...oder auch. Wie beschalle ich mit einer PA einen Galaabend, die aussieht wie aus dem Drogenträumen eines verrückten Ingenieures der 70er-Jahre und besser klingt als die meisten HiFi-Lautsprecher.
Wo fange ich an mit meiner kleinen Geschichte? Am besten damit, wie ich überhaupt in den Genuss dieses großartigen Abends kam.
Im Frühling wurde ich von einer A-Capella-Gruppe, die ich betreue, angehauen, mir Gedanken um die technische Realisierung ihres 10-jährigen Jubiläums zu machen, das sie am 23. Oktober in einer Veranstaltungshalle der "besser klingend als Turnhalle - ca. 500 pax Fassungsvermögen" Klasse begehen wollten.
Die Order lautete von Anfang an, dass ich mir primär erst einmal keine Gedanken ums Geld machen sollte, sondern einfach das beste anbieten sollte, das mir einfällt.
Nachdem die Entscheidung für das Mischpult, nach einigem hin- und herüberlegen, auf eine ILive T-80 nebst dem zugehörigen IDR-48, und für das Monitoring auf Seeburg TSM 10 fiel, blieb nur noch die Frage der PA zu klären.
Es sollte möglichst sauber klingen, Vocals so natürlich wie nur irgend möglich rüberbringen (es waren nur A-Capella-Truppen, sowohl männlich als auch weiblich, an diesem Abend zu Gast) und für die Besucher einfach ein außergewöhnliches Klangerlebnis bieten.
So machte ich mich auf die Recherche: Was wird im Umkreis angeboten, was taugt davon etwas.
Natürlich bin ich dabei auf die "üblichen Bekannten" gestoßen, Meyer, Seeburg, d&b, Nexo usw.
Dann ritt mich der Gedanke: Warum nicht Funktion One? Der Mario (hier im Forum bekannt als hippeliPA) hat ja sowas im Vermietpark, das wusste ich noch von vorher.
Gesagt, getan: Angebot eingeholt, von der Band abgesegnet bekommen, die Show konnte kommen.
Am Tag vorher baute ich schon das Monitoring, das FoH-Mischpult und die Mikrofone auf.
Der Monitorsoundcheck mit "meinen Jungs" lief stressfrei, der mit der anderen Männertruppe ebenso (eingesetzte Mikrofone: Sennheiser e 945 und 965).
Die Mädels gestalteten sich etwas schwieriger. Es war vereinbart, dass sie ihr eigenes Funkrack mitbringen, "irgendwas von Sennheiser". Naja gut, dachte ich, wird schon passen.
An diesem Tag kamen sie mit diesen unsäglichen ME-3-Headsets an und mir rollten sich schon beim bloßen Anblick und erst recht beim Hören über die Kopfhörer die Fußnägel auf. Also: Für die Damen noch kurzfristig HS-2 besorgt, alles knorke.
Am Samstag war dann der große Tag gekommen. Ich war schon gespannt wie ein Regenschirm auf die PA, Mario kam mit seinem weißen Hyundai H-1 angefahren mit 4 press reingeladenen Funktion One Res4 Topteilen nebst 8 PSE-15ern und Amping von MC-2.
Wir bauten das Zeug auch gleich auf, die Tops geflogen in eine Traverse, die ich am vorigen Tag vor die Bühne gestellt hatte, die Bässe im Monocluster, 4 pro Seite der mittigen Treppe.
Was ich dann bei Soundcheck zu hören bekam trieb mir fast die Tränen in die Augen. 30 x 15 m Fläche, von der ersten bis zur allerletzten Reihe beschallt in einer glasklaren Präzison dass ich es kaum fassen konnte! Lediglich die Bässe mussten vom Pegel her ein wenig angepasst werden, am EQ hätte ich im Prinzip gar nichts anfassen müssen.
Piano und Vocal-Tracks mit unglaublicher Räumlichkeit (da habe ich wirklich bewusst zum ersten Mal festgestellt dass auch PAs so etwas haben können!) in den Raum katapultiert, die Grenzen nach oben hin waren dabei, auch bei rockigen Stücken à la Dream Theater, praktisch nach oben offen bei quasi nicht vorhandener Verzerrung.
Die Veranstaltung lief dann ganz genau so, wie ich es mir erhofft hatte, das Publikum war vom Sound restlos begeistert, alle Acts waren glasklar und ausreichend laut, mit großartiger Sprachverständlichkeit, zu hören, ohne dass auch nur eine Frequenz unangenehm aufgefallen wäre. Die Stimmen standen im Raum, dass es eine wahre Freude war... Und das ohne viel EQ-Bügelei und Controllern, die, bis auf die Frequenztrennung, völlig linear eingestellt waren!
Als ich dann bei der Coverversion von Rammsteins "Engel", die meine Schützlinge an diesem Abend zum ersten Mal zum besten haben, auch noch die Geheimwaffe der T-80 zog und den Bässen subharmonische spendierte, zog es mir vollends die Hosen aus. SO druckvoll habe ich Stimmen, selbst bei Brachiallautstärken und Festivals mit mehreren 10-Tausend Besuchern, noch nicht erlebt.
Das soll jetzt nicht in Funktion-One-Schleichwerbung ausarten, das wäre an meinem selbst gesetzten Thema vorbei, aber vielleicht regt es manche ein wenig zum nachdenken an, ob man immer und für alles ein Line Array oder Vertical Array oder Hixlifuxli Array, um gute Ergebnisse zu erzielen. Im besten Fall animiert es die "Point Source ist out" Fraktion sogar einmal dazu, sich ein wenig mehr mit Herstellern, die dieses Prinzip verteidigen und Konsequent weiterentwickeln (und zwar nicht nur durch Messungen sondern durch Feldversuche!), auseinanderzusetzen.
Ich weiß auf jeden Fall, dass es nicht mein letztes Mal Funktion One war, sondern dass ich noch öfter von der Möglichkeit des Zumietens dieser großartigen PA Gebrauch machen werde! By the way: Auch die Mietpreise sind nicht so teuer, wie man denkt.
Also: Danke vielmals, lieber Mario, dass du mir diesen tollen Abend ermöglicht hast und eine dringende Empfehlung an alle: Gebt nicht zu viel auf Marketing und verlasst euch vor allem auf eure Ohren, es ist manchmal Gold wert auch mal etwas abseits der Masse zu gehen!
Grüße
Elevat0r