"Surround"-Beschallung bei normalem Rock-Konzert

  • Hallo,


    ich hoffe ich habe wirklich alles hier durchsucht, habe jedenfalls keinen Eintrag zu meinem Thema im Forum gefunden.


    Eine befreundete Band hat mich gebeten, ihren Auftritt in einer 100-Leute-Halle zu mischen (Rock/Pop). Die Bühne ist klassisch an einem kurzen Ende des Raums. Es wird jedoch eine Art "Catwalk" gebaut werden, der von der Bühne bis unmittelbar vor meinen Mischplatz führt, d.h. wenn den ein Musiker benutzt steht er HINTER dem größten Teil des Publikums.


    Hier meine Idee dazu: Ich installiere eine zweite PA auf etwa meiner Höhe oder noch dahinter, die in Richtung Bühne beschallt. Ich beschicke sie mit einem Subgruppen-Signal, das nur den betreffenden Musiker enthält, sobald dieser von hinten spielt. Damit hat das Publikum einen realistischeren Eindruck vom Ort der Schallquelle.


    Hat sowas in der Art schon mal jemand gemacht? Welche Erfahrungen gibt es, welche Voraussetzungen gilt es zu erfüllen? Worauf muss ich achten?


    Die Idee kam mir bei Bryan Adams in Regensburg: dort spielte die Band einen Teil des Konzerts auf einer kleinen Bühne im hinteren Teil der Halle, die Beschallung kam aber noch immer über die Haupt-PA vorne, das hat mich sehr irritiert.


    Cheers + Dank

  • Machen wir schon auch ab und an. Zum Beispiel gibt es hier bei uns in der Ecke eine Band die die "The Wall" Aufführung realisiert. Dabei wird dann schon immer ein enormer Aufwand betrieben. Im Stück "The Wall" kommt z.B. ein Richter vor. Dieser war überdimmensional groß als Puppe gegenüber der Bühne aufgebaut. Wenn dann der "Richter" dran war kam dieser natürlich nur von der Back-PA. Außerdem wurden Git.-Solos auch mit nach hinten geschickt oder auch mal das Delay (Also Original von vorn Delay von Hinten und so). Die Ausführungen waren auch jedes mal anders. Am besten hat mir gefallen die Back-PA über einen Auxweg-Pre anzufahren. Damit kann man sich jedes Gewünschte Signal nach hinten legen, ohne das Signal vorn auf der PA zu haben. Richitg schön wars dann mit 2 Auxen das man auch Stereo hinbekommt. Dann mal einen Strum drauf auf die PA und auf alle 4 PA-Tower geschickt, geil.
    Bei Fragen einfach nochmal mailen.


    MfG

  • Zitat von "sachsensound"

    Am besten hat mir gefallen die Back-PA über einen Auxweg-Pre anzufahren. Damit kann man sich jedes Gewünschte Signal nach hinten legen, ohne das Signal vorn auf der PA zu haben.


    Hmhmm, habe ich mir auch schon überlegt, falls sich die Kanal-Fader auf dem (mir noch unbekannten) Pult nicht auf mehrere Subgruppen gleichzeitig routen lassen (unwahrscheinlich). Mit Subgruppen-Fadern bin ich panik-sicherer als mit Drehpotis.


    Wie ist das mit den Delays von Hinten? Das geht - nehme ich an - nur gut mit Delays, die sich zeit- und lautstärkemäßig deutlich von den Delays der Hallenakustik unterscheiden, also länger und lauter?
    Oder hat schon mal jemand versucht, die Hallendelays psychoakustisch zu verstärken? Das kann ich mir nicht vorstellen.


    CU

  • warum macht ihr so nen aufwand bei 100 Leuten?
    Ich würde alles normal aufbauen.
    und wenn der sänger (oder sonstwer) auf den "catwalk" geht hört er sich doch über die p.a.

  • na, weils cool ist. Es geht mir um den Effekt fürs Publikum, nicht die Musiker. Die hören sich so oder so über Monitore.


    tun, was andere nicht tun = fortschritt
    visionen entwickeln und realisieren = entfaltung :P


    Das hat für mich rein gar nichts mit der Anzahl der Zuschauer zu tun, ich würde es sogar nur für mich alleine machen, wenn ich einen Saal und 2 PAs hätte und mein eigener Musiker wäre :wink: .


    Have Fun

  • Oder auch recht preiswert auf einem 02R(mehr Kanäle), da kannst du (ab V2 zumindest) verschiedene Surroundmodi einstellen, unter anderem auch 2+2, also 2 vorne und 2 hinten, das Signal wird dann auf 4 Buswegen ausgegeben.
    Da kannst du eigentlich ganz schön einzelne Signale frei im Raum auf diversen Kurven pannen. Jetzt ist das 02R nicht jedermanns Ding und Digitalkonsolen ansich auch nicht, ich mach damit aber sehr viel Live und man wird eigentlich ganz fit mit der Zeit :)

  • Ich hab das mal gemacht mit 3 Stereosummen. Die Gefahr besteht tatsächlich hauptsächlich darin, sich im Routing zu verzetteln.


    Digipult, gut und schön, aber wenn die Show nicht automaitisiert ist, bieten auch diese nicht so etwas wie ein "Joystick-Panning" - oder ist mir da etwas entgangenen? Routing mal zuhause ausprobieren, und gucken, ob das wirklich live händelbar ist und auch noch Spaß macht.


    Bei größeren Aufbauten (die sind oft notwendig, damit wirklich die Mehrheit des Publikums den Effekt überhaupt wirklich mitbekommt, und nicht nur denkt:wasn nu los?) ergeben sich schnell Laufzeitprobleme (für hinten stehende spielt der Gitarrist zu früh, für vorne stehende zu spät). Das kann auch dem Mucker Schwierigkeiten bereiten.


    Ansonsten macht die Idee allein schon Spaß.


    Viele solche Projekte sind schon im Vorfeld wegen dieser Probleme aufgegeben worden. Hau rein!


    Opi

    abgebrühter Alt-Aktivist im Vorruhestandsjob
    -danke Billbo-

  • Zitat von "Ton_Opa"


    Digipult, gut und schön, aber wenn die Show nicht automaitisiert ist, bieten auch diese nicht so etwas wie ein "Joystick-Panning" - oder ist mir da etwas entgangenen?


    Moin Ton_Opa,


    ein DM2000 bietet die Möglichkeit via Joystick zu positionieren.
    Deshalb kam es mir als Beispiel für solch ein Vorhaben in den Sinn.


    Gruß
    Kai

  • Zitat von "Kai"

    Moin Ton_Opa,


    ein DM2000 bietet die Möglichkeit via Joystick zu positionieren.
    Deshalb kam es mir als Beispiel für solch ein Vorhaben in den Sinn.


    Gruß
    Kai


    Es gab lange vor dem DM2000 ne Analogkonsole vom Hersteller "MicroAnalog", die meines Wissens auch nen Joystik-Pan hatte. Der Begriff "Surround" war damals noch unbekannt - da nannte sich das ganze noch "Richtungsmischpult" :D
    Wenn ich mich nicht völlig irre, stand in Bochum bei "StarlightExpress" anfangs so ein Tisch rum...


  • das problem ist aber imho, daß das publikum von den effekt nix mitkriegen wird bei der größe. :wink:

  • Zitat von "Yoda"

    Mit Subgruppen-Fadern bin ich panik-sicherer als mit Drehpotis.


    Du könntest auch - vorausgesetzt es geht nciht die ganze Band nacheinander mal nach hinten, sondern z.B. nur 2-3 Sänger - deren Kanäle auf zwei Pult-Kanäle legen (Y-Kabel, Direct Out,....), einen für die Front-PA, einen für die Back-PA.


    Somit hast du für die benötigten Kanäle einen Kanalfader für vorne einen für hinten.


    Schönen Gruß
    Didi

  • Schönen Dank für eure Tipps!


    Heute abend habe ich einen Ortstermin, da wird sich evtl. das eine oder andere herauskristallisieren.
    bloodyzoo: Dank auch dir, vielleicht male ich mir das zu fantastisch aus.


    Der Gig ist erst im März, aber danach berichte ich euch gerne, wie's war.


    Cheers

  • Na also wenn nur der Saenger auf den Catwalk geht wuerde ich den Kanal einfach mit nem Y Adapter splitten.
    Den zweiten Kanal dann postfade auf einen Auxweg legen! Danach einfachCrossfade machen. Je nachdem wo er dann ist ist das Vehaeltnis dann richtig!
    Ausserdem kannst Du Ihn dann noch mit nem Insert anders filtern, weil ja sicher die zweite Pa etwas anders ist und ihm auch direkt ins Gesicht bruellt.
    Fuer mehrere Signale dann nen Auxweg nehmen und wieder zurueck auf einen Kanal der dann vieleich mit direct out oder ueber ne einzelne Subgruppe das auch macht!
    Da gibt es viele Moeglichkeiten das zu machen.
    Schoen sind auch Effekte ueber die hintere PA zu fahren. Oder Geraeusche mal zu pannen.

  • Gestern habe ich mir die Sache angesehen.


    Vermutlich werde ich tatsächlich die Subgruppenvariante wählen, da sich am (installierten) Pult auch die FX-Returns einfach auf die Gruppen routen lassen und ich erwarte, dass sowohl Gesänger als auch Klampfenspieler mal nach hinten gehen werden.


    Der Haustechniker hat mich übrigens vor tierischen Feedbacks gewarnt, wenn z.B. eine E-Gitarre von der Front-PA bestrahlt wird. Ich kann mir das nicht so recht vorstellen, denn

      a) neben so manchen Gitarren-Amps ist es üblicherweise lauter als vor der Bühne :wink:
      b) wenn, dass solte das eher bei Akustik-Gitarren passieren, die sind doch viel anfälliger für sowas.
      c) falls ich ein gesangsmikro dort hinbaue, dann zeigt dieses doch wieder nicht auf einen PA-Speaker (von vorne kommts laut, aber es weist ja nach hinten, und die hintere PA steht auch schon fast neben dem Mikro). ich habe ja nicht mal einen Floorwedge dort eingeplant (die Haupts-PA als Edel-Monitor...)


    Wie ist Eure Meinung oder Erfahrung zu Feedbacks mit Back-PA?


    Danke!

  • Hallo,


    nun ist der Gig vorbei und ich kann berichten, wie's war und wie's ankam.


    Zunächst: Ich hatte iene Back-PA aufgebaut und die durch eine Subgruppe befeuert, wie bereits geplant.


    Das gab mir sehr viel Flexibilität, ich konnte jeden Kanal einzeln und auch die Effekte (Hall, Delays) auf die hinteren Lautsprecher routen und dort auch im Panning beeinflussen.


    Für die Teile der Show, bei denen ein Musiker auch hinter dem Publikum spielte, war die Sache sehr gut geeignet. Alle guckten zunächst verdutzt und dann zufrieden, ich bekam positive Rückmeldungen (nein, kein Feedback... :-).


    Bei den Effekten gab es geteiltes Echo (nein, dieser Wortwitz). Die Back-PA stand von mir etwa 4 m weg. die Haupt-PA etwa 10-12 m. So hatte ich eine recht gute Mischung aus Front- und Back-Sound. Viele Gäste, die vor mir standen, waren auch recht zufrieden damit. Diejenigen jedoch die weniger als 3 m von der Back-PA entfernt standen, empfanden die Delays als extrem störend, sie vermatschten den Sound von vorne total.


    Im nachhinein kann ich mir das auch erklären: Das ist ja wie ein viel zu lautes Delay auf der Front-PA, wenn man so dicht an der Back-PA steht und so weit von der Front-PA weg.


    Beim Soundcheck hatte ich noch experimentiert, einzelne Instrumente oder gar die ganze Band ZUSÄTZLICH von hinten erschallen zu lassen, aber das gab an den meisten Hörpositionen im Saal Mus.


    Was würde ich wieder tun:
    1) Eine Back-PA verwenden, wenn die Musiker auch mal hinter dem Publikum stehen.
    2) Auf ein gesünderes Strechen-Verhältnis Back-PA/Gast/Front-PA bauen, d.h. die Back-PA deutlich außer Reichweite des Publikums installieren.


    Was würde ich NICHT wieder tun:
    3) zuviel mit den Effekten von hinten spielen
    4) irgendwas vorne UND hinten gleichzeitig erklingen lassen


    Wer noch Fragen hat, möge sich gerne hier im Forum betätigen oder sich bei mir melden: yoda@audio-digital.net


    Cheers


    Yoda

  • Wenn wir von 100 Leuten reden, wie groß ist dann der Saal? Vielleicht 20m? Wie breit strahlen die Boxen? Du schreibst von Rock, also nehme ich an sehr laut? Bekommen die Leute denn auch wirklich nur direktschall mit? Ich stelle mir vor, daß die FrontPA bei so kleinen Räumen eh hinten reflektiert wird und dann ist es eh aus mit großer Ortung... und Dein gewünschter Effekt wird nicht wirklich wahrnehmbar sein

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