Komplett auf Glas mischen 2024

  • Angeregt durch die 'alle Jahre wieder' Diskussion im IDN Brett zum Thema 'Tablet Mischen' denke ich, man sollte den wLAN Aspekt, den wir ja schon bis zum Erbrechen diskutiert haben, mal aussen vor lassen und schauen ,ob für einen kabelgebundenen Glas-FOH nicht doch ein gewisser Paradigmenwechsel statt findet:

    • 'Touch Screen geht gar nicht' wie es vor 18 Jahren noch hieß, als M7 raus kam, ist wohl definitiv vorbei.

    • die etablierten Pulthersteller haben in der neusten Generation der Mittelklasse zugunsten von mehr Funktion auf besserem und vor allem größerem Glas massiv Hardware Controller weggelassen. (Avantis, DM7)

    • zusätzliche (touch-) Schirme haben sich etabliert, die mit remotes/Editoren nicht nur bei Bedarf mobil sind sondern auch stationär eine sinnvolle Ergänzung zu einer kompakten Hardware Konsole darstellen.

    • neuere Produkte (LV1) erlauben im Prinzip zwischen reinem 'Glas mischen' und der Ergänzung durch Hardware Controller zu wählen.


    Ich selbst habe 2022/23 einige Bandjobs (bis 20 Kanäle) mit Läppe/Maus/Tablet ohne Hardware Fader gemischt und dabei weniger vermisst als man so als Altgedienter erwartet. Vielleicht liegt es auch daran, dass dieses „100% Blick zur Bühne und Fader in der Hand“ Ding schon immer falsch war und die Wahrheit der stetig wandernde Blick ist. Vielmehr glaube ich, dass das Potential vor allem in der Qualität der GUIs liegt und dass vor allem das selbst Mitgestalten die Arbeitsoberfläche so vertraut macht, dass man sich damit sicher fühlt.


    Vielleicht möchte hier der eine oder andere eigene Erfahrungsberichte dazu abgeben (alles erlaubt vom reinen tablet remote mischen bis zu LV1 + 2x Glas) ;)

  • Es kommt halt immer sehr drauf an. Wenn man mit wenig Blickkontakt auskommt und sich voll aufs Hören konzentriert ist bei begrenzter Kanalzahl das mischen mit Tablet kein Problem.

    Aber schon wenn man regelmäßig mehrere Fader gleichzeitig nachziehen muss dann fühle ich mich mit echten Fadern einfach sicherer. Da kannst du den Finger einfach rauf lassen, bzw findest die Fader eben blind. Auf dem Tablet darf man halt sonst nix berühren, sonst verstellt man irgend was anderes.

  • Ich hatte mir ja während Corona ein LV1 zusammengebaut jedoch mit 2 Dell Touchscreens weil der FIT Controller damals nicht lieferbar war.

    Habe etliche Konzerte damit gemischt und habe es danach aus persönlichen Gründen wieder verkauft.

    Die Ungewissheit da zu stehen das die Bildschirme nicht reagieren oder die Software abkakkt hat mich eigentlich nie wirklich cool gelassen. Ich ging immer mit einem unwohlem Gefühl in den Abend.

    Meine grossen Minuspunkte waren die Latenz, es reagiert nicht immer so wie man es gerne hätte,

    Feuchtigkeit, Bier, nasse oder dreckige Hände sind das grosse KO Kriterium. Entweder reagiert es gar nicht, oder der Bildschirm peilt ne falsche Stelle an und macht völlig kranke Sachen.

    Das sieht natürlich geil aus...ein bisschen futuristisch aber in meinen Augen wird es nie eine gute Hardware ersetzen.

    Ich bin auch ein Gegner von Tablet mischen, ebenfalls wegen Latenz, Reaktion, begrenzter Zugriff.

    Ich toure mit einer 8 Mann-Band in der Karnevalsession....bin fast der Einzige doch noch ein FOH hinstellt.

    Auch wenn ich in der letzten Ecke stehen muss, ich muss was in die Finger haben.

    Nicht umsonst haben wir den Ruf als super Sound Band die mit dem Publikum agiert.

    Bei 5 stimmigem Gesang, viele Effekte bist du mit einem Tablet am Ende.

    Echtes Drumset, 3 Gitarren, 2 KB, Bass, Saxophon....das kannst du mit einem Glaspult einfach knicken.

    Es sei denn du machst wie die 08/15 Bands, Basisset laden, lässt alles stehen und gehst Bier trinken.

  • Die A&H Idee mit der D-Live wo die DSP auf der Stage ist und man unten nur marginal Hardware benötigt um das Teil zu bedienen fand ich schon toll. Die PC Software der D-Live ist jedoch so grauenvoll und unübersichtlich das diese Konfiguration ausschied, schade. Zudem ist das Hardware Zubehör unerhört teuer.

  • Aber schon wenn man regelmäßig mehrere Fader gleichzeitig nachziehen muss dann fühle ich mich mit echten Fadern einfach sicherer. Da kannst du den Finger einfach rauf lassen, bzw findest die Fader eben blind. Auf dem Tablet darf man halt sonst nix berühren, sonst verstellt man irgend was anderes.

    Das ist das alte, immer aufgeführte und schon gefühlte tausend Mal hier diskutierte Argument.

    Ich setze mal was dagegen:

    • Ich beobachte mich schon eine ganze Weile ( iron ) selbst. Wenn ich in die Fader greife, habe immer eine kurze Blickzuwendung dort hin. Faderfahrten mit sturer Blickzuwendung zur Bühne habe ich eigentlich nur im Theater/Musical-Bereich. Dort würde ich auch nicht auf Fader verzichten wollen.


    • Bei Bands, die ich schon Jahre, ( Jahrzehnte … Jahrhunderte 8)) mische, gibt‘s keine Überraschungen, die eine 'Zehn Fader, Augen gradeaus' Technik erforderlich machen.


    • Situationen, in denen ich auf der Bühne mal wirklich schlimm was nicht mitbekommen habe, waren zu 100% nicht durch den zu intensiven Blick auf eine mehr oder weniger bunte Mischpultoberfläche bedingt, sondern dadurch, dass ich mich habe von irgendwas ablenken lassen. Das geht von Fehlersuche über Leute, die mir am FOH das Ohr abkauen, private Sorgen bis zum Massenanfall ablenkender Schönheiten, was auch extrem selten ist. Der Blick aufs Pult erleichtert mir im Gegenteil eher das konzentrierte Hören.


    • Bildschirme kann man am FOH auch so aufbauen, dass Blickwinkeländerungen sehr viel geringer ausfallen als beim Blick auf ein klassisches Hardwarepult auch wenn man in diesen Schirmen etwas bedient.


    • Bedienelemente, die ich unerwartet schnell bei einer Art 'Notfall' auf der Bühne brauche, werden vor allem dadurch schnell erreichbar, dass die Arbeitsoberfläche gewohnt, am besten selbst individualisiert ist und nicht per se dadurch das sie 'hardware' sind.


    • Um mehrere Fader geichzeitig zu bedienen gibt es DCAs, Spill Groups, Gangs, links, Multichannels … :)


    • ich habe es jetzt einige Male (kombiniert mit Mausmischen) gemacht und es lief angenehm stressfrei. ;)


    Eigentlich hoffe ich hier mal was von Leuten zu lesen, die viel auf Glas arbeiten, statt immer wieder die selben Argumente auszutauschen. ;)

  • Bildschirme kann man am FOH auch so aufbauen, dass Blickwinkeländerungen sehr viel geringer ausfallen als beim Blick auf ein klassisches Hardwarepult auch wenn man in diesen Schirmen etwas bedient.

    Das hat dann aber nichts mit Ergonomie zu tun.


    Ich brauche jedenfalls mehr Konzentration um sicher einen virtuellen Fader zu bedienen als einen echten.

  • Der Mix macht es, tus mischen.

    Nur rein Tablet igitt ipfui. Warum?

    Mir fehlt hier definitiv die taktile Rückmeldung. Auch wird ein physikalischer Fader, sofern dieser auch elektrisch funktional ist, immer seinen Dienst tun und auch immer nur dieser Fader. Bei einem Glasmischgerät kommt es immer wieder mal vor, dass entweder das gewünschte Elemente nicht, zöglicher oder ruckartig reagiert oder gar nebenliegende Elemente darauf reagieren. Kennt man sicher auch von anderen Glasbedienoberflächen oder Sliderelemente in modernen Fahrzeugen. Meiner Meinung nach nicht bedientbar und nur gräslich.

    Als Digitalpulte mit vielen Wegen aufkamen und dabei die Anzahl der Fader nicht mehr direkt den Inputwegen entsprach und das ganze auf Layer/Ebenen verteilt wurde, war ich auch sehr skeptisch. Mittlerweile ist das für mich gut so, da das Mischgerät kompakter ausfällt. Ne MH4 48-8 ist halt ein Riesenschiff und es braucht schon sportliche Ambitionen, wenn man von Kanal 1 zu Kanal 48 hechten muss. Bei einer dLive Knöpfchen für Layer x drücken und gut ist oder gar sich die Kanäle frei auf der Oberfläche zusammen stellen.

    Genau diesen Mix wäre auch bei den Touchscreens super, wenn man sich diese so ziemlich frei zusammen bauen darf. Allerdings bitte nur Knöppe, keine Slider, Fader oder Drehknöppe auf solchen Oberflächen, denn das ist Körperverletzung.


    Dabei auch nicht vergessen, dass so manche Oberfläche nicht für große Finger gemacht ist. Auch nicht gut, wenn da noch Speiseresten oder sonstiger Kram dran pappt. Gut, hygienisch ist das auch bei echter Hardware nicht. Allerdings streikt der echte Fader weniger und macht dennoch was der versauigelte Finger befiehlt. Auch Personen mit naturfeuchten Fingern haben damit Probleme, da diese eben nicht elegant über so eine Glasoberfläche gleiten können, so von wegen Haftreibung > Gleitreibung.


    Daher lehne ich kategorisch immer noch reine Glasmischgeräte ab und wünsche mir echte Fader und Knöppe. Tasten sind auch gerne unter meinen Fingerchen, doch diese dürfen auch gerne auf einer Glasoberfläche dargestellt sein, wenn diese denn auch entsprechend groß sind damit man sie sicher trifft.

    Laut heisst nicht immer gleich gut und toll und wer schreit ist meist im Unrecht.

  • Ich hatte mir ja während Corona ein LV1 zusammengebaut jedoch mit 2 Dell Touchscreens weil …

    Kann das mit der Reaktionszeit und dem unzuverlässigen response nicht einfach auch an den Schirmen und der LV1 an sich liegen? Mit Mixing Station und selbst älteren Apple oder Samsung tablets und kabelgebundenem LAN an einer mix engine eines xy Herstellers kenne ich das nicht.

    Was ich allerdings nach wie vor zum Mischen nicht brauchen kann, sind 'IT Baustellen'. ;)


    Zum 'aktiven Mischen' ist zu sagen, dass ich auch ein recht aktiver Mischer bin, allerdings sieht das nicht so betriebsam aus wie bei manchen Kollegen, vor allem weil meine setups mir viel unnötiges agieren abnehmen. ( Gerade im Sommer mal wieder so einen super aktiven Mischer erlebt, der am Ende seines gigs nicht dort war, wo ich gewohnt bin, anzufangen… ;)


    Womit ich mich ebenfalls nicht anfreunden kann, sind die A&H remote apps und der Director wobei ich inzwischen zwei Probleme habe: sie wollen nicht meins werden und ich habe inzwischen so viel an MS layouts gestrickt, dass ich auf das Individualisieren nicht mehr verzichten möchte. Also wenn eine A&H engine dann mit Mixing Station.


    Ein hardwaredings das ich bisher unterschlagen habe, welches aber genaugenommen auch ein individualisierbares touch dingsbums ist, weches ich inzwischen wirklich schätze, ist das streamdeck.

  • Was ich oben bei den Selbstbeobachtungen noch vergessen hatte:


    • der beste Schritt zu 'wie vermeide ich, den falschen fader anzufassen' waren für mich individualisierbare Fader Layer/Bänke. Das war für die Senkung meiner Fehlerquote viel bedeutsamer als die Frage ob die nun hardware oder GUI sind. ;)

  • • Bei Bands, die ich schon Jahre, ( Jahrzehnte … Jahrhunderte 8) ) mische, gibt‘s keine Überraschungen, die eine 'Zehn Fader, Augen gradeaus' Technik erforderlich machen.

    Das ist, denke ich, einer der wichtigsten Aspekte. Meine Praxis ist ja eher geprägt von "Schaun wir mal was da heute für lustige Menschen auf der Bühne stehen." Da ist man im Zweifelsfall froh über jeden Fader mehr und jeden Layerwechsel weniger.


    Wenn es einfach um den Vergleich "Glas vs. elektromech. Bedienelemente" geht, dann müsste man aber auch in der entsprechenden Grösse vergleichen - 100mm Faderweg haben sich ja nicht ohne Grund als Standard etabliert.

    Also als Ersatz für eine CL5 o.ä. müssten es dann ca. 2 27zöller sein. Hand hoch wer schon mal ein so riesiges Glasbrett vor der Nase hatte.

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • Die A&H Idee mit der D-Live wo die DSP auf der Stage ist und man unten nur marginal Hardware benötigt um das Teil zu bedienen fand ich schon toll. Die PC Software der D-Live ist jedoch so grauenvoll und unübersichtlich das diese Konfiguration ausschied, schade. Zudem ist das Hardware Zubehör unerhört teuer.

    auch wenn das hier nicht 100% hinpasst:

    die PC software (oder auch die für MAC) wurde nach den forderungen der techniker absichtlich so gestaltet, dass sie dem pult möglichst ähnlich ist. das kann man also nicht A&H anlasten, das wollten die techniker wirklich so haben.

    die editor-software der iLive hat mir persönlich damals besser gefallen, weil sie flexibler zu gestalten war.

    aber da ich die dLive seit 2015 habe, komme ich auch mit der director-software gut klar. es ist lediglich eine frage der gewöhnung, ich kann den editor jedenfalls quasi im schlaf bedienen.

    aber wer sich für die dLive eine touchscreenlösung mit komplett eigener oberflächenbelegung gestalten will, der kann ja zu MixingStation greifen.



    zum thema:

    ich habe im letzten sommer genau einen gig "auf glas" gemischt.

    die band mische ich seit langer zeit, eine sehr solide oldie-band ohne überraschungen (für mich).
    hintergrund meiner entscheidung war der, dass ich wusste, dass diese veranstaltung im schwarzwald in einem sehr staubigen großzelt stattfinden wird - und ich nicht riskieren wollte, dass meine schöne dLive fernbedienung (C3500) komplett versaut wird.
    das wetter war dann aber komplett anders: es regnete fast durchgehend, staub gab es keinen, dafür viel schlamm...

    anyway...

    während des gigs musste ich aber so oft auf den 24"er touchscreen schauen um die fader zu bedienen, dass ich tatsächlich mehrere monitorwünsche nicht mitbekommen hatte...
    nur mit touchscreen werde ich das also mit sicherheit nie mehr machen.


    es sei denn, die band spielt komplett mit eigenem IEM monitoring. dann müsste ich natürlich nicht auf die bühne schauen...


    trotz der negativen erfahrung denke ich seit einiger zeit darüber nach, wie ich mein "notlösungs-glas-setup" verbessern könnte. eine wichtige sache wird es für meinen bedarf deshalb auf jeden fall geben: eine zusätzliche IP-8 faderbank wird zwingend am start sein.


    doch ich bin mal gespannt, ob diese diskussion für meinen bedarf trotzdem in irgend einer weise früchte trägt.


    was ich mir übrigens auch schon überlegt habe:

    ob ich in bestimmten situationen nicht einfach mein pult neben die bühne baue und mit kopfhörer mische. dann wäre auch das thema "multicore durchs volk" hinfällig.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Btw.: Individualisierung finde ich heutzutage gar nicht mehr so toll.


    Dafür habe ich in all den Jahren schon zu häufig entweder die Situation "Ich bereite das Pult für einen Kollegen vor" oder "JETZT muss schnell jemand einspringen" erlebt (inkl. der Situation, dass ich selber schon in der ersten ruhigen Minute hinter dem Pult mit übelstem MagenDarmInfekt einfach zusammengebrochen bin). Nebst dem teils immer noch existierenden Problemfeld "Pultkenntnis" sind Individualisierungen und Workarounds einfach hinderlich, wenn sich jemand in möglichst Nullzeit mit der gegebenen Input-/Output-Situation auseinandersetzen muss.


    Gut finde ich hingegen clevere Konzepte wie DCA-Rollout - die sind selbsterklärend und man muss nie etwas lange suchen.

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • Wenn es einfach um den Vergleich "Glas vs. elektromech. Bedienelemente" geht, dann müsste man aber auch in der entsprechenden Grösse vergleichen - 100mm Faderweg haben sich ja nicht ohne Grund als Standard etabliert.

    Also als Ersatz für eine CL5 o.ä. müssten es dann ca. 2 27zöller sein. Hand hoch wer schon mal ein so riesiges Glasbrett …


    Das die Größenverhältnisse entscheidend sind, habe ich gemerkt, als ich Mixing Station zum ersten Mal auf nem 18,4“ Tablet aufgesetzt habe. MS kann man über app link ja so gestalten, dass man sich die Overview Darstellung des gerade aktiven Einzelkanals auf einen 10“ Satelliten auslagert und dort auch das Kanalprocessing bedient und auf einem großen Hauptschirm die Kanalelemente sparsam hält, die Fader groß macht und sich alle wichtigen Auswahl-,Mute- und Direktzugriffs-Buttons ERGONOMISCH auf die Oberfläche legt.

  • Dafür habe ich in all den Jahren schon zu häufig entweder die Situation "Ich bereite das Pult für einen Kollegen vor" oder "JETZT muss schnell jemand einspringen" erlebt (inkl. der Situation, dass ich selber schon in der ersten ruhigen Minute hinter dem Pult mit übelstem MagenDarmInfekt einfach zusammengebrochen bin). Nebst dem teils immer noch existierenden Problemfeld "Pultkenntnis" sind Individualisierungen und Workarounds einfach hinderlich, wenn sich jemand in möglichst Nullzeit mit der gegebenen Input-/Output-Situation auseinandersetzen muss.

    Schon klar, für Dein Arbeitsfeld würde ich ebenso ein am besten immer gleiches Standardhardwarearbeitsgerät vorfinden wollen, wie ich für eine Theater/Musicalproduktion lieber ein Hardware Pult mit vielen Fadern haben wollte.

    Die Frage war ja nicht, ob das Glas Mischen für jede Anwendung gleichermaßen geeignet sein muss sondern ob man damit komfortabel wiederkehrende Bandmischaufgaben erledigen kann.

  • MS kann man über app link ja so gestalten, dass man sich die Overview Darstellung des gerade aktiven Einzelkanals auf einen 10“ Satelliten auslagert und dort auch das Kanalprocessing bedient und auf einem großen Hauptschirm die Kanalelemente sparsam hält, die Fader groß macht und sich alle wichtigen Auswahl-,Mute- und Direktzugriffs-Buttons ERGONOMISCH auf die Oberfläche legt.

    das hatte ich genau so mit dem dLive Director gemacht:
    auf dem 24"er touchschreen die fader, auf dem 15" laptop die prozessing-ansicht des aktiven kanals.

    trotzdem waren meine augen sehr, sehr oft auf den bildschirmen gefangen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • trotz der negativen erfahrung denke ich seit einiger zeit darüber nach, wie ich mein "notlösungs-glas-setup" verbessern könnte.

    Ich behaupte jetzt einfach mal, dass Dich das 'Glas Mischen' vor allem deshalb zu sehr von der Bühne abgelenkt hat, weil es ungewohnt war. Das hat gar nichts damit zu tun, dass Du den Director bedienen kannst, was ich gar nicht bezweifle.

    Was mein Arbeiten mit MS sehr viel flüssiger gemacht hat, ist, ausser der regelmäßigen Benutzung, die layouts so zu gestalten, dass Sie sich meinem flow anpassen und nicht umgekehrt.

    Es war ja in der Anfangszeit der Digitalpulte genau das Argument gegen eine Oberfläche XY nicht 'intuitiv' zu sein. Die beste Intuition wäre demnach die Auswahl, Größe, Farbe, Anordnung und Beschriftung der Bedienelemente selbst festzulegen damit sie 'meins' werden.

    Was bei MS übrigens bei begrenzter Schirmgröße sehr gut geht, ist ,einfach nicht zu viel in ein layout zu packen und statt dessen zwischen 2-3 layouts hin und her zu schalten, z.B. so:



    und (finde den layout umschalt button) so:


  • Ich hab mir damals das Mackie DL1608 gekauft, kurz nachdem es rauskam. Das war damals die erste Mischkiste mit Glas, dementsprechend bin ich schon ne Weile von der Partie. Seit dem eigentlich von Mackie über UI, SQ, Yamaha, Behringer vieles auf Glas gemacht.


    Infrastruktur die funktioniert als Grundvoraussetzung setze ich voraus, das wurde in diesem Thread ja bewusst ausgeklammert:


    Hier mal ein paar Aspekte:

    - man spart ne Menge Auf- und Abbauzeit, wenn man ohne FOH klar kommt

    - man kann sich soundtechnisch optimalen Platz sichern, oder den komfortabelsten (Hochzeitsfeier vom Sitzplatz aus)

    - Gewicht/Transport unschlagbar und trotzdem das dabei was man wünscht

    - je besser die GUI desto entspannter, aber auch alles Übungs- und Gewöhnungssache

    - für PFL und TB muss man sich mit Funken ausstatten

    - Pulte wie CL/QL kann man zwar per pad mischen, mal was am Pultsetup ändern nzr bedingt


    Wo ich mich noch nicht rangetraut hab sind größere Musicalsachen oder so.

    Ab einer gewissen Event-Größe verlässt man kanaltechnisch und vom Feature-Anspruch sowieso die Tablet-Only-Liga (ausgenommen dLive, die kann man tatsächlich ohne Surface betreiben wenn man will). Und vernünftiger FOH Platz ist dann auch kein Thema.


    Zwischenbilanz: ich mische immer dann mit Tablet, wenn ich die dadurch gewonnen Vorteile voll ausschöpfen kann:

    Das kann auch mal sein: ich hätte die Wahl zwischen einem fest installierten X32 oder einem SQ6 per Tablet (weil der Kollege die CAT-Trommel hat liegen lassen) -> ich hab trotzdem mit der SQ gemischt, fühlte mich damit wohler


    ————


    LV1:

    Da sammel ich gerade Erfahrungen, hab aber noch zu wenige Gigs damit runter um aus dem Vollen zu schöpfen:


    Learning 1: Touchscreen != Touchscreen. Die Haptik unterscheidet sich, wenn ein Screen sich wie ein iPad anfühlt macht das mehr Spaß als bei anderen, gerade wenn man nicht nur klickt sondern bewegt.


    Learning 2: beim Auspfeifen mit dem PEQ ist Hardware hilfreich, weil man die Achsen getrennt ansteuern kann -> Frequenz ziehen ohne zu verrutschen


    Macht aber aufs Erste in Kombination mit FIT schon Spaß. Und Plugins & co steuern sich auf nem 10“ Pultdisplay nicht so nice wie auf nem 24“ touch, zumal man nicht immer zwischen zwei Welten (Pult + Superrack) wechselt.


    Fazit LV1: ich kann den FIT zu Hause lassen wenns sein muss, ich kann mir aber auch zwei hinstellen wenn ichs brauch, das gefällt mir.

  • Moin,

    dat schöne is ja, dat es mittlerweile eine Menge an Optionen für Touchscreens und Applicationen gibt

    .

    Ich würde behaupten, fast alles schon ausprobiert zu haben und bin daher ein großer Freund der System bedingten Skalierbarkeit. In der Praxis sind wir mittlerweile full circle. Mixing Station gibt es ja jetzt auch für Windows PC und Mac OS, daher hab ich auch Kunden die für ihre dLive statt der Director Software die Kombi "Waves FITcontroller + Mixing Station" einsetzten.


    Andere nehmen zwei 22" Touchscreens mit nem Mele Mini PC und fahren damit ihrere Shows (dLive, M&X32 oder LV-1)...und jedes Setup ist personalisiert an die jeweiligen Anforderungen und persönlichen Vorlieben.


    Ein weiterer Vorteil: Alles Bestandteile sind Standard IT Produkte. Geht der Touchscreen oder PC auf der Tour kaputt, kauft man halt was neues im Elektrohandel. Übergangsweise nutzt man halt nen Surface Pro o.ä, als Back Up. Bei nem defekt Mixer/Hardware-Surface hat man definitv ein größerer Problem.


    Use Cases-->

    https://www.soundsurface.info/use-cases-und-live-pictures/


    LG
    WW



  • Ich würde behaupten, fast alles schon ausprobiert zu haben und bin daher ein großer Freund der System bedingten Skalierbarkeit.

    Ist einiges passiert seit den ungläubigen Blicken mit dem alten X41t damals… 😉

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder