Rider-Auslegungsfragen

  • Ich habe in Kürze einen Liveact in einer Disco zu betreuen, und erhielt gerade den Künstlerrider, ein Hiphop-Act.


    Dazu mal ein paar Verständnisfragen:


    - Midas Heritage 3000 or Yamaha 4k, 16 or more channels:
    Sicher übertrieben, werde wohl ein AH or Soundcraft einsetzen (16-24 ch)


    - House System must be a V-DOSC line array + Nearfill EAW 850 or 750: 6 Tops und 6 Subs an Crown-Amping: Imho alles aus der Ami-Brille gesehen, und man kann sicher nicht erwarten, dass eine Disco das mal eben für nen Abend reinschafft.


    - Sennheiser 5000 or Evolution 500 Wireless:
    Bitte um ein Dryhire-Angebot aus dem Rhein-Main-Gebiet für 2 Strecken.


    - 1 DDL with Tap Tempo: Was ist damit gemeint? Digital Delay mit Tap?


    - Monitor: Für 2 Leutchen 4 Monis ist noch nachvollziehbar, aber würdet ihr zusätzlich 4 way sidefills consisting of a sub and a 2/3 way top realisieren oder besser ausreden? Die Main-PA sollte m.E. nicht gegenüber de Monitor untergehen.


    - Nochmal Monitor: 3x 31 Band EQ on each Mix: Warum soviele, was macht das für einen Sinn? Die 4 Monitore werden auf 2 Mixe gelegt, und dafür braucht man doch nur 2 Kanäle EQ oder nicht?


    Thx for your help.


    Gruß f8274

  • Das Pult ist sicher schon fett auf dem Rider, mit Outboard ist die Disko schon halb voll:-)


    Die PA ist auch feinstes Material, aber sicher übertrieben für die Lokation (mich wundert etwas der Mix von EAW und L acoustics..aber das am Rande)


    DDL ist richtig gedeutet, nimm ein D-Two oder ein TC 2290.
    Dürfte jeder mit klarkommen..


    Monitor: Gerade die Hip Hop Fraktion mags da gern derbe. Die Beats (damit meinen die immer ihr Playback) müssen schön knallen und der "Gesang" noch zu hören sein. Spare nicht am Sidefill, vor allem an den Subs. Mindestens Doppel 18 + Top (amtliches Material) Bei einer kleinen Bühne!


    Die EQs verstehe ich so das sie in Summe 3 Haben wollen (Sidefil Mono?) und einen pro Weg. Alles andere macht gar keinen Sinn.


    Aber wie immer gilt: Einfach mal mit Techniker und/oder Agentur quatschen.

    Was sagt der Raver auf der Techno-Party, wenn sein Extasy aufhört zu wirken?


    "Was ist denn das für eine sch... Mucke hier?"

  • ja ja, die Amis... Im Rider stehen immer monströse Sachen, welche sich in der Regel einfach auf richtig große Venues beziehen, welche diese Kollegen in D-land aber meist gar nicht spielen.
    Ich handhabe das folgendermaßen: Rider auf Normal-Niveau dem Venue gemäß eindampfen - genaue Liste machen - und an das Management des Künstlers und an den Veranstalter der Dich gebucht hat, schicken. Dabei auch darauf hinweisen, dass der Veranstaltungsraum (bei Dir Disco) größenmäßig nicht kompatibel mit dem Madison Square Garden ist. In der Regel bekommt man keine Antwort, aber melden macht ja bekanntlich frei. Solange Du mengenmäßig ausreichendes Standard Material auffährst, sollte das auch keine Probleme geben.


    Viele Grüße
    WW

  • Grundsätzlich wäre ich bei diesem Auftrag vorsichtig - das scheinen ohnehin größenwahnsinnige Spinner zu sein!
    Oder doch ein Baggypantsträger den man kennen sollte?


    Wie auch immer; diese Fraktion "Musikanten" sind keine einfachen Kunden. Beim Begrüßen und Soundchecken mitunter noch nett und freundlich - spätestens auf der Bühne beim Gig werden die meist asig. Ich hab auf sowas keine Böcke - habs ein paarmal machen müssen, ohne Probleme - aber auf sowas muß ich mir keinen Streß machen.
    Stefan

  • Zitat von "rockline"

    Grundsätzlich wäre ich bei diesem Auftrag vorsichtig - das scheinen ohnehin größenwahnsinnige Spinner zu sein!
    Oder doch ein Baggypantsträger den man kennen sollte?


    Es wäre auf jeden Fall gut zu erfahren wer da spielt ... wenn jemand sonst nur grosse Venues spielt ist der Rider doch vollkommen ok.


    Wie wäre es denn mit einem klärenden Telefongespräch/Emailkontakt ? Vorher würde ich mir die ganzen Fragen überhaupt nicht stellen. Das scheint doch wohl einfach der falsche Rider für die Location (Disco) zu sein, auch Amis hängen da selten ein V-Dosc rein.


    Zitat von "rockline"

    Wie auch immer; diese Fraktion "Musikanten" sind keine einfachen Kunden. Beim Begrüßen und Soundchecken mitunter noch nett und freundlich - spätestens auf der Bühne beim Gig werden die meist asig. Ich hab auf sowas keine Böcke - habs ein paarmal machen müssen, ohne Probleme - aber auf sowas muß ich mir keinen Streß machen.
    Stefan


    Ich weis nicht .. die meisten HipHop Künstler haben genauso ein Problem mit dem ewig gleichen Rock´n Roll Techniker, der ausser von seiner bevorzugten Musikrichtung keinen Schimmer hat und auch alles immer in die Richtung mischt, ausserdem HipHop prinzipiell schon mal scheisse findet ...


    ... ich kenne jedenfalls genauso viele Idioten im SoulPopRockHardcorewasweisich Bereich. Schon mal jemand hier Marla Glen Monitor gemacht ... :D

  • Vielen Dank schon mal soweit für die Tipps und Anregungen. Ist halt ein bei jedem bekannter Act aus den Top-Ten (USA, EUROPE) gewesen, und sicher haben die dieses Material auch schon gestellt bekommen...nur eben in anderen Umfeldern, und sicher für mehr pax. Hier wird es wohl um 1.500 Besucher gehen. Habe ja noch knapp ne Woche... :wink:

  • Zitat von "Wurst Werner"

    In der Regel bekommt man keine Antwort, aber melden macht ja bekanntlich frei.

    Da wär ich vorsichtig. Ein guter Bekannter von mir, war kürzlich von einer grösseren Location Engagiert worden die Tontechnik für ein Konzert einer international mehr oder weniger bekannten Band zu planen. Die Location ist technisch eigentlich sehr gut ausgerüstet und es haben auch schon unzählige Künstler da gespielt.
    Auf jeden Fall war da im Rider irgendein bestimmtes Riesenpult (k.a. mehr welches) gefordert, da aber ein Pult (ein etwas älteres Crest aber in gutem Zustand und durchaus brauchbar) vorhanden war, das über genügend Kanäle und Funktionen für dieses Konzert verfügte, versuchte er den Mischer der Band zu erreichen. Per E-Mail, Telefon, Natel sowie Nachrichten auf dem Anrufbeanterworter, jedoch keine Reaktion.
    Am Tag des Konzertes probte der Mischer dann den Aufstand, was das soll (das Pult) und überhaupt. Auf den Hinweis, dass er ihr ja x-mal versuchte zu erreichen, meinte er nur: Was er sich überhaupt anmasse ihn zu kontaktieren! Der einzige der irgendjemandem etwas zu sagen habe sei er. Er stelle die Forderungen, da gebe es nichts zu diskutieren. (Könnte man ja noch akzeptieren, aber eine kurze E-Mail mit der Aussage, dass er nichts anderes will wäre wirklich nicht zuviel verlangt gewesen) Das Pult wurde dann kurzfristig organisiert (für einen Betrag den so manche Band als Gage nehmen). Laut Aussage meines Kollegen wurden dann die Möglichkeiten des Pults nicht annähernd ausgenutzt, für das hätte auch das Hauspult ausgereicht.

  • Ich sehe hier für den Verleiher/Dienstleister eigentlich weniger ein Problem. Das Problem existiert vielmehr für den Veranstalter, der das ganze zahlen muss. Wenn etwas gefordert wird, wirds gestellt, genutzt und bezahlt. Punkt.


    Wer sich mit einem gewissen Klientel nicht "rumärgern" will (und/oder dies nicht nötig hat) soll es eben nicht tun und gewisse Aufträge nicht annehmen. Keiner ist zur Annahme eines Auftrags gezwungen.


    Kommunikation im Vorfeld ist etwas tolles und sollte intensiv genutzt werden. Erfolgreiche Kommunikation findet aber nur statt, wenn die Gegenpartei auch an derselben aktiv teilnimmt. Wenn die Kommunikation nur im Verteilen von Ridern besteht, dann ist eben dies die Grundlage der Kommunikation und der Verleiher/Dienstleiter sagt als Antwort: JA oder eben NEIN. (Oder der Veranstalter sagt dies)


    Ich würde zum Veranstalter gehen, ihm den Sachverhalt erklären und sagen was man selbst für angemessen hält und dann auch finanziell den Unterschied zwischen gefordertem und nötigem erklären und die Entscheidung dem Veranstalter überlassen mit der Bereitschaft eine der beiden oder auch beide Lösungen durchzuführen.


    Dies alles aus der Sichtweise des Verleihers/Dienstleisters. Die Perspektive des Veranstalters sieht natürlich anders aus.


    my 2 Cents
    Jan

  • Zitat von "databass.ch"

    Auf jeden Fall war da im Rider irgendein bestimmtes Riesenpult (k.a. mehr welches) gefordert, da aber ein Pult (ein etwas älteres Crest aber in gutem Zustand und durchaus brauchbar) vorhanden war, das über genügend Kanäle und Funktionen für dieses Konzert verfügte


    Sorry, aber ein wenig realistisch muss man doch schon sein ... internationaler Act, steht also wahrscheinlich H2000/3000 XL4 Yamaha4000/PM5D etc. PP drin ... das ich da nicht erst anrufen muss um zu erfahren das er ein "älteres Crest" nicht aktzeptiert ist ja wohl klar !!
    Auch wenn er sich hätte melden können, da stimme ich zu.


    Übertriebene Rider kenne ich natürlich auch, aber genauso Veranstalter & Firmen die prinzipiell immer die gleiche alte Sosse hinstellen, und sich dann mit "sonst hat sich noch nie jemand beschwert .." etc. rausreden wollen.

  • Kinder, ihr kennt das doch alle...hermeneutische Rider Interpretationen gehören nunmal zum Geschäft und werden auch in Zukunft immer Konfliktpotential mit sich bringen. Das Rider nicht erfüllt werden aufgrund subjektiver Fehleinschätzung (was ist denn eine professionelle PA???) ist ein immantener Bestandteil unserer Wirklichkeit. Aber auch die genaue Erfüllung eines Rider kann u.U. problematisch sein. -->

    "House System must be a V-DOSC line array + Nearfill EAW 850 or 750: 6 Tops und 6 Subs an Crown-Amping" Alles in eine 1.500 pax Disse...Wenn ich das Material hätte, dann würde ich mir den Spass erlauben, dass einfach mal hinzudengeln. Eine Banane von der Decke bis zum Boden und ein Sidefill, dass aus einer 8x6 Bühne eine 4x4 Bühne wird :lol: Das wäre doch mal was...


    Grüße
    WW

  • HIHI


    Ich hab sowas mal gemacht.


    In österreichj in einer Location, die ca 13 m breit und 20 m lang ist


    Turbosound reingebaut.
    Pro Seite 4 x TMS4, 4 x TSE118 und 4 x TSE111, ordentlich beampt.


    Act war ein bekannter Deutscher Rockact, damals in Gigs dieser Größenordnung unterwegs und ein Rider mit Minimum an PA :BLABLABLA. :?


    Als der Techniker dann in die Location kam, die erste Frage:
    habt Ihr da nicht etwas übertrieben ?


    Antwort: Nein, das ist das ,was Ihr für die Größenordnung bestellt habt :D


    Oder auch heuer mit Symply Red:
    In der Anforderung stand 26 Tops und 26 Bässe. ( VDOSC )


    Wir hatten gerade 16 Bässe aufgebaut ( je 8 Links/Rechts für ein e 3000er Halle :shock: )
    Da kam der Engl. Tech rein und fragt uns, was wir da hinbauen.
    Antwort: Das was Ihr bestellt habt.
    Der Tüp Schüttelt den Kopf, läßt uns die 10 SB218 wieder rausfahren und erklärt irgendwas von: Hat die Produktion bestellt ohne mich zu fragen, Idioten.
    Aber bei 13 Vdosc pro Seite haben im Gig nicht mal die Controller einen Ausschlag angezeigt.


    Aber solange schwachsinnige was bestellen und es auch bezahlt wird ?
    so haben wir wenigstens alle was zu tun und zu verdienen. :P

    Amp und Boxen Brett _ Die Vuvuzela des Forums


    Ganz großer Fan des " Themen als gelesen markieren " Buttons

  • Zitat von "oTon"

    Sorry, aber ein wenig realistisch muss man doch schon sein ... internationaler Act, steht also wahrscheinlich H2000/3000 XL4 Yamaha4000/PM5D etc. PP drin ... das ich da nicht erst anrufen muss um zu erfahren das er ein "älteres Crest" nicht aktzeptiert ist ja wohl klar !!
    Auch wenn er sich hätte melden können, da stimme ich zu.

    Die Frage ist doch, braucht man ein Pult um eine Band zu Mischen oder für sein Ego? In diesem Fall war doch eher letzteres der Fall. Ausserdem ging es eher um die Art und Weise der Kommunikation als um die Tatsache, das er dieses Pult verlangt wurde.

    Zitat


    Übertriebene Rider kenne ich natürlich auch, aber genauso Veranstalter & Firmen die prinzipiell immer die gleiche alte Sosse hinstellen, und sich dann mit "sonst hat sich noch nie jemand beschwert .." etc. rausreden wollen.

    Es ging ja hier nicht um ein abgerocktes Pult. Crest baut durchaus brauchbare Konsolen. Klar gibt es bessere, grössere, umfangreichere etc. aber 2-Parametische Mitten sollten im Normalfall eigentlich reichen (besonders wenn man, laut aussage von meinem Kollegen, die EQs eh flat lässt ;) )
    In der Location spielen überigens oft Internationale Acts (auch bekanntere als diese)

  • Zitat von "Wurst Werner"

    Nee, Nee...die Location passt nicht zum Rider :wink:


    Ich glaube das ist auch eines der Hauptprobleme. Wenn die Location nicht zum Ego von Band und Mischer passt gibt es oft Stress.
    Manchen reicht es einfach nicht wenn sie aus welchen Gründen auch immer "nur" für 300 Leute spielen sollen...vielleicht ziehen sie aber einfach nicht jeden Abend 2000 PAX. :wink:

    Besitzer einer 10-kanaligen DMX-Kaffeemaschine mit stufenloser RGB-Farbmischung und Remote-Brühvorgangsauslösung.

  • Zitat von "databass.ch"

    ... aber 2-Parametische Mitten sollten im Normalfall eigentlich reichen (besonders wenn man, laut aussage von meinem Kollegen, die EQs eh flat lässt ;) )


    tja, an manchen Pulten muss man halt nicht soviel drehen wie an anderen ... :D:D:D ... oder die Band/gebotenen Signale waren entsprechend gut ... :D

  • Mal was zu Riderkonformität:
    Vor einigen Jahren hatten wir einen Gig mit einem damals recht bekannten Italo-Star, der gerade seine erste Single in die deutschen Top10 gebracht hatte.
    Eine Firma hat diesen Star als Headliner für ein Promoevent gebucht (plus noch ein paar andere unbekannte Lokalstars) und ihn extra aus Italien einfliegen lassen. Diese Firma hatte eine eigene Eventabteilung und von denen hatten wir auch den Auftrag. Nur sollte wieder mal an der Technik gespart werden ("das Gesamtevent ist ja sowieso schon teuer genug..."). Die Eventabteilung hat dann bei uns die für sie "richtige" Technik geordert, kleine Bühne ein paar Stufenlinsen, zwei 6er Bars auf Stative, einen Verfolger noch und den passenden Ton für rund 100-200 erwartete Gäste.
    Gesagt getan, in der Angebotsphase wussten wir nichteinmal, wer dort auftritt.
    Am Veranstaltungstag im Backstagebereich das große Streiten: Der Star hat wohl die "Bühne" gesehen und sich geweigert aufzutreten. Nach eifrigen Hin- und Her hat der dann die Location wieder verlassen und ist wieder zurück nach Italien.
    Der Veranstalter hat dann die Spielzeiten der Lokalstars erweitert und mitten während der Veranstaltung verkündet, daß der erwartete Headliner leider nicht kommen kann, weil der Flug wetterbedingt ausgefallen sei, blablabla.
    Tja, von einem Rider wussten wir bis dato nichts, den habe ich auch genau wie diesen Italostar auch später nie gesehen...

  • f8274: sag nach der VA doch bitte mal, was denn nun WIRKLICH Passiert ist.


    Ich kenne die Problematik mit der Dimensionierung auch, in der Clubszene ist sowas ja gang und gäbe.
    Hatte neulich genau das gleiche:


    Baue bitte eine Bühne 6m*4m für einen in USA schon bekannten in D aber eher Newcomer der RnB Szene.
    Dazu bitte 6 UHF Strecken, 7 Wege MON und eine Heritage....
    Ach ja: 4 Std. Soundcheck....für einen 45 min Gig.....


    Es war aber im Vorfeld schon klar, dass die Bühnenfläche gar nicht da rein passt, und schon gar keine 7 Wege MON für die Fläche....


    Ein wenig hin und her gemailt und telefoniert, es passierte folgendes:


    Agent kommt: "Fuckin small in here...."
    Bühnenfläche 4m*4m (mehr ging nicht, die halbe Tanzfläche war zugebaut), 4 Wedges auf zwei Wegen, Venice als FOH ( war eher Side of house...), Standard Outboarding...
    30min playbacks gecheckt aus einem Doppel CD....


    Nachts 45min vor vollstem Haus gespielt und gefeiert, alle froh...
    mein Kunde hat einen vernünftigen Preis für das bezahlt, was ging....
    Das meinem Kunden und dann auch dem Künstlerbooker zu kommunizieren gehört ja dazu denke ich.


    Ich denke auch zu wissen, woher das kommt, passiert ja nicht zum ersten Mal:


    1. ausländische Acts werden von dt. Agenturen und/oder Kunden in Venues gebucht, deren Grösse, Eigenheiten und Schwierigkeiten ihnen gar nicht bekannt sind.
    Die gehen davon aus, dass es sich um einen Standard Gig in der Ihnen bekannten Hallengrösse handelt und bestellen dafür Ihr Material.


    2.Es gibt Booker, die von dem Inhalt der Rider gar keine Ahnung haben aber auf jeden Fall darauf bestehen, dass er erfüllt wird, die mitreisenden Techs würden aber auch mit weniger klarkommen ( gelle?) .Es hat eben keiner Bock auf evtl. Diskussionen.


    3.Im schlechtesten Fall kann der Tech gar nicht auf anderem Material arbeiten, weil er schlichtweg nicht willens oder nicht in der Lage dazu ist.
    Dafür müsste man sich ja damit auseinandersetzen...


    Aber nochmal zur Dimensionierung:


    Dieses Klientel brauch es schon recht laut..... :?
    Die RnB Tracks sind untenrum sehr fett produziert und das wollen sie live eben auch haben...
    Bin auf Deinen Bericht gespannt


    Bis dahin
    LG der Stefan

  • „hermeneutische Rider – Interpretationen“ :D


    Zu nichts in der Welt passt die schöne alte Weisheit „Papier hält still“ so gut wie zum Thema ‚Rider’. Und wohl nirgendwo sonst lässt sich der Unterschied zwischen niedergeschriebenem Wunschdenken und ‚wirklich wahrem Leben’ unmittelbarer erfahren als bei dem Versuch, Bandwunschzettel und ökonomische Realitäten miteinander zu verheiraten; und zwar unabhängig davon, auf welcher Seite man dabei steht.


    Wer schreibt Rider?
    Schon die Frage ist falsch. Rider werden nicht geschrieben, sie werden abgeschrieben.
    Am Anfang stand ein (1!) Urrider (‚es wäre schön, wenn das Publikum unsere Darbietung hören und sehen könnte’). Der geriet unglücklicherweise irgendwann in die falschen Hände. Seither mäandert er in unzähligen Abarten durch die verschiedensten Szenen. Jeder, der ihn bekommt, darf ihn uneingeschränkt weiter verwenden; er ist allerdings verpflichtet, mindestens ein Gerät aus der Kategorie ‚Preis auf Anfrage’ irgendeines als möglichst teuer bekannten Herstellers hinzuzufügen.


    Wer liest Rider?
    Jeder Versuch einer ehrlichen Antwort muß schmerzen, daher nur wenige Worte. Bandtechniker, seid tapfer: bei abgeklärten Veranstaltern hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Druckertinte ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor sein kann. Also bleibt ein Email - Anhang ganz oft ein Email – Anhang. Und irgendwann ist die Mail dann – zusammen mit sonstigem Spam – halt .....weg. Das Internet hält noch stiller als Papier.


    Gibt es nationale Unterschiede in der Handhabung?
    Oh ja! Am stressfreiesten sind diesbezüglich englische Alt – R&R - Crews. Kein gestandener, altgedienter Tourmischer aus Birmingham oder Manchester käme ernsthaft auf den Gedanken, der tatsächlich anwesende Repräsentant der örtlichen PA – Firma könne Teile seines Riders erhalten oder, noch besser, sogar gelesen haben. Die dennoch hin und wieder auftauchende Frage „By the way, did you get our specs?“ ist als rein rhetorische Höflichkeitsfloskel zu verstehen; als politisch korrekte Antworten gelten „no, sorry“ bzw. „yes, BUT:....“. No problem, so lange er den Eindruck hat, dass ordentlich und halbwegs engagiert gearbeitet wird (das sieht er dem Laden nach 10 Sekunden an), ist ALLES in bester Ordnung.
    Wer einmal ein paar Wochen eine nicht gerade ausverkaufte Tournee durch englische Clubs durchgeführt hat weiß auch, warum: es gelten die Hausregeln. Es gibt das, was da ist. Punkt. Wer da nach erstem Entsetzen ernsthaft darauf beharrt, das so nicht akzeptieren zu können, dem bleibt als Alternative im Zweifelsfall die Backstagetür. Ihr könnt hier spielen, ihr müsst aber nicht. So ein unerwarteter Off – Day im stromlosen Nightliner ist teuer und wenig prickelnd; und ganz sicher weiß der nächste Veranstalter auch schon bescheid und hat vorsorglich erst einmal das angedachte rudimentäre „Catering“ gecancelt.


    Schon etwas problematischer können da amerikanische Kollegen sein. Wer jahrelang auf 10“ hohen Bretter - Eckpodesten in baufälligen Anbauten von C + W – Clubs ‚auf Eintritt’ gerockt oder sich in Jim’s Bar vor 30 zu faul zum Davonlaufen weghörenden texanischen Fernfahrern einen Wolf gerappt hat, der ist mitunter schon mal etwas übermotiviert bei dem Versuch, den f****** Krauts in Old Europe zu zeigen, wo im internationalen R&R – Business der Hammer hängt. Schön, wenn man in einem solchen Fall zufällig den Heimatclub des Produktionsleiters irgendwo in Milwaukee oder South Carolina kennt. Die beiläufig eingestreute Nachfrage, ob dort inzwischen der zweite von 2 möglichen Monitorwegen wieder funktioniert, kann die Diskussion über potentiell kritische Punkte der 60seitigen technischen Bühnenanweisung überraschend und entschieden zwangloser gestalten als eigentlich erwartet.


    Ganz schwierig: der 22jährige Nachwuchsmischer des gerade angesagten, aufstrebenden deutschen One – Hit – Wonders. Der verbringt i.d.R. viel Zeit mit dem Durchblättern von Fachzeitschriften, Musikalienversandhändlerkatalogen, und auf Hersteller – Internetseiten. Das daraus im Kopf entstandene kunterbunte R&R – Wolkenkuckucksheim hat er in kühnem, professionellem Denglisch liebevoll als „Raider“ schriftlich und/ oder graphisch in sein Laptop abgespeichert. Es aufgelockert mit Tabellen, Kanal – und Patchlisten, perspektivischen Ansichten phantastisch großer fiktiver Bühnen, mehrstelligen Helferzahlen, und angereichert mit Vokabeln wie „unbedingt!“, „mandatory!“, „no alternative!“, „Nichtbeachtung gefährdet die Show!“, usw. usw. Und verschickt es fortan von hier aus in die große, weite Welt. Endlich bin ich Chef!


    Ja. Beeindruckend. Doch, doch.


    Und das richtige Leben, das kommt erst noch.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."