Szenensteuerung mit LS9 für Theaterproduktion

  • Hallo,


    bei uns im Theater geistert die Idee rum, doch für die nächste Produktion (Musical / Revue) die Steuerung des Tons per "Cue", bzw. "Szenen" durchzuführen.
    Es soll damit möglich sein, dass unterschiedliche Techniker immer ein möglichst gleiches Ergebnis erreichen und alles so gut wie möglich reproduzierbar ist.


    Wir haben ein LS9 im Einsatz.


    Ich halte diese Idee für nicht sehr erfolgversprechend.
    Zum einen gibt es bei der Mikrofonierung immer so große Abweichungen, die normalerweise vom Techniker quasi im Live-Betrieb ausgeglichen werden (Headset verrutscht, Sänger nicht so gut bei Stimme...), dass ein Preset eine Verschlechterung bewirken würde.
    Zum anderen befürchte ich, dass die Szenen-Speicherung auf der LS9 einfach zu kompliziert und unkomfortabel ist. Bei nachträglichen Änderungen befürchte ich, dass das ganze System nicht mehr passt.


    Hat schon jemand soetwas mit dem LS9 realisiert ?
    Gibt es evtl eine Zusatzsoftware, die eine Art Faderautomation für dieses Pult ermöglich ?
    Evtl. mit Szenen Verwaltung und copy'n Paste Funktion...


    Würde mich über Erfahrungsberichte freuen.


    Gruß,
    Cheesy

  • Die Szenenverwaltung funktioniert eigentlich schon sehr gut, du musst dir nur wirklich gut Gedanken machen, was bei Szenenänderung überschrieben werden und was übernommen werden soll.


    Bei deinem Anwendungsfall und der Situation könnte ich mir gut vorstellen, dass Mute-Szenen arbeitserleichternt wären.
    Die Szenen lassen sich ja wunderbar mit auf die User Defined Keys gelegte Szenen-nach-links/rechts-Knöppe durchschalten.


    EQs beispielsweise könnte man im Grundsetup abgespeichert lassen, die dann in die nächsten Szenen übernommen werden (also nicht von irgendwelchen Szenen-EQs überschrieben werden) - wenn man beim Soundcheck vor dem Stück Veränderungen vornimmt, bleiben diese während diesem erhalten.


    Ich hoffe ich konnte einen Denkanstoß geben ;)

  • Ich habe im Konkreten im Jahr 2009 im Zuge der Kulturhauptstadt Linz viele Produktionen auf einem LS9 genau so gemacht, wie Du es beschrieben hast.


    Es geht wunderbar.


    Ich habe es für mich so gelöst, das ich die Headamps und EQ aus der Szenenspeicherung herausgenommen habe ( selective recall)
    Dadurch hat es hauptsächlich Faderautomation und Mutes gehabt, verschiedene Effekte geladen und Einspieler via USB gestartet.
    Mehr wollte ich nicht.


    Ich konnte so problemlos ausgleichen, wenn mal ein Headset getauscht werden mußte oder ein Schauspieler krank war und ersetzt wurde.


    Ich sehe keinen Grund, warum das mit dem Pult nicht gehen sollte.
    Wo ein Wille, da ein Weg.


    Gerade von Yamaha ist die Szenenspeicherung für genau sowas wirklich gut !!!!

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  • das heißt, ich erstelle eine "Basis-Szene", in der ich meine komplettes Pult speichere (EQ, Dyn, Routing etc.) und die Folgeszenen nur noch Fader und evtl Mutes.


    Für jeden Auftritt, Song, Dialog (oder wo auch immer normalerweise die Fader bewegt werden) wird dann eine neue Szene angelegt ?
    Kann ich im LS9 Szenen einfügen, wenn z.B. statt eine gleichzeitigen Auftritt von zwei Mikros plötzlich zwei Cues mit jeweils einem Mikro gespeichert werden müssen ?


    Kann ich auch nur einen Teil der Fader Abspeichern ?
    z.B. Headsets liegen von 1-20 und auch 33-64 Ist die Band abgelegt. Dann will ich die Band zwischendurch auch verändern können ohne nach jeder Szene wieder die Fader wieder zurück "geschoben" zu bekommen. Recall-Save wäre eine Möglichkeit. Gibt es noch eine andere (Weil Recall-Save müsste ich zum Laden einer anderen Show ja immer wieder raus nehmen)?


    Danke für die vielen Infos,
    Cheesy

  • JA !!


    und die Antworten hast Dir zum Teil schon selber gegeben


    Unter Praxisbrett müßte von mir ein Beitrag zu einer Theaterproduktion sein, wo ich 2 LS9 mit LA4 Amps und Computer in einem Netzwerk verbunden habe und auch eine größere Produktion gemacht

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  • Hallo,


    ich beschreibe am besten mal, wie ich das mit einer M7CL mache, die beiden Pulte sind ja eng verwandt, und das LS9 hat meines Wissens nach auch eine passende MIDI- Implementation.


    Wichtig ist ein passendes Grundsetup. Ich richte mir eine Szene ein, in der alle Ausspielwege, Mikrofone, Band, Zuspieler und was sonst noch so anfällt, gespeichert sind, und mit der man die Produktion notfalls von Hand fahren könnte. Meine M7 verfügt über ein spezielles MIDI-Setup, bei dem den wichtigsten Funktionen MIDI- Controller zugeordnet sind. Das sind alle Pegelsteller für die 48 Kanäle, die 4 Stereo- Ins, alle Send- Master, Stereo- und Mono- Out, sowie die DCAs und die Parameter1- Steller der Rackplätze 5 bis 8.
    Für gewöhnlich ordne ich dann alle Mikroports einem DCA zu und eine eventuell vorhandene Band einem zweiten DCA.


    Die gesamte Ablaufsteuerung inklusive aller Zuspiele übernimmt dann SCS.


    Für den Soundcheck wird einfach die entsprechende Szene aufgerufen, die Kanäle an die Tagesform des jeweiligen Künstlers angepaßt; meistens wird noch der eine oder andere Song kurz angespielt, dann merkt man schon in etwa, wie die Vorstellung laufen wird.
    Während der Vorstellung fährt die Software die jeweiligen Fader auf die entsprechnd während der Proben ermittelte Position, man kann also schon mal niemanden vergessen :-). Manuelle Eingriffe sind jederzeit möglich, wobei man für einfaches Lauter oder Leiser die Hand nicht vom DCA-Fader nehmen muß. Für den Fall verrutschter Headsets oder ähnlicher Pannen kann man jederzeit im Kanalzug eingreifen, ohne daß die Grundszene beeinträchtigt wird oder man sich Gedanken über Recall Safes machen muß. Sobald die Programmierung einigermaßen steht, kann man auf diese Weise auch große Kisten sehr entspannt fahren und sich um einen vernünftigen Mix kümmern. Es sei nur am Rande erwähnt, daß konstante Abläufe komplett automatisiert gefahren werden können (Beispiel: Halbplayback von der Festplatte und Öffnen gewisser Kanäle erst zum Refrain), was einem weiteren Streß erspart, weil man sich den jeweiligen Kanalfader buchstäblich unter den Finger fahren lassen kann :-). Im Textbuch stehen dann im Idealfall nur noch die manuell auszulösenden Cues.


    Sollte jemand Lust haben, sich das mal anzuschauen, eine vereinfachte Variante mit einem K2 läuft bei uns im Sommertheater auf der Waldbühne Jonsdorf.


    HTH Jörg

  • Zitat von "djvomght"

    Meine M7 verfügt über ein spezielles MIDI-Setup, bei dem den wichtigsten Funktionen MIDI- Controller zugeordnet sind. Das sind alle Pegelsteller für die 48 Kanäle, die 4 Stereo- Ins,...


    Das bedeutet für die Input-Kanäle hast du einmal den Gain, den Fader, den Software/Midi Fader und zuletzt noch den DCA ?
    Die Pult-Fader sind also von der SCS-Automation unabhängig ?


    Das ist so leider bei der LS9 nicht möglich (zumindest glaube ich das...).


    Aber SCS ist sich eine Überlegung wert, als alternative zur Pult-Cue Steuerung.


    Danke,
    Cheesy

  • einen separaten Software/Midi-Fader gibt es nicht, man kann nur das steuern, was auch am Pult bedienbar ist - was Jörg wohl meint, wie ich das auch von anderen Theater-Produktionen kenne, der Fader fährt beim Cue von 0 auf die gespeicherte Position und kann dann von Hand nachkorrigiert werden. Leider hat das LS9 ja keine DCAs...


    Das mit der Steuerung über SCS werde ich auch mal ausprobieren, dafür muss ich an dem komischen Rechner allerdings erstmal ein Midi-Interface installieren - die UDK vom LS9 sind da so mickerig für die Szenenweiterschaltung...

    ...zunehmend Gefallen an Ignorieren-Funktionen findend.

  • Hallo,


    Zitat von "cheesy"


    Das bedeutet für die Input-Kanäle hast du einmal den Gain, den Fader, den Software/Midi Fader und zuletzt noch den DCA ?
    Die Pult-Fader sind also von der SCS-Automation unabhängig ?
    Cheesy


    nein, so ist es nicht. Die Kanalfader werden über MIDI Ctrl- Befehle auf die entsprechenden Werte gefahren. Man kann sie dann natürlich auch von Hand schieben :)
    Wie man das einstellt, steht im LS9- Handbuch in der MIDI-Sektion (englische Version ab Seite 183), sieht fast genau so aus wie bei der M7CL.


    Den beim LS9 fehlenden DCA könnte man natürlich durch einen als Gruppe betriebenen SEND ersetzen, aber wem sag ich das :)


    Gruß Jörg

  • jetzt nur nochmal, damit ich den Unterschied/Vorteil SCS gegnüber LS9-Szenen verstehe:


    Angenommen
    Cue 1: Mikro 1 tritt auf.
    Cue 2: Mikro 2 kommt dazu (jeweils mit auf Position -5db).


    Im Live Betrieb merke ich in Cue 1, Mikro 1 muss lauter (warum auch immer, Schauspieler erkältet oder so...) und schiebe mit der Hand den Fader auf Position 0db.
    Nach Cue 2 in der LS9-Szenensteuerung werden beide Fader wieder auf -5 sein, oder ?
    in SCS könnte ich dann nur den Midi-Befehl "Fader 2 auf -5db" schicken, Fader 1 bleibt wo er ist (0db) ?


    Habe ich das so richtig verstanden?


    Ähnlich, wie bei den Beleuchtern habe ich dann natürlich Probleme, wenn man Szenen zurück springen muss (kommt aber meist nur in Proben vor...).


    audiobo: über den Studio-Manager-Treiber für die LS9 bekommst du doch einen Midi-Ethernet Treiber für die LS9. Den kann man mit Midi Yoke nutzen (zumindest "sieht" das Program diese Komponete. Ausprobiert habe ich es noch nicht...)


    Gruß
    Cheesy

  • Hallo,



    Genauso ist es.


    Gruß Jörg

  • Hallo,


    habe ebenfalls schon Musicalproduktionen komplett über Scenes im M7CL gefahren und möchte das auch gar nicht mehr anders haben.


    Wichtig ist das die entsprechenden Cuepunkte von den Künstlern bzw. der Regie kommen, sonst ist man verloren, ansonsten eine sehr feine Sache.


    Gruß
    toadie

    Physik kann man nicht überlisten

  • Zitat

    Wichtig ist das die entsprechenden Cuepunkte von den Künstlern bzw. der Regie kommen, sonst ist man verloren, ansonsten eine sehr feine Sache.


    Öööhh, wie wärs denn mit Klavierauszug, oder selbst angepasstem Text<>Songbuch, in den/das man die Cue Punkte einträgt und "brav" mitliest?


    Sich auf dritte verlassen ist ja doch etwas risiko behaftet, falls die Inspizienz mal was vergisst, oder gar das Intercom ausfällt und keine Cues mehr durchkommen, darf ja nun die Vorstellung bzw. deren Ablauf nicht gefährdet sein.


    (Es sei denn, man wäre Chorsänger und statt zum Auftritt zu erscheinen UND zu singen fragt man pünktlich zur neuen Szene "Sag mal, sind wir nicht bald dran??" "Jaa wäret ihr gewesen, aber Eure Blindheit wurde jetzt wenigstens coram publico dokumentiert")

    Machen Sie das hauptberuflich oder verdient die Frau dazu?

  • Zitat von &quot;schallereignissortierer&quot;


    Öööhh, wie wärs denn mit Klavierauszug, oder selbst angepasstem Text<>Songbuch, in den/das man die Cue Punkte einträgt und "brav" mitliest?


    Genau so habe ich mich immer vorbereitet und netterweise passten meine am Editor vorbereiteten Mute-Cues zu 98% ! die erste Produktion, die ich so vorbereitet habe war '94 auf dem AMEK und später habe ich die Taktik einfach am M7 übernommen. In der "Szenenpseicherautomation" des LS9 gibts im Editor die Möglichkeit, einen kurzen Text als hook line an den Szenennamen anzufügen. Das finde ich sehr hilfreich.

  • Naja, das mit den Einsätzen und Cue's habe ich beim manuellen Fader-Schubsen ja auch.
    Ob ich jetzt die Fader zu früh hoch ziehe oder den Cue abfahre bleibt sich ja dann fast gleich.


    Klar kann man manchmal sich bei Szenen rein mogeln, aber bei großen Gruppen-Szenen muss man sich schon manchmal darauf verlassen, dass alle Schauspieler da sind wo sie sein müssen. (Freilicht-Theater, Massenszene mit 21 Headsets auf einmal...)


    Na, ich werde dann mal versuchen SCS mit dem LS9 sprechen zu lassen :-).
    Vielleicht kann ich dann gleich Ableton und Grand-Ma mitreden lassen, dann geht wenigstens alles auf einen Cue schief ;)


    Danke für eure Hinweise und Erfahrungen,
    Gruß
    Cheesy

  • Hallo,


    was die Inspizienz angeht, so verlaß ich mich für gewöhnlich auf mich selbst, und es geht nichts über ein verläßliches Textbuch bzw. Klavierauszug, in dem alles notiert ist, so daß notfalls auch mal ein Kollege einspringen kann.


    SCS unterstützt übrigens in der Professional Plus Version eine ganze Reihe von Steuersignalen (MIDI MMC, Telnet, RS232),da sollte sich doch ein gemeinsamer Nenner mit der Grandma finden lassen. Ableton hab ich noch gar nicht in Erwägung gezogen, die Möglichkeiten der Audio-Cues reichen mehr als aus.


    Gruß Jörg

  • Zitat von &quot;cheesy&quot;

    audiobo: über den Studio-Manager-Treiber für die LS9 bekommst du doch einen Midi-Ethernet Treiber für die LS9. Den kann man mit Midi Yoke nutzen (zumindest "sieht" das Program diese Komponete. Ausprobiert habe ich es noch nicht...)


    Der Studiomanager läuft bei meinem aktuellen Stück auf dem Tablet, also nicht auf dem Rechner mit SCS. Ich weiß gerade auch gar nicht ob ich dort überhaupt etwas installieren kann, da der von der Theaterproduktion zur Verfügung gestellt wurde.


    Und +1 für die Textbuch-Marker, wobei ich nach Möglichkeit schon bei der Premiere die Cues aus dem Kopf abfeuere...

    ...zunehmend Gefallen an Ignorieren-Funktionen findend.