muss man alle Digipulte bedienen können?

  • gert, wenn ich dich richtig verstehe läuft das also daruf hinaus, das man alle digitalkonsolen beherrschen muss.
    ich bin mir sicher das dies nicht geht, denn wie ich schon erwähnte hat ja fast niemand die möglichkeit sich in alle reinzuarbeiten.
    was dabei übrig bleibt ist also eine sehr einfache und rudimentäre bedienung dieser pulte... warum müssen sie dann so viele features haben??
    für diesen zweck wäre doch ein möglichst einfaches konzept das richtige für eine grosse verbreitung

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ich denke auch, der Techniker, der sich auf vielen Baustellen bei vielen Kunden rumschlägt muss viele Pulte bedienen können. Und wenn ich Aufträge vergebe, dann natürlich an Leute, die sagen: "ja, kann ich" oder "jein, aber das schaffe ich mir drauf". Zu sagen: "kann ich nicht, will ich nicht" führt schnell dazu, arbeitslos zu sein.


    Thema viele Parameter: in der analogen Welt war es doch ähnlich: man konnte von vielen Geräten oder Pulten die Grundfunktionen bedienen. Aber der letzte Schalter oder der kleinste Parameter im fünften Untermenü des Hallgerätes...? Wenn man auch diese Elemente im Schlaf beherscht, kommt man den 100 % (die wora anstrebt) schon sehr nahe. Vorausgesetzt, das Material auf der Bühne ist ok :) denn wir reden ja hier nicht von Woodoo, sondern es ist immer noch Musik (meistens zumindest), die verstärkt wird.


    Bei einem festen analogen Frontplatz kann ich auch nach genügend Auftritten mit der gleichen sehr guten Combo, dem gleichen Equipment, usw. einen sehr guten Sound erreichen, vielleicht sogar kreativ sein. Aber: i.d.R. kämpfen wir doch mit ganz anderen Widrigkeiten (schlechte, zu laute Combo, schlechte Akustik, zu laute Monitore, zu lautes Publikum, Lautstärkebegrenzung, usw.). Und im Kampf mit diesen Widrigkeiten komme ich gar nicht dazu, kreativ zu sein, sondern bin froh, wenn ich mit den "rudimentären" Mischpultfunktionen das über die Bühne bekomme.


    Ich möchte jedenfalls nicht mehr zurück zu analog. Einen großen Analogplatz haben wir noch, dazu das übliche kleine analoge Handwerkszeug (vom 1-Kanal bis 16-Kanalmischer), die sich auch halten werden. In Zukunft wird die Aufgabe des Tonmenschen sein, digitale Pulte zu bedienen. Und da fragt dann auch keiner mehr, ob er das kann. Das ist sein Job! Die Spezifizierung wird sicher weiter gehen, nicht nur zwischen Ton und Licht, sondern auch innerhalb des Tonbereiches: aber nicht hin zu einzelnen Pulten, sonder eher: wer kann nur noch analog und wer kann digital.

  • Ich glaube nicht das digitale so verschieden sind. Wahrscheinlich bin ich damit alleine das weiss ich wohl. Im Moment hab ich showfiles fuer 6 verschiedene Digitale und keins davon hat wehgetan. Die hatten alle EQs, Dynamics, Routing, und Effekte. Ich seh da keinen Unterschied zum Analog Platz. Mal hab ich nen M5000, mal nen SPX 2000 mal nen BSS Comp mal nen DBX, mal nen H 3000 und mal ne PM4000. Dafür bin ich ja da und krieg mein Geld. Ich kann ja auch Word UND Excell bedienen.
    Was bei digital verschieden ist war auch bei Analog verschieden.
    Es mag Euch ja nicht gefallen aber wer hier sagt ''will oder kann ich nicht'' kriegt den Gig einfach nicht. Ganz stumpf!

    Practice, Practice, Practice

  • Zitat von "timotimo"

    ich denke auch, der Techniker, der sich auf vielen Baustellen bei vielen Kunden rumschlägt muss viele Pulte bedienen können. Und wenn ich Aufträge vergebe, dann natürlich an Leute, die sagen: "ja, kann ich" oder "jein, aber das schaffe ich mir drauf". Zu sagen: "kann ich nicht, will ich nicht" führt schnell dazu, arbeitslos zu sein.


    Sehe ich auch so.


    Wer das Glück hat, mit einer Band unterwegs zu sein, wo er oft ( auch da nämlich nicht immer ) in der Lage ist, sein pult zu fordern hat es schön.


    Andererseits, ich arbeite für viele verschiedene Firmen.
    Dort hat heute kaum wer mehr Lust, groß darüber nachzudenken, wer welches Pult beherrscht oder mag.


    Als Erstes werden die gebucht, bei denen man weiß, das es kein Problem ist.
    Dann wenn gar keine mehr da ist, wird mal diskutiert, wer das jetz noch kann und wer nicht.


    Viele Pulte bedienen zu können ist eine Jobgarantie ( natürlich nur, wenn auch der Rest passt )


    Aber genau diese Sachen gab es ja auch schon in Analogzeiten , nur in etwas anderer Form.
    Aber es gab damals auch schon genug Geräte, die "kompliziert " waren und die einem Jobs gebracht haben.


    Ich würde das jetz nicht negativ sehen sondern als positive Chance, die ein jeder für sich nutzen kann.

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  • Zitat von "klauston"

    .


    Ich würde das jetz nicht negativ sehen sondern als positive Chance, die ein jeder für sich nutzen kann.


    Das würde ich jetzt genau so unterschreiben. Wers wirklich wissen will, kriegt nämlich bei den Hausaufgaben auch geholfen !


    Zitat von "gert"

    Mal hab ich nen M5000, mal nen SPX 2000 mal nen BSS Comp mal nen DBX, mal nen H 3000 und mal ne PM4000.


    Das stimmt. Allerdings fallen mir da massenhaft Kollegen ein, die am M5000 nur die reverb time gefunden haben, am lexicon pcm immer nur 'concert hall' und für deren Kompressionsversuche es völlig schnuppe war, obs ein dbx oder ein BSS war. Trotzdem hätten die von sich schon immer gesagt: alles prima, ich kann alles bedienen.
    Es geht da auch um den jeweiligen Anspruch: Ist der (eigene ) niedrig und meckert keiner ( da der der Kundschaft auch niedrig ist ) ist alles Klasse und man kann sich so viele Digitalpulte aufs revers schreiben wie man will. Ist der hoch ( der eigene ) und die Fähigkeit zur Selbstkritik auch, bleibt bei den Pulten, die man nur zu 60% blickt ( und das reicht ja zum anspruchslosen Mischen :wink: ) das Gefühl nicht 100% Herr der Lage gewesen zu sein.

  • Genau. Ich stimme guma und klauston zu. Wer es lernen will, der bekommt (meist kostenlos) Schulungen oder Einweisungen/Vorführungen von den Vertrieben, Hilfe/Erklärung vom FoH-Babysitter oder die Möglichkeit beim Verleiher seines Vertrauens mal drauf rumzudrücken. Auch die Messe war wieder eine Gelegenheit, um sich die Funktionsweise und das Konzept erklären zu lassen, oder sogar mal selbst dran zu schrauben.


    Wie bereits oben erwähnt: Bis ins letzte Detail lernt man Digitalpulte natürlich erst kennen, wenn man lange drauf arbeitet oder es selber besitzt. Aber Grundsätzlich sind die Funktionen die Gleichen wie bei einem analogen Pult mit Outboard.

  • Das stimmt Guma, Und ist auch genau mein Argument. Klar will ich auch immer alles super genau. Aber sollte dem mal nicht so sein weil es die Produktion bestimmt muss man auch mal anders gehen.
    Ausserdem bin ich echt der Meinung das die meisten Digitalpulte alle leichter zu lernen sind als es altes outboard jemals war.

    Practice, Practice, Practice

  • Ich sehe das mit den Digi-Pulten so:
    Was man im Moment kann, kann man. Sei es nun der Yamaha-Experte, der iLive-Crack oder der digico-Fan. Man kann halt das am besten was man im Lager hat oder was man sich oft mietet.
    In den nächsten Jahren wird sich zeigen, welche Bedienkonzepte und damit welche Hersteller sich durchsetzen werden. Es kann also durchaus sein dass der Yamaha-Experte mal auf einer Vi mischen muss. Würde man mir sagen dass ich für eine VA auf einem "unbekannten" Pult mischen muss, dann mache ich vorher meine Hausaufgaben. Entweder finde ich einen netten Kollegen der das Pult im Haus hat, dann darf der mir bei einem Bier mal die Grundzüge erklären und zeigen. Oder ich studiere das Manual, oder Trainingsvideos der Hersteller. Trotzdem bitte ich um einen Babysitter für den ersten Gig. Wenn ich ihn nur alle paar Minuten mal aus dem Nickerchen wecken muss, hab ich meine Hausaufgaben richtig gemacht.
    So lernt man nach und nach alle "wichtigen" Bedienkonzepte mal kennen. Spätestens beim 3. Mal an einem Pult fühle ich mich "zu hause" und komme mit den Grundzügen klar, auch wenn ich das Pult was länger nicht unter den Fingern hatte.


    Ich finde, wenn man sich als Tonmensch verkauft, dann sollte man auch die gängigsten Pulte drauf haben. Mein Tipp ist Yamaha M7 aufwärts (wer die kann, kann notfalls auch auf LS9 oder 01v), A&H iLive und Soundcraft Vi-Serie.
    Irgendwer ein paar Seiten vorher hat es schön gesagt, wer Jobs ablehnt weil er das Pult nicht kennt, könnte bald ein paar Jobs weniger haben ...


    Und Analoges vs. Digitales Lernen sind für mich zwei völlig verschiedene Welten. Ein Kompressor ist ein Kompressor ist ein Kompressor, egal ob da jetzt BSS oder drawmer oder dbx draufsteht. Kein Hersteller konnte das Gerät neu erfinden, jeder Kompressor hat einen Treshhold, Einstellungen für Attack und Release usw. Klar, jedes Gerät reagiert anders, aber im Grunde tun sie irgendwo alle das gleiche. Hat man verstanden wie so ein Ding tut, kann man mit (fast) jedem arbeiten (vorrausgesetzt das Gerät macht was es soll).
    Aber Digitalkonsolen haben völlig unterschiedliche Konzepte. Ich muss mir zwar bei jedem einen Kanal irgendwie zum bearbeiten auswählen, aber ob ich nun den vollparametrischen EQ auf 12 Encodern hab oder mich mit 3 Encodern durch die Bereiche schalten muss ist unterschiedlich. Und alles was Patching usw. angeht ist sowieso bei jedem Pult verschieden. Da gibts kein "Prinzip verstehen und alles können", eher "Prinzip verstehen, Prinzipien kennen und schneller lernen können".


    gruß
    gylo

    ... kann man da nich was löten ? ;)

  • Ich sehe es Momentan als Bandmischer so: ich bevorzuge noch analog (bin ich zum einen schneller, zum anderen bringe ich gerne meine externen Lieblingseffekte und Dynamics selber mit), aber auch mit den Digitalen die mir vorgesetzt wurden komme ich inzwischen eigentlich klar, bei Digital gehört für mich allerdings der Babysitter von Verleiherseite (bzw. Club) dazu.
    Da verlasse ich mich auch drauf das der was taugt, bei nem Analogen muss ich mich ja auch drauf verlassen dass beim Pult auch alle Kanäle funktionieren und genügend Insertkabel da sind....
    (um die "Pultbeherschbarkeit" schon im Vorfeld abzuklären, drage ich entsprechende Fragen auch schon vor dem Gig per Mail oder telefon, ala: "ich brauche 4 Subgruppen mit insertierten Comps, das sollte der Babysitter hinbekommen").


    als Verleiher bleibe ich erstmal bei analog, zum einen aufgrund meines persöhnlichen Geschmackes, außerdem habe ich häufig eher die Gigs mit "Linecheck und Los", hier ist also schnelleres arbeiten der Speicherbarkeit vorzuziehen.
    außerdem können alle Techniker die ich kenne die Digital können auch analog, aber einige können eben nur analog (und ich hatte noch keinen Rider auf dem Digital explizit gefordert wurde, dafür genug auf denen das grundsätzlich ausgeschlossen wurde).

  • Zitat von "campfire"

    als Verleiher bleibe ich erstmal bei analog, zum einen aufgrund meines persöhnlichen Geschmackes, außerdem habe ich häufig eher die Gigs mit "Linecheck und Los", hier ist also schnelleres arbeiten der Speicherbarkeit vorzuziehen.
    außerdem können alle Techniker die ich kenne die Digital können auch analog, aber einige können eben nur analog (und ich hatte noch keinen Rider auf dem Digital explizit gefordert wurde, dafür genug auf denen das grundsätzlich ausgeschlossen wurde).


    Einerseits bin ich inzwischen überzeugt, das auch digital ein schnelleres arbeiten möglich ist, wenn man die >Pulte kennt und auch will ( ich habe eben oft die Situation Linecheck und los ) und andererseits kenne ich explizit Rider, wo Analogpulte ausgeschlossen werden.


    Meist aus den Gründen, weil es wenig wirklich funktionierende Pulte MIT allen spielenden Insertklaben usw gibt
    Und oft genug kommt wer, der schiebt nur mehr sein File ins Pult und los.
    So schnell kann man analog gar nicht sein.

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  • das schöne an digital pulten ist:
    es gibt gefühlt 2.000.000 möglichkeiten keinen sound aus der masterbuchse zu kriegen.


    ich hatte mal den spass an ner ls-9 die beschriftungen nicht richtig gelesen zu haben,
    MIX und MTX sahen auch etwas ähnlich aus.


    keine 20 minuten später hatte ich es dann auch raus, muss aber dazu sagen ich bin kein schrauber sondern nur verleiher.


    gruss frank

  • Das hatte man früher auch an genug Analogen Konsolen wie zB Midas und Ähnlichen auch vergeigen können.


    Aber im Prinzip ist bei den meisten Pulten keine Hexerei, was aus dem Master zu bekommen.

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  • also mir ging es nicht darum zu erfahren, das man als mischer digitalpulte nicht mehr ausschliessen sollte.
    ich denke wir wissen alle, das dies zum verlust von jobs führen würde.


    meine frage ging eher in die richtung:
    welche pulte oder welche systeme werden sich wohl durchsetzen?

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • das mit dem Digital oder analog war auch nur ein beiwerk von mir, tut mir leid....
    Meine Prognose ist, dass sich da erstmal nicts durchsetzt, sondern dass es verscheidene Konzepte paralell gibt, und man sich, so man das Pult nicht gut genug kennt, auf den Sitter verlassen muss und darauf dass der das Pult kennt (wie man sich bei analog darauf verlassen muss dass genug Kabel da sind, wie man sich bei der PA drauf verlassen muss dass alle speaker in Ordnung sind etc.)
    Betrifft vor allem Routing-Geschichten und so, oder mal "wie ruft man die Effekt-Seite jetzt nochmal auf", das normale arbeiten (Effekte editieren, Dynamics und EQ anpassen und so geschichten) fand ich bisher eher unproblematisch auch auf verschiedenen Pulten (OK, kenne bisher nur diverse Yamaha von 01v96 bis PM5D und A+H)

  • Durchgesetzt haben sich alle Bekannten schon auf Ihre Art.


    jedes Pult hat seinen Anwenderkreis gefunden, der diese Art zu arbeiten mag.


    Ich denke, da geht es mal umgekehrt.

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  • es wird wohl erstmal so kommen:
    wenn man pulte vor der nase hat die man gut kennt, kann man excellente arbeit abliefern.
    wenn man andere pulte bekommt, gibt es einen eher rudimentären mix. das muss nicht unbedingt schlecht für die zuhörer sein (ausser im feedbackfall vielleicht), aber man selbst weiss dann: "das könnte jetzt besser sein"...
    da ich selbst immer noch ein gewisses maß an idealismus mitbringe (den ich hoffentlich nie verliere), wird mir das hin und wieder wirklich schwer fallen. aber was solls, meinen traum vom "perfekten sound" werde ich ab und zu wohl ablegen müssen.


    im laufe der zeit wird sich dann mit sicherheit die verbreitung der pulte erhöhen, die von der allgemainheit besser bedienbar ist.
    ganz einfach wegen der tatsache, das die verleiher nicht diskutieren wollen. schliesslich sind es die verleiher, die uns mehr oder weniger vorschreiben, mit was wir zu arbeiten haben.
    im gegensatz dazu werden wir ihnen dann signalisieren, was wir am liebsten haben, und zwar ganz einfach über unsere wunschlisten... es ist ein geben und nehmen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

    Einmal editiert, zuletzt von wora ()

  • Mal so nebenbei, aber so schlimm es klingt:


    Unsere Vorstellung von perfektem Sound muß nicht zwangsläufig das sein,. was das Publikum als gutes Konzert empfindet.

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  • Zitat von "klauston"

    Mal so nebenbei, aber so schlimm es klingt:


    Unsere Vorstellung von perfektem Sound muß nicht zwangsläufig das sein,. was das Publikum als gutes Konzert empfindet.


    Das denke ich mir manchmal auch! Hast Du schon mal Jugendliche mit ihren Handies quäkenderweise durch die Fußgängerzone laufen sehen? Demnächst werdet ihr Sprachsäulen statt kompletter Systeme aufstellen, damit ihr das, was die Jugendlichen gewöhnt sind, auch mischen könnt. Vielleicht kann man so auch alte Handies weiterverwenden, indem man sie clustert. :roll: