Ariel-Trommeln?!

  • scheint wohl beliebt zu sein seine speaker in "kannen" zu packen, habs auf der messe auch gesehen, waren aber andere und zwar die hier:
    http://www.codaaudio.net/index.php?show=item&usbid=10259&id=5059867


    aber der konstrukt oben der sieht schon ziemlich wild aus :D

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • Zitat von "Insomnia"

    Clementine????


    Kenn ich auch noch... (ja, ich bin auch schon so alt...)
    Und das Konstrukt würde ich glatt mal für sowas ähnliches wie moderne Kunst halten, akustisch bestimmt seeeeehr brauchbar... :shock: :roll:
    Vielleicht sollte man mal erkunden, welches Architekturbüro sowas zu verantworten hat... Ich kann mir nicht vorstellen, dass dabei eine wie auch immer geartete Sprachverständlichkeit bei Durchsagen gegeben sein soll.

    We're on a mission from God. - Elwood Blues

  • Zitat

    Vielleicht sollte man mal erkunden, welches Architekturbüro sowas zu verantworten hat...


    Jetzt muss ich meine Zunft aber verteidigen :D Nicht immer sind die designfixierten Archis dran schuld, wenn etwas bescheiden klingt und tönt. Bestes Beispiel ist der "neue" Bundestag in Bonn von Günther Behnisch. Die kreisförmige (akustisch schwierige) Anordnung der Parlamentarier und der Regierungsvertreter entsprach dem damaligen Zeitgeist und dem modernen Demokratieverständnis eines konstruktiven Miteinander dieser Zeit. Die Kreisform als Form mit starkem Symbolgehalt für die Demokratie wurde für die Neuplanung von Seiten der Politik damals als Vorgabe an die Planer gerichtet.


    Die Schwierigkeiten und Pannen bei der Beschallungsanlage dürften vielen noch bekannt sein, ein peinliches Konzert endloser Rückkopplungen, das sich über Monate (!) hinzog. Bei Projekten dieser Größenordnung werden für sämtliche Technischen Gewerke Fachingenieure eingesetzt, der Architekt darf mit Glück noch seinen Wunsch nach schönen Acrylgehäusen o.ä. äussern - auf die technische Planung hat er wenig bis keinen Einfluss und ist deshalb auch nicht verantwortlich für "Fiep-und-Quietsch".


    Wenn ich es noch recht im Kopf habe, war Siemens damals mit der Audiotechnik beauftragt - erfolglos. Das lag nicht nur an der Kreisform und den verwendeten Materialien (das war ja alles zum PLanungsbeginn bekannt bzw. noch offen für Veränderungen), sondern auch an der schlechten Ausrichtung und Abstimmung der Lautsprecher und Mikrofone. Erst die raumakustische Beratung u.a. durch Prof. Fasold führte zu den notwendigen Umbaumaßnahmen und am Ende zu annehmbaren Ergebnissen - wenn auch meines Wissens für die jetzige Nutzung des Saales die Anlage nochmals verändert oder sogar komplett neu eingebaut wurde.


    VOn daher kann ich mir durchaus vorstellen, dass das Ariel-Design im anfangs gezeigten Bild auf Wunsch des Architekten entstanden ist (muss aber nicht), für die Ausrichtung und AUsführung der Clementine-Trommeln ist er bestimmt nicht verantwortlich :wink:


    Gruß FF

  • Zitat von "FF"

    Bei Projekten dieser Größenordnung werden für sämtliche Technischen Gewerke Fachingenieure eingesetzt, der Architekt darf mit Glück noch seinen Wunsch nach schönen Acrylgehäusen o.ä. äussern


    Da kann ich leider nur vom Gegenteil berichten. In der Regel ist es so, dass der Architekt das Sagen hat und der Fachplaner mit immer wieder neuen Ideen und Vorschlägen und viel Geduld den Architekten von akustisch sinnvollen Lösungen überzeugen muss. (ganz schlimm wird's, wenn auch noch Denkmalschützer mit im Spiel sind ...)

  • das ist unter anderem deswegen so, weil der architekt sich seinen fachplaner aussucht und ohnehin auch an der beschallungsanlage mitverdient.
    da sind sich dann immer alle einig. komisch!

    The ships hung in the sky in much the same way that bricks don't.
    -- Douglas Adams

  • Zitat

    weil der architekt sich seinen fachplaner aussucht und ohnehin auch an der beschallungsanlage mitverdient.


    Wo hast du denn das Gerücht aufgegabelt? Der Architekt empfiehlt natürlich Fachplaner, aber Auftraggeber und damit Vertragspartner ist allein der Bauherr (=Geldgeber). D.h. er entscheidet auch, wer für was engagiert wird. Und das ein Architekt an einer Beschallungsanlage mitverdient :roll: schön wäre es!


    Natürlich sind Architektenhonorare an die Baukosten gekoppelt, aber das ist bei anderen Berufen auch so. So verdient (nein, er bekommt, verdienen tut er es nicht!) z.B. ein Makler bei der Verkaufsvermittlung eines Objektes 3% des Wertes als Provision. Das ist mehr, als ein Architekt nach der Honorarordnung für ein Objekt gleichen Wertes erhält, für das er Vorplanungen, Entwürfe und Gespräche mit Behörden, Bauherren etc. und die komplette Genehmigungsplanung gemacht hat. :evil: Für ein normales Wohnhaus stecken zu diesem Zeitpunkt dann bereits 120-160 Stunden Arbeit drin, der Makler braucht für das Zusammenstellen seiner Exposemappe ca. einen halben Tag (wenn er denn Architekten um fertige Pläne bittet, dann ist er noch schneller fertig...)


    Genug geheult (und dann auch noch OT - Skandal :D )


    Gruß FF

  • ich habe einige berichte zu dem desaster in bonn gelesen, es war wohl eher die kombination unglücklicher umstände, wie z.b. viel zu hoher anteil reflektierender flächen, zu wenig absorption, langer nachhall, runde grundform die im zentrum am schlimmsten ist, weil sie aus allen richtungen exakt zurückreflektiert.
    die parlamentarier besitzen auch einen großen sprechabstand zum mikro, das wirkt dann tödlich, zur Lautsprechertechnik gab es aber nicht viel zu lesen.
    es ist immer wieder der gleiche wunsch der architekten, hohe transparenz der bauteile (auch der lautsprecher, wenns nicht gleich unsichtbar geht)


    das haus wurde mit transparenten absorbern und und vielen anderen gimmicks nachträglich ausgestattet um die grundakustik zu verbessern.


    ich bin übrigens architekt, und stelle fest, die meisten kollegen haben von akustik keine vorstellung, eher ihre speziellen designwünsche.
    die architekten mit solchen aufträgen fühlen sich als berufene künstler und drücken ihren schuh durch.


    gruß UweS.

    Gruß UweS.

  • Zitat

    ich bin übrigens architekt, und stelle fest, die meisten kollegen haben von akustik keine vorstellung, eher ihre speziellen designwünsche.


    Da hast du allerdings völlig recht!


    Gruß FF

  • auch OT:

    Zitat von "deep-house"

    ...
    ich bin übrigens architekt, und stelle fest, die meisten kollegen haben von akustik keine vorstellung, eher ihre speziellen designwünsche.
    die architekten mit solchen aufträgen fühlen sich als berufene künstler und drücken ihren schuh durch...


    oh ja, da kann ich durchaus zustimmen.


    ich bin nämlich der depp, der zum schluss kommt und die anlage vernünftig einstellen soll :?


    gerade in den letzten 30 jahren wurden unglaubliche fehler bei der akustikplanung von veranstaltungsräumen (äääähhh - welche planung?) gemacht.


    oft ist es sogar so, das die ältesten hallen mit ihren holzwänden eben am besten klingen. wie hier z.b. die festhalle durlach - scheisse zu laden, aber toller sound.



    aber manchmal habe ich auch den eindruck, das die installationsfirmen gerne das argument "das wollte der Architekt so" bringen, weil sie sich arbeit oder vielleicht sogar unannehmlichkeiten ersparen wollen.


    ende OT

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • 1. Fehler:


    Zitat

    Die Kreisform als Form mit starkem Symbolgehalt für die Demokratie ....


    Sorry, wer ein Parlament baut, in dem sich die Diskutierenden nicht verstehen können, ist leider einfach nur als unfähig zu bezeichnen. Wie wärs mit einer Karriere als Komik-Zeichner? Da kann man Gebäude ohne Türen malen, Säle ohne Fenster, in denen es immer hell ist usw.


    Ja, das sind harte Worte... aber ich habe LKW-Rampen gesehen, die nicht von LKWs erreicht werden können - rückwärts schon gar nicht. Neue Häuser mit "symbolträchtiger Archtitektur" deren Bühnen nur (und ich meine nur) über meterhohe Treppen zu erreichen waren.


    2. Fehler:

    Zitat

    war Siemens damals mit der Audiotechnik beauftragt - erfolglos


    Siemens ist bestimmt kein Unternehmen, dass sich mit schwieriger Akustik auskennt und hat sich auch in anderen Bereichen hervorgetan : Durch millionenschwere Geschäfte, die ohne - oder nur durch noch teurere Nachbesserungen ermöglichte - technische Funktion auffielen.
    Wer geht zu einem Zahnarzt, der zwar prima singen kann, aber nichts von Zähnen versteht? Dazu muss man wohl wirklich Mitglied der Bundesregierung sein.


    3. Fehler:
    Wieso hat der Auftraggeber diese Fehler durchgehen lassen? Wie kann es sein, dass sich trotz solch skandalöser Fehlplanungen am Kunden vorbei noch Menschen finden, die meinen, an solchen Missständen könnte man noch irgendetwas entschuldigen?


    Ich meine, an irgendeiner Stelle muss man auch mal die Eier haben, zu sagen: Das ist großer Bockmist. Punkt. Aus.


    Sonst baut der Archtitekt nämlich als nächstes ein symbolisches Parkhaus ohne Zufahrt und man beauftragt Siemens dafür ein Auto zu bauen, das elektrisch da rein fliegen kann und die Telekom verkauft die Tickets dazu, die man aber leider zwei Wochen im voraus bestellen muss.


    Grüße
    Opi

    abgebrühter Alt-Aktivist im Vorruhestandsjob
    -danke Billbo-

  • Zitat

    Sonst baut der Archtitekt nämlich als nächstes ein symbolisches Parkhaus ohne Zufahrt und man beauftragt Siemens dafür ein Auto zu bauen, das elektrisch da rein fliegen kann


    aber bitte finanziert durch Steuermittel über eine bundeseigene Medizinische Stiftung zum Thema:


    -- Auswirkung und Gefahren des Individualverkehrs auf die sozialen Schichten --


    Gruß UweS

    Gruß UweS.

  • Hoi Ton-Opa, da hast du aber reingelangt :D


    Ich gebe dir völlig recht, dass Bockmist Bockmist bleibt. Auch ich habe kein Verständnis dafür, wenn Fachplaner eingeschaltet werden, nur um am Ende dann mit all ihren Tipps, Planungen und Berechnungen und ihrem Wissen überhört zu werden.


    Und dass du jede Menge Beispiele aus der Kategorie Bockmist kennst, das nehme ich dir sofort ab. Es gibt sicherlich genausoviele Archis, die nicht mal ein Wohnhaus vernünftig auf die Reihe bekommen wie Knöppedreher, die besser von der Beschallung in die Hörgeräteindustrie überwechseln sollten.


    Trotzdem denke ich, dass du übers Ziel hinausschiest. Der Behnischbau in Bonn ist ein fantastisches Gebäude und die Kreisform ist sicherlich die elementarste Raumform, wenn es ums DIskutieren geht. Oder stelltst du dich mit deinen Kollegen bei der Kaffepause im Rechteck auf, alle den Blick in die gleiche Richtung :D


    Klar hat ein ordinäre Schuhschachtel einfach die geeignetsten und am besten auf die Anforderungen hinoptimierbaren akustischen EIgenschaften, aber diese Raumform taugt als "Parlament" halt nur für die 2000 Ja-Sager in der Chinesischen Volkskammer.


    Blamabel ist nicht der Kreis an sich, sondern dass die Anforderung "Gute Akustik im Kreis" nicht zufriedenstellend gelöst wurde. Sprich Fachplaner hätten sagen sollen, unter welchen Umständen ein solcher Raum überhaupt nur zu beschallen ist, die Planer hätten darauf hören und reagieren müssen und die Politiker hätten sich am besten rausgehalten. Aber das ist deren Stärke ja nicht: Kohl hat Axel Schultes bei den Planungen zum Kanzleramt in Berlin auch in den Wahnsinn getrieben, weil er meinte, sich ständig über Expertenjurys und Wettbewerbsentscheidungen hinwegsetzen zu dürfen und das DIng nach seinem Gusto zu gestalten. Dass Kohl dann nie in diesem Kanzleramt einziehen durfte, ist Geschichte...


    Der Reichstagsumbau in Berlin ist ein ähnliches Kapitel deutscher Architekturpolitik: zwar hatte Norman Foster tatsächlich beim Internationalen Wettbewerb den ersten Preis erhalten, aber nicht mit der Kuppel, die er später auf Wunsch der Politiker bauen musste/sollte. In seinem Wettbewerbsbeitrag hatte er überzeugend deutlich gemacht, warum aus seiner SIcht eben keine Kuppel wiedererichtet werden sollte. Aber wen hat es gekümmert?


    Dass Siemens mit der Akustik beauftragt wurde ist mit Sicherheit ebenfalls ein Politikum gewesen - belegen kann ich es freilich nicht. Ich sage aber nur Toll-Collect - es muss halt auf Deubel komm raus ein großes teutsches Unternehmen sein bei großen teutschen Aufträgen, ob sie es können oder nicht :D


    Ein letztes: welches Bild hast du im Kopf, wenn du an Sydney denkst? Na? Jede Wette, dass es die Oper von Jörn Utzon ist. Das Ding ist aufgrund seiner Architektur weltberühmt und das Wahrzeichen Australiens - aus dieser Sicht unbezahlbar. Leider ist die Akustik völlig erbärmlich! Dennoch: hätte Sydney wohl ein ebenso bekanntes Image, wenn es eine langweilige 0815-Kiste als Opernhaus hätte mit exzellenter Akustik?


    Du siehst, so ganz leicht ist es nicht, Dinge zu bewerten :wink:


    Gruß FF

  • Moin zusammen.


    Es ist schon interessant (beinahe faszinierend), welche Diskussion aus einer einfachen Frage nach Lautsprechertypen entstehen kann.


    Bis demnächst in diesem Theater :wink:

    Die, die sagen "es geht nicht", sollten die nicht stören, die es gerade versuchen!

  • Zitat von "Ton_Opa"


    Siemens ist bestimmt kein Unternehmen, dass sich mit schwieriger Akustik auskennt und hat sich auch in anderen Bereichen hervorgetan : Durch millionenschwere Geschäfte, die ohne - oder nur durch noch teurere Nachbesserungen ermöglichte - technische Funktion auffielen.
    Wer geht zu einem Zahnarzt, der zwar prima singen kann, aber nichts von Zähnen versteht? Dazu muss man wohl wirklich Mitglied der Bundesregierung sein


    Wie sagt man Vater (Elektro-Ingenieur mit Schwerpunkt Mess- und Regeltechnik) immer so schön: Nehmen wir Siemens oder kaufen wir sofort was Vernünftiges?