Mikrofone für Trp, Pos, Sax, Flute

  • Ich habe für derlei Aufgaben das AT2010 als günstiges Universal Mikro für praktisch alles. Dazu ein paar Beta 57/56 und ich bin schon mal für eine vielzahl an Signalquellen gerüstet.

  • 'Inventur' würde ich so machen:

    Für Sax, Flöten, Posaunen ATM 350. Für Trompeten entweder RE320 neu oder MD421/521 aufstocken. M88 und RE20 als Solistenmikro behalten. Den Rest verkaufen (z.B. für 441 wird ganz ordentlich Geld bezahlt und ja, die sind wirklich nicht besonders robust)

    Für Blech und Holz kann ich mir das gut vorstellen, die benötigte Anzahl wäre aber nicht ohne. Die 441er zu verkaufen, könnte einiges Geld in die Kasse spielen, aber für Aufnahmezwecke sind die Teile einfach wirklich exzellent und ich tue mich daher mit der Trennung schwer.


    Clip-Mikros sind natürlich auch nicht so universell einsetzbar. Ab und an rechne ich auch mit einer Art Pop-Gospel-Chor, bei dem ich normalerweise jede zweite Person mit einem Handmikrofon versorgen muss und das bedeutet, "normale" Mikros werden benötigt. Andererseits mag ich den warmen Sound des ATM-350 sehr - vor allem an Posaunen und Saxophonen - und GbF wäre dann schlicht kein Thema mehr. Auch nicht übel.


    Daher noch ein paar Fragen zu dem ATM-350a: Das Teil hat ja 4m auf der Mikro-Seite fest angebrachtes und mit rund 3mm recht dünnes Kabel. Ist da die Gefahr der Beschädigung nicht recht groß? Wie sind da eure Erfahrungen? Und wohin mit den 4m Kabel auf der Bühne?


    Von welchem Schalldruck muss ich eigentlich bei Saxophonen ausgehen, wenn ich das Mikrofon etwa 20-30cm vor dem Instrument positioniere? Ich hatte schon vor langer Zeit mal in einem anderen Forum nachgefragt, weil ich die SHM-20 vor den Saxophonen einsetzen wollte, die einen max. SPL von 123dB/1%THD haben. Die Aussage war: Kein Problem und mir ist - zumindest mit der Schul-Bigband - auch nichts negativ aufgefallen. In einem Bläserforum hat sich jemand ein Aufnahmegerät mit eingebauten Mics gekauft, das mit 120dB max SPL angegeben ist, auch in diesem Fall war die Aussage: Läuft super. Dann wären die vorhandenen Beyer SHM-20 (möglichst in robusterer Form - siehe anderer Thread) auch eine Möglichkeit.


    mfk0815 Das AT2010 scheint von Frequenzgang und Richtwirkung dem Beyer MCE81/Opus81 zu ähneln. Als universelles Mikro kann ich mir das gut vorstellen. Ich frage mich nur, ob die Höhenbetonung Bläsern wirklich gut tut (aber da reicht sicher ein Griff zum EQ).


    Noch eine grundsätzliche Frage: Gibt eurerseits es eine Präferenz hinsichtlich der verwendeten Richtcharakteristik bei den bei Bläsern aufgestellten Mikrofonen? Meist sind die Mikrofone ja schräg von oben (Saxophone) oder schräg von unten kommend (Posaunen evtl. Trompeten) aufgestellt. Wäre da eine Hyperniere/Superniere im Vorteil gegenüber eine Niere oder ist das in der Summe schlicht irrelevant, solange die Richtwirkung des Mikrofons keine unangenehmen Ausreißer bei bestimmten Frequenzen hat?

  • hinsichtlich der verwendeten Richtcharakteristik

    Kommt auf den Musiker an, ob er innerhalb der Charakteristik bleiben kann.

    Wenn da viel Aktion gemacht wird, dann ist eine breitere Charakteristik besser. Wenn der Musiker sitzt und sich weniger bewegt darf die Charakteristik auch enger fassen.


    Ein weiterer Punkt ist sicherlich das Monitoring. Wenn das lauter wird und konventionelles Monitoring da drüber muss, dann brauchts schon GbF und das bekommt man eben mit entsprechender Ausrichtung in Verbindung mit enger Charakteristik.


    Bei gediegenem Ambiente ist das deutlicher entspannter.

    Laut heisst nicht immer gleich gut und toll und wer schreit ist meist im Unrecht.

  • Was den Aufnahmebereich um die Hauptachse angeht, habe ich mal die Diagramme von MD-431 und MD-421 verglichen. Bei +/- 60° ergibt sich da ein Unterschied von gerade mal 1dB, bei +/- 90° von 2dB. Das ist natürlich jeweils zusätzlich zur sowieso schon vorhandenen Dämpfung außerhalb der Hauptachse, daher sicher nicht ganz ohne Bedeutung, sollte aber einigermaßen zu verkraften sein.

  • Hab letzte Nacht zufällig einen Konzertmitschnitt der Neville Brothers gesehen, und Charles Neville spielt verschiedene Saxophone über ein Großmembran-Kondensatormikro.

    Im Jahr 1989!

  • Kommt eben immer auf das setting an. Ein einzelnes Sax kann man mit vielen Mikrofontypen gut hinkriegen. Das kann aber sofort nicht mehr gelten, wenn 15 Bläsermikros gleichzeitig offen sind und die nächste 12“/1“ Box 3 Meter davon weg steht *finger

    Daher bin ich ein Feind von Sammelsuriumsmikrophonie bei Amateur-Bigbands.

  • Daher bin ich ein Feind von Sammelsuriumsmikrophonie bei Amateur-Bigbands.

    Wieso, wenn jedes Mikro bei einer anderen Frequenz koppelt brauchst du pro Frequenz nicht so viel rausziehen…


    iron

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • ...etwas ausgefallen, aber hab das schon einige Male gemacht:

    'n Headset für Querflöte, Flöte oder auch Geige


    ...wenn sonst nix anderes da ist, funktioniert so was hervorragend ;)

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, "Jungfrau von Orleans" )

  • Solange ein Lavalier und Gaffa da ist krieg ich alles mikrofoniert. ;)

    ...hab ich auch schon of genug gemacht - n Shure WL93 is da meine Geheimwaffe :D

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, "Jungfrau von Orleans" )

  • Also bevor ich da einzelne Mikrofon Typen empfehlen kann, muss man eigentlich auch mal die Künstler befragen. Ich kenne da Posaunisten und Trompeter, die nutzen das Stativmikro eben auch zur Pegelgestaltung und zur Klangbeeinflussung. Will sagen, die können damit umgehen und nutzen das auch. Falls, je nach Musik auch viel mit Mute gespielt, wird kann es sein das ein Clip zu kurz ist und der Mute da nicht mehr passt.

    Von daher ist das alles auch etwas Anwendungsabhängig. Wenn es geil sein soll und Du alles richtig vorhalten willst, brauchst Du:


    1-2x MD421, 2x RE20 oder 320, 2x M88 und 4x ATM 350. Je nach Beratung des Bläsersatzes ist es eine beliebige Kombination daraus dann richtig.

    Practice, Practice, Practice

  • Hab ein wenig mit meinem eigenen Altsax rumprobiert, um ein paar Dinge auszuprobieren (Sax ist nur ein "Nebeninstrument", aber immerhin):


    Das MD-421 fügt dem Sound eine schöne Wärme hinzu und auch die Präsenz des Mikrofons passt. Irgendwie "mix ready" und recht durchsetzungsfähig.


    Das AT Pro 35 klingt einfach sehr ausgewogen - wegen der nahen Positionierung macht sich auch hier der Nahbesprechungseffekt positiv bemerkbar und die ziemlich lineare Charakteristik passt super. Allerdings ist die Körperschallübertragung der Klappengeräusche störend laut. Man muss schon recht laut spielen, damit die Klappen nicht mehr wahrzunehmen sind. Hab das Mikro dann zum Vergleich an ein Mikrostativ geklemmt - ein riesiger Unterschied. Ist die Konstruktion der Befestigung beim ATM-350 deutlich besser oder ist das einfach so?


    Klanglich kann das Superlux S-241 (nach einer kleinen Korrektur in den Höhen) absolut mit dem AT Pro 35 mithalten. Es ist ohne Windschutz allerdings sehr windempfindlich, mit "Verhüterli" klappt's dann aber gut. Man bekommt das Mikro nur nicht konstant so nah ans Instrument wie ein Clip-Mic.

  • Allerdings ist die Körperschallübertragung der Klappengeräusche störend laut. Man muss schon recht laut spielen, damit die Klappen nicht mehr wahrzunehmen sind. Hab das Mikro dann zum Vergleich an ein Mikrostativ geklemmt - ein riesiger Unterschied. Ist die Konstruktion der Befestigung beim ATM-350 deutlich besser oder ist das einfach so?

    Das 350er und das neue Halterungssystem sind tatsächlich etwas besser körperschallentkoppelt. Allerdings würde ich, wenn es so krass war, als Erstes mal 7,-€ in einen neuen AT8118 investieren. Das Teil macht den wesentlichen Part bei der Entkopplung. ;)

  • Klanglich kann das Superlux S-241 (nach einer kleinen Korrektur in den Höhen) absolut mit dem AT Pro 35 mithalten.

    Das Problem bei den billigen Mikros ist nicht, dass sie generell schlecht sind, sondern dass die Ausreißer nach oben und unten zu unvorhersehbar sind.
    Ein Musikerfreund hat für sein Gebläse ein billiges Funk-Clip-Mikro, welches bei ihm fast immer super funktioniert. Er kann das Ding während der Show an verschiedene Instrumente clippen, dauert jeweils nur wenige Sekunden.

  • Also bevor ich da einzelne Mikrofon Typen empfehlen kann, muss man eigentlich auch mal die Künstler befragen.

    Da ich nicht mit einer festen Gruppe unterwegs bin, kann ich nur eine weitgehend funktionierende Lösung anbieten, auch wenn diese nicht alle Wünsche erfüllt. Momentan neige ich dazu, entweder eine Lösung ohne Clip-Mikrofone oder eine "gemischte" Lösung umzusetzen (z.B. Sax mit Clip, Rest ohne).

    Das 350er und das neue Halterungssystem sind tatsächlich etwas besser körperschallentkoppelt. Allerdings würde ich, wenn es so krass war, als Erstes mal 7,-€ in einen neuen AT8118 investieren. Das Teil macht den wesentlichen Part bei der Entkopplung. ;)

    Hab mir den Schaumstoff mal angesehen. Wirkt jetzt nicht mehr völlig "fluffig", ist aber auch nicht am zerbröseln (wie ich es bei alten ATM-35 schon gesehen habe). Im jetzigen Zustand sind die Klappengeräusche zu laut. Werde dann mal die von dir empfohlene Investition tätigen. :)


    Noch einmal zum Test: Das Pro 35 war immer am Sax befestigt, das S-241 in ca. 20-25cm Abstand aufgestellt und wechselweise noch ein MD-421, ein PL-20 (nur kurz, hatte ein schlechtes Stativ erwischt, das wollte das fette Teil nicht halten - klang aber gut) und ein MD-431. Das S-241 hat mir mit der oben bereits erwähnten EQ-Korrektur sehr gut gefallen, wenn es um einen offenen und realistischen Sound geht, das Pro 35 war ziemlich gleichauf.


    Eine ganz andere Wirkung hatte das Sennheiser MD-421. Es fehlen die ganz hohen Frequenzen, dafür bringt es bringt einen "Schmelz" mit sich, der seinerseits sehr gut gefällt. Sorry, dass ich ins Gefühlsduselige verfalle, aber betrachtet man den Sound des Pro 35 und des S-241 als eine Art fotorealistische Abbildung, dann wäre der Sound des MD-421 eher ein schönfärberisches Gemälde, das zwar einige realistische Elemente venachlässigt, aber das Wesentliche der Aussage herausarbeitet.


    Mit Musik von einer Bluetooth-Box hinter den Mikrofonen habe ich Lautstärke und Sound des Übersprechens getestet. Das Übersprechen des AT Pro 35 klang dabei eher warm und abgerundet, das des S-241 klang dagegen nicht so ausgewogen und eher etwas störend. Beides lässt sich aufgrund der Polardiagramme nachvollziehen. Das Übersprechen beim MD-421 klang wiederum eher warm. Große Unterschiede im Pegel des Übersprechens gab es nicht.


    Später habe ich noch ein paar Kondensator-Gesangsmikrofone ausprobiert (ATM-710 und Opus 81). Der Sound gefällt ebenfalls gut, das Übersprechen war aber subjektiv störender, weil präsenter und höhenlastiger (auch das lässt sich am Polardiagramm gut nachvollziehen, denn die sonst wirklich guten Nieren erlauben sich bei hohen Frequenzen Ausreißer).


    In den nächsten Tagen kriege ich wahrscheinlichauch noch ein paar günstige dynamische Mikrofone in die Finger: Das Lewitt 550 MTP (Niere) und das SE V7 (Hyperniere). Mal sehen, wie diese sich schlagen werden. Auch das Beyer SHM-20 möchte ich als "Exot" noch einmal testen.

  • Wie schon gesagt wurde, spielen die Instrumentalisten eine entscheidende Rolle. Ich als Klarinettist würd ein Clipmikro dankend ablehnen…

    Bei Clipmikros muss auch mehr geschraubt werden. Eine guter Bläser geht beim Solo etwas näher ans Mikro und schon klingt es lauter und voller, ohne dass der Tonmensch was gemacht hat…

    GbF sollte bei Blechbläsern und Sax eigentlich kein Thema sein…

  • Das Line Audio CM4 wird ja gern als erstaunlich hochwertiges und preis-wertes Kondensatormikrofon empfohlen. Es hat eine nur ganz leicht breitere Niere (die Darstellung täuscht etwas, da das Diagramm bis etwas über -30dB auflöst statt etwas über -20dB beim ATM-350a), das Polardiagramm ist weitgehend mustergültig, der Frequenzgang aalglatt und das Rauschen laut Datenblatt erstaunlich gering für so eine kleine Kapsel.


    Daher: Welche Erfahrungen habt ihr mit dem CM4 an Blasinstrumenten gemacht? Müsste doch klanglich genauso gut wie das ATM-350a funktionieren (beide nutzen eine kleine Elektretkapsel mit weitgehend linearem Frequenzgang).


    EDIT: Noch einmal Mikrofontest mit dem Saxophon. Diesmal ging's los mit einem Schoeps MK-4 als Referenz.

    • CAD M177: Als Großmembran echt nicht schlecht, bündelt die Höhen aber zu stark, so dass schon kleinere Abweichungen aus der Hauptachse zu starke Klangveränderungen verursachen. Und auf der Bühne sicher sowieso unpraktisch.
    • Shure SM-81: Mit einer kleinen EQ-Korrektur in den Mitten und einer leichten Absenkung im Höhenbereich kann es richtig smooth klingen. Die Auflösung gefällt mir sehr gut. Die Rückwärtsdämpfung war auch richtig gut. Das Rauschen des Mikros ist recht hochfrequent, aber nicht zu laut.
    • Beyer SHM-20: Die Exoten brauchen etwas Unterstützung im unteren Frequenzbereich, dann haben sie auch genug Fundament im Sound, Die Geschmacksentzerrung war sonst ähnlich wie beim SM-81. Nur das Grundrauschen ist deutlich auffälliger - nicht nur lauter, sondern breitbandiger (also auch mittiger bzw. tieffrequenter). Seitliche Abweichungen aus der Hauptachse sind beim SHM-20 am unauffälligsten.
    • Superlux S241: Im Vergleich mit dem SM-81 fällt nun doch die mangelnde Auflösung deutlicher auf.
    • Sennheiser MD-421: Mit einer kleinen Absenkung im Präsenzbereich (war mir bei Tönen im hohen Register sonst zu prominent) klingt das Mikrofon ganz erstaunlich. Der Eindruck des gestrigen Tests verfestigt sich.
    • Das Audio-Technica Pro 35 ist klanglich völlig einwandfrei und hat den Vorteil des deutlich besseren Nutzsignal-Verhältnisses. Bei Übersprechen von entfernteren Quellen (von hinten oder seitlich) wirkt sich die Nähe zur Schallquelle deutlich aus - der Vorteil lag in meinem Test bei ca. 9dB. Das ist eine ganze Menge und auf einer vielleicht engen Bühne bestimmt sehr nützlich. Und natürlich gibt es keine Probleme mit Bewegungen des Instruments aus der Hauptachse des Mikrofons.

    So, nun muss ich die Eindrücke erstmal sacken lassen. Shure SM-81 und Sennheiser MD-421 sind als Stativmikrofone jedenfalls richtig gute Lösungen und beide kann ich mir auch gut an Trompete und Posaune vorstellen.

    3 Mal editiert, zuletzt von Hanseat ()