Tribüne stürzt ein (Luzern, Schweiz)

  • Die Konstruktion muss den dynamischen Kräften standhalten, "ihr dürft nicht springen!" ist eine komische Aussage in der Statik.

    Ich habe schon einige Prüfstatiken von mobilen Bühnen gesehen, in denen sinngemäß steht "hierauf darf nicht getanzt werden". Nachdem ich mal bei einem sehr "bewegungslastigen" Festival eine Doppelschelle vom Dach fallen sah, die definitiv beim Aufbau fest war bin ich da auch etwas kritischer und übersafe im Zweifelsfall bei Tanzveranstaltungen lieber zweimal mehr, auch Dinge, die eigentlich als eigensicher zu betrachten wären...

  • Die Haftung ist dann ja auch klar, die Frage die sich stellt ist aber wie fern dies vom eigentlichen Zweck der Bühne ist. Wenn also schon die normale künstlerische Darbietung zum Problem für die Statik wird.


    Das Foto der Konstruktion sagt ja schob vieles und wer dies so als Tribüne übergeben hat muss sich einige Fragen gefallen lassen.

  • Seit wann sind denn grob gehobelte, außenliegende Holzbalken mit Bretterbelag normale Gerüstbohlen? Habe ich was verpasst? ^^


    Im Vergleich dazu mal ein Bild eines etwas anders aufgestellten Anbieters solcher Bauten:



    Die bauen das dann auch schon mal bis 15m Höhe oder so.

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  • Ich mag ja etwas oldschool sein - aber den Unterschied würde ich eher auf den zweiten Blick bewerten, als auf einen 'Bildausschnitt'...


    Im Schatten des ersten Bildes versteckt sich noch etwas, was ein Stahl-Vierkantrohr sein könnte. Die Frage ist ja: welche Teile des Konstruktes welche Kräfte aufnehmen können/sollen/dürfen. Und selbst, wenn alles aus 'Holz-Rustikal' gebaut wäre, würde ich dem nicht per-se die statischen Zulassungen verwehren.


    Nicht umsonst heisst es "Statik" - während bewegte Massen eher der Dynamik zuzurechnen wären und mal schnell das Vielfache der statischen Kräfte erzeugen. Den Unterschied haben schon meine Kinder (bzw. deren Daumen) mit einem 100g Hammer schnell erlernen können.



    Darf ich diesbezüglich mal einen schlauen Kollegen zitieren:

    Ich weiß ja nicht - aber interpretiert wird hier überhaupt sehr viel...

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • So bitteschön:



    (selbe Region (Entfernung ca. 5km), Anbieter kenne ich nicht, Machart scheint zumindest identisch zu sein)

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  • Ja, die Auflagekraft wird auf jeder Seite von 3 ca. 3.5-4cm starken Vierkanthölzern aufgefangen, die innen noch mal gedoppelt wurden um gegen seitliches Verrutschen zu sichern.


    Der dicke Balken vorne stabilisiert zwar die Platte in sich, hält aber letztlich nüt, weil er nur auf dieser kleinen abgeschrägten Ecke aufliegt.

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  • also wenn ich mir dieses foto genau anschaue, kommt mir das kalte grausen.

    der vordere und der hintere balken liegen ja nur minimal auf, die können so gut wie keine kräfte an die stahlträger weiterleiten.

    die mittleren balken haben zwar mehr auflagefläche, aber das ist ja auch nicht wirklich viel für das gewicht, was hier zu tragen ist.

    was man in dem bild nicht sieht, ist ob es weitere kraftableitungen gibt, die balken also in der mitte noch irgendwo mehrfach nach unten gestützt werden. falls nicht, halte ich diese konstruktion für nicht zulassungsfähig.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • was man in dem bild nicht sieht, ist ob es weitere kraftableitungen gibt, die balken also in der mitte noch irgendwo mehrfach nach unten gestützt werden.

    Doch, wenn man das Foto anklickt, kann man bei dem obersten Element erkennen, dass da nichts ist. Wäre wahrscheinlich auch zu kompliziert, habe dafür noch kein Standard-Layer-Teil gesehen.


    halte ich diese konstruktion für nicht zulassungsfähig.

    Ja nu, danach fragt man hierzulande halt noch nicht so häufig (verglichen mit Regulierungsland DE). Ich kenne so einige Aussagen von Produktionsleitern (die u.a. ihren Meister in DE gemacht haben), dass hier viel passiert was in DE nicht so ohne weiteres umsetzbar wäre.

    Anders ist es übrigens bei dem Material, dass in Beitrag #25 zu sehen ist, da der Anbieter international für grosse Events Aufträge ausführt. Bzgl. der persönlichen Gefährdung während des Abbaus hingegen hätten die BGs mindestens mahnend den Zeigefinger gehoben. Bei unserem Rigger aber vermutlich auch... X/

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  • im bild in beitrag #25 sieht man deutlich, was passiert wenn da zu viel last drauf kommt. weil der balken nur im oberen teil auf der stahlkonstruktion aufliegt, wird der untere teil nach unten weggedrückt, er reisst dann einfach ein. das ist einfachste statik-logik.

    die balken bräuchten einen sogenannten balkenschuh, wenn sie vollständig tragen sollen. so wie im bild in #27 trägt jedenfalls nur ein sehr kleiner teil des balkens, der rest hängt einfach in der luft.


    falls ich mal wieder in der schweiz auf einer tribüne sitzen sollte, werde ich mir das jetzt vorher genau ansehen ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Die Auflagen sind doch keine Layher-Standardteile, oder? Ob nun Schweiz oder nicht, wenn es um Baurecht geht, gibt es nicht mehr soviele Unterschiede. Der Errichter der eingestürzten Tribüne wird erklären müssen, warum er keine genau dafür hergestellten Teile genommen hat. Das wird dünn.

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  • Die Auflagen sind doch keine Layher-Standardteile, oder?

    ich hab ja mal im bühnenbau gearbeitet. dort hatten wir U-träger von layher, die sehr ähnlich aussahen. insofern könnte ich mir schon vorstellen, dass diese teile vom hersteller sind. die gezeigte balkenauflage ist es aber keinesfalls.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • im bild in beitrag #25 sieht man deutlich, was passiert wenn da zu viel last drauf kommt. weil der balken nur im oberen teil auf der stahlkonstruktion aufliegt,

    Das Bild, das du meinst ist, genau genommen, in Beitrag #19.


    falcocgn

    Die Tribüne gestern war an die 8m hoch. Zuschauerzahlen und Breite kann ich leider nur sehr schwer schätzen, da habe ich einfach kein Auge für. War aber schon etwas grösser das Ganze.

    Würde sich das in DE überhaupt noch einer trauen, dann so etwas zu bauen?

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  • Die balken bräuchten einen sogenannten balkenschuh, wenn sie vollständig tragen sollen. so wie im bild in #27 trägt jedenfalls nur ein sehr kleiner teil des balkens, der rest hängt einfach in der luft.

    Es muss nicht zwingend ein Balkenschuh sein. Dem Aufreißen des Balkens in Maserlängsrichtung bei einer Ausplattung kann auch durch einen Bolzen oder eine Vollgewinderschraube begegnet werden. Für den Auflagerteil muss trotzdem ein Nachweis bzgl. Querkraft berechnet werden.

  • Es muss nicht zwingend ein Balkenschuh sein. Dem Aufreißen des Balkens in Maserlängsrichtung bei einer Ausplattung kann auch durch einen Bolzen oder eine Vollgewinderschraube begegnet werden. Für den Auflagerteil muss trotzdem ein Nachweis bzgl. Querkraft berechnet werden.

    Genau so. Und die Flächenpressung am Auflager ist unter Garantie für Holz auch zu hoch, hier müsste eine Auflagerverstärkung angebracht werden. Im Idealfall liegen die Träger auch nicht nur auf, sondern werden mit Laschen eingehängt und steifen damit die Layer-Konstruktion zusätzlich aus. Eine Metallverstärkung der Trägerenden, Radius statt scharfe Kante gegen die Kerbwirkung und ein Schutz gegen Rissbildung wäre hier angebracht.


    Die Tribüne gestern war an die 8m hoch. Zuschauerzahlen und Breite kann ich leider nur sehr schwer schätzen, da habe ich einfach kein Auge für. War aber schon etwas grösser das Ganze.

    Würde sich das in DE überhaupt

    Mit Bestuhlung ist das ganze vermutlich unkritischer als mit einer stehenden und hüpfenden Menschenmenge. Trotzdem nicht gut, gerade bei 8 m. :(