I don't need that, 2.0

  • Klar, dass nicht automatisch der abgefahrenste Technik- Nerd auch gleichzeitig der beste Livetonler sein muss. Man bewegt sich dabei vielmehr eigentlich immer zwischen mindestens drei Polen:
    1.) Beherrschung der zur Verfügung stehenden technischen Hilfsmittel,
    2.) Erfahrung im Umgang mit den besonderen Problematiken wechselnder akustischer Voraussetzungen, und
    3.) künstlerisches Verständnis; nicht nur für die Musik, sondern auch für die damit einhergehende Erwartungshaltung des Livepublikums. Bass/ Bassdrum/ Snareeffekte haben da beim experimentellen Dubstep- Reggaekonzert sicherlich eine andere Bedeutung als in der Begleitband eines klassischen Liedermachers.


    Wie und wo man sich innerhalb dieses Dreieckes wiederfindet, wo man dort seine Stärken oder auch Schwächen sieht – darüber darf (und sollte!) sich jeder Knöpfchendreher immer wieder mal seine ganz eigenen Gedanken machen. :wink:


    Und zumindest die Gefahr eines Negativtrends sehe ich da schon: wenn ich (vielleicht als junger, eher unerfahrener Mensch) nur oft genug lesen kann bzw. suggeriert bekomme, dass ich mit bester Technik automatisch auch die besten Ergebnisse erhalte - dann glaube das irgendwann auch mal und laufe Gefahr, 2.) und 3.) zu vernachlässigen. Die Folgen können durchaus fatal klingen - und im Einzelfall einen sofortigen IDN- Reflex auslösen. :lol:


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat von "billbo"

    nicht automatisch der abgefahrenste Technik- Nerd auch gleichzeitig der beste Livetonler sein muss


    Dummerweise ist es heutzutage eher andersrum.
    Ist der gute Livetonler nicht gleichzeitig ein Technik-Nerd; hängt er ziemlich schnell zwischen den Seilen.
    Siehe diverse Digitalpult-Threads.
    Da kann man schonmal schnell den Spaß an der einst schönen Arbeit verlieren...



    Das mit der Erwartungshaltung bzw. Hörgewohnheiten ist die andere Sache.


    Kenne einen "Kollegen"; -früher mal House-Black DJ- der jetzt öfters mal Discopartys aller Art veranstaltet.
    Dabei bringt er meist sein eigenes Material, was ansich garnicht so schlecht ist, an den Start.
    Letztens war ich "Gast" bei 'ner 80er-90er Party.
    Der Sound unerträglich. Man konnte sich auch nicht daran gewöhnen. Viel zu basslastig, dröhnig. Trotz potenter Doppel12"/2" Tops.
    Badewannen-EQing am Rack, anstatt schmalbandig Probleme auszufiltern.
    Mal abgesehen von anderen "kleinen fachlichen Unzulänglichkeiten" wie verschiedene Bässe gemischt, fehlendes Delaying zu den Tops und so Sachen.
    Der Teil; der die Information der Musik jener Zeit transportiert, fehlte weitgehend. Mancher Titel war kaum zu erkennen.


    Den Veranstalter drauf angesprochen - schließlich kennt man sich- >>> "Klingt doch fett, was willst du denn?" "Meine Anlage, mein Sound"
    Was soll man dazu noch sagen.?

    Never stop a running System


  • Du hast aber schon mitgekriegt, dass wir's gerade vom Mischen und von Bandtontechnikern haben .... Ist ein klitzekleiner Unterschied ... :lol:

  • Eigentlich geht's um die Sachen; die man nicht haben muss.
    Und hier waren's unter anderem aus unmöglichen Hörgewohnheiten bzw. Ansichten resultierende schlimme Sounds.

    Never stop a running System

  • Zitat

    Ist der gute Livetonler nicht gleichzeitig ein Technik-Nerd; hängt er ziemlich schnell zwischen den Seilen.
    Siehe diverse Digitalpult-Threads.
    Da kann man schonmal schnell den Spaß an der einst schönen Arbeit verlieren...

    Ich denke nicht, dass das Pendel zwangsläufig in alle Ewigkeit in diese Richtung ausschlägt. Werkzeug, welches nicht oder nicht ausreichend auf die Fähigkeiten des Menschen ausgerichtet oder auf andere Weise fehlkonstruiert ist, setzt sich langfristig nicht durch; das ist auch im Digitalzeitalter nicht anders. Gerade 'Flaggschiffe' bereiten da übrigens traditionell mal Probleme – googel mal nach 'Vasa'. :D
    Andererseits ist natürlich auch der 'gute Livetonler' gut beraten, wenn er Fortschritte im Werkzeugbau nicht einfach ausblendet, sondern für seine Arbeit zu nutzen lernt. Der erfahrene Elektriker hat's zweifelsohne auch heute noch noch drauf, mit Hammer und Meißel Kabelschlitze in Ziegelwände zu kloppen. Trotzdem weiß er die Erfindung der elektrischen Schlitzfräse mittlerweile durchaus zu schätzen.


    Wer sich dagegen blind auf die vermeintlichen Fähigkeiten seines Wunderwerkzeugs verlässt, ist im Zweifel ganz schnell verlassen. Und da erlebe ich heute doch öfter mal die Situation, dass ein 'Livetonler' sein offenbar per Virtual Soundcheck erstelltes Bandfile in den Rechner schiebt, den Master aufdreht – und aus allen Wolken fällt, weil er das Ergebnis 'Staubsauger mit Dauerfeedback' so offenbar nicht erwartet hat. Und denke mir: Junge!! Sofort a) alle Supidupi Spezialeffekte auf Null, b) sämtliche Multiband- und sonstige Kompressoren auf Bypass, c) alle EQs flat. Anschließend 10 Minuten Zeit, erst mal die grundsätzlichen Problemzonen deines 'Mixes' zu begreifen und in den Griff zu bekommen. Und wenn du das nicht drauf hast, bist du hier ganz offensichtlich völlig fehl am Platz.
    Und zwar trotz SAE- Diplom, L-Acoustics- Jacke und Systune- T-Shirt. :wink:


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Zitat von "billbo"

    Der erfahrene Elektriker hat's zweifelsohne auch heute noch noch drauf, mit Hammer und Meißel Kabelschlitze in Ziegelwände zu kloppen.
    Trotzdem weiß er die Erfindung der elektrischen Schlitzfräse mittlerweile durchaus zu schätzen.


    Ein sehr schöner Vergleich , wie ich finde ...,
    aber leider treffe ich in unserer Branche immer mehr "Elektriker" ,
    welche noch nicht einmal mehr wissen , was ein Meißel ist ...


    Zu sehr ist da mitunter die Verliebtheit in technische Parameter auf den Digitalanzeigen ,
    zu wenig wird m.E. das Augenmerk auf das eigentliche akustische Ergebnis gerichtet .

    Gleichschritt funktioniert mit mir nicht

  • Zitat von "hp"

    ... Zu sehr ist da mitunter die Verliebtheit in technische Parameter auf den Digitalanzeigen ,
    zu wenig wird m.E. das Augenmerk auf das eigentliche akustische Ergebnis gerichtet .


    jepp, so ein erlebnis hatte ich dieses jahr auch schon: ein junger kollege hat auf meinem pult gearbeitet. er kannte die iLive und GLD und hat sich deshalb recht schnell auf meiner dLive zurecht gefunden. was er dann jedoch (in kürzester zeit) so alles am pult eingestellt hat, hat mich zum teil wirklich erstaunt.
    ich dachte mir z.b.: "aha, er definiert DCAs für jedes einzelne gesangsmikrofon. ja, kann man machen, aber braucht man das wirklich?" letztlich war ich doch sehr gespannt, ob sich daraus ein nennenswerter vorteil im endmix ergeben könnte. ich hatte die selbe band am selben ort schon zweimal gemischt und hatte das noch gut im ohr. sein mischergebnis war dann letztendlich genau so gut wie meines, also auch erstmal nix negatives dabei. aber die ganze zusätzliche arbeit hätte man sich meiner ansicht nach durchaus auch ersparen können. ;)


    oder anders formuliert:
    man muss nicht immer alle möglichkeiten, die uns die segnungen der digitaltechnik zweifelsohne bringen, ausschöpfen. 8)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "wora"


    ein satz wie eine breitseite!!


    :D:D:D


    Also als Angriff war es nicht gemeint. Ich finde Billbos Beschreibung klasse.
    Ich habe in letzter Zeit festgestellt das die Branche natuerlich voll von Traeumern und Freaks ist. Das Rad dreht sich schneller und viele wollen mitfahren. Wer was ereichen will muss lernen und am Ball bleiben. In alten Zeiten schwelgen ist das profesionelle Aus.
    Und die guten alten Zeiten? Weiss nicht ob ich schwere PA, 60 channel Multis, und XL4 noch mal wieder haben will. Glaub nicht so. Die brummenden Leitungen, falschen Inserts, gequetschten Finger und blauen Flecken vermisse ich nicht.
    Was mir fehlt ist der Bezug zur Musik und zum Ergebnis. Wieviele Kanaele mein Digipult dejour oder welcher Frequenzgang mein Echoschall aparat hat ist mir echt egal.
    Finde das gute Musik immer noch gute Leute findet und der Rest kriegt was er verdient.
    Von daher ist doch alles tuti. Und das war frueher auch schon so.

    Practice, Practice, Practice


  • Also ich finde eine XL4 immer noch cool. Wenn ich sie nur zum Mischen anfassen muß und wenn sie gut in Schuß ist.


    Der Bezug zur Musik hat für mich aber wenig mit dem Werkzeug zu tun, auch auf einer XL4 kann man einen Mix verdaddeln, wenn das Siderack voll ist. Und umgekehrt auf einem 01V (alt) einen sehr musikalischen Mix hinlegen.

  • Zitat von "gert"


    Also als Angriff war es nicht gemeint. Ich finde Billbos Beschreibung klasse...


    ich finde seine beschreibungen auch klasse. aber er schreibt eben auch immer gerne mal ein bisschen drum herum, wogegen deine kurze antwort einfach auf den punkt war. = wumm 8)


    ich hoffe jeder weiss wie es gemeint war. :D

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Wäre sehr gerne zu Phil Collins gefahren .Aber dann allle Konzerte in Köln .Ich hasse die Halle wie der Teufel das Weihwasser und habe es seit Jahren vermieden dort hinzufahren . Entweder sieht man nichts oder( und) hört nur Müll . Ist es dort die letzten Jahre was besser geworden oder spar ich mir meine Kohle besser .


    mfg franz45

  • Wobei man da doch warten sollte bis die "normalen" Tickets bei eventim usw verfügbar sind.


    Da geht der Preis in der Regel deutlich nach unten.


    Ob dann 150/200 Euro gerechtfertigt sind muss jeder selbst wissen.


    Ich sag mal so : ich war froh das er aufgehört hat :D ;)

  • Ich würde ohnehin vermutlich nicht hingehen, da nicht genügend "Fan". Außer es ergibt sich über Kollegen, bekannte Caterer oder so.


    Da die Konzerte ja nur in Köln stattfinden, ist man mit 2 Leuten, Anfahrt, Hotel & Verpflegung selbst bei normalen Ticketpreisen schnell weit über 500 Euro...

    Never stop a running System

  • Hab irgentwo gelesen das sein Sohn jetzt trommelt. Da gibts doch sicher Anfaenger Rabatt.
    Phil Collins ist wie Vokuhila. Man waechst da einfach raus. Fuer 200Euro geh ich in ein gutes Restaurant mit GT hinterher und hab meine Ruhe.

    Practice, Practice, Practice