Altes Gerödel: Harmonic Design

  • Nochmal ein Wort zu den alten Daubs - ich hatte ja nun auch ein paar Schränke davon... D500er und DS1000er. Meines bescheidenen Wissens nach wurden die 1800er Serien von Bose durchaus bei Daub gebaut, selbst John Meyer hat zur Zeiten von externer Versorgung noch auf die D500er gebaut - die hatten dann den Zusatz MSL für Meyer Sound Lab. Danach kam dann irgendwann Clayton und die ersten Serien Camco, als da noch Eisenschweine gebaut wurden, sind auch noch sichtbar nah an den alten Daub DS Endstufen. Leider haben die alle irgendwann die Reisekrankheit bekommen und die Frage der Bauteile stellt sich zwischenzeitlich auch nicht mehr - da nicht mehr erhältlich...


    Waren aber schon irgendwie sexy... solange Rollen drunter und Helfer vor Ort waren (;O)

    Kein Applaus für Scheiße!

  • Die Bose 1800 könnte tatsächlich eine Daub gewesen sein, oder halt BGW 750 - die sieht ja von inner auch so aus.
    Bose 1801 war anders, die hatte die Kanäle seitlich und war mehr auf big HiFi ausgelegt. Beide Geräte kenne ich aber nur flüchtig - Bose war nicht so mein Portfolio.
    Und Camco hatte tatsächlich schwer bei Daub nachgeschaut, und wahrscheinlich (oder sicher?) die Firma übernommen. So eine "Clayton" habe ich auch noch rumstehen. Das ist Daub in moderner.
    Soweit ich weiß machen die bei Daub heutzutage Gehäusefertigung oder CNC Arbeiten, irgendsowas. Daub Endstufen gab es früher häufig bei Beschallern, wurden dann aber immer öfter gerne gegen Crown Macrotech oder Crest getauscht.


    Und die Röhrendinger von RIM und Dynacord - ja, das war alles Münchener Connection. Kataloge von RIM habe ich heute noch :D

  • Da fällt mir ein - "Kind" ist auch noch so ein Daub-Derivat und in der - sagen wir mal - gloreichen Discoära Ende der 70er und Anfang der 80er gabs tausendundeinen Laden, in dem ACR Holz und (günstig) ACR-beklebte Bell-Amps oder eben (teuer und später) Daub Amps werkelten, zusammen mit dieser 4-HE Pornofrequenzweiche vollgestopft mit Drehreglern und schaltern... Großes Kino das!


    Soweit ich weiß, hat Camco damals tatsächlich das, was es auf Pergament von Daub gab - jemand sagte mal, dort wurde lieber gebaut als gezeichnet - übernommen und angefangen, Endstufen zu bauen. Detlef Daub baut jetzt tatsächlich unweit seiner alten Wirkungsstätte Gehäuse in CNC.


    Ob der alten Zeiten willen:


    http://web.archive.org/web/200…b-endstufen.de/index.html

    Kein Applaus für Scheiße!

  • ....Pornofrequenzweiche :?::?:


    im Zusammenhang mit dem Begriff der vielen Regler fällt mir da die sackteure Furman X432 (blabla?) ein. Geiles Gerät damals als analog hoch im Kurs stand. Viele Led's und Taster nebst Regler. Nur die Weichen waren "...wanzverlängerung" allein für sich. Daher vielleicht der obige Begriff??


    Frohe Weihnacht
    der Andy

    Wer Augen hat der höre ------- besser?

  • Zitat von "skyworker"

    Danach kam dann irgendwann Clayton und die ersten Serien Camco, als da noch Eisenschweine gebaut wurden, sind auch noch sichtbar nah an den alten Daub DS Endstufen. Leider haben die alle irgendwann die Reisekrankheit bekommen und die Frage der Bauteile stellt sich zwischenzeitlich auch nicht mehr - da nicht mehr erhältlich...


    Waren aber schon irgendwie sexy... solange Rollen drunter und Helfer vor Ort waren (;O)


    Was die Clayton angeht da irsst Du. Ich kann Dir eine Firma benennen (muß ich raussuchen) welche noch original Ersatzteile der Clayton in Reparatur verbaut. Die hatten damals wohl den gesamten Warenbestand von JBL übernommen. Wir hatten eine defekte CA5 in normaler Reparatur (beim Amp Doc unserer Heimatstadt) welcher zwar begeistert über das Innenleben war aber keine verlässliche Reparatur zustande bracht. (ja ich weiß Rockline Du hättest es hin bekommen :wink: ). Erst der Kurzbesuch während einer Tour, Stuttgart glaub ich wars, brachte den Erfolg.


    Grüße der Andy

    Wer Augen hat der höre ------- besser?

  • Andy, mag sein, dass irgendwo noch Leute Halbleiter und Ersatzteile für diese Boliden horten - wunderbar. Das waren tolle Endstufen und sind es heute auch noch. Es gibt ja auch noch Ersatzteile für Soundtracs - in England, für viel Geld. Aber wenn ich mit einem Produkt als Tool Geld verdienen will oder muss, dann hilft mir sowas nicht weiter. Ich kenne hier in der Gegend auch noch genug Schränke, die mit entsprechenden Amps voll sind, regelmäßig durchgeblasen werden und in Festinstallationen immer noch einen top Job machen.


    Was eine Pornoweiche ist? Na halt eine Pornoweiche!

    Kein Applaus für Scheiße!

  • Das ist hier eine Frequenzweiche :D


    Kann zwar nur 18dB/Okt - dafür aber schön in Stufen einstellbar und mit sehr feiner Verarbeitung und Qualität.
    Das war lange Jahre mein Favorit!


    Zu Clayton & Co: Ersatzteile für Endstufen sind kein Problem. Man bekommt ja immer noch fast alles (Hitachi MosFets SJ/SK sind natürlich schwierig..), aber der Aufwand mit dem reparieren einer Endstufe ist generell recht hoch.
    Daher sieht's mit den alten Klassikern für die Zukunft mager aus - aber die Sache an sich ist zu meistern.

  • Als bekennender Analog-Fan liebe ich solche Geräte.
    Alles einstellbar über paar Drehregler. Ordentliche Skala dran und gut.


    Letztens hatte ich so eine der neueren KME Endstufen in der Hand.
    Da is ja nichmalmehr ein gewöhnlicher Netzschalter dran.
    Und Encoder zur Pegeleinstellung. Bäh.
    Sowas hasse ich; vor allem, wenn das Ding ganz unten im untersten Rack in Höhe des dreckigen Fußbodens eingebaut is.. :evil:

    Never stop a running System

  • ich bin eher ein freund digitaler controller. auch weil man dort gleich noch EQ- und limiter-einstellungen vornehmen kann.
    wenn ich mir überlege, wie viel zeit in die ausarbeitung eines guten controllerpresets fliessen kann, ist es mir dann doch lieber wenn sich das speichern lässt ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Naja, bei solchen Oldschoolgeräten ist es ja quasi bauartbedingt so, dass auch nach dem Ausstecken und Wegpacken die Einstellungen gespeichert bleiben. Und es ist nicht einmal ein Goldcap dafür notwendig :P

  • Voooorsicht... ich erinnere mich an eine bekannte Kapelle, deren bekannter Techniker bekannte AD- und DA- Wandler im Driverack hatte, weil ein bekanntes, aktives Lautsprecherfabrikat nur analog rein kann und das Pult schon digital sprach und und und... und irgendjemand wollte dann keine 1000 und drei Returncores bis ins Gebälk ziehen und so kam es zu den Wandlern... Deren Gains nach jedem Meter im Truck oder auf Rollen wieder bunt gemischt waren... und irgendwann mit Heißkleber fixiert wurden (;O) Der Store-Button aus der Klebepistole quasi (;O)

    Kein Applaus für Scheiße!

  • Ich kann mir vorstellen, daß manche Menschen, die mit Playstation, Xbox und Ähnlichem groß geworden sind (und sich über die großartige Grafikauflösung und 3D-Fähigkeit des realen Lebens wundern), nicht mehr allzuviel mit Sachen anfangen können; welche die ihnen zugedachte Aufgabe ohne Bootvorgang, nervenaufreibende Voreinstellungen (selbstverständlich per Notebook) und Firmwareupdates erledigen.



    MfG
    DirkB

  • Die Frage, die sich mir dann stellt: gelingt eine Durchdringung, ein Verständnis dessen, was z. B. in einer Digitalweiche oder einem Digitalpult geschieht (rein in Bezug auf das Signal, nicht in Bezug auf die technischen Details), wenn man ohne das reale Vorbild, also z. B. ein Analogpult, in die Sache eingeführt wurde? Das stelle ich mir ein bisschen so vor wie Rechnenlernen mit Zahlen auf Papier. Das kann nicht funktionieren, denn davor muss die Handlung stehen, also Mengen abzählen, händisch vereinigen bzw. auseinanderdividieren etc., um überhaupt einen Mengenbegriff im Gehirn entwickeln zu können. Die Symbole auf Papier sind ja lediglich eine Abstraktion dessen (und man weiß, dass die Kinder, die diese Phase nicht genügend intensiv trainiert haben, später erste Kandidaten für Rechenschwächen sind, weil sie keine *Vorstellung* mit den abstrakten Symbolen verbinden können, mit denen sie hantieren sollen). Ich überlege gerade, ob wir dieses Problem in der Branche wohl auch mal kriegen werden? Ich gehöre hier ja zu den eher jüngeren Boardtechnikern, bin aber auch noch Mitte der Neunziger im Umgang mit analogen Frequenzweichen und Pulten gestartet... als die Digitalpulte marktfähig wurden, war ich auch schon fast Dreißig. Mir fehlt da also die Vergleichsmöglichkeit.


    Verblüfft war ich ja vor ein paar Wochen, als der Mielekundendienst tatsächlich meiner Waschmaschine per Infrarot ein Firmwareupdate aufspielte :shock:. Mal schauen, ob sie jetzt noch weißer wäscht :D

  • Nun, es wird sich wohl hin zum Steckdosentechniker (Gerät unbekannten Inhaltes anstecken, einschalten) entwickeln (müssen).


    Auf der einen Seite hat man eben die aussterbende Art der Tontechniker von altem Schrot und Korn, die nicht nur Geräte reparieren, sondern auch in Größenordnungen selbst entwickeln / herstellen konnten und auf der anderen Seite eben die reinen Anwender ohne tiefere Kenntnisse.


    Letztlich bleibt bei heutigen Gerätschaften zumeist ohnehin nichts weiter übrig, als auf Hilfe seitens des Herstellers oder ein Softwareupdate zu hoffen.



    MfG
    DirkB

  • Zitat von "DirkB"


    Auf der einen Seite hat man eben die aussterbende Art der Tontechniker von altem Schrot und Korn, die nicht nur Geräte reparieren...


    Das würde voraussetzen. das die Geräte grundsätzlich überhaupt reparaturfähig sein müssen.
    Bei manchen zeitgenössischen Produkten scheitert das schon am Öffnen des Gehäuses.

  • Man kann nur hoffen, dass die "geplante Obsoleszenz" nicht auch in unserer Branche Fuß fasst. Bei billigen Fernsehern z.B. von Samsung ist es ja tatsächlich so, dass es schon in der Garantiezeit nicht mehr die nötigen Ersatzteile gibt, man bekommt gleich ein Austauschgerät. Nach der Garantie wird dann etwas Geld für das Defektgerät geboten, sodenn man sich für ein neues aus gleichem Hause entscheidet. (Wobei in diesem Falle Kundenzufriedenheit auch nicht im Vordergrund steht, sondern umzusetzende Stückzahlen. Das Geld wird nicht mit den Fernsehern verdient, erst recht nicht mit Service, sondern dann auf dem Aktienmarkt, wo die Aktien aufgrund der Marktposition und den Stückzahlen hervorragend dastehen. Das ist in unserer Branche so nicht zu erwarten, denke ich.)
    Wobei ich mir durchaus vorstellen kann, dass Geräte wie die Behringer iNuke oder Peaveys IPR-Serie schon in diese Richtung gehen. In diesem Preisbereich kann man ja fast schon von Consumer-Geräten sprechen.

  • Zitat von "Jens Droessler"

    Man kann nur hoffen, dass die "geplante Obsoleszenz" nicht auch in unserer Branche Fuß fasst.


    Konnte ich bisher nicht feststellen. Ich hatte letztens erst mal wieder den Kölleda V25 in Betrieb, der funktionierte völlig zufriedenstellend. :wink: :D


    Das Problem bei heutigem Zeug sind nicht so Dinge wie Netztrafos, die man ja notfalls nachwickeln lassen kann. Irgendwelcher SMD-Krempel mit darin versteckter Heimtücke (Software) führt dagegen schon eher zum wirtschaftlichen Totalschaden. Sowas gab es aber auch schon in den 80ern, als das erste rechnergesteuerte Heimgerätezeugs auf den Markt kam. Im Amateurfunksektor hatte man das auch (verschwundenes Betriebssystem, weil nur in einem RAM mit Li-Stützbatterie), aber es gab da findige Leute, die eben z.B. IC-Ersatzplatinen fertigten.
    Ob das auch für heutige PA-Technik mal so wird, wage ich nicht zu prognostizieren.


    Für mich bleiben bauliche Ausführung, Lebensdauer und Reparierbarkeit des o.g. Verstärkers das Maß der Dinge.
    Es ist traurig, daß sowas vermutlich nie wieder erreicht wird.



    MfG
    DirkB

  • Ich glaube auch nicht , daß es noch mal einfacher wird .
    Wobei Einfachheit nichts mit Verlust zu tun hat .
    Letztendlich erzeugt zunehmende Komplexität (gewollte ?) Abhängigkeiten
    und bei mir auch ein gewisses Unbehagen .
    Je älter ich werde , um so stärker nehme ich dies wahr .


    Ich habe auch (ganz) früher meine Geräte in diskreter Technik selbst gebaut
    und nebenher die Sachen verschiedener Hersteller repariert .
    Dafür war selten ein Stromlaufplan nötig , die Technik war selbstklärend .


    Spätestens als dann die ICs in den Geräten auftauchten wurde es kompliziert .
    Und irgendwann nutzte Fachwissen ohne Serviceunterlagen gar nichts mehr .

    Gleichschritt funktioniert mit mir nicht