Hallo zusammen,
ich hab hier mal ein Thema, bei dem die Funkspezialisten unter Euch mir vielleicht weiterhelfen können. Warnung - das wird jetzt etwas lang!
Ich schlage mich jedenfalls mal wieder mit dem Thema Funkfrequenzen rum. Ganz konkret bin ich gerade dran, einen Teilumbau unserer 20kanaligen Anlage zu planen.
Derzeit vorhanden: 20 Strecken EW G3 im C-Band (734-776 MHz). Gespeist über ein Antennenpaar (Rundstrahler) und ein Rudel kaskadierter ASA-1. Warum nur ein Band? War damals (2014) leider nicht anders zu beantragen, auch wenn ich es gerne anders gemacht hätte. Die Öffnung der Bänder unterhalb 690 MHz für mobile Nicht-Rundfunk-Anwendungen kam erst (und für uns überraschend) ein paar Monate später.
Bisher kamen wir mit den 20 Strecken im C-Band recht gut hin, auch wenn es natürlich nicht ganz optimal war. Das kannten wir aber schon von früher, da hatten wir 20 Kanäle Shure U MA/MB, was auch eher eng war. Es durfte halt kein Sender von der Bühne weggebracht werden, ohne dass der zugehörige Empfängerkanal gemutet wurde.
Aber wie gesagt, das war in den Griff zu bekommen, so lange die Umgebung nicht ganz HF-unfreundlich war.
Über die Jahre sind die Bedingungen im C-Band ja bekanntlich schlechter geworden - nach der DDII waren als Mittenlücke noch 24MHz übrig. Da der Aufbau der Netze etwas gedauert hat und wir ja noch unsere Zuteilungen hatten - die laufen erst diesen Sommer aus - haben wir es aber in der Regel hinbekommen.
Nun laufen wie gesagt die Zuteilungen aus, und wir sind nun rechtlich gesehen auf den allgemein zugeteilten Bereich von 736-753MHz beschränkt. Von 733-736 MHz und 753-758 MHz funkt künftig BOS, und darüber und darunter liegen ja die DDII-Up- und Downlinks. In den verbliebenen 17 MHz kriegen wir die Strecken zwar irgendwie unter, aber betriebssicher ist wirklich was anderes.
Kurz gesagt - es muss was Neues her. Ich hab mal bei Sennheiser angefragt, einen Teil der Strecken auf andere Bänder umrüsten zu lassen. Nachdem ich mal rausgefunden hatte, wie ich den Support da überhaupt kontaktiere, ging das auch tatsächlich recht schnell und umkompliziert, und die Preise für den Umbau sind auch okay. Für uns jedenfalls derzeit die wirtschaftlichste Lösung, sowohl im Vergleich zum Neukauf eines anderen Systems oder auch der Miete. 10-12 umgebaute Strecken hätten wir allerspätestens nach 2 Jahren raus, selbst im Vergleich zur günstigsten Alternativösung, eher früher.
Nun stellt sich mir die Frage, auf welche Bänder ich umbaue. 8-10 Strecken sollten im C-Band verbleiben. Das lässt sich auch gut darstellen, ohne zu sehr auf Kante zu nähen.
Die anderen Strecken kann ich nun auf eine Kombination aus den Bändern A (516-558 MHz), G (566-608 MHz) und B (662-668 MHz) umbauen.
Dazu hab ich mir das Ganze in der Shure WWB mal modelliert - da kann ich einfacher verschiedene Szenarien durchprobieren als in der WSM. Nun ist mir bei der ganzen Rechnerei was aufgefallen, als ich meine Ergebnisse aus der WWB mal mit denen aus der WSM verglichen habe. Und zwar hat die WWB einen Parameter in den Kompatibilitätseinstellungen, den die WSM nicht hat: Die Breite des Front End Filters.
Ganz konkret wirkt sich das so aus, dass IM-Produkte für den jeweils betrachteten Kanal nur dann berücksichtigt werden, wenn die verursachenden anderen Träger sich innerhalb der Bandbreite des Front End Filters befinden.
Das war mir bisher nie aufgefallen, da der Parameter für meine Sennheiser-Strecken im Standard auf 50 MHz unterhalb der Schaltbandbreite bis 50 MHz oberhalb der Schaltbandbreite eingestellt ist. Heißt beim C-Band konkret: 684-826 MHz. So lange ich nur in einer Schaltbandbreite rumrechne, liegen also alle IM-verursachenden Träger meiner Anlage immer innerhalb dieser Bandbreite und werden alle berücksichtigt.
Anders ist es nun, wenn ich die vergleichsweise weit auseinanderliegenden Bereiche miteinander in einer Anlage berechnen will. Plötzlich spruckt die WWB Setups aus, die so in der WSM nicht funktionieren, weil in der WWB mit den Defaulteinstellungen beispielsweise eine Intermodulation zwischen 516MHz und 626MHz, die den Kanal bei 736MHz stören würde, nicht mehr berücksichtigt wird.
Grundsätzlich ist das ja wahrscheinlich richtig so - die Empfänger haben sicher entsprechende Filter vor ihren Eingangsstufen drin. Wenn aber nun wie bei mir die ganze Anlage aktiv mit Breitbandsplittern gesplittet an einem Antennenpaar hängt, muss ich doch eigentlich auch die Verstärkerstufen in den Splittern mit berücksichtigen. Und die sind nun mal sehr breitbandig - laut Datenblatt liegt die Bandbreite des ASA-1 bei 470-870 MHz. Und hier können dann ja sicher sehr wohl auch IM-Produkte entstehen, die im reinen Empfänger vielleicht gar nicht mehr entstehen würden.
Ich hab nun mehrere Möglichkeiten mit dem Problem umzugehen. Ich kanns ignorieren und hoffen, dass die Stufen in den Splittern entsprechend hochwertig konstruiert sind, dass die IM-Produkte da nicht so stark auftreten. Ich könnte mir immerhin vorstellen, dass im Empfänger stärker verstärkt werden muss als im Splitter, der nur so viel aufholt, dass der Pegelunterschied von Eingang zu Ausgang bei +/-0dB liegt. Irgendwie glaub ich da aber nicht dran.
Ich kann meine Parameter etwas relaxen, um trotzdem genug Strecken unterzubekommen. Geht wahrscheinlich mit leichen Abstrichen gut - in der Vergangenheit musste ich, um 20 C-Band-Strecken miteinander zum Laufen zu bekommen, tatsächlich größere Abstriche machen als im geplanten neuen Setup. Aber ich versuche, mich dem Optimum anzunähern, das mit dieser Anlage (und diesem Budget) zu erreichen ist.
Konkret denke ich derzeit darüber nach, die Anlage mit passiven Filtern vor den ersten aktiven Komponenten vorab aufzuteilen. Im einfachsten Fall sähe das so aus, dass nach den Antennen ein passiver Splitter sitzt (sowas wie der ASP-212), der mir erst mal zwei unabhängige Stränge gibt. In den jeweiligen Abgängen könnte dann ein Tief- bzw. Hochpassfilter sitzen. Damit könnte ich mir dann einen Hi-Bereich (alles über 700MHz) und einen Low-Bereich (alles unter 700MHz) bereitstellen, wo dann die jeweiligen Systeme samt ASA-1-Splittern angeschlossen werden. Das würde mir erlauben, diese beiden Bereiche unabhängig voneinander zu berechnen und IMs zwischen beiden Bereichen zu vernachlässigen.
Ist diese Überlegung soweit richtig? Oder handele ich mir bei passiven Bauelementen auch IM-Produkte ein? Ich hab natürlich mal ein wenig gegoogelt, und zumindest im Mobilfunkbereich ist das Thema Intermodulationen bei passiven Bauelementen (wie z. B. Antennen, Kabel, Stecker etc.) tatsächlich ein Thema. Da werden aber auch ganz andere HF-Leistungen gefahren.
Andererseits habe ich auch schon Berichte über HF-Installationen im Musicalbereich gesehen, wo das ganz ähnlich umgesetzt war wie ich es mir jetzt überlegt habe. Dort gab es dann im Bühnenportal jeweils links und rechts für jeden genutzten TV-Kanal eine eigene Antenne mit passivem Bandpassfilter hintendran. Bei TdV damals in Stuttgart um die Jahrtausendwende rum waren das wohl 5 TV-Kanäle und somit 5 Antennenpaare, später nach Stückumbau mit noch mehr Strecken dann sogar 7.
Was sagen die Funkelektroniker und Frequenzkoordinatoren unter Euch? Ist die Lösung mit dem Passivsplitter und den Filtern ein gangbarer Weg? Womöglich sogar als Sonderanfertigung, also direkt als Frequenzweiche mit zwei Abgängen?