Hallo,
ich schreib das mal hier rein, weil sowas nicht zur Praxis werden sollte.
Also: 09.09.05, Parkbühne Biesdorf, Songs von Rio Reiser und Gundermann. Der Wetterbericht ist gut, die Location selbst gemütlich, es könnte also ein schönes Konzert werden. Der lokale Tech hat versichert, daß alles, was ich auf meinem Rider stehen habe, auch da ist, nur mein Funkzeugs müsse ich selber mitbringen (bestellt ist u.a. ein 24- Kanalpult mit 6 AUXen und Effekte in der SPX 990- Klasse, also nichts außergewöhnliches, bei der anderen Band hat der Rider wohl ähnlich ausgesehen).
Ich gehe also zum FOH und sehe das hier :
http://djvomght.selfhost.eu/pics/foh.jpg
Links oben ein betagtes Tascam mit 16 Mono- Inputs, daneben ein 16er vom Ohr, zwei billig- Lexicons, von denen eines sich bald verabschiedet, zwei Alesis- FX, von denen nur eins ein Netzteil hat, den Rest seht ihr ja selbst. Der Tech verweist auf die internen FX vom Ohr und daß das ja zu DDR- Zeiten auch gereicht habe.
Inzwischen kommt eine bildschöne Frau zum "FOH", stellt sich als Susi vor und macht ein langes Gesicht, aha, das ist die Technikerin der anderen Band. Offenbar wurde ihr Rider ebenso komplett ignoriert wie meiner, wir unternehmen einen zaghaften Versuch, uns das Geraffel schön zu trinken, geben aber bald auf, denn soviel Bier hätte es in ganz Berlin nicht gegeben. Wir machen einen Schlachtplan, um den Abend zu retten. Inzwischen läßt sich der Veranstalter auch mal blicken, verweist darauf, daß das zu DDR- Zeiten auch gereicht hätte, daß andere Bands auch schon damit gespielt hätten, die dann musikalisch doch nicht so gut gewesen seien bla bla bla....
Derweil droht meine Rhythmusfraktion mit der Abreise, wie die Stimmung bei den anderen ist, kann man nur ahnen, jedenfalls war das Gespräch mit ihrem Manager ziemlich kurz angebunden.
Interessanterweise taucht jetzt auch noch eine "Überraschungsband" auf (heißt offenbar so, weil nur der Veranstalter wußte, daß die auch noch spielen soll).
Mittlerweile ist es bereits kurz nach 5, also noch zweieinhalb Stunden bis Konzertbeginn. Ich erkläre mich bereit, mit dem Chef loszudüsen, um wenigstens ein brauchbares Pult und ein zusätzliches Multicore zu mieten. Im Auto erkläre ich ihm, daß es die DDR seit 15 Jahren nicht mehr gibt, und daß es ihm pasieren kann, daß andere Bands einfach abreisen, wenn da solches Zeug steht. Ja, man habe den Aufwand offensichtlich unterschätzt und gelobt Besserung. Hoffen wir das Beste für die nächsten Muggen.
Wenigstens ist wenig Verkehr, wir sind kurz vor 6 zurück. Da die anderen inzwischen fleißig waren, geht es jetzt ziemlich flott voran, Soundcheck beginnt gegen 18.30. Eins der Overheads prasselt, zum Glück habe ich meine C 391 mit, also schnell getauscht. Das Pult hat zum Glück genügend AUXe, für das InEar für meinen Sänger findet sich noch ein freier.
Die Kollegin macht ihren Job offensichtlich nicht zum ersten Mal, als ich mit Checken dran bin, habe ich leichtes Spiel, zumal die Besetzungen der beiden Bands ziemlich ähnlich sind, beim Changeover sind dann nur ein paar Kabel umzustecken und etwas nachzupegeln. Die Überraschungsband kann sogar mit nur 15 min. Verspätung anfangen, eine ziemliche Leistung nach dem Chaos.
Der Sound ist super, die kleine Mackie- PA und die Peavey- InFills schlagen sich tapfer, wir haben 97 dB Peak am FOH (erlaubt waren 93), aber keiner meckert.
Der Veranstalter hat es sogar geschafft, die Verträge ranzuschaffen und zu unterschreiben, auch die Knete ist da, so wurde es dann doch noch ein ganz netter Abend. Allerdings: Jedes Mal so ein Streß und ich bin bald reif für die Klapsmühle
Auf alle Fälle viele Grüße an Susi nach Leipzig (falls du das liest: Ich schau mal nach der Klemme, hoffentlich wars für Euch in Potsdam entspannter).
Danke fürs Lesen dieses Werkes
Jörg