Nearfills o.ä.

  • Hallo allerseits,
    so, ich hab als Neuling auch gleich mal ne Frage und hoffe hier ein bisschen Expertise zu bekommen. Und zwar machen wir uns gerade Gedanken um die Nearfills bei unserem Setup, und dazu erkläre ich das am Besten mal.
    Wir haben ein Stagemobil XXL, mit 10m Breite und Podesthöhe je nach Gelände 1,2-1,5m. Normalerweise gibt es keine Absperrungen o.ä. d.h die Leute können bis an die Bühnenkante rankommen. Die PA hört man in der Mitte eigentlich erst so in 4-5m Entfernung, sonst hört man natürlich hauptsächlich die Subwoofer die unter der Bühne stehen. Jetzt sind wir auf der Suche nach einer Lösung für's Nearfill, damit man einfach direkt vor der Bühne auch was hört.


    Lösungen die aus Praktikabilität ausgeschlossen werden können ist einfach ein Lautsprecher direkt auf die Bühne zu stellen und direkt raus zu blasen, da die Leute ja sonst direkt angestrahlt werden und außerdem die Sicht versperrt wird. (Wir haben keine Monitore in der Mitte stehen, die Band hat In Ears und es gibt auch so Breakdance usw. in der Show wo man auch einfach die Sachen auf dem Boden sehen sollte.)
    Es ist auch keine Option den Near fill einfach an die Quertraverse über dem Publikum zu hängen, rein aus Gewichtsgründen.


    Die Idee war jetzt einfach an die senkrechten Traversen links und rechts jeweils einen Lautsprecher zu hängen, etwas bis deutlich über Kopfhöhe damit das auch bis in die Mitte strahlt und diejenigen die danebenstehen nicht gleich taub sind.
    Außerdem sollte natürlich der Lautsprecher nicht so mega groß und breit sein und viel Bühnenfläche einnehmen, da wir trotz 10m Breite den Platz gut ausnutzen. Jetzt haben aber viele von diesen schmaleren Lautsprechern keine Flugpunkte sondern nur einen Boxenflansch für nen Wandhalter, was ja nicht wirklich das Gelbe vom Ei ist.


    Ideal wäre natürlich ne relativ schmale Box, die ich mit einer sinnvollen Montagevorrichtung flexibel ausrichten kann. Aktiv wäre natürlich auch ne super Sache, dann brauch ich keinen Amp mitschleppen. Ich muss auch noch sagen, dass es auch nicht das ultimativ hochwertige Klangerlebniss sein muss, da der Sound direkt vor der Bühne durch die Subs sowieso extrem Basslastig ist und wir die Nearfills auch nicht so aufdrehen werden, dass da ein gut gemischter Sound entsteht. Man sollte aber natürlich schon hören können wenn der Sänger was sagt, oder der Gitarrist ein Solo spielt ;)


    Jetzt brauch ich eure Hilfe, gibt's sowas, was verwendet ihr, gibt's gute andere Lösungen.... Fragen über Fragen....
    Danke schonmal!

  • Hi,
    das Nearfill muss ja nicht an der Bühnenkante stehen. Ich hatte das auch schon in ca. 1-1,5m Tiefe (trotzdem ganz Außen am Geländer) auf einer Kiste oder einfach stehend gelöst. Bei Musik geht das gut, bei Rednern muss man ein bisschen aufpassen.
    Wäre das eine Option?

    sound pressure level

  • Benutzt ihr einen Drumriser?
    Bei nicht all zu großer Bühnentiefe einfach ein breit abstrahlendes Linearrayelement mittlerer Größenordnung drunter legen - feddisch.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Also Danke schonmal wir haben normalerweise sogar zwei Drumriser, einer links, einer rechts, das könnte man das besser streuen.


    Aber ich hab da noch zwei Bedenken, und zwar
    einerseits das mir das ganze dann in die Mikros reinstrahlt, und dann noch,
    dass bei einer Bühnenhöhe von 1,2m der meiste Schall von den ersten 2-3 Reihen Leute absorbiert wird und die dahinter nicht mehr viel vom Nearfill mitbekommen.
    Oder wie seht ihr das?

  • Die Idee mit den Line-Array-Modulen unter den Drum Risern ist zwar vom Prinzip her nicht schlecht, aber jedes mal, wenn jemand davor steht und sein Bein den Hochtöner blockiert, ändert sich der Sound massiv. Dieser Effekt nervt richtig. Daher würde ich entweder zu Lautsprechern an der Bühnenkante raten oder idealerweise links und rechts an den Towern.

  • Zitat

    ... dass bei einer Bühnenhöhe von 1,2m der meiste Schall von den ersten 2-3 Reihen Leute absorbiert wird und die dahinter nicht mehr viel vom Nearfill mitbekommen.

    Klar - aber genau diese Leute willst du mit Nearfills ja in erster Linie erreichen.


    Zitat

    ... aber jedes mal, wenn jemand davor steht und sein Bein den Hochtöner blockiert, ändert sich der Sound massiv.

    Auch klar - aber der erhobene Arm des Vordermannes nervt im Zweifel genau so. Und bei Nearfills L und R nervt (außer für den Einen, der genau in der Mitte steht) zusätzlich noch, dass Hörsinn und Sehsinn in Sachen Richtungserkennung völlig entgegengesetzte Signale erhalten.
    Beide Abschattungseffekte werden im Übrigen bereits dadurch erheblich abgemildert, dass die Entfernung zwischen Lautsprecher (= Riservorderkante) und Zuhörern in der Praxis ja immerhin 3-4m o. ä. beträgt.
    In der Praxis funktioniert das (und zwar ohne Rückkopplungsprobleme; die Dinger müssen ja nicht laut sein und knapp überm Boden lediglich Mitten und Höhen wiedergeben) in vielen Situationen wunderbar - einfach mal ausprobieren, kost' ja nix.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat von "billbo"

    ...
    In der Praxis funktioniert das (und zwar ohne Rückkopplungsprobleme; die Dinger müssen ja nicht laut sein und knapp überm Boden lediglich Mitten und Höhen wiedergeben) in vielen Situationen wunderbar - einfach mal ausprobieren, kost' ja nix.


    ich halte genau diesen ansatz für eine gute idee. manchmal geht probieren über studieren ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "Klang1"

    ...


    Ideal wäre natürlich ne relativ schmale Box, die ich mit einer sinnvollen Montagevorrichtung flexibel ausrichten kann. ...


    genau das halte ich hier für keine besonders gute idee.
    denn im gegensatz zu billbos vorschlag muss der schall hier ein paar meter weiter getragen werden, was eine höhere grundlautstärke erfordert. zusätzlich hängen diese lautsprecher dann auch noch etwa in mikrofonhöhe, was im zusammenhang mit den schmalen gehäusen zu höherer feedbackneigung führen kann!
    es sei denn, ihr hängt diese boxen quer, das könnte funktionieren... aber das sieht halt sch...e aus ;)


    am besten wäre eine centerbox, die den raum vor der bühne gut füllen kann. da dies aber wegen fehlender dachlast ausfällt, finde ich billbos vorschlag wirklich überdenkenswert.


    und gegen das problem, dass die PA in der mitte überhaupt so ein grosses loch entstehen lässt, hilft es dieselbe etwas nach innen einzudrehen. da hat schon mancher gestaunt, wie klein man damit das mittenloch bei solchen bühnengrössen bekommen kann. ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • ich hätte da ne Idee :)



    Flexibles Linearray - Abstrahlung nach vorne. nimmt keinem die Sicht und wenn das ganze an der BÜhnenvorderkante liegt, sollte jeder direkte ¨Zaungast¨ auch zufrieden sein :)


    Infos:
    http://www.zapaudio.com/de/15463/kan200/



    Gruß


    sec

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, "Jungfrau von Orleans" )

  • hmmm... ich habe da zwiespältige erfahrungen mit so langen linien als nearfill.
    in der liederhalle stuttgart hat uns das planende ingenieurbüro damals eine linie aus Sonus Z-line modulen als nearfill eingeplant. das war dann ein 10m langer, quer auf die bühnenvorderkante gelegter bändchenstrahler.
    das ergebnis:
    vorne in den ersten reihen war der pegel sehr angenehm, aber da kam derart viel pegel von dieser langen zeile als raumantwort wieder zurück auf die bühne, dass wir diese systeme sofort nach dem ersten einsatz wieder gegen herkömmliche lautsprecher auf der bühnenkante austauschten. ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Machen wir uns nichts vor, es wird immer ein fauler Kompromiß bleiben.


    Durch die Bühnenmaße und den Fakt, daß das Publikum bis an die Bühnenkante herankommt, fällt ein klassisches Uncoupled Array an der Bühnenkante als Nearfill fast aus. Wenn man so viele Systeme stellt, daß die Abdeckung gleichmäßig werden würde, würde das Array über weite Frequenzbereiche ankoppeln und damit seinen Zweck nicht mehr erfüllen. Also weniger Systeme.


    - Nearfills an der Bühnenkante -> viele kleine, sehr breit strahlende Systeme nötig
    -> optisch problematisch
    -> trotzdem ist es kaum möglich, eine gleichmäßige Abdeckung der ersten Reihe zu erzielen


    Es bleiben also:


    - Fills von der Seite -> optisch okay, die Systeme müssen einigermaßen stark und gerichtet sein, also eher 30° als 90°-Systeme.
    ->Es gibt Interferenzgebirge, weil die Systeme von Links und Rechts fast 180° zueinander ausgerichtet sind.
    Im Grunde sind das fast Sidefills. Was mich an eine Metal-Band erinnert, die auf eine kleine Club-Tour ein d&b C7-Set als Sidefill mitgenommen hat, welches auf die Moshpit ausgerichtet wurde, falls die Haus-PA dort nicht optimal war. Der Mix war dann hauptsächlich das, was da vorne fehlte. Also auf jeden Fall mal nicht die Gitarre. Konnte man machen.


    - die von billbo vorgeschlagene Lösung -> akustisch gut ins System einzubinden,
    -> erhöhte Bühnenlautstärke,
    -> alles, was sich nicht mehr um die Beine auf der Bühne beugen kann, wird zwangsläufig in Abhängigkeit von den Akteuren auf der Bühne abgeschattet. Was je nach Programm auf der Bühne für den einen oder anderen Zuhörer etwas nervig werden kann. Es bleibt aber schon noch ein relevantes Nutzspektrum übrig und wenn man das System obenrum beschneidet, kann man das durchaus in den Griff bekommen. Mit 2 Quellen unter 2 Risern sowieso.


    Zitat von "wora"

    hmmm... ich habe da zwiespältige erfahrungen mit so langen linien als nearfill.
    in der liederhalle stuttgart hat uns das planende ingenieurbüro damals eine linie aus Sonus Z-line modulen als nearfill eingeplant. das war dann ein 10m langer, quer auf die bühnenvorderkante gelegter bändchenstrahler.
    das ergebnis:
    vorne in den ersten reihen war der pegel sehr angenehm, aber da kam derart viel pegel von dieser langen zeile als raumantwort wieder zurück auf die bühne, dass wir diese systeme sofort nach dem ersten einsatz wieder gegen herkömmliche lautsprecher auf der bühnenkante austauschten. ;)


    Ein horizontales Line-Array (coupled) ist, wenn man sich die Physik dahinter mal anschaut, denkbar ungeeignet als Nearfill. Wir wollen ja eine breite, gleichmäßige Abstrahlung und keine starke Bündelung in der Horizontalen.

  • Zitat von "wora"


    in der liederhalle stuttgart hat uns das planende ingenieurbüro damals eine linie aus Sonus Z-line modulen als nearfill ........ (gekürzt)
    sofort nach dem ersten einsatz wieder gegen herkömmliche lautsprecher auf der bühnenkante austauschten. ;)


    In der Liederhalle war ich vor einigen Tagen, echt keine leichte Halle, ähnlich wie Rosengarten.
    Mit Infill (12/2") , 6x Nahfeld (2x6"/1"), 4x Delay/Outfill (Kleinstlinearray auf Stativ) geht aber auch sowas.
    Dagegen war die Jahrhunderthalle in FFM bei richtiger Winkelung eine Offenbarung...


    LG

    peter birkholz

    pb-showtechnik.de

  • Zitat von "Teddytaste"

    ...
    In der Liederhalle war ich vor einigen Tagen, echt keine leichte Halle, ähnlich wie Rosengarten.
    Mit Infill (12/2") , 6x Nahfeld (2x6"/1"), 4x Delay/Outfill (Kleinstlinearray auf Stativ) geht aber auch sowas.
    Dagegen war die Jahrhunderthalle in FFM bei richtiger Winkelung eine Offenbarung...


    in der jahrhunderthalle war ich noch nie.
    die Liederhalle in S ist für die aufführung von orchesterkonzerten optimiert, die nachhallzeit liegt um 2,1s. mit orchester ist es aber sehr toll da drin!
    es wundert mich allerdings immer wieder, dass man da drin immer noch rockkonzerte veranstaltet... aber irgendwie scheinen sich publikum und veranstalter daran gewöhnt zu haben ;)
    in deinem falle war das aber auch keine rockband, oder?? :D


    seit kurzer zeit arbeite ich in einer ähnlichen halle, dort haben wir sogar noch längere nachhallzeiten. das erste was da jetzt gemacht werden muss (und gemacht wird!), ist die akustik zu verbessern...
    aber das ist ein gaanz anderes thema ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang