Festivalbühne in Indianapolis eingeknickt

  • Ich war bis vor wenigen Stunden auch noch auf dem Taubertal, wir hatten gestern auch einen wirklich sehr überraschenden Sturzregen mit Sturmböen, das kam so schnell, da hättest du gar nichts machen können. Im Tal unten ist das zum Glück auch kein Problem, am Campingplatz Berg hat es innerhalb kürzester Zeit zerlegt was nicht niet und Nagelfest war. Selbst die schwere Scherenpavillonkonstruktion aus Stahl der Cocktailstände war ebenso Schrot wie auch unser Event Shelter, was ja extra mit Sturmleinen Wind gesichert ist und eigentlich schon heftige Unwetter mitgemacht hat von den Kaufhaus Pavillons mal ganz zu schweigen.
    Ich schätze mal von dem Moment wo ich gesehen habe, oh da kommt was bis es los gingen waren keine 15 Minuten Zeit, da ist es eben fast unmöglich etwas zu evakuieren, vor allem weil du trotzdem gar nicht abschätzen kannst was da kommt und wenn du das dann kannst ist es zu spät. Da hilft nur weitaus solider bauen, den wenn man das so sieht, also extrem solide sah mir die Bühne jetzt nicht aus in Indianapolis.

    In meinem Lexikon fehlt das Wort unmöglich!


    ASR Computer & PA Technik
    André Ruhnau
    Rosenstr.6
    78598 Königsheim

  • Ich hab das auch schon mehrere Male erlebt, davon 1 x mit Evakuierung.


    Aber das geht so schnell, da hat man im Regelfall wirklich keine Zeit um irgendwas zu unternehmen.


    Und weil hier irgendwo mal wer angemerkt hat, das vermutlich keine Windverbände drin waren.
    Ich hab Fotos gesehen, die sind auch wo im Netz, da kann man erkennen, das die Stahlseile von den Windverbänden da waren !!!

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  • Also ich sehe auf den Bildern folgendes:


    -keine Stahlseile / Verstrebungen
    -der hintere Vorhang war bis zum Schluss drin
    -die Tower stehen ungesichert und ohne Ballastierung auf der Bühnenunterkonstruktion


    In dem Video sehe ich:


    -das die Bühne mit einer Drehbewegung genau in dem Moment einknickt, als die Dachplane reißt.


    Also könnte man ganz vorsichtig folgern:


    -Rückplane macht Luftstau (die Windrichtung passt dazu)
    -Bühne hebt sich
    -Tower entlastet und fangen an sich aus ihrer lotrechten Position zu bewegen
    -Dach reißt
    -Tower werden schlagartig belastet



    Übrigens hatte ich auch schon oft die Situation, wo man abwägen musste, ob man ein Konzert abbricht oder nicht.


    Das ein Unwetter in 10 Minuten aufzieht, habe ich noch nicht erlebt, ich wusste immer schon Stunden vorher, das etwas kommt und habe das dann genau beobachtet. Zur Not auch mit einer Dauerleitung zur nächsten Wetterwacht / Flughafen.


    Wann abgebrochen werden muss, sollte auch jeden klar sein. Hat meine Bühne ein Baubuch bis Windstärke 10 und ein Meteorologe sagt mir eine Wahrscheinlichkeit von über 50% von 10 und mehr voraus, dann muss ich handeln...


    Just my two cents...

  • Also ich bilde mir ein, bei Bild 3 Mittig Links die Stahlseile zu erkennen.


    Und speziell in Wien hatte ich diese Unwetter ebenso schon kurzfristig erlebt wie in den Bergen.


    man weiß oft, das was kommt, aber die Stärke kann sich kurzfristig komplett Anders entwickeln als vorhergesagt.

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  • zumindest sind mal keine Stahlkreuze in der Rück- und Seitenfläche. Damit ist das Ding eigentlich nicht ausgesteift gegen Scherlast bzw. Verwindung würde ich sagen.

    The ships hung in the sky in much the same way that bricks don't.
    -- Douglas Adams

  • Zitat von "Markus Sorger"

    Der schwere Bühnenunfall am Wochenende hat viele Veranstaltungstechniker ins Grübeln gebracht; unsere Technikerforen sind voll von Thesen. Sehr schön sind immer wieder die Stimmen derjenigen, die es ja schon immer gewußt haben. Auch hier rund ums Blog gab es ein paar Diskussionen. Sehr interessant bei meinem Blog finde ich, daß ein Großteil der Leser nicht kommentieren, sondern lieber eine Mail schreiben; auf einen Kommentar kommen im Schnitt fünf Mails. Um das alles ein wenig zusammenzuführen, möchte ich hier mal ein paar Grundlagen zu Windlasten aufschreiben. Ich glaube, daß dann der ein oder andere versteht, daß das mit Bühnen bei Sturm gar nicht so einfach ist und daß es gar kein Patentrezept geben kann. www.tour-blog.de

  • Moin,


    Die Räumung ist, wie auch hier im Thread zu lesen, völlige Utopie. Ähnlich sehe ich das auch für jede Änderung an der Bühne im Ernstfall. Es ist nie genug Zeit. Man kann vielleicht die Zahl der Opfer mit einer Lautsprecherdurchsage reduzieren, Opfer jedoch nicht ausschließen. Bedenkt wo Ihr und Eure Kollegen sind, wenn das Inferno losbricht ;)


    Die bereitgehaltene vordere Kreuz-Verspannung ist eine gute Idee, die sollte aber schon bei einem schlechten Wetterbericht drin sein, stört ja wenig.
    Ein vollständiger, kreuzverspannter Würfel hält unglaubliches aus. Aber er ist in der Praxis nie vollständig, die Groundsupports können verrutschen. Ausgerechnet an der entlasteten Seite ziehen zusätzlich Schrägseile nach oben... so wie der Ballast regelmäßig angeschlagen wird ist das Verrutschen nicht ausgeschlossen...


    9 von 10 Bühnen in meinem Erlebensraum sind nach meinem statischen Verständniss einer Gewitterböe nicht gewachsen ...ich hoffe mir verschlägts dann nicht die Stimme und ich habe noch Strom :?


    Viele Grüße, Bernd




    PS Die abreißende Dachplane hat sich für einen kleinen Moment wie ein Segel gebläht, und in diesem Moment hats einen Boden-Anker der Schrägseil-Abspannung rausgerissen.

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    ich bezahle nicht fürs hinhören, ich baue Beschallungsanlagen


    Das SD12 Fliegetop ist bei gleicher Endstufe um durchgehend 3 dB lauter
    als "vorbekannte" 12"/1" Bauweisen.


    Der Bass CB18S ist der Beste

  • was ich grundsätzlich in diesen ganzen diskussionen immer gut finde: die haben damals auch alle geschrieben, das die titanic nicht sinken kann. danach haben alle gesagt, das das von vorneheirin klar war :)


    wir müssen uns damit abfinden, das wenn wir etwas machen, dann kann auch was passieren. die nasa hat ja auch trotz ihrer ganzen sicheherheitsmaßnahmen diverse unfälle. geben wir uns also nicht weiter der illusion hin, das es absolute sicherheit gibt.


    keiner von uns weiß, wie groß die unfallrate in unserer branche ist. vielleicht wäre es sinnvoller, den alk zu verbieten, weil wir damit deutlich mehr erreichen könnten. um mal polemisch zu werden: lassen wir doch das autofahren, dann haben wir ca 2500 verkehrstote weniger.

  • klar wird es absolute Sicherheit nie geben.


    Aber: Sinnvoll ist eben, jedes geschehene Unglück so genau wie möglich zu analysieren und daraus herauszuziehen, was man von nun an besser machen kann / muss / soll.


    In anderen Branchen hat sich das durchaus bereits bewährt, so vozugehen.

  • Zitat von "marce"

    Aber: Sinnvoll ist eben, jedes geschehene Unglück so genau wie möglich zu analysieren und daraus herauszuziehen, was man von nun an besser machen kann / muss / soll.


    Sehe ich auch so. Je mehr solche Unfälle diskutiert und analysiert werden, desto eher macht man sich selber auch Gedanken, wenn man einmal in eine ähnliche Situation gerät. Man wird vorsichtiger.

    Der Ton macht die Musik.

  • In diesem Forum:
    http://www.lightnetwork.com/in…ssage.php%3Fmsg%3D32694.1
    wird sehr engagiert und qualifiziert über dieses Unglück diskutiert; so wie ich’s verstehe auch unter Beteiligung z. T. sehr kompetenter und 'hochrangiger' Vertreter der US Live Entertainment Industry.
    Ein Post dort (eines ausdrücklich nicht Rigging/ Bühnenbauexpertens) gibt ziemlich exakt das wieder, was mir (ebenfalls absolut kein Statiker/ Rigger/ Bühnenbauer) beim Betrachten der Spiegel – Fotostrecke im ersten Augenblick in den Sinn kam:


    (sinngemäßes)

    Zitat

    beim Anblick der Bühnenkonstruktion VOR dem Unglück muss ich unwillkürlich an 8 aufrecht stehende Bleistifte denken, auf denen jemand das Telefonbuch von Los Angeles zu balancieren versucht.


    Wer plant/ baut/ genehmigt so was im sturmgewöhnten und – geplagten Midwest Amerika? :shock:
    Interessant ist, dass in der Diskussion das deutsche TÜV – und Baubuch – Procedere bei fliegenden Bauten als erstrebenswertes Wunschziel dargestellt wird. Und dass man vergleichbares dort bisher offenbar überhaut nicht zu kennen scheint.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Es ist ja nun auch so, daß es dort keine Bauabnahme und keine Baubuchpflicht gab und gibt.


    Klar scheint schon zu sein, daß die Bühnenkonstruktion, so wie sie dort stand, nicht die Windlasten ausgehalten hat, die sie laut Bauvorschriften für mobile Bauten in Indiana State hätte aushalten müssen (70mph gegen 90mph). Warum das so war, werden die Untersuchungen klären können. Ob die Ergebnisse dann öffentlich werden, ist eine andere Sache. Sicherlich nicht alle.


    http://www.indystar.com/articl…t-required-outdoor-stages


    Daß Regulierung nicht alle Probleme löst ist auch klar, aber es kann einige Schwachpunkte vermeiden.


    Warum die Band im Moment des Bühneneinsturzes auf die Bühne gehen sollte ist mir allerdings völlig unklar und verantwortungslos, so wird das Publikum vor der Bühne gehalten, also genau an dem Punkt, wo es Tote gab. Das erklärt auch die 4 Truss-Spot-Fahrer, von denen einer nicht überlebt hat und einer noch in Lebensgefahr schwebt.
    Es gab ja bereits vorher eine allgemeine Sturmwarnung und kurz vorher eine konkrete.
    Ein paar Meilen weiter wurde eine Veranstaltung ohne Wenn und Aber abgebrochen. Dort waren genau die gleichen Wetterwarnungen Grundlage für den Abbruch.


    EDIT:
    Wenn man diesen Beitrag liest, bekommt man ein Gefühl für die Entscheidungsgrundlage. Und das ist kein gutes Gefühl.
    http://www.weather.com/outlook…dy-not-a-fluke_2011-08-15

  • Zitat von "billbo"

    (sinngemäßes)


    Ein paar Schräg-Seile und Anker waren schon dabei, jedenfalls entnehme ich das dieser Analyse:


    Volltextzitat aus http://www.lightnetwork.com/in…ssage.php%3Fmsg%3D32694.1


    ----------------------------------
    From: nmsoundengineer 15 Aug 09:24
    To: MLBOY 138 of 227
    32694.138 in reply to 32694.137
    Scott,


    Check this video out....


    http://www.wthr.com/video?autoStart=true&topVideoCatNo=defau​lt&clipId=6150965&flvUri&partnerclipid


    In this video, you can see the wreckage of the roof, and if you look close enough, you can see the individual pieces of K-rail that were used as anchor points, a total of 4 a side, and only 2 on the US side. You can also see that on the SR side, the #3 from DS edge was dragged/thrown/tossed atleast 20' into a drainage area just US of the monitor wing, most likely this was the piece that had anchored the #1 SR tower and #3 SR towers. You can also see that the only 2 pieces of K-rail anchoring the back of the stage are a good 60' back from the stage, in the PARKING LOT, most likely a compromise that was made to allow a clear unabstructed path for vehicles to pass directly behind the loading dock area. However this means that the angle of each guy wire is at a different inclination to the roof grid, and the 2 US ones are definently more than 45 degrees (The spec from Thomas). Had there been any guy wires on the front of the roof into the audience, it would have probably helped keep the DSR towers vertical on the stage before the collapse. All of the K-Rail should have been staked into the ground on 3 sides to prevent it from being able to move in ANY direction, not just towards the stage, as well as probably 2-3 times as much K-rail in general IMHO.


    Essentially we're looking at a 20,000 LBS roof+ with atleast another 30,000lbs of production and 11,000lbs (atleast 60,000 lbs+)of production being held down in place and more importantly pulling on only 5 x 6,000lbs (30,000 lbs of useable Anchorage) pieces of concrete that were able to move in the dirt, at that level, no matter what internal guy wires are connecting the towers, short of them being physically anchored directly to the stage, this structure really had no chance in my book.


    I think if there were additional pieces of K-rail(ballast) directly infront of the stage and behind used as additional anchorage points to allow internal X bracing along the sides and the back, to create more triangles, and the side/US ballast being doubled up and staked in place, this accident may have never happened. I dont think that additional structural members (this roof has them) connecting the side truss towers together would have done much in this specific failure as the roof realistically was pushed from the side.


    This particular roof was retrofited (by thomas and MAS) to increase it's load capacity well beyond 60,000lbs a few years back(to hang rascal flatt's production package) adding the 3 additional under grid towers along the back edge (the black towers). Since those 3 additional towers are not directly in line with any of the side towers, it would be very difficult to safely connect across the back the 5 most US towers.


    If you look at the video, you'll notice most of the tower bases are still relatively close to where they stood originally. Proper ballast/anchorage is the most important thing period, you have to prevent any roof from being able to move in the wind beyond the towers center of gravity, load or no load.


    David Buehler
    Production & Systems Manager
    AE Productions Inc


    Audio - Video - Backline - Lighting - Staging & Roofs - Barricade - Crews - Production Management & Design
    Last edited: 15 Aug 14:08 by nmsoundengineer
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    Internetfund:
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    "K-rail" - California's version of the New Jersey Type 50 concrete barrier is inescapable if you are driving in this state.
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    Also Betonleitplanke wie man sie kennt.




    Viele Grüße,


    Bernd

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