekannt dass etwas schlimmes passiert ist. ich glaub 3 menschen saßen im nem krankenwagen.


    Aber die Ausrede der band war scho etwas enttäuschend...

  • Zitat von "klauston"

    Aufzeigen will ich damit eher, das Wetter sehr unberechenbar sein kann und man oft selbst mit den besten Vorsichtsmaßnamen immer ein Restrisiko besteht.


    ...


    Man kann nur versuchen, soweit wie möglich Risiko zu minimieren indem man versucht, so viel wie möglich an Vorbereitung und Sicherheit zu erarbeiten.
    Aber ausschließen wird man das nie können.
    Und das sollte jedem mal bewußt werden.


    Ich nehme den Ball mal auf...




    Nehmen wir mal an, wir haben da eine Bühne, die von einem fähigen Statiker sorgfältig gerechnet wurde, und von einer fähigen Crew sorgfältig aufgebaut wurde. Inkl. Windmesseinrichtung auf dem Bühnendach.



    Eine solche Bühne ist fast immer mit "Betriebseinstellungsklausel" gerechnet: ab eine bestimmten Windstärke muss der Betrieb eingestellt werden. Da gibt es ja auch schon hübsche technische Lösungen, welche die Planen abwerfen. So weit so gut.





    Jetzt denken wir mal über die organisatorische Seite nach.


    1.) Die Anzeige von der Windmessanlage steht irgendwo. Vielleicht schaut da auch jemand drauf. Darf der im Zweifelsfall die Veranstaltung abbrechen? Hat er dann auch dafür den "Arsch in der Hose", das zu tun? (Bei einem plötzlichen Wetterumschwung hat man nicht immer die Zeit, das auszudisktieren...)


    2.) Das Abwerfen der Seitenplanen bewirkt ja nicht, dass diese rückstandsfrei verschwinden. Im Ernstfall haben wir da wohl so etwas wie "schlagende Segel", die irgendwie geborgen werden wollen.


    3.) Wir haben da eine größere Menge an Publikum auf dem Gelände. Wer informiert die? Findet der in einer solchen Situation die geeigneten Worte? Ist die PA noch betriebsbereit? Wenn nicht: Haben wir Alternativen?


    4.) Haben wir vielleicht die Chance, dem Publikum einen geschützten Raum anzubieten? Ist vielleicht eine Gemeindehalle in der Nähe? Eine Kirche oder Kapelle? Eine Kaserne? Eine Lagerhalle? Hat man im Vorfeld organisiert, dass man sich da Zugang verschaffen kann? (Anmerkung: Zelte sind in einer solchen Situation eine schlechte Idee, weil die auch nur bedingt Windlasten abkönnen)


    5.) Wo bringt man Künstler und Mitarbeiter unter? Cateringzelt muss in solchen Situationen meist ebenfalls geräumt werden. Hat man Container? Bietet der LKW der VT-Firma vielleicht genügend Platz?


    6.) In einer solchen Situation geht es erst mal darum, Personenschäden zu vermeiden - für Sachschäden ist man versichert. Allerdings kann die Technik durchaus noch eine Gefahrenquelle darstellen. Von daher: Wer kümmert sich im Ernstfall darum, die Technik zu sichern? Anlage spannungsfrei schalten, vielleicht auch den einen oder anderen Casedeckel schließen... Hat diese Person geeignete Kleidung?

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • Zitat von "ADMIN"

    2.) Das Abwerfen der Seitenplanen bewirkt ja nicht, dass diese rückstandsfrei verschwinden. Im Ernstfall haben wir da wohl so etwas wie "schlagende Segel", die irgendwie geborgen werden wollen.


    Rollfock. :D

  • Ich hab gestern ein paar YouTube Videos zu dem Festival gefunden, da kann man sich ein Bild von den Windverhältnissen machen.
    In dem ersten Video http://www.youtube.com/watch?v=TtpRZ5D8e3c&feature=related sieht man auch wie sich die Gaze der Bühnenrückseite zum Segel entwickelt.
    Und man sieht auch das noch alle Gazen und Planen drin sind.
    Hier http://www.youtube.com/watch?v=RChyvDh4USI&feature=related noch mal ein anderes Segel...
    Und in diesem Video http://www.youtube.com/watch?v=7eZcKmXRTQI&feature=related sieht man die Folgen des Zelteinsturzes und auch die Bühne nachdem die Planen rausgenommen wurden.


    ADMIN: Dazu kommt noch das bei plötzlich aufkommendem Sturm und der Entscheidung das die Planen/Gazen raus müssen evtl. in akuter Lebensgefahr gearbeitet wird.
    Das macht a) nicht jeder und b) möchte man auch nicht unbedingt der sein der das ansagt (auch wenn es der Sicherheit von vielen Menschen dient)


    Solches Wetter ist eine Extremsituation. Es gibt ein paar Leute die in solchen Situationen schnell richtige Entscheidungen treffen, und man kann nur hoffen das man von denen welche vor Ort hat.


    Zitat von "ADMIN"


    4.) Haben wir vielleicht die Chance, dem Publikum einen geschützten Raum anzubieten? Ist vielleicht eine Gemeindehalle in der Nähe? Eine Kirche oder Kapelle? Eine Kaserne? Eine Lagerhalle? Hat man im Vorfeld organisiert, dass man sich da Zugang verschaffen kann? (Anmerkung: Zelte sind in einer solchen Situation eine schlechte Idee, weil die auch nur bedingt Windlasten abkönnen)


    Das ist eines der größten Probleme bei Festivals. Einerseits ist man ausserhalb von Zelten vor deren Einsturz sicher, andererseit besteht draussen die Gefahr von herumfliegenden Ästen, Zeltteilen und und und. Von Hagel mal ganz zu schweigen.
    Und das Menschen unter einem Dach Schutz suchen ist ja quasi ein Reflex. Selbst wenn man ein Zelt aus Sicherheitsgründen sperrt würden z.B. bei einem Hagelschauer die Massen trotzdem dort Zuflucht suchen. Vom Regen in die Traufe...
    Da seitens des Veranstalters etwas adäquates zur Verfügung zu stellen (für xx.000 Menschen, an verschiedenen Stellen der Zeltplätze, in der Nähe der Bühnen) lässt sich wohl nicht realisieren, zumindest nicht ohne die Ticketpreise zu verdoppeln.
    Da bleibt dann leider das Restrisiko für die Besucher bei "höherer Gewalt"...

    Zitat von "ADMIN"


    5.) Wo bringt man Künstler und Mitarbeiter unter? Cateringzelt muss in solchen Situationen meist ebenfalls geräumt werden. Hat man Container? Bietet der LKW der VT-Firma vielleicht genügend Platz?


    So ja geschehen beim Southside 2007, da hat sich die Bühnencrew auch in einem Trailer in Sicherheit gebracht.

  • Zitat von "schmiddy"

    I@admin: Dazu kommt noch das bei plötzlich aufkommendem Sturm und der Entscheidung das die Planen/Gazen raus müssen evtl. in akuter Lebensgefahr gearbeitet wird.


    Ich gehe mal davon aus, dass da inzwischen mit einem Abwurfsystem gearbeitet wird. Wer bei Windstärke 6 einen Rigger in's Dach schicken möchte, hat gleich zwei Sachen nicht verstanden (Gefährdung desselben und Zeit, die das dauern wird).


    Zitat

    Das macht a) nicht jeder und b) möchte man auch nicht unbedingt der sein der das ansagt (auch wenn es der Sicherheit von vielen Menschen dient)


    Dafür gibt es einen Veranstwortlichen für Veranstaltungstechnik ("Meister"), der ist exakt dafür da. Und wenn der in seiner Ausbildung nicht gelernt hat, wie man eine solche Ansage formuliert (was ein bezeichnendes Licht auf die entsprechenden Schulungseinrichtungen wirft...), dann hat er in Vorfeld wirklich ausreichend Zeit, sich mit einer solchen Situation gedanklich auseinander zu setzen.


    Zitat

    Da seitens des Veranstalters etwas adäquates zur Verfügung zu stellen (für xx.000 Menschen, an verschiedenen Stellen der Zeltplätze, in der Nähe der Bühnen) lässt sich wohl nicht realisieren, zumindest nicht ohne die Ticketpreise zu verdoppeln.


    Es gibt nicht nur Veranstaltungen mit fünfstelliger Personenzahl, und für mittelgroße Veranstaltung könnte man oft schon in die danebenstehende Gemeindehalle evakuieren, wenn man sich nur rechtzeitig einen Schlüssel besorgt hätte.

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  • Ich kenn das von großen Bühnen, wo man ein Abwurfsystem kaum einsetzen kann.
    Ich rede jetzt von StageCo Bühnen mit 24 x 20 Meter plus Wings mit nochmal 8 M


    Da sind die Planen mit Kederschienen fix drin.
    Allerdings ist auch immer Personal vor Ort und den Windmesser kann man am Display beim Monitorplatz gut ablesen.


    Konkret hatte ich dieses Wochenende selbst eine Bühne, wo immer wieder mal Sturmwarnung kam.
    Der Stagemanager ist als Verantwortlicher mit einem Evakuierungsplan ausgestattet gewesen, wo auch Maßnamen genau erläutert waren.
    Evakuierungsrichtungen usw.


    Ansagen hätte man dies immer über ein Notfallsmicro können, welches am Monitorplatz mit schalter bereitlag.
    Die PA wurde über ein Aggregat betrieben, also man hatte da sicher gut vorgedacht.


    Die andere Frage wäre, ob man die Leute rechtzeitig wegbekommt.


    Die Woche davor hatten wir am gleichen Gelände einen Sturm, der kam so schnell, da hätte man in den 10 Minuten niemals die Leute weggebracht.
    Gottseidank passierte dies Mittags ( als gerade alle im Catering waren ).
    Aber der Horizont wurde schwarz und dann war es auch fast schon da.
    Als klar war, was da abgeht, schafften wir es nicht mal mehr rechtzeitig vom Cateringzelt zur Bühne.


    Ich hab das auch schon mal auf der Donauinsel erlebt, Fotos gibt es ja auf der Startseite, da war dies ebenfalls so schnell da, das es unmöglich gewesen wäre, eine Evakuierung durchzuziehen.
    Ebenfalls hier passierte das an einem Aufbautag.


    Was ich aber schon mehrmals erlebt habe, das die Menschen, wenn sie Schutz suchen, immer zu einer Bühne laufen bzw sogar auf diese.
    Und zu den Zelten, denn es regnet ja.


    Da stellt sich die Frage, wie man die dort wegbekommt, denn das geht fast nur mehr mit Gewalt.
    Ein jeder denkt sich, hier wird schon nichts passieren.
    Und wie man sieht, ist es manchmal das Letzte, was manchen durch den Kopf geht.


    Bei kleineren Bühnen ist es deutlich einfacher , da kann man leichter vorsorgen.
    Man muß es nur tun.


    Aber wie gesagt, ein Restrisiko bleibt immer, egal wie sehr man sich darauf vorbereitet.


    Und eine etwas provokante Frage:
    Wer hätte im Notfall die Eier, wissentlich einen Menschen in Lebensgefahr zu bringen, wenn man damit auch wissentlich zb 50 Menschen retten könnte? ( zB Rigger hochschicken oder Elektriker arbeiten lassen )
    Und wie würde dies dann vor Gericht aussehen, wenn man dies argumentieren würde???

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  • Tja Klaus, manchmal kommen sie wieder ;O)


    Aber die Frage nach den Verhältnismäßigkeiten (Wer schickt den Rigger bei WS6?) ist gar nicht so weit her. Ich schweife mal etwas ab und erinnere mich an einen Zirkus, für den ich mal Zelte gebaut habe (keiner von den kleinen Familienbetrieben, das Grand Chapiteaux hat seinen Namen verdient): Damals wurde in einem namhaften, belgischen Küstenort bei gefühltem Sturm das Zelt fertig gebaut, weil alles andere das Zelt nebst Beiwerk zerstört hätte. Keine Frage, rechtlich jenseits der Grenze, aber das war in dem Zusammenhang irgendwie kein Thema. Dort weht (5 Euro in die Wortspielkasse) ein etwas anderer Wind, das Zelt muss rauf oder runter, komme, was da wolle. Grundregel Nummer 1 war damals, niemals zwischen die Plane und den Tower zu kommen!
    Was will ich damit sagen? Ich würde das heute nicht mehr machen, das ist schon mal klar. Man kann aber vieles Auffangen, indem man die Augen aufhält und endlich mal lernt, sich an die Lage anzupassen. Extreme Wettersituationen häufen sich irgendwie, die ARGE reagiert bereits und trotzdem bauen irgendwelche Menschen landauf, landab immer noch irgendwelche "fliegenden Bauten" (noch mal 5 Euro in die Kasse) nach Buttermilch und Westwind. Wetterstation? Fehlanzeige! Anruf beim Wetterdienst? Eine 0900er Nummer anrufen? Ja bin ich denn Krösus? Das Problem liegt dabei wohl weniger bei den StageCo Bühnen, dafür umso mehr bei den hundertausend kleinen Gebilden, über die hier auch bisweilen diskutiert wird. Mir stellts die Nackenhaare auf aber manch einer ist da beratungsresistent bis zum Äußersten. Ob man denn jetzt Querverbände bräuchte oder ob die Plane aus dem Baumarktangebot nicht auch ginge? Mit Windups vorne? Ballast? Was übrigens nicht heißen soll, dass die Großen vor Unfug gefeit wären, im Gegenteil!


    Aber gerade bei den Kleinen fehlt viel zu oft der Arsch in der Hose, um dem Veranstalter klarzumachen, wo die Grenze ist. Kleine Anekdote, die etwa zwei Jahre zurückliegt: Coverband, Sommerfest einer etablierten Partei, Wolkenbruch, überkotzende Gullys, fliegende Pavillons, Bühne säuft ab - horizontaler Schlagregen! Freischalten und retten, was zu retten ist. Nach 10 Minuten ist der Spuk vorbei, die vom Veranstalter gestellte UV abgesoffen und damit unbrauchbar. 2/3 des Equipments trotz Planen und Überdachung durch. Der Veranstalter kommt mit einem Verlängerungskabel aus einem Wohnhaus mit der Aufforderung, in spätestens 5 Minuten weiterzuspielen, sonst blieben die Gäste endgültig weg... Evakuierungsplan? Natürlich, alle unter den Bierpilz, meinen FoH („Können sie nicht mal diese Kisten hier wegschieben, die Gäste stehen im Regen!“ – „Nein, Frau Landrätin, kann ich nicht!“) oder auf die Bühne…


    Anyway – ich glaube, vor allem die Kleinen hinken in unserer Branche den Voraussetzungen hinterher. Die großen auch – aber dann liest man eben in der Zeitung davon.


    SKY

    Kein Applaus für Scheiße!

  • Zitat von "ADMIN"


    Ich gehe mal davon aus, dass da inzwischen mit einem Abwurfsystem gearbeitet wird. Wer bei Windstärke 6 einen Rigger in's Dach schicken möchte, hat gleich zwei Sachen nicht verstanden (Gefährdung desselben und Zeit, die das dauern wird).


    Ich glaube das ist eine etwas idealisierte Vorstellung. Dafür gibt es zuviele Bühnen auf der Strasse. Ich sag ja nicht das es toll wäre wenn alle Bühnen mit Abwurfsystemen ausgetattet wären.
    Und z.B. hier in HH hat man in Böen Windstärke 6 mal ganz schnell, kann mich da an ne Bühne letztes Jahr erinnern wo es herrlichstes Wetter war, aber eben Böen mit Windstärke 6.
    Dann die Entscheidung zu treffen das Programm zu unterbrechen und die Gazen rauszunehmen und damit die Menge vor der Bühne in Stimmung zu bringen ist eben keine einfache Entscheidung.
    Versteh mich nicht falsch, es geht mir nicht darum das man die Sicherheit vernachlässigen sollte, aber man muss bei aller Therorie auch immer die Situationen in der Realität betrachten.

    Zitat von "ADMIN"


    Dafür gibt es einen Veranstwortlichen für Veranstaltungstechnik ("Meister"), der ist exakt dafür da. Und wenn der in seiner Ausbildung nicht gelernt hat, wie man eine solche Ansage formuliert (was ein bezeichnendes Licht auf die entsprechenden Schulungseinrichtungen wirft...), dann hat er in Vorfeld wirklich ausreichend Zeit, sich mit einer solchen Situation gedanklich auseinander zu setzen.


    Schulung hin oder her, in Extremsituationen zeigt sich erst ob jemand in der Lage ist vernünftige Entscheidungen zu treffen. Schon oft genug erlebt...

    Zitat von "ADMIN"


    Es gibt nicht nur Veranstaltungen mit fünfstelliger Personenzahl, und für mittelgroße Veranstaltung könnte man oft schon in die danebenstehende Gemeindehalle evakuieren, wenn man sich nur rechtzeitig einen Schlüssel besorgt hätte.


    Das stimmt, da wird mit Sicherheit noch viel zu wenig drauf geachtet und dementsprechend gehandelt.


    Zitat von "klauston"

    Wer hätte im Notfall die Eier, wissentlich einen Menschen in Lebensgefahr zu bringen, wenn man damit auch wissentlich zb 50 Menschen retten könnte? ( zB Rigger hochschicken oder Elektriker arbeiten lassen )
    Und wie würde dies dann vor Gericht aussehen, wenn man dies argumentieren würde???


    Ich denke schon das Dir der Beweggrund für Deine Entscheidung positiv angerechnet wird. Und im Falle eines VfV ist ja die Sicherheit der Besucher auch oberstes Gebot.
    Aber das macht die Entscheidung in dem Moment ja auch nicht leichter, weil es ja nicht selten ist das man die Kollegen schon seit Jahren kennt und schätzt die man dan evtl. in Gefahr bringt...

  • Bin momentan so partiell betroffen... (Kollege hat sich ein Dach gekauft, und ich muss da eben latent mit hinfassen)


    Zum Thema Planen raus... Bei einer popeligen 8x6m Rundbogenbühne schafft man es selbst im windstillen nur unter erheblicher Kraftaufwendung
    die Dachplanen rauszuziehen. Selbiges gilt für die Rückplane, sobald da der Wind dagegen drückt ist das Thema durch.
    Bei den Seitenplanen bestehen Chancen, da diese in einer Art Vorhangschiene geführt werden, der Rest läuft in Kederschienen, das floppt.


    (Das Dach ist inzwischen auch für den Betrieb an der Küste und auf Inseln zugelassen,
    trotzdem gibt das in meinen Augen ein unlösbares Dilemma,
    bei Windstärke "6" ist die technische Möglichkeit zum Planen entfernen lediglich noch die Druckerschwärze im Baubuch wert...)


    Ferner gibt es diverse Strassen-/Gemeinde-/Sportfeste etc, wo erst die Bühne gestellt wird, und die Partyband dann abends Equipment und gute Laune selber mitbringt.
    Bühnenpersonal ist dann erst wieder am Montag zum Abbau anwesend,
    da ist die Frage der Verantwortlichkeit dann auch etwas heikel...

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  • Zitat von "klauston"

    Und eine etwas provokante Frage:
    Wer hätte im Notfall die Eier, wissentlich einen Menschen in Lebensgefahr zu bringen, wenn man damit auch wissentlich zb 50 Menschen retten könnte? ( zB Rigger hochschicken oder Elektriker arbeiten lassen )
    Und wie würde dies dann vor Gericht aussehen, wenn man dies argumentieren würde???


    Meiner Ansicht nach stellt sich die Frage so nicht:


    1.) Es geht nicht um die "Rettung" von 50 Menschen, sondern um die signifikante Reduktion der Gefährdung, das allerdings einer im Regelfall deutlich größeren Menschenmenge.


    2.) Rechtlich gesehen stellt sich diese Frage im Regelfall auch nicht: Wenn man vor einer solchen Entscheidung steht, sind im Vorfeld schon Entscheidungen falsch getroffen worden, sonst stände man nicht vor dieser Alternative.


    (Ok, man kann Fälle konstruieren, bei denen das anders ist: Bei Unwetter setzen sich Veranstaltugnsleiter und Meister in's Auto und fahren ganz weit weg, der FOH-Mensch hat die Eier, das Kommando zu übernehmen und zu retten was zu retten ist... Aber mal ehrlich, solche Szenarien sind so unwahrscheinlich, dass man sie nicht ernsthaft diskutieren muss.)


    Fakt ist: Die meisten Bühnen sind mit Betriebseinstellungsklausel gerechnet, es gibt technische Möglichkeiten, das ohne Gefährdung von Menschenleben zu realisieren, wer diese nicht nutzt, hat im Ernstfall ein ganz enormes Argumentationsproblem. (Der Verweis auf die Kosten würde das alles noch schlimmer machen, denn Geldgier gilt als niederer Beweggrund...)

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  • Zitat von "klauston"

    Und eine etwas provokante Frage:
    Wer hätte im Notfall die Eier, wissentlich einen Menschen in Lebensgefahr zu bringen, wenn man damit auch wissentlich zb 50 Menschen retten könnte?


    Klauston hat schon recht....
    Hier mal was reelles:
    Letztes Jahr war ich auf einer Städtetour mit Bühnentruck. Das Vorprogramm richtet immer die jeweilige Stadt aus...So auch in einer schwäbischen Stadt südlich von Stuttgart.... Auf dem Platz wurde örtlich eine Willy für das Vorpgrogramm hingestellt. So weit sogut...Die Stimmung war gut, und ich war irgendwann dann mit dem Hauptprogramm auf dem Truck beschäftigt. Irgendwann sehe ich dann aus dem Augenwinkeln, dass bestimmt 50 oder mehr Personen die Willy gestürmt hatten um eine bessere Sicht zu haben und alle tanzten und hopsten fleißig mit.... Von Seiten des Veranstalters (eben die Stadt) gab es keine Abschrankung, nichts....
    Also... ich war nur als Operator dort, deshalb die Info an den Meister, dass das gefährlich ist, weil die Bühne auf eine wesentlich niedrigere Verkehrslast ausgelegt ist, als eine Tribüne oder öffentlich zugänglich Verkehrsfläche.
    Er erkannte auch die Situation... ist zum Produktionsleiter... als nach 10 minuten noch nichts passiert ist, hatte er nochmal nachgefragt... Der Produktionsleiter hat gesagt, er hat die Infos an die Stadt weitergegeben und der zuständige Mann vom Bauhof (!), der sich auch auf dem Platz befände wäre informiert, worden, meinte aber das sei O.K...Nochmal... die Stadt war offiziell der Veranstalter.
    Tja, der Meister und ich haben uns aufgeregt wie die Sau....letzendlich hab ich mal den chaser reingehauen, bin zur Bühne, hab mir mal schnell angeschaut, ob die Bühne wenigstens richitg aufgebaut worden ist und hab dann als "Vater" die Eltern mit Kindern gebeten von der Bühne zu gehen. An eine alleinige "Evakuierung" von sovielen tobenden Leuten ohne Unterstützung war denken...
    Für "mehr" hatte ich keine "Eier" in der Hose.


    Es ist nichts passiert...und wenn was passiert wäre, dann wäre sicherlich ein Richter der Auffassung gewesen, dass der letzendliche Verantwortliche trotz Hinweisen falsch entschieden hat.


    Es ist echt ein Unding, dass immer mehr Gemeinden und Werbegemeinschaften sich Mobile Bühnen zulegen. Zudem ist die "Unwissenheit" bei den Bauämtern erschreckend... vor allen Dingen auf dem "Land".

  • mehr als 50 Pax auf einer willy bühne hopsend als unzulässig???


    meines wissens sind die willys genauso auf last ausgelegt wie die normalen Podeste - 750 kg/m²


    auf einer willy einen 50-manntanzcorps der synchron tanzt geht dabei bei 9 x 6,6 willy problemlos.


    MfG,


    Alexei


  • Tja... eben nicht... die Trailerbühnen haben meißt nur die 350KG/m², max. 500KG/m².
    Selbst wenn die verkehrslast zulässig wäre hätten wir noch das "Problem" mit "nicht-unterwiesenen Personen" auf der Bühne mit Absturzkante...

  • Richtig Martin, die Bühne ist KEINE Tribüne und hat nicht gesicherte Absturzkanten. Deswegen habe ich beim letzten Abiball in einer von mir betreuten Location bei einer ähnlichen Situation das Saallicht voll anmachen lassen, bis die Kids wieder von der Bühne waren. Dort war immerhin eine Dame von der Ball-Orga, die mir geholfen hat, die Bühne zu räumen.

    -> Arbeitssicherheit, Koordination Arbeitssicherheit auf Großveranstaltungen

    -> Sicherheitskonzepte

    -> Schulungen

  • Hallo Leute,


    was mich bei all diesen Diskussionen ein wenig stört, ist daß man für alles immer einen Verantwortlichen suchen will. Eine ganz besondere Eigenschaft von Deutschland. Wenn ich Depp halbbetrunken auf eine Bühne gehe (auf der ich nix verloren habe) und dann vorne runterfalle...selber Schuld.
    Wenn ich draußen auf einem Platz mit 30000 leuten steh und es kommt ein Unwetter auf, dann sage ich:Pech gehabt..dieses Risiko nehme ich eben in Kauf, wenn ich sowas besuche.
    Es fragt ja auch keiner nach, wenn ein Bergsteiger vom Berg fällt (ich bin Bergsteiger!) ob da jemand nebenher gelaufen ist, der Ihn die ganze Zeit über die Gefahren aufgeklärt hat, der den Berg gegen Umkippen gesichert hat, der den Bergsteiger auffängt, wenn er runterfällt...
    Das soll jetzt nicht den Eindruck erwecken, daß man sich keine Sicherheitsüberlegungen machen muß. Aber echte überhöhte Gefahr geht von den wenigsten gewissenhaft aufgestellten Systemen, Dächern... aus. Trotzdem kann natürlich etwas passieren (höhere Gewalt). Muß man das auch schon in seine Veranstaltung mit einplanen?? Habt Ihr schonmal Eure Bühnen gegen Erdbeben der Stärke 8 testen lassen??? Ich denke nein. In Deutschland würde mich es aber nicht wundern, wenn man das nach einem Erdbeben dieser Stärke in zukunft machen müßte. Irgendwann kommen alle Gäste auf eine Veranstaltung nur noch im ABC Schutzanzug nach dreimonatiger Publikumsgrundausbildung in Begleitung einer Fachkraft für alles mögliche rein. Die Abnahme der Veranstaltung dauert etwa 7 Wochen... und: Es werden trotzdem unfälle passieren.
    Deswegen gibt es aus meiner Sicht keinen Sinn, Evakuierungspläne mit Schutzbauten einzuplanen. Das ist Sache des Katastrophenschutzes und nicht des Veranstalters


    Viele Grüße
    Tobias Kammerer

  • Es ist aber in den Bergen schon so, dass wenn Du mit einem erfahreneren Begleiter unterwegs bist und Dir passiert was und stirbst dabei, wird gegen Deinen Begleiter ermittelt. Das liegt daran, dass er in einer Garantenstellung steht und Dir durch seine Erfahrung sagen hätte müssen, das das was Du da machst gefährlich ist.
    Also ist Dein Beispiel nicht ganz richtig.
    Aber es ist doch so, dass der Bürger sein denken verliert. Fürher als wir noch Wählscheiben am Telefon hatten kannte ich jede Telefonnummer meiner Freunde und Bekannten auswendig, wer kann das jetzt in Zeiten von Handtelefonen mit riesigen Nummernspeichern noch? Heute mit Navi können sich die Menschen schon in einfachen Situationen nicht mehr richtig orientieren.
    Und wenn alles unternommen wird, dass keine Gefahren mehr auftreten, dan verlernen die Menschen auch noch das umsichtige handeln und sich vor Gefahren in Acht nehemn.
    Ich glaube Klauston hat vor Jahren mal ein Posting über ein Festival in einem östlichen Land geschrieben, wo nicht alles so sicher war, aber die Menschen gegenseitig auf sich aufgepasst haben. Solche Sachen sollte man nie verlernen!

  • Zitat von "tobias kammerer"

    Wenn ich draußen auf einem Platz mit 30000 leuten steh und es kommt ein Unwetter auf, dann sage ich:Pech gehabt..dieses Risiko nehme ich eben in Kauf, wenn ich sowas besuche.


    Also: Wer für andere eine Gefahrenquelle schafft, der hat die erforderlichen und zumutbaren Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, dass dort keiner zu Schaden kommt.



    Wenn's also beispielsweise auf einem OpenAir hagelt, dann fällt das nicht in den bereich Verkehrssicherungspflicht des Veranstalters: Wäre der Geschädigte da gestanden, ohne dass man eine Veranstaltung durchgeführt hätte, dann hätte er gleichfalls Hagelkörner auf den Kopf bekommen.


    Anders sieht es nun aus, wenn dort eine Bühne, ein FOH-Tower, Verkaufsstände und vieles mehr hingestellt wird: Hier hat der Veranstalter nun dafür zu sorgen, dass durch diese zusätzliche Gefahrenquelle keiner zu Schaden kommt. Das kann man beispielsweise auch dadurch realisieren, dass man das Publikum vom Platz holt und in einen sicheren Raum evakuiert.




    Am Rande: Heftige Erdbeben sind hier zulande erstens sehr selten und zweitens ein Problem spröder Baustoffe (Backsteine, Mörtel...). Eine auf Windlasten gerechnete Bühne steckt ein Erdbeben problemlos weg.

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  • Es ist ja gerade die Zeit der ganzen Festivals, ich selbst war so wie jedes Jahr mal wieder auf einem. Richtig ist ja das die Notausgangssituation geklärt sein muß. Das war bisher auf jedem Festival wo ich war auch so. Fakt ist aber diese Notausgänge führen dann zum Schluß doch irgendwann über einen Fluchtweg und wenn ich nun alleine Betrachte wie es immer zu geht wenn zu Veranstaltungsende alle Ausgänge geöffnet werden und die Massen dann vom Gelände strömen, teilweise gerade mal einen Fuß vor den anderen, dann möchte ich mir nicht vorstellen wie das aussieht wenn in dieser Masse Panik aufkommt, das wäre ein absolutes Desaster. Ich halte es also für einen Traum das man eine Open Air Veranstaltung in der nötigen Zeit räumen könnte ebenso wie es unmöglich ist für diese Massen, man stelle sich jetzt mal Wacken mit 70000 Personen oder sogar Sziget mit 400000 Personen vor, einen geschützten Raum zu finden oder zu bauen. Ich denk man müßte sich einfach mal eingestehen das der Mensch zwar gerne alles im Griff haben möchte, er kann es aber nicht, die Natur mit ihren Gewalten wird immer stärker sein. Es ist wirklich sinnvoll von Grund aus solide zu bauen, lieber stabieler als jede Vorschrift vorschreibt aber es muß irgendwo auch im Verhältnis zur Machbarkeit bleiben. Was man nicht in der Hand hat, kann man nicht halten!

    In meinem Lexikon fehlt das Wort unmöglich!


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