angemessenen Tagessatz kalkulieren

  • Vorsicht – akute Shitstormgefahr! :D


    Wobei, wenn ich’s mir recht überlege: 10-12 Std. auf Baustelle. Davon allenfalls 3 Std. echte Arbeit als Tonler, der Rest bei anspruchsvoll- gesundheitsförderndem 3D- Tetris - Freizeitsport/ im Catering/ unter der Dusche/ auf dem Sofa im Dressing Room/ an der Bar/ im Nightlinerbett. Haut doch prima hin, die Sache mit den 77 Euronen Mindeststundensatz!


    Wie fast immer bei solchen Zahlenkonstrukten kann man sich auch hier mal wieder die Realität nach Belieben schön rechnen. Und zwar aus jeder beliebigen Perspektive! :D


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Ein paar Grundlagen der Kalkulation kann man dem Beitrag entnehmen, das finde ich sehr gut:


    - Berücksichtigung der Arbeitszeiten, Administrationszeiten, Freizeiten
    - Berücksichtigung der Arbeitgeberanteile
    - Berücksichtigung der Fixkosten / Arbeitsplatznebenkosten
    - Bildung von Rücklagen für arbeitsschwache Zeiten


    Einige andere Annahmen sind eher fragwürdig:


    - fragwürdige Durchschnittsbildung, Medianeinkommen wäre die Zahl, an der ich mich orientieren würde
    - These, daß ein Selbständiger nicht weniger verdienen darf als ein durchschnittlicher Angestellter. Das erscheint mir doch recht willkürlich.


    Ob man einen kalkulierten Stundensatz auch durchsetzen kann, hängt dann natürlich maßgeblich vom Markt ab.

  • Ich hab es nur quergelesen/überflogen, aber der Kern ist doch richtig - ich wage es mal zu behaupten, dass die Mehrheit der Kollegen die auf Rechnung arbeiten diese Sache nicht bis ins Letzte durchdacht haben. Das leidige Thema KV/AV wird doch nach wie vor vernachlässigt - drückt ja alles den Gewinn (bzw. schluckt ihn weg).


    Oder anders gesagt: die Selbstverarsche ist denke ich nach wie vor sehr weit verbreitet.

  • Man sollte ja auch nicht vergessen, dass kleinere Technikbetriebe im Normalfall ihre Arbeitsmittel mitbringen und diese in Rechnung stellen. Dadurch wird Geld eingenommen, dass in diese Berechnung mit einbezogen werden sollte.


    Bei größeren Veranstaltungen wiederum geht die Bezahlung in die Richtung, der hier errechneten Beträge.

  • Das mag alles irgendwie richtig sein - aber was ist auf der anderen Seite ein Arbeitgeber bereit einem Angestellten zu bezahlen,
    der sich an 365 Tagen im Jahr das Recht herausnehmen kann zu sagen: "ich bleibe zu Hause"?
    Denke da liegt bei uns der große Knackpunkt - ich kann jederzeit arbeiten gehen, muss es aber nicht.
    Dafür bezahle ich eben einen Preis.


    Es steht ja jedem frei sich einen Job in Festanstellung mit dem angegebenen durchschnittlichen Gehalt zu suchen -
    ob das aber in unserer Branche so realistisch klappt steht dann auf einem anderen Blatt :)

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  • Zitat von "skyper"

    ob das aber in unserer Branche so realistisch klappt steht dann auf einem anderen Blatt :)


    Ja natürlich klappt das! Unterm Strich hat ein Angestelltenverhältnis mehr Vorteile für beide Seiten. Ganz zu schweigen von den Freelancern und ihren Arbeitgebern die am Rande der Legalität agieren - Stichwort Scheinselbstständigkeit. Ich weiß dass die Realität leider anders aussieht, ich frag mich nur warum.

  • kob1 Was verdient denn ein festangestellter Tonler brutto in Monat?
    Die Beobachtung die ich so mache ist, dass die Jungs gerade bei kleineren Firmen dann 24/7 abrufbereit sind.
    Wenn ich mir dann überlege, was man mit für diesen Job im Monat zahlen müsste, wird schnell klar, dass dazu keiner bereit wäre.
    Andersrum natürlich zahle ich meine PKV und meine Altersversorgung zu 100% selbst und da sind direkt die ersten 1000€ im Monat weg, aber dafür bin ich eben auch frei in meinen Entscheidungen.


    Gruß


    Sebastian

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  • Ich finde den Artikel richtig gut. Zumindest die Ansätze sind übertragbar - auch für Leute, die eine Festanstellung verhandeln. Es kann nicht sein, dass man 40+ Stunden / Woche arbeitet und so wenig Geld übrig hat, dass es kaum für eine Woche Zelten am See als Urlaub reicht. Oder es zum Megadesaster wird, wenn das Auto zur Reparatur muß.

  • Zitat

    Unterm Strich hat ein Angestelltenverhältnis mehr Vorteile für beide Seiten.

    Ist das so? Oder ist das nur eine von der (derzeit, hierzulande) als politisch korrekt angesehenen Meinung beeinflusste Annahme?
    Schon in uns wirtschaftlich nahe stehenden Gesellschaftssystemen wird das durchaus nicht zwingend gleich gesehen. Für den Japaner etwa ist (überspitzt) 'die Firma' unangefochtener Lebensmittelpunkt; wer krank feiert oder die 2 Wochen Jahresurlaub tatsächlich voll in Anspruch nimmt gilt im Wiederholungsfall als asozial. Im Bewusstsein vieler US- Amerikaner dagegen kommt 'employed' kurz vor obdachlos – wer was auf sich hält und/ oder es wirklich zu etwas bringen will betreibt als freier Mensch selbstverständlich sein eigenes Business. Ob IT- Startupgarage in Silicon Valley oder Abbruchunternehmer in Detroit ist dabei erst mal egal.


    Der verlinkte Artikel strotzt m. E. nur so vor Willkür und Beliebigkeit. Mit solchen Zahlenspielchen kann sich jeder nach Gutdünken jede beliebige Wahrheit zusammenbasteln.
    Schon der Gedankenansatz 'riecht'. Stundensatz für Selbständige? Als Selbständiger/ unternehmerisch Tätiger biete ich meiner potentiellen Kundschaft keine Zeiteinheiten an, sondern ein Ergebnis. Wie und mit welchem persönlichen Zeitaufwand ich das bewerkstellige ist eine Frage von Geschick und Kreativität – ob ich damit marktfähig bin wird mir mein Auftragsbuch zeigen; und ob ich das pekuniäre Ergebnis dann als ausreichend empfinde entscheide ich selbst.
    Gehen wir aber ruhig mal davon aus, dass die Sache mit dem durchschnittlichen Angestelltengehalt zutrifft. Der teuerste Angestellte bei VW bekommt 15 Millionen brutto im Jahr. Wie viele angestellte Taxifahrer/ Friseure/ Pflegehelfer/ Briefträger/ u. ä. 1500 Euro Jobs (von 'ungelernten' Arbeitsverhältnissen mal ganz abgesehen) muss man da jetzt gegen rechnen, um auf den angegebenen Schnitt zu kommen? Und was bedeutet diese zufällige Zahl dann für die Lebenswirklichkeit des Einzelnen? Richtig: nichts. Zwischen tausend und einer Million im Monat ist bei diesem Gedankenspiel alles richtig. Und noch weniger als nichts bedeutet sie, weil sie beispielsweise nicht das Heer derjenigen berücksichtigt, die erst gar keine ihrer Qualifikation entsprechende Arbeitsstelle finden und sich als Praktikanten und/ oder mit Gelegenheitsjobs durchs Leben schlagen.
    Auch der Rest ist an vielen Stellen zumindest ungenau. Natürlich benötige ich bestimmte Arbeitsmittel. Den Computer und das Buchführungsprogramm etwa setzt der Selbständige als Betriebsausgaben von der Steuer ab. Der Angestellte, der in der Realität mit dem gleichen Computer und der gleichen Software seine Steuererklärung macht, bezahlt das von seinem versteuerten Einkommen.
    Und rein gar nichts sagt die ganze Gegenrechnerei aus (von Skyper bereits angesprochen) zu so etwas wie persönlicher Lebenszufriedenheit. Was ist es mir wert, fast (abhängig vom persönlich definierten Mindestkontostand) nach Belieben auch mal 'nein' sagen zu können? Heißt mein Lebensideal zwangsweise Karriereleiter (nebst damit verbundenem Kontostand und Doppelgarage mit Nobelhobel), oder vielleicht auch nur 40 Jahre Vierzigstundenwoche (nebst damit verbundener relativer materieller Sicherheit und 2x 2 Wochen Malle/ Jahr)?


    Vielleicht muss ein Unternehmensberater (der berufsbedingt in BWL und Zahlen denkt) die Dinge so sehen, sonst wäre er wahrscheinlich nicht Unternehmensberater geworden. Und natürlich taugt so eine Geschichte zumindest als Denkansatz allemal.
    Ich dagegen freu' mich auf meine nächste Russlandtour: incl. Schlafmangel, Krawallmusik, betrunkenen Veranstaltern, Schrottcatering und - ähm - alternativen Beschallungslösungen. Und auf die wohlverdiente kreative Pause danach.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Ich finde es nicht quatsch, sich zu ueberlegen, was man wirklich fuer Ausgaben und Ziele hat und danach einen Gehaltsbedarf ermitteln. Ob der erreicht wird oder nicht steht woanders.


    billbo, Du machst das schon 100 Jahre oder so, Du hast eine ganz andere Perspektive als die Kids, die heute auf den Markt geschmissen werden und voellig ueberfordert mit dieser "Einzelunternehmung" sind.


    Fuer Leute wie mich die nicht gut darin sind sich zu vermarkten, eine gewisse Sicherheit und Zuverlaessigkeit des Einkommens bevorzugen und auch nicht in den Prestige traechtigen Positionen arbeiten ist eine gut bezahlte Festanstellung wie ein Lottogewinn, wenn der Arbeitgeber passt.

  • Zitat von "hunterstudios"

    Was verdient denn ein festangestellter Tonler brutto in Monat?


    Zwischen 1600 und 2000 hatte ich Angebote, im ÖD noch ein wenig mehr.


    Auf Abruf bin ich nur bereit, wenn dramatisch etwas zwischen die Planung kommt (Krankheit z.B.)
    Ansonsten bevorzuge ich mein Angestelltenverhältnis. Ich bin seit 2 Wochen krank (blöde Grippe) und muss mir keine Gedanken machen, wie ich jetzt mein Geld verdiene.

  • Natürlich mache ich das noch vieeel länger, überforderter Einzelunternehmer bin ich (fast) genau so lange, und in Sachen (Selbst-)Vermarktung bin ich (und war ich schon immer) miserabel schlecht. Irgendwas ist ja immer.
    Richtig ist allerdings, dass es mir der absehbar so langsam einsetzende gleitende Übergang in den Ruhestand erlaubt, die Dinge gelassener zu sehen als früher. :)


    Trotzdem mag ich das Rumgeprotze mit Zahlen und die damit u. U. geweckten falschen Erwartungen nicht. 1600 bis 2000 brutto klingt schon mal sehr viel realistischer als das doppelte (angebliche) Angestellten – Durchschnittsgehalt. Wer mehr will, egal ob selbständig oder angestellt, muss sich (zumindest vorübergehend) mächtig krumm machen. Oder aber über ein besonderes Talent verfügen; und in jedem Fall sehr viel Glück haben.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat von "billbo"

    Ist das so? Oder ist das nur eine von der (derzeit, hierzulande) als politisch korrekt angesehenen Meinung beeinflusste Annahme?


    Keine Annahme, sondern eigene Erfahrung. Ich war 5 Jahre selbst und ständig und bin seit einigen Jahren angestellt.
    Zu den Zahlen möcht ich mich jetzt nicht äußern, nur soviel: bei einer durchschnittlichen Pauschale von 350/Tag die für einen Techniker von Dienstgeber verrechnet werden, sind das 120 Jobs im Jahr um auf ein Jahresbrutto von 35000€+7000€ DG Anteil zu kommen. Da sprechen wir von knapp 1700€ netto für den DN + 13. und 14. Gehalt. Das sind die Angaben aus Ö, über D kann ich nichts sagen. :wink:


    Grüße