Der Kampf gegen die Kirchenglocken

  • ...oder was tun, wenn das Geläut massive Einstreuungen ins Videosignal macht?


    Genau
    Ausgangslage: Kirche, 17. Jahrhundert. Sehr wenig Strom für Projektion und Eventtechnik. Aktuell keine getrennten Stromkreise.
    Problem: Sobald das Glockengeläute "läutet", beginnt das Bild des Videoprojektors massiv zu verzerren - es wird quasi jeder Glockenschlag visuell abgebildet. Sobald das Gesamtgeläut "losballert", sieht man auf dem Bild gar nichts mehr.
    Lösung: Reicht es, in einem solchen Fall einen üblichen Netzfilter (beispielsweise von Furman einzusetzen) oder muss da mit gröberem Geschütz (Neuverlegung Stromleitungen etc.) aufgefahren werden?


    Danke für Eure Tipps!


    4Art

  • Hi!


    Hast du den Motor schon ausfindig gemacht? Bist du/Beamer/Kabel eventuell in der Nähe?
    Vielleicht sinds auch nur Vibrationen, wo steht den der Beamer drauf?


    Wenn das Bild zerrt gibts doch ein Ausschluss-Verfahren:
    - Strom (anderer Kreis, Netzfilter, online USV,...)
    - Verkabelung (LWL oder Cat, bei Kupferleitungen Kabel anders verlegen, zum Probieren gerne auch Luftlinie)
    - Standort (Zuspieler zB Laptop -im Akkubetrieb- mit kurzer Leitung direkt zum Beamer stellen)


    Gestaltet sich natürlich langwierig, wenn man immer aufs Läuten warten muss.


    Sonst ev. zur Beichte und am Sonntag in die Messe. :D


    Gr.

  • Das Problem besteht auch, wenn das Notebook unabhängig vom Stromnetz auf Akkubetrieb eingesetzt wird. Aber das möchte ich auf jeden Fall nochmals verifizieren.


    Wir werden am Donnerstag-Abend mit dem Glockenbauer eine Session machen, bei welcher wir die einzelnen Glocken durch testen. Offensichtlich gibt's noch Unterschiede zwischen Läuten und Schlagen... Die Probleme bestehen vor allem beim Läuten - also dann, wenn sich die Glocken bewegen.


    Der Beamer ist fest installiert an der Empore - ist handelt sich absolut nicht um Vibrationen. Netzfilter werden wir ebenfalls am Donnerstag testen.


    Hätte ja sein können, das jemand hier aus dem Forum das Problem schon mal hatte und Trick 77 aus besagter Kiste hätte ziehen können :D


    Die Verbindungen innerhalb der Kirche sind mit Cat5-Kabeln und den kleinen Kramer-Wandlern (PT120) gelöst. Gemanaged wird die ganze Installation über einen VP-728 von Kramer.


    Aber wie schon gesagt wurde: Das ganze kann erst am Donnerstag mit dem Glockenbauer getestet werden, da dieser die verschiedenen Gläutetypen separat abrufen kann und dadurch tatsächlich Tests möglich sind.


    Gruss 4Art

  • Hat man schonmal probiert ne USV dazwischen zu bauen ?
    Während des Läutens auf Akkubetrieb stellen und schon hat der Beamer seine eigene Stromversorgung.


    Eine weitere Vermutung wäre dass diese Einstreuung weniger den Stromkreis selbst, als vielmehr die Signale betrifft. Gerade die CAT Extender könnten bei einer "schlampigen" Festverkabelung und womöglich einer gemeinsamen Maße mit dem Glockenmotor Probleme bereiten.


    Ich würd die Sache in folgender Reihenfolge angehen:


    - Beamer + Laptop an den Start bringen, Testbild laufen lassen
    - Glocken läuten lassen und Bild analysieren
    - Signale am Beamer demontieren (VGA/DVI/Remote/wasauchimmer) und Testbild übers Menü aufrufen
    - falls keine Internen Testbilder zur Verfügung stehen, einen Laptop auf Akkubetrieb und kurzem VGA Kabel anschliessen
    - Glocken läuten lassen


    wenn das Problem noch besteht ...
    - langes VGA/DVI Kabel besorgen und das CAT Kabel überbrücken
    - Osziloskop besorgen und den Strom während des Läutens überprüfen
    - USV Betrieb testen
    - Netzfilter testen
    - Trenntrafo testen

  • nur so nebenbei, kann man ausschließen das es eher ein akustisches problem ist?
    Das zb. tiefe, nicht immer hörbare Frequenzen den Projektor/den Chip/was auch immer in schwingungen versetzten?
    klingt irgenwie so..

  • Problem könnte auch ein nicht mit Filter versehener Frequenzumrichter sein der dann das Netz stört. Ich würde mit einem Testgerät dafür (zur Not ein Oszilloskop) mal die Netzspannung überwachen.


    Grüße Urs

    Ing. M.Sc. Urs Obernolte

  • Zitat von "Bjoern Lightman"

    nur so nebenbei, kann man ausschließen das es eher ein akustisches problem ist?
    Das zb. tiefe, nicht immer hörbare Frequenzen den Projektor/den Chip/was auch immer in schwingungen versetzten?
    klingt irgenwie so..


    Da kann ich dich beruhigen, ich hab bereits einige Beamer in Discos benutzt.
    Wenn ich zwei Beamer auf einer Hardstyle/Hardtechno VA laufen hab und da nichtmal einen Hauch von Schwingung im Bild sehe, dann dürfte dieser Faktor nicht die Ursache sein :D


    Um das Bild dann auch noch völlig unleserlich zu kriegen, müsste der Bild-Chip ziemlich groß sein (damit er anfälliger für tiefe Frequenzen wird) und zudem schlecht montiert sein im Gerät selbst.

  • Zitat von "leopold hollerith"

    Hat man schonmal probiert ne USV dazwischen zu bauen ?
    Während des Läutens auf Akkubetrieb stellen und schon hat der Beamer seine eigene Stromversorgung....


    Das müsste dann aber schon eine dicke USV sein. Der Gedanke kam mir beim Lesen, ich hielt ihn nur für unrealistisch wegen der möglicherweise hohen Anschlußleistung. Andererseits geht es ja nur um einen kurzen Zeitraum, das könnte zum Testen klappen.

  • Zitat von "4Art"

    ... Die Probleme bestehen vor allem beim Läuten - also dann, wenn sich die Glocken bewegen.


    Das erinnert mich an ein ähnliches Problem, welches wir bei einem Industrieevent hatten.
    Ton war zeitweise am Surren, und wurde stärker, je mehr Geräte im Betrieb/Verkabelt waren.
    Die Beamer zuckten zeitweise, und sogar die Lichtjungs hatten DMX Probleme (wobei sich jedoch nicht mehr klären lies, ob ein DMX Booster einen Defekt hatte, oder eine externe Störung vorhanden war).
    Die Betriebstechniker erklärten uns, dass die vielen (z.T. sehr großen) Motoren im Betrieb nach dem Ausschalten noch nachlaufen, und dabei eine „Rückspannung“ (dafür gab es einen schöneren Fachbegriff) in das Netz einspeisen. Die verursacht Störungen. In der hauseigenen EDV würde man einen hohen Aufwand mit Netzfiltern betreiben, damit die PS`s störungsfrei laufen.
    Als die Produktion im Betrieb beendet wurde, hörte der Stress bei uns der Stress auf.


    Vielleicht ist das Problem bei den Glocken ähnlich. Dort gibt es auch einen kräftigen Motor , der die Glocken in Schwung bringt, und die Glocken bringen ggf. den Motor in Schwung.
    Beim einzelnen Schlagen (wo es bei dir keine Störungen gibt) arbeitet vielleicht ein anderer Antrieb.

    mfG


    Uwe

  • Hi,


    ich würde es auch mit einer USV Probieren, am besten mit einer online USV, welche die Spannung puffert.


    Zum anderen würde ich mal den Schleifenwiderstand messen(lassen). Ich hab schon mal eine Audioanlage in einer Kirche entstört indem ich eine zusätzliche Erde von der Steckdose zum Verteilungsschrank (und der war nur ca. 3 Meter von der Dose weg) gezogen habe.


    Tomy

    SIM II Operator and Dante Level I-II-III (alles sogar zweimal :)
    Jugendschwimmabzeichen, Rettungsschwimmabzeichen in Bronze
    Meine kommerziellen Softwareprodukte SATlive und LevelCheck

  • Kameraden, das sind zwei paar Stiefel. Beim Schlagen gibt es einen Hammer, der über eine wie auch immer geartete Mechanik meist nur mit kleinem Motor und Exzenter angetrieben wird.
    Beim Läuten wird die gesamte Glocke bewegt und zwar entweder in einer Polwenderschaltung oder sogar nur in eine Richtung mit einem ordentlichen Motor gezogen, dann im Umkehrpunkt abgeschaltet und im anderen Umkehrpunkt wieder eingeschaltet. Dass dabei der Motor auch im generatorischen Betrieb arbeitet, ist klar.
    Ich würde probehalber einfach mal den Strom aus einer ganz anderen Ecke holen (Gemeindezentrum nebenan oder sonstwo).
    Wenn das sich dann als Problem bewahrheitet, und davon gehe ich aus, sollte man einen Spannungskonstanthalter oder Filter einsetzen. Manche schwören da auf Ismet als Hersteller. Ist aber nicht ganz billig.


    BTW: Mein Onkel wohnt neben einem Sägewerk. Huiuiui, ich habe nur einmal eine Cassette aufgenommen, während die Säge im Betrieb war. Auch beim Abspielen während die Säge an war, war das kein Problem, aber nachdem die Säge aus war oder im Auto konnte man die Aufnahme nicht mehr anhören, so eierte die. Gleiches Thema wie oben.

  • Das Problem ist gelöst. Bei Glocke 4 ist noch eine alte Motoransteuerung verbaut und die stört so richtig heftig. Die wird nun auf den Stand von Glocke 1-3 ersetzt und gut ist.


    Herzlichen dAnk für Eure Tipps! Herausgefunden haben wir das letztendlich mit dem Glockenbauer im Ausschlussverfahren.