Zuviel HiHat auf Snare-Mic - SM57 Ersatz?

  • Hallo liebe Leute,


    seit einiger Zeit fällt mir negativ auf, dass ich auf dem Snare-Mic vor allem bei lauten Drummern viel zu viel Hihat habe. Mic ist ein SM57. Das lässt sich auch nicht mehr akkurat "weggaten", weshalb ich am Mikro selbst ansetzen möchte.
    Habe zunächst das Beta57 als Superniere im Auge, bin aber prinzipiell auch einem Kondensatormodell nicht abgeneigt, da ich total unwissenschaftlich ausgedrückt den Eindruck habe: das knallt besser :D Zudem würde wohl der übersprechende Hihat-Anteil nicht so sehr verfälscht werden, wie beim dynamischen SM57. Nun: wer hat Erfahrung mit diesem Problem und kann Empfehlungen geben? Preislicher Rahmen für ein neues Mic sei mal bei 200€ gesetzt.


    Beste Grüße, Chris

    Wenn's nicht rockt isses für'n Arsch...

  • Servus,


    ich habe relativ viel rumprobiert da ich ja beide Seiten kenne .. als Drummer und als FOHler ..
    Das Beta 57 is noch schlimmer ....sprich es kommt noch mehr rein ..
    Ich habe mich für ein Audix D1 entschieden weil es wesentlich offener als ein 57 klingt und weniger HH mit reinkommt ... auf der kleinen Snare hab ich ein Bayer M201 hängen .. für die große gefiel mir das Audix aber besser ...


    Ich denke mit einem Audix D1 kannst nix falsch machen und es funktioniert imho besser als ein 57er.


    Grüße Michael

  • Primaeres Problem ist ja nicht, dass die HH ueberhaupt ueber den SN Kanal kommt, sondern, dass sie bescheiden klingt. Also erstmal mit der Mikroposition spielen. Ansonsten die 7-11 Mio. Threads zur SN Mikrofonie mal lesen ... ;)


    Irgendwie hab ich meist ein 604 an der SN. Ich weiss, dass es besseres gibt (hab auch AE3000 oder ATM350 gern im Einsatz), aber ich komme mit dem 604 (welches bei den von mir betreuten Bands halt vorhanden ist) gut klar, wenn ich es auf die andere Seite der Klammer baue und flach ueber die SN ziele (hell und angenehmere HH) oder - bei Blasmusik - mit ca. 30° auf den Rim (dann bekommt man mehr Teppich).


    Irgendwer hat auch mal mit umschaltbaren Grossmembranern experimentiert und mit 8er Charakteristik die HH bewusst mit auf dem SN mit eingefangen.



    Von den neueren Sennheisern gibts ein eigenes SN Mic, mit dem 904 war ich nicht so gluecklich.



    VG bemi

  • @ cen
    Ja, wenn ich mich recht entsinne, bist Du dem Hersteller Audix nicht abgeneigt. Hast Du schon mal ein D3 probiert ? Es ist recht "schmal" in der Richtcharakteristik und hat keine so ausgeprägte Präsenzanhebung. War von den vielen Mics, die ich probiert habe, das mit am wenigsten Hihat.


    Sollte preislich auch ok sein. Ich habe ein neu gekauftes ( aktueller VK 179,- € )und und eins, das ich für ~ 90 USD Dave Rat abgekauft habe, der das früher für E-Gitarren benutzt hat.

  • Ok, das Statement zum Beta57 hätte ich so erstmal nicht erwartet.
    Beim SM57 mit der Mic-Position zu spielen ist relativ sinnfrei - das Ding fängt einfach zuviel ein.
    Den Audixen bin ich sehr zugeneigt, an den Toms werkeln schon lange D1 und D2. Das D3 hatte ich noch nicht unter den Fingern, ist wohl aber einen genaueren Blick wert.
    Sehr interessieren würde mich mal die Drum-Mikrofonie von Chester Thompson bei der letzten Collins Tour. Der Sound entsprach ziemlich genau meinem Geschmack (sofern auch wirklich die Natur-Snare zu hören war :D) und wenn ich mich nicht täusche stand da ein längliches Beyerdynamic Mikro an der Snare...

    Wenn's nicht rockt isses für'n Arsch...

  • Ich habe mit dem Beta 57 recht gute Ergebnisse erzielt und setzte wenn verfügbar immer für die Snare ein.
    Wichtig ist halt, die Richtcharakteristik des Mikros zu berücksichtigen und auch dementsprechend zu positionieren.

  • Hm, die Firma Collins hat ein Beyer-Endorsement. Da sollte die tatsächliche Bestückung direkt bei beyerdynamic zu erfahren sein. Unter den beyers habe ich ebenfalls gute Erfahrungen mit dem M420, das leider nicht mehr gebaut wird. Das hatte ich schon mal irgendwann beschrieben.


    Das Beta 57 habe ich auch eine Zeit benutzt. Ob da allerdings weniger Hihat war kann ich mich nicht entsinnen. Klanglich war ich allerdings auch nicht so begeistert. Irgendwie hatte ich den Eindruck, es hätte in den oberen Mitten zu viel "Eigencharakter", den es unterschiedlichen Snares gleichermaßen aufdrängt.

  • HI,


    wenn Audix dann gibts da noch das Micro-D. Größe wie ein beta98 allerdings mit viel praktischerer D-Vice Klemm.


    Habe vor Kurzem mal einen Snaremikrotest gemacht:
    Sennheiser e905
    AT AE3000
    beta98 (auch mit der Micor-D Klemme, wie gesagt viiiel praktischer)
    sm57
    pro35?



    Wenn die Freudin vom meinem Bruder mal den Laptop (mit den Aufnahmen drauf) mitbringt kann ich was zusammenschneiden.


    Grüße ALEX

  • Dein Mikro nimmt etwas auf, was Du nicht willst? Fast immer ein Anwenderfehler. So gut wie nie ist das Mikro selbst die Ursache. So, wie wohl auch nicht in diesem Fall.


    Die Snare ist so ziemlich das lauteste (und damit unkomplizierteste) Teil, welches man auf einer Bühne überhaupt mikrofonieren kann. Mit einem ziemlich eingeschränkten (Nutz-)Frequenzbereich; dazu bei minimalem Abstand zwischen Schallquelle und Mikro. Das geht problemlos mit praktisch jedem Mikrofon, sofern es den hohen Schalldruck verkraftet und mechanisch dort hin passt.


    Wer die Polardiagramme von gängigen Nierenmikrofonen miteinander vergleicht wird schnell erkennen, dass sich da von Typ zu Typ nichts Dramatisches tut. Rückwärtsdämpfung in den relevanten Frequenzbereichen (oberhalb von 100 – 200 Hz) etwa 15 bis hin zu 20 dB; mit einigen Unsauberkeiten genau auf 180° - Achse. Da ist ein SM57 (dessen Klang man mögen kann oder auch nicht) genau so gut oder schlecht wie irgendein ähnliches Mikrofon irgendeines Herstellers. Der Austausch würde nichts ändern und wäre also sinnlos.


    Trotzdem hörst Du HiHat über den Snarekanal. Woran liegt‘s, wenn denn nicht am Mikrofon?


    - Der Drummer streichelt die Snare und prügelt die HiHat. Äußerst unwahrscheinlich.
    - Das Mikro ist falsch positioniert und zeigt Richtung HiHat. Auch unwahrscheinlich; das würdest Du schon vom Augenschein her sofort erkennen und ändern.
    - Du hörst die Reflektionen der HiHat, die auf Umwegen von vorne aufs Mikro treffen. Schon wahrscheinlicher. Trommelfelle, Kessel, Becken sind für hohe Frequenzen schallharte Reflektoren, die so die ‚Laborrichtcharakteristik‘ eines Mikrofons an seinem konkreten Einsatzort völlig hinfällig werden lassen können. Dafür kann es nichts.
    - Du versuchst den Snareteppich hörbar zu machen, indem Du hohe Frequenzbereiche im Kanal anhebst. So fatal wie oft gesehen. Da oben ist kein Teppich! Bevor Du den hörst, hörst Du alle hohen Frequenzen der Umgebung. Und eine HiHat hat viele hohe Frequenzen....
    Wenn Du einen teppichlastigen Snaresound wünscht, nutze das Snare Bottom Mikro; dazu wurde es erfunden. Bei Kanalmangel tut’s dafür notfalls schon ein in einem Zweig polaritätsgetauschtes Y – Kabel. Nicht ideal; aber ALLES ist besser als der Versuch, durch heftiges selektives Anheben bestimmter Frequenzbereiche mit einem Mikro etwas übertragen zu wollen, was nicht da ist.
    - Überprüfe kritisch, was Dein Kanalkompressor macht. Klingt banal, ist aber in Zeiten unbegrenzter Digitalpultkompressorflut ein typischer Anwenderfehler, den man auch bei gestandenen Profis immer wieder beobachten kann. Der modische, hoch komprimierte Snaresound, bei dem die Spitzen um bis zu 20, 30 dB abgeschnitten werden, bedeutet nichts Anderes als dass unerwünschte Nebengeräusche um 20 oder 30 dB verstärkt übertragen werden. Vergiss es. Das, was Du erreichen möchtest und vielleicht von der einen oder anderen Studioproduktion im Ohr hast funktioniert so nur dort; ist u. U. ein einziger, im schalltoten Raum aufgenommener, besonders gut gelungener Sample, der ständig wiederholt wird. Live wird das nichts. Da brauchst Du einen akzentuiert spielenden Drummer.


    Sorry für einen vielleicht etwas unangemessenen und oberlehrerhaft daher kommenden Tonfall. Die in verschiedenen Varianten immer wiederkehrende, im Prinzip immer gleiche Frage „welches Mikrofon soll ich kaufen, damit es nur das überträgt, was ich möchte?“ (Variante: welches Mikro funktioniert auch auf Entfernung?) lässt sich aber nur so korrekt beantworten: gar keins! Das Mikro weiß nicht, was Du möchtest. Es überträgt – mehr oder weniger authentisch - einfach das, was da ist. Lerne damit umzugehen und Anwenderfehler zu vermeiden – der einzige auf Dauer erfolgversprechende Weg.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • N'Abend,


    dein Tonfall sei dir überlassen ;) Die kleine Fehlinterpretation meiner Fragestellung im Sinne von "wo gibt's hier noch ein bißchen wünsch dir was" sehe ich dir nach, kein Problem. Schade, dass dir scheinbar so viele "Anwenderfehler" über den Weg laufen. Das lasse ich jetzt mal unkommentiert.


    Mit der geprügelten Hihat liegst du ziemlich richtig. Noch dazu wird diese seltenst wirklich geschlossen und akzentuiert gespielt - eher nahezu ständig etwas geöffnet. Entsprechend lange "zischelt" jeder Schlag - länger als ein Snareschlag. Und lautstärkemäßig derart kritisch, dass das DS201 trotz passend eingestelltem Key-Filter öffnet.


    Fantastisch, wenn du einem Drummer vorschreiben kannst, wie er zu spielen hat. Ich jedoch kann darauf nur begrenzt Einfluss nehmen und muss mich daher in Schadensbegrenzung üben. Und da kann es nicht verkehrt sein, Alternativen in puncto Mikrofonie in Betracht zu ziehen.


    Und ich bin mir sicher, dass sich geeignete Kandidaten, welche in puncto Übersprechen besser abschneiden, finden lassen wie einige Beiträge ja bereits gezeigt haben.


    Also nächstes Mal einfach ein bißchen lockerer ;)


    Das Audix Micro-D scheint mir sehr interessant... Danke für den Hinweis, ich denke das werde ich mal testen.


    Beste Grüße, Chris

    Wenn's nicht rockt isses für'n Arsch...

  • die klanglich unschöne eigenschaft des Sm57, die hihat stark zu verfärben, ist mir vor jahren schon negativ aufgefallen.
    und auch ich habe deshalb früher immer versucht, die hihat möglichst nicht im snaremikro zu haben.
    natürlich mit wechselndem erfolg... :?


    ich habe dann angefangen verschiedene mikros auszuprobieren.
    ich bin mittlerweile auch hier bei AT hängen geblieben, mit den typen AE3000 und ATM350 konnte ich meine vorstellungen am besten umsetzen. mit diesen mikros ist der von hinten (oder von sonstwo) einfallende schallanteil der hihat überhaupt nicht mehr störend, es klingt wie eine richtige hihat ;)
    natürlich probiere ich immer noch, die HH so wenig wie möglich im snaremikro zu haben, aber das unvermeidliche übersprechen nervt überhaupt nicht mehr, ganz im gegensatz zum 57er.


    in billbos text steckt übrigens viel wahrheit und erkenntnis, auch wenn es dich nicht direkt betrifft.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Ich glaub ja auch nicht, dass Du mit einem anderen Mikrofon signifikant bessere Ergebnisse erziehlst.


    Falls Du ein Digipult verwendest, setz doch mal einen sportlichen Hi-Cut auf die Snare und schon ist die HiHat weg.


    mfg


    Kai

    Für mich zerrts, aber Sie sind ja der Künstler.

  • das geht nicht wirklich, denn wenn man die verfärbungen wegfiltern möchte, macht man auch sämtliche präsenzen der snare mit weg. dann hilft wirklich nur noch ein zusätzliches bottom-mikro.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang