Grundsatzfrage zu Klangideal / Bassbereich

  • Hallo, ich möchte nochmal hier den Fachleuten etwas zur Diskussion stellen,
    was glaube ich auch schon diskutiert wurde, aber sei's drum:


    Haben die heutigen Linearrays ein Tiefmitten/Bassproblem oder ist der Klanggeschmack aktuell generell auf "Woooom-Zisch" ausgerichtet?


    Ich war am WE auf einer VA mit ca. 2500 Besuchern, Open Air, mit Covernbands (Joe Cocker, U2), an Lautsprechern war m.E. folgendes da
    - in der Front zwei 8er-"Bananen"
    - vor der Bühne am Boden 4 Bassboxencluster (d&B?), gesamt wohl so 20 x 18'' oder 15'', weiß ich nicht genau, vielleicht auch nur 16 Boxen...
    und mir als (Rock-)Hobbymusiker ist klanglich folgendes aufgefallen:
    - Der Hochmitten- und Höhenbereich war sehr schön, Gesang 1A
    - die Tiefbässe waren überbetont
    - wo aber waren tiefe Mitten und Kickbässe?


    Also irgendwie war die E-Gitarre als Rockbrett nicht vorhanden (sondern hat nur oben rumgesäuselt) und Bassgitarre als Instrument war auch nicht zu erkennen, der Bass im Sinne definierter Töne eigentlich auch nicht, alos kein Knurren (und das bei der Musik).


    Ist das ein generelles Problem dieser Art Anlagen? Ist das der Geschmack des Technikers? Ist das jetzt genereller Klanggeschmack?


    Als ich find's schon gut "earfriendly" zu mischen, und der Gesang soll schon über den Gitarren stehn, aber so gar kein Bassknurren zu haben, und keinerlei "Brett" ???????????


    Michael

  • generell können die Anlagen das schon.


    Sofern es jetzt eine bestimmte Marke kann, es gibt auch Systeme, die so eigenartig klingen


    Den Rest würde ich wieder beim Menschen ansiedeln:
    PA nach Geschmack eingestellt, So gemischt weil es so gefällt, die Band spielt ihre Instrumente so uswusw.....

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  • Meine Meinung:


    1. Ja, es ist viel Geschmack dabei
    2. Ja, es gibt Sub-Bässe, die zu zu kurzen "Line Arrays" als Lows genutzt werden und am Ende wundert man sich, daß man keine Kickbässe hat.
    3. Ich persönlich bevorzuge für Rock (old school) hinter oder neben dem Array geflogene Kickbässe und am Boden nur Subs. (Wobei die Subs im Zweifel entbehrlich sind, je nach Band und deren Richtung)
    4. Ultimativ bevorzuge ich einen fitten Systemtechniker, der sich auch mit den Musikstilen, die über die PA laufen sollen, auseinandersetzt.

  • Die moderne PA Systeme können das alle. Vorausgesetzt sie sind richtig aufgebaut. Als Festival Systemmann und Systemtech überhaupt fällt mir bei dem gemeinen FOH heutzutage dann doch ein Kanal 1 Fetisch auf.
    Viele können aber Low end und Sub gar nicht richtig verarbeiten. Die meisten fragen dann immer. Dreh mal die Subs lauter. Obwohl wir im gerade mal eben ne grüne Lampe anhaben.

    Practice, Practice, Practice

  • Ein probates Mittel zur Selbstkontrolle/ Disziplinierung (geht sehr schön, wenn die Subs auf einem Auxweg liegen): den gesamten Sound-/ Linecheck OHNE Subs durchführen, und erst am Ende ein bissel dazuschieben. Hat den Vorteil, dass man dann die physikalischen Grenzen dessen, was da hängt, schon mal schön für sich ausgelotet und verinnerlicht hat.


    Ob die modernen PA - Systeme das wirklich alle können? Also bei 4x 'Q' o. ä. pro Seite hätte ich ernste Bedenken... auch wenn der Örtliche der Ansicht ist, dass das in diesem Venue noch immer gereicht hat. Und das Lager doch so weit weg ist. Und der Veranstalter auch nicht mehr bezahlen möchte. "Dürfte ich den bitteschön mal kurz sprechen :roll: ?"


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Stimmt, aber da kommt wieder der von mir angedeutete Faktor Mensch ins Spiel.


    Die Anlage kann es, aber wenn da eine zu kurze Linie hängt...... ( weil wer meint es reicht bzw Geld..)

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  • Also zur Klarstellung: es hingen 8 x "Bananenboxen" (nenn ich jetzt mal so :) ) pro Seite + 4 x "Bananenboxen" je Seite noch nach außen gedreht (war eine Freilichtbühne mit entspr. Halbrundgeometrie).


    Vielleicht haben ja einfach die überbetonten Subbässe gehörmaßig die Tiefmitten/Kickbässe ausgelöscht, subjektiv hatte ich jedenfalls das Gefühl eines tieffrequenten Gewummers...


    Insgesamt war die VA schon sehr gut gemacht, der Ton auch, und den Bassbereich will das allgemeine Publikum vielleicht so :shock:
    Jedenfalls waren definierte Bassgitarrentöne nicht hörbar, wenn Ihr versteht.


    Michael

  • Hallo,


    das "Loch" was dir aufgefallen ist, ist definitiv da.
    Sehr oft, gerade bei solchen kleinen bis mittelgroßen Veranstaltungen werden LA´s oft "misbraucht" und leider oft nur 2 Wege aktiv getrennt. Meist noch nicht einmal eingemessen sondern oft nur irgendwie gehängt.


    Wenn ich schon lese nach außen eigendreht muss ich schon die Nase rümpfen...
    Da gehören Sidefills hin nicht das LA, genau wie ein Frontfil in die Mitte, damit man direkt vor der Bühne auch noch Stimme etc. hat und nicht nur die Subs.


    Kleine LA´s funktionieren nicht wirklich bis 100Hz, jedenfalls nich im 4er Anordnung, und Bässe selten bis 300 Hz oder gar höher...
    Somit ist da oft Zwangsläufig ein loch, was ein geübtes Ohr natürlich hört.


    Aber heute herrscht ja algemein die Auffassung, das es egal sei, und der normale Konsument das ohnehin nicht hört...


    Es gibt Ausnahmen, und jedesmal wenn ich eine erleben darf zaubert es mir ein breites grinsen ins Gesicht ;)
    Aber leider werden diese Ausnahmen immer seltener...


    Gruß
    toadie

    Physik kann man nicht überlisten

  • Zitat von "billbo"

    Ein probates Mittel zur Selbstkontrolle/ Disziplinierung (geht sehr schön, wenn die Subs auf einem Auxweg liegen): den gesamten Sound-/ Linecheck OHNE Subs durchführen, und erst am Ende ein bissel dazuschieben. Hat den Vorteil, dass man dann die physikalischen Grenzen dessen, was da hängt, schon mal schön für sich ausgelotet und verinnerlicht hat.


    Guter Trick, sollte aber nur genutzt werden wenn es ausreichend Material gibt. Die Phasenlage verändert sich ja auch mit den Pegelverhältnissen. Deswegen ist es nicht umumstritten diese Systeme ( Wenn getuned) separat zu nutzen. Wie auch immer bei ausreichend Headroom sollte das schon gehen.


    Zitat von "billbo"


    Ob die modernen PA - Systeme das wirklich alle können?


    Wenn sie korrekt aufgebaut sind, also auch dem typ entsprechender Anzahl, fuer die zu lösende Aufgabe denke ich schon.



    Zitat von "toadie"

    Hallo,


    Sehr oft, gerade bei solchen kleinen bis mittelgroßen Veranstaltungen werden LA´s oft "misbraucht" und leider oft nur 2 Wege aktiv getrennt.


    Zwei Weg Systeme können funktionieren. So Ein D&B J ist auch ne 2 Weg Box.



    Zitat von "toadie"

    Kleine LA´s funktionieren nicht wirklich bis 100Hz, jedenfalls nich im 4er Anordnung, und Bässe selten bis 300 Hz oder gar höher...
    Somit ist da oft Zwangsläufig ein loch, was ein geübtes Ohr natürlich hört.


    Wenn du mit klein die Länge meinst ist diese Aussage richtig. Ansonsten kann man mit langen Bananen kleiner Elemente schon viel Low Mid herstellen. Das Problem der Subs Über eine grosse Bandbreite liegt sicher auch in der Möglichkeit diese entsprechend im Phasengang anzupassen. Also wenn ich auf 60 Hz tune ist bei den höheren Frequenzen sich irgendwo die Auslöschung. Je nach physikalischer Position natürlich. Von daher ist die Aussage richtig das es mit grösserer Bandbreite nicht einfacher wird.



    Gerade wenn wir von Lomid reden sollten wir uns mal angewöhnen das die Länge wirklich wichtig ist. Die nicht korrekte Anzahl an Lautsprechern ist genauso ein Fehler wie falsche Ausrichtung oder schlechtes Tuning. Da passt ein Satz aus der Pornoindustrie ganz gut.


    SIZE DOES MATTER!

    Practice, Practice, Practice

  • Zitat von "gert"

    Wenn du mit klein die Länge meinst ist diese Aussage richtig. Ansonsten kann man mit langen Bananen kleiner Elemente schon viel Low Mid herstellen. Das Problem der Subs Über eine grosse Bandbreite liegt sicher auch in der Möglichkeit diese entsprechend im Phasengang anzupassen. Also wenn ich auf 60 Hz tune ist bei den höheren Frequenzen sich irgendwo die Auslöschung. Je nach physikalischer Position natürlich. Von daher ist die Aussage richtig das es mit grösserer Bandbreite nicht einfacher wird.



    Gerade wenn wir von Lomid reden sollten wir uns mal angewöhnen das die Länge wirklich wichtig ist. Die nicht korrekte Anzahl an Lautsprechern ist genauso ein Fehler wie falsche Ausrichtung oder schlechtes Tuning.


    Ja meine ich...


    Gruß
    toadie

    Physik kann man nicht überlisten

  • Zitat von "toadie"

    Wenn ich schon lese nach außen eigendreht muss ich schon die Nase rümpfen...
    Da gehören Sidefills hin nicht das LA, genau wie ein Frontfil in die Mitte, damit man direkt vor der Bühne auch noch Stimme etc. hat und nicht nur die Subs.


    +
    Wenn ich das richtig verstanden habe, dann sind dort 4 Boxen LA als Outfill gehangen, und das ist vollkommen OK.


    Ein Sidefill hat wenig Sinn, denn das ist eigentlich für das Monitoring auf der Bühne gedacht und ich sehe da keinen Zusammenhang zu den Outhangs

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  • mir fällt ich den letzten jahren auch auf, das sich die anzahl der anlagen mehrt die zwar einen fetten bass machen, aber die einzelnen töne der bassgitarre nicht sauber wiedergeben können... geschweige denn, diese auch noch sauber von der bassdrum zu trennen.
    mittlerweile habe ich sogar eher selten anlagen vor der nase, die eine saubere bass- und tiefmittenwiedergabe hinbekommen.
    in sofern kann ich den startbeitrag leider durch eigene erfahrungen bestätigen.


    ich hoffe, das sich dieser "geschmack" nicht weiter durchsetzen wird!

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Hi,


    ich denke auch, dass die Systeme irgendwie gestellt / gehängt werden, und da klappts im Übergangsbereich ohne zeitliche Anpassung mal mehr mal weniger (oft anscheinend weniger).


    Die 'Definition' der Bassgitarre würde ich aber weiter oben ansiedeln. Manchmal haben die Bassisten aber auch Saiten drauf, die einfach keinerlei Mitten mehr bringen, da hilft dann auch kein parametrischer EQ mehr.


    Tomy

    SIM II Operator and Dante Level I-II-III (alles sogar zweimal :)
    Jugendschwimmabzeichen, Rettungsschwimmabzeichen in Bronze
    Meine kommerziellen Softwareprodukte SATlive und LevelCheck

  • Tja, anscheinend hauptsächlich eine Frage des (schlechten) Geschmacks.


    Es war auf der VA tatsächlich so, daß der Bereich um 60 Hz überbetont war (Grollen, Wummern) und bei sagen wir mal 150 - 500 Hz kaum was da war. Aber wenn einem das immer so gefällt, stellt/hängt man ja auch die Boxenkonfiguration hin, die eben so klingt.
    Wäre mein Fazit.


    M.

  • Schon wirklich seltsam.
    Jeder regt sich über Dj-BadewannenEQing auf, aber letztendlich klingen viele Live-Anlagen genau SO.
    Rock'n Roll Show mit HipHopmäßigen Bässen....

    Never stop a running System

  • Vielleicht kann man das Thema noch von einer anderen Seite aus angehen: ganze Generationen von Live – Tonleuten aus dem Bereich elektronisch verstärkte Unterhaltungsmusik sind in den vergangenen paar Jahrzehnten in rechteckigen Beton – und Backsteinhallen groß geworden; Venues, die aufgrund stehender Wellen in genau diesem Grundtonbereich häufig mit kaum handhabbaren akustischen Schwierigkeiten aufwarten. Bei 100 oder 200 Hz nützt der gut gemeinte Moltonvorhang an der Wand gegenüber leider so gut wie überhaupt nichts.
    Die aus der Notwehr geborene Erkenntnis ‚das Gemulsche da unten nervt und muss weg‘ mag da durchaus einen nicht unerheblichen Beitrag zur Geschmacksbildung (Verbildung?) beitragen; so mancher Techi dürfte das so sehr verinnerlicht haben, dass er es auch dann in diesem Bereich überhaupt nicht mehr versucht, wenn es eigentlich problemlos möglich, sinnvoll und konstruktiv wäre. Stattdessen ein wenig Alibi - Blubb Blubb von der Basedrum, und gut.


    An zu viele Obertöne im Verhältnis zum Grundton gewöhnt sich das Gehirn sehr schnell (und empfindet’s anschließend als normal). An zu wenige dagegen überhaupt nicht; wo mangels Transienten die Ortbarkeit/ Erkennbarkeit von vornherein fehlt schalten die Ohren sprichwörtlich ‘auf Durchzug‘. Und der angeschlossene Zentralrechner auf „Mann, was für ein Gedröhne! Komm, lass mal raus gehen an die Theke im Foyer.“


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Ich glaub auch das es mehr eine Geschmacksmode ist. Das geht schon wieder weg :D Mir fällt oft auf das die Mixkollegen einfach oft in dem Bereich stark filtern. Dieses ganze R&B gezumpel mit den 5 Saiter Bässen produziert aber wirklich auch keine definition im LoMid Bereich.
    Da sollte man sich als FOH Mann fuer eine Band auch mal die Zeit nehmen das SYstem nachzutunen.

    Practice, Practice, Practice

  • Zitat von "billbo"

    Die aus der Notwehr geborene Erkenntnis ‚das Gemulsche da unten nervt und muss weg‘ mag da durchaus einen nicht unerheblichen Beitrag zur Geschmacksbildung (Verbildung?) beitragen; so mancher Techi dürfte das so sehr verinnerlicht haben, dass er es auch dann in diesem Bereich überhaupt nicht mehr versucht, wenn es eigentlich problemlos möglich, sinnvoll und konstruktiv wäre. Stattdessen ein wenig Alibi - Blubb Blubb von der Basedrum, und gut.

    Die "Schmerzfreiheit" scheint sich in den letzten Jahren massiv in diese Richtung entwickelt zu haben - sowohl bei Gästen als auch "Technikern". Viele dieser "Techniker" würden bei einem Symphoniekonzert in einem tollen Konzertsaal (OHNE Mikros ...) vermutlich fordern: "Mach ma' mehr Bässe 'rein ..." :D


    Zitat von "billbo"

    An zu viele Obertöne im Verhältnis zum Grundton gewöhnt sich das Gehirn sehr schnell (und empfindet’s anschließend als normal).

    Darum hörten die Menschen ja früher auch bei alten Röhrendampfradios immer den Grundton vom Bass, obwohl dieser von den Kisten nicht immer wirklich übertragen werden konnte. :)


    Zitat von "billbo"

    Und der angeschlossene Zentralrechner auf „Mann, was für ein Gedröhne! Komm, lass mal raus gehen an die Theke im Foyer.“

    Wenn LowMids fehlen (schlecht für E-Bass, schlecht für Gitarre, schlecht für Drums, etc.) gehe ich nicht nur an die Theke, sondern wohl eher direkt nach Hause. :wink: