Chor (+Band): wenig Kondensator oder viele dynamische Mikrofone?

  • Hallo, ich würde gerne eure Meinungen hören. Ich habe einen Chor (3 Reihen, 7 Personen pro Reihe) und eine Band, die gleichzeitig spielt. Es wird digital gemischt (inklusive Gruppen). Der akustische Raum ist unbehandelt. Das Publikum wird etwa 300 Personen umfassen. Die Musik ist energetisch. Mein Ziel ist es, eine gute Lautstärke und Klangqualität des Chores zu erreichen. Die Band wird mit In-Ears spielen, und das Schlagzeug wird so weit wie möglich gedämpft sein. Der Chor wird 2 Monitore für sich selbst haben.


    Es gibt zwei Möglichkeiten, den Chor zu verstärken:

    A: 5 Kondensatoren auf Ständern

    B: 12 dynamische Mikrofone auf Ständern


    Vielen Dank für euren Rat!
    Adam

  • Hallo Adam,

    schaue mal hier, da gab es kürzlich eine Diskussion über das Thema:

  • Das größte Problem ist das Monitoring des Chors.

    Die Kondenser auf die Monitore zu bringen ohne das es koppelt, halte ich für schwierig.

    Habe da auch schon meine Erfahrungen gemacht.

    Mit den dyn. Einzelmirkos wird das meines Erachtens besser funktionieren.

  • Bei solchen Sachen versuche ich, den Chor gar nicht auf den Monitor zu bringen, falls irgend möglich. Idealerweise hören sich die Sänger trotz Band gegenseitig gut genug in der Gruppe, dass das funktioniert.

    Ausnahme: Einzelabnahme aller Sänger per Handmikro oder Headset quasi direkt am Mund.

    Ansonsten gibts auf dem Monitor hauptsächlich in möglichst homöopatischer Dosis Klavier oder Keyboard oder Akustikgitarre zur harmonischen Orientierung.


    Frauenstimmen gerne per Condenser in Gruppen, bei den Männern gerne mehr Mikrofone näher an die einzelnen Stimmen. Also z. B. je zwei Condenser für Sopran und Alt, und dann deine 12 dynamischen einzeln für die Männer.

    Hintergrund: Bei Abnahme in Gruppen (mit entsprechenden Abstand) in akustisch ungünstigen Umgebungen mit Band und PA muss ich meistens in den tiefen Mitten, wo gerade die Tenöre und Bässe "schön" klingen, recht viel filtern. Das klingt dann oft etwas hohl. Mit der Einzelabnahme schaffe ich erstens in diesen Frequenzbereichen mehr GBF (bzw. ich brauch halt weniger Gain) und habe bei Nierenmikros meist noch den Nahbesprechungseffekt.

    Die unterschiedliche Direktheit gleiche ich meist mit entsprechendem EQing der Nahmikrofonierung und anderer Hallbearbeitung aus. Klanglich ist es ein wenig ein Kompromiss in der Homogenität des Chores, das kann aber gegenüber den Kompromissen, die man gerade in unbehandelter Umgebung eingehen muss, der geringere Kompromiss sein.

  • Bin 100% bei @ lisa f..


    Ich hatte schon oft eine ähnliche Situation. OH hast du halt auf den ganzen Chormics auch mit drauf. Wenn möglich deshalb Plexiglas dazwischen und einen Drummer, der sich zurückhalten kann.


    Der Chor braucht in der Regel auf dem Monitor nur etwas, um sich zu orientieren, aber seltenst sich selber. Ich sähe da auch keinen Mehrwert - der Chor ist im Prinzip ein Klumpen aus Einzelstimmen. Um sich individuell zu kontrollieren, müsste sich jede Person selber hören können.


    Deshalb glaube ich, dass Keys auf den Monitoren genügen wird. Man muss dem Chor auch nicht explizit sagen, dass er nicht auf dem Monitor ist - so hören sich die Sänger*innen auch schon besser, weil sie denken, es wäre so...

    Der Ton macht die Musik.

  • Oder halt (wenn's vom Konzept her geht) die 'Amerikansiche Variante'. Pro Stimme ein 'Solist', der dann den Klang mit macht, der Rest vom Chor mit Overheads als 'Fläche'. Sieht man bei diversen US - Gospelchor Videos recht gut, da stehen die 'Chorsolisten' oft extra. Die kann man, bei Bedarf, dann dem Chor 'zum Festhalten' auf den Monitor legen.

    Macht aber eher Sinn bei so 'Masschoir' Geschichten.

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    Einmal editiert, zuletzt von TomyN ()

  • Mit Band IMMER dynamische Einzelmikrofone ... und trotzdem kein Chor auf den Monitor, bei 21 Menschen hört sich eh keiner mehr einzeln raus. Macht viel mehr Spaß als für ein mäßiges Ergebnis stundenlang am EW und an den nerven der Künstler zu biegen ...

  • Ich würde mich nicht zusehr am am Dynamisch festhalten, in 'meinem' Chor sind es Kondensatormics für Sopran und Alt und Tenor sowie Dynamische Mikros für den Bass.

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  • Wenn du dich für die Kleinmembranmikro-für-mehrere-Variante entscheidest, dann hilft oft schon nach ein paar Meter eine Delay-Line, auf der hauptsächlich Chor liegt. Die ersten Reihen bekommen den Chor oft relativ gut durch den Direktschall mit (Chor auf die Front nur so viel, dass man noch deutlich vom Feedback entfernt ist) und auf die Delays kann man durch den größeren Abstand schon erheblich mehr Chor geben und diesen so auch für die hinteren Reihen gut verständlich machen.


    Den Schlagzeuger mal lieb fragen, ob er nicht für diesen Anlass elektronische Drums spielen möchte. Das ist für den Gesamtsound in so einer Situation die vorzuziehende Variante.

  • Aus dem Bauch heraus würde ich sagen:

    21 Mikrofone für den Chor, wenn 21 Menschen im Chor sind. Mit 12 würde ich nicht anfangen, das ist nur halb auf dem Weg zur Einzelmikrofonie.

    Alternativ die Condenser-Variante, 3:1-Regel befolgen und keine Wunder erwarten. Heißt, der Chor muß von sich aus die Band-Lautstärke erreichen und kann dann gestützt werden. Würde schöner klingen, funktioniert tendenziell bei guten und großen Chören ziemlich gut.

  • Würde schöner klingen, funktioniert tendenziell bei guten und großen Chören ziemlich gut.


    Gebe ich dir recht. Nur leider hatte ich in meinem inzwischen langen Beschallerleben genau zwei Mal einen Chor, der wirklich gegen eine Band bestehen konnte. Ausserdem begebe ich mich dann auf eine harte Reise, in der ich vielleicht noch ein paar Unwägbarkeiten glätten kann, aber nicht mehr wirklich Herr des Geschehens bin ... und ob dann wirklich irgendwann ein pensionierter Chordirigent aus dem Publikum kommt der sich für den leicht indirekten aber geschlossenen Chorsound bedankt ... da bin ich schon 20 Jahre unter der Erde.

  • @UC: Aus meiner Erfahrung bringt ein E-Drumset hier eher Probleme als Lösungen. Denn der Chor braucht den Beat, sonst ist mit der Präzision schnell vorbei. Das heisst, Du spielst Snare + Kick per Monitor ein, auch beim Chor. Mit etwas Pech hast Du nur eine Stereosumme von den E-Drums :(
    Wenn der Drumer einigermaßen vernüftig spielt, dann bevorzuge ich eine Akustik Set.

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  • Man sollte da tatsächlich nicht nur eine Stereo-Summe haben. Aber inzwischen können selbst E-Drums in der 1000 Euro Liga 8 einzelne Signale ausgeben. Ich habe bisher bessere Erfahrungen damit gemacht, wenn man ggf. aus dem toten Winkel der Chormikrofone etwas auf die Monitore gibt, als wenn ein akustisches Schlagzeug von irgendwoher (oder überall her) hinzukommt.

    Wichtiger für den Chor ist oft aber eh das Klavier zur Orientierung. Das ist das Instrument, mit dem Monatelang geübt und geprobt wird. Der Rest der Band sind oft zugemietete Musiker, die zur Generalprobe um zum Auftritt kommen. So zumindest bei Laien-Chören, die vielleicht 1-2 mal im Jahr ihren großen Auftritt mit Band/Orchester haben. Ich hätte jetzt vermutet, dass es beim Themenersteller um eine ähnliche Konstellation geht.


    Wenn man sich für eine Einzelabnahme der Sänger-/innen entscheidet, würde ich hier eher Mikrofone mit eher breiter Charakteristik verwenden, also maximal Nieren, keine Super-/Hypernieren. Es gibt dafür 2 Gründe:

    1. Der Nahbesprechungseffekt ist etwas schwächer ausgeprägt und man hat es daher leichter Distanz-Unterschiede sowohl zwischen den Sänger-/innen als auch zeitlich gesehen auszugleichen.

    2. Wenn der Chor es nicht gewohnt ist mit eigenen Handmikros zu singen, wird es keine perfekte Mikrofonarbeit geben. Daher sollte der Einfangsbereich der Mikrofone möglichst großzügig ausgelegt sein.

  • Sie können es, die Signale müssten dann aber auch entsprechend geroutet sein :) was bei Drummern, so sie denn überhaupt mit dem E-Drumset üben (und es nicht nur widerwillig auspacken, wenn es wirklich gefordert wird) aber meist nicht der Fall ist, weil man beim Üben gerne alles auf Out 1 + 2 hat...

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