Wie seht Ihr der Krise entgegen

  • Da es ja bereits einiges zur betriebswirtschaftlichen Lager im Forum gibt. Stelle ich nun ein paar ganz konkrete Fragen:


    1. Wird sich die derzeitige Rezession auf unsere Branche auswirken?
    2. Sind schon Auftragsrückgänge zu verzeichnen?
    3. Habt ihr euch schon Gegenmaßnahmen überlegt (zweites Standbein, Aufgabe, Verkleinern, Vergrößern)?
    4. Seht Ihr dieses Situation vielleicht als Chance?
    5. Nach welchen Kriterien entscheidet Ihr über Neuinvestitionen?

    Beffl, so a Glaber! Dess glabst da jao salber nedd,
    obbar es bassd schoh!

  • wie sich das auswirkt, weiß ich nicht. bei uns läuft es besser denn je :)
    investitionen machen wir in der regel aus dem 'gewinn'. ich finanziere nicht, sondern kaufe nur, wenn ich das geld auch nach steuern wirklich über habe. das ist der langsamte weg zu wachsen, hat sich über all die jahre sehr bewährt.
    von aufgeben oder so kann also nicht die rede sein. ich denke auch das das die wenigsten tun.

  • Bei uns läuft es auch zur Zeit recht gut. Wir leben allerdings auch von einem Mix aus Messe, Industrie, Hoteljobs, privaten Feiern, Konzerten etc..., sind also recht breit aufgestellt.



    Trotzdem sind die ersten Veranstaltungsaabsagen zu verbuchen:


    Eine große Bank hat 2 Private-Banking-Events abgesagt und ein großer Automobilhändler verzichtet ebenfalls auf eine bisher regelmäßig stattfindende Veranstaltung.
    An sich ist das kein Beinbruch, allerdings vielleicht ein Hinweis auf die Krise?!?


    Investitionen habe ich zur Zeit auf das Nötigste beschränkt.
    Gott sei Dank haben wir keine laufenden Finanzierungs- oder Mietkosten, da die gesamte Technik, die Fahrzeuge und das Lager mir gehören.

    Modenschauen, Industrie, Event + Gala

  • Absagen gabs nur im Weihnachtsgeschäft... momentan läuft einiges an, was es letztes jahr nicht gab... aber es gibt immer was zu tun für uns Personalaffen...

  • Das sieht momentan noch halbwegs relaxt aus, wird aber noch ein größerer Rundumschlag werden...


    Man munkelt gerade dass einer der wirklich großen Mediendienstleister platt ist,
    eine bekannte Veranstaltunsbutze hat mindestens fünf Projektleiter auf die Strasse gesetzt
    weil der Kunde kein Budget mehr hat. Wer mit der Info "Pinbelegung komplett von 1-2 auf 1-9 geändert"
    was anfangen kann weiß auch von wo nach wo da gerade größere Mengen Material den Standort gewechselt haben...


    Es sind dieses Jahr bereits die Automessen Stockholm und Brünn ersatzlos gestrichen worden,
    über Tokio und andere Standorte wird angeblich schon überlegt abzusagen, einzelne Hersteller
    ziehen sich bereits jetzt aus dem Messegeschäft zumindest teilweise zurück...
    (Ein japanischer Hersteller beispielsweise hat für dieses Jahr ab sofort das komplette Messebudget gestrichen)
    Man munkelt auch ernüchternde Details über die IAA, da will ich mich aber nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.


    Hier in Genf sind die Stände deutlich optimiert worden (z.B. kleinere Stahlbauten),
    das opulente Außengelände mit Hindernisparcours etc. fehlt dieses Jahr komplett.
    Chrysler hat kein einzies Exponat mehr auf dem Stand, ist nur noch eine Parkettfläche mit Oktanorm-Kabäuschen etc.pp.,
    da ist jedes low-Budget Mitnahmemöbelhaus liebevoller gestaltet...
    Da wird es in den nächsten Wochen/Monaten (und hoffentlich nicht Jahren...) noch gewaltig rumpeln...
    Man sieht es auch an den Kollegen einer großen Company die hier gefühlt die halbe Messe bedienen,
    runtergerockt bis auf die Knochen, weil am Personal gespart wird bis zur Durchfürbarkeitsgrenze...
    An Hoffnung bleibt, dass erst mal das "gute" Personal gehalten bzw. geziehlter eingesetzt wird,
    und die ganzen Flachzangen erst mal zu Hause bleiben müssen - vermutlich ist das aber eher Wunschdenken,
    da der Markt letztlich über den Preis geregelt wird. Wer am tiefsten den Bückling macht ist dann eben wieder im Rennen.


    Wie es im Tageseschäft aussieht kann ich nicht mehr wirklich beurteilen, dazu bin ich momentan zu weit weg von der Materie,
    habe aber im kleinen Bereich den Eindruck, dass da einige Leute immer noch erfreulich gut unterkommen.
    Wie es aber mit der Bezahlung aussieht kann ich nicht sagen, reich wird aber keiner damit...
    Sicher ist aber, dass es im High-Budget-Segment (also insbesondere im Automotive-Bereich) gewaltig eng werden wird,
    ziemlich sicher wird sich der eine oder andere Diestleister wohl mehr oder weniger schnell verabschieden.
    Selbiges gilt natürlich auch für angrenzende Gewerke wie Deko, Kulissen- und Messebau,
    da weht gerade ein eisiger Wind durch die Branche...



    Ich wünsche trotzdem allen Kollegen auch weiterhin ein erfolgreiches Jahr, stellt keine zu hohen Ansprüche,
    aber fangt nicht an Euch kopflos unter Wert zu verkaufen. Wenn man die Preise jetzt nochmal mit aller Gewalt
    in den Keller stiefelt sind wir wieder da, wo es schon vor zehn Jahren war,
    obwohl jetzt der Euro noch gefühlte 50 Pfenig wert ist!

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  • Zitat von "Beffel"


    1. Wird sich die derzeitige Rezession auf unsere Branche auswirken?
    2. Sind schon Auftragsrückgänge zu verzeichnen?
    3. Habt ihr euch schon Gegenmaßnahmen überlegt (zweites Standbein, Aufgabe, Verkleinern, Vergrößern)?
    4. Seht Ihr dieses Situation vielleicht als Chance?
    5. Nach welchen Kriterien entscheidet Ihr über Neuinvestitionen?


    Wenn man mal die letzten Wochen so ansieht, dann stelle ich fest, daß es im Ausland mehr kriselt als bei uns. Und hier in Deutschland sind vor allem exportorientierte Branchen betroffen (Auto, Maschinenbau). Derzeit halten sich die betriebsbedingten Kündigungen dank Kurzarbeit und diversen Rettungsschirmen/Konjunkturpaketen in Grenzen. Die private Konsumnachfrage ist nach wie vor sehr hoch.


    zu 1.
    Die VT-Firmen, die ausländische Kunden oder Krisenbranchen (Autohersteller etc.) in ihrem Kundenportfolio haben wird es wohl härter treffen. Ansonsten sehe ich noch nicht eine extreme Krise auf uns zukommen. Klar, an Events kann leicht gespart werden, aber manche Veranstaltungen müssen halt auch einfach stattfinden (Betriebsversammlungen, HVs) oder werden einfach weiterhin stattfinden, solange es der "privaten Masse" noch gutgeht (Kulturevents, Konzerte)


    zu 2.
    nein, zum Glück nicht. Das letzte Jahr lief auch sehr erfreulich, aber da hat ja die Krise auch erst im letzten Quartal angefangen, insofern kann das noch nicht als Maßstab dienen. Die Auftragseingänge für 2009 verhalten sich auch normal. Aber da wir ja in einer relativ kurzlebigen Branche arbeiten, kommen viele Jobs auch erst innerhalb 1-2 Monaten herein, insofern sind Prognosen für das laufende Jahr immer schwierig.
    Aber bis dato merken wir noch keinen Einbruch - toi toi toi...


    zu 3.
    wir sind mit Investitionen zurückhaltender. Lieber wird mal ein Gerät hinzugemietet als gekauft, wenns eng wird. Mittelfristig kann es nicht schaden, ein kleines Liquiditätspolster zu schaffen, denn man weiß ja nicht, wie die nächsten Monate sich so entwickeln.
    (Und weil es wohl viele so machen, ist die Krise zum Teil auch eine self fulfilling prophecy...)


    zu 4.
    da wir ohne Fremdkapital auskommen und sehr viel mit Freelancern arbeiten, sind die Fixkosten gut tragbar, auch wenn der Umsatz einbrechen sollte. Insofern werden wir sicher diese Zeit überleben und sehen eher die Chance, daß danach der Markt von weniger Mitbewerbern bedient wird als davor...


    zu 5.
    Hat jetzt gar nichts mit der Krise zu tun. Diese Kriterien haben sich grundsätzlich nicht geändert. Sowohl in guten als auch in schlechten Zeiten wird das Material angeschafft, mit dem wir vermeintlich in der nächsten Zeit einen guten "Return on Investment" oder eine Einsparung von Ressourcen erwarten. Daß hier Hoffnung und Realität nicht immer auf einer Linie liegen, dürfte auch kein Geheimnis sein.

  • Nur noch kurz ein paar Erläuterungen, warum ich danach gefragt habe:


    1. Ich denke für unsere Branche sind Standard-Kenngrößen aus der Wirtschaftslehre nicht ausreichend um Stimmung und Einschätzung der momentanen Lage wieder zu geben. Sie können zur Bestimmung der betriebswirtschaftlichen Situation im einzelnen Beitragen, aber mehr nicht.


    2. Glücklicherweise sind in unserer Branche viele kleine Unternehmen mit gesunder Struktur zu finden. Allerdings haben sich meiner Meinung nach einige mit Blick auf kurzfristige Gewinnmaximierung auf zu schnelles Wachstum eingelassen. Ein Indiz sind hier für mich diejenigen, welche einfach blindwütig jedes neue Produkt am Markt haben müssen, um mitmischen zu können.


    3. Ich habe zwei Söhne, von denen einer in den nächsten Jahren auf jeden Fall fest mit einsteigen möchte (der zweite ist noch zu klein!). Das muss natürlich auch finanziell sinnvoll sein. Zudem möchte ich Ihn erst gründlich Ausbilden. Dazu gehört für mich auch Ausbildung in einem anderen Unternehmen mit einem evtl. folgenden Studium. Und da ist es doch interessant bereits Unternehmer heraus zu finden, die sich Ihres unternehmerischen Risikos bewusst sind und wie Sie Ihr Unternehmen "lieben". Ich würde es begrüßen, wenn unser Großer bei einem Unternehmen mit einem verantwortungsbewussten Chef, seine Lehrzeit durchführen könnte. Davon kann unser eigener Laden nur profitieren!

    Beffl, so a Glaber! Dess glabst da jao salber nedd,
    obbar es bassd schoh!

  • Zitat von "mringhoff"

    (Ausschnitt)Mittelfristig kann es nicht schaden, ein kleines Liquiditätspolster zu schaffen, denn man weiß ja nicht, wie die nächsten Monate sich so entwickeln.
    (Und weil es wohl viele so machen, ist die Krise zum Teil auch eine self fulfilling prophecy...)


    Diese sogenannte Wirtschafts-Krise ist eine self fulfilling prophecy. An den grundsätzlichen Wirtschaftsdaten hat sich innerhalb der letzten 12 Monate nicht viel geändert.
    Es ist lediglich virtuelles Geld (wie z.B. Subprime Anleihen beinhaltende Kreditpakete) verzockt worden und niemand traut niemandem im Bankwesen. Mir kamen 25% Rendite auf Dauer bei Banken wie der DB schon irgendwie komisch vor. Das übersetzt sich ja direkt mit "Geldentwertung".


    Das nenne ich eine Geldmarkt-Krise mit folgendem Gejammer und am Ende mag keiner mehr Geld ausgeben. Und damit sind wir wieder bei der self fulfilling prophecy.

  • Also ich denke auch, wenn das Wort Krise und die dazugehörigen Gedanken aus allen Köpfen verbannt würde, wäre innerhalb von 2-3 Monaten alles wieder in Butter.
    Bleiben würden nur die Dinge welche vorher schon problematisch waren. Also Überkapazitäten in einzelnen Branchen, überwertete Finanzprodukte usw.


    Ich denke eine Zeit wie diese bietet sehr viele Chancen. Wer klever ist und sie zu nutzen weiß, der geht sicher gestärkt in die Zukunft. Eine große Rolle spielt natürlich in solchen Zeiten die Finanzierung der Firma. Glücklich wer jetzt wenig Fremdkapital im Unternehmen hat.
    Vielleicht trennt sich auch ein wenig die Spreu vom Weizen und uns allen werden einige "Lasten" abgenommen.


    Für all die, die sich in den Medien mit besonders negativer Stimmung anstecken lassen: Nehmt einfach die schwärzeste Prognose für dieses Jahr und rechnet von dieser das Wachstum der letzen Jahre zurück. Dabei kommt dann ein Jahr herraus, auf welches wir uns schlimmsten Falls zurück entwickeln. Dann noch überlegen, wie "schlecht" es einem damals ging und fertig ist der Optimismus Plan.


    Ich rechne fest damit, dass sich bis zum Sommer einiges wieder eingerenkt hat. Schließlich hören wir ja nicht auf zu existieren. Ich kaufe weiterhin meine Brötchen und tanke regelmäßig. Ich höre auch nicht auf zu telefonieren und werde ganz sicher dieses Jahr mit der Familie noch Urlaub machen usw usf.

  • zu 1. Nicht wirklich, Probleme sind vieleicht eh schon dagewesen, kommen jetzt nur deutlicher zum Vorschein.
    zu 2. Ja, durch billig Anbieter, tritt seit Nov2008 verstärkt auf. Preisdumping mit China Ware bis zu 40%.
    zu 3. Umstrukturieren des Materials, Zusammenarbeit mit Mitbewerber, um den Markt zu schützen.
    zu 4. Nein, wer vorher gut aufgestellt war, sollte es mit guter Geschäftspolitik auch bleiben.
    zu 5. Langlebig, Qualität, easy handling


    Gruss Carsten

    Sind sie fertig? Nur mit den Nerven..

  • Zitat von "Mister.Lange"


    Ich rechne fest damit, dass sich bis zum Sommer einiges wieder eingerenkt hat. Schließlich hören wir ja nicht auf zu existieren.


    Das kommt halt drauf an wie es weitergeht.
    Momentan halten sich die Entlassungen ja in Grenzen und der private Konsum ist nicht eingebrochen.
    Falls sich das noch ändern sollte, weil immer mehr Firmen Leute ausstellen oder wegen Konkurs aufgeben, dann ist auch die Krise bei den Menschen angekommen. Die Folge daraus wird sein, daß auch der private Konsum zurückgeht, weil nicht nur die, die wegen Jobverlust ihre Ausgaben zurückschrauben, auch diejenigen kürzer treten, die noch in Lohn und Brot stehen, da die Angst um den Arbeitsplatzverlust sicher steigen wird.
    Bleibt zu hoffen, daß Du Recht hast.


    Und dann, wenn alles wieder aufwärts geht, sollten wir uns ein dickes Polster anlegen, denn die nächste Krise kommt dann statistisch nach ca. 7 Jahren. Und bei den derzeitigen weltweit exorbitant steigenden Staatsverschuldungen, wie sie die jetzige Krise mit ihren "Konjunkturpaketen" weltweit mit alle ihren Folgen verursachen, dürfte das sicher heftiger werden als derzeit. Irgendwoher muss ja das viele Geld kommen, bei einem derzeitigen Rückgang der Bruttosozialprodukten sicherlich nicht von der Wertschöpfung. Hier wird bereits die nächste Blase aufgebaut. Das Platzen ist nur eine Frage der Zeit...

  • Auf englisch heisst das ganze "credit crunch" (herrliche onomatopoesi), dabei wird viel deutlicher, dass es keine Wirtschaftskrise sondern eine Kredit/Finanzkrise ist.
    (kann natürlich zu einer Wirtschaftskrise werden).
    Alle Branchen, die wirklich was für ihr Geld tun sollten keine derart großen probleme erwarten.
    D als Autobauer-Nation hat halt ein paar Problemchen mehr, da die Automobilindustrie bereits seit geraumer Zeit am kränkeln ist.
    Kein Wunder, wenn man Waren herstellt, für die kein Markt vorhanden ist.

  • Die Krise hat doch noch nicht mal richtig angefangen:
    - Es sind noch nicht alle Blasen geplatzt (Kreditkarten, Crossboderleasing)
    - Viele Bürger leben noch auf Steuerzahlerkosten und können daher noch ausgehen (geht aber nur bis zum Staatsbankrott)
    - Die Kurzarbeitsphase ist noch nicht ausgelaufen (Kurzarbeit --> Arbeitslosigkeit --> Harz 4)
    - Unruhen sind noch nicht ausgebrochen (wie in Athen,...)
    - Das Crossborder Leasing fängt erst an zu platzen --> Kostenlawinen für Städt und Gemeinden--> kein Budget mehr für Kunst, Musik und Jugend
    - Das Geld / Bürgschaft des Rettungspaktes wird unkontrolliert in ein totes Finanzsystem gepumpt,ohne aus den Fehlern Konesquenzen zu ziehen --> Rettungspakt kann eigentlich nur verpuffen
    - Es sind noch nicht alle schwachen EU Länder staatsbankrott
    - Die Lebensversicherungen und ähnliches sind noch nicht tot
    - Der Protektionismus in der EU ist noch nicht ausgebrochen (und BRD ist gerade besonders abhängig vom Export in die EU)


    Also kann man noch gar nicht wie unser Weg weitergeht- man muß den Verlauf des Jahres abwarten.
    Aber ich hoffe natürlich daß Obiges nicht oder zumindest nur im geringerem Maße passiert.