Wie war eigentlich damals die Electro Voice MTL4?

  • Hallo zusammen,


    zwei kurze Fragen: Wer kennt die MTL4 aus eigener Erfahrung und was hattet ihr für einen Eindruck davon? (Tiefgang, Hosenflattern und Klang)


    Wenn man so eine Box mit modernen Chassis neu bauen wollte: Würde man die dann genauso berechnen wie normale Bassreflex?


    VG

    Karli

  • Ich habe vor Ewigkeiten mal ein Konzert auf einem MTL4 System in München gemischt. Das waren, wenn ich mich recht erinnere 4 Tops pro Seite plus (eine mir unbekannte) Anzahl an Bässen.


    Das ging schon ordentlich. Zum Tiefbass-Verhalten kann ich nichts sagen, da es eine Old-School Punkrock-Show war

    Einmal editiert, zuletzt von Herr Nink ()

  • Nachtrag: Wenn du nicht vor hast eine originalgetreue Replica eines damalgen Clubs zu bauen, dann lass es. Das Zeug war sogar für damalige Verhältnisse sauschwer und klobig.

  • Ich denke ich kann da ein paar Erfahrungen beisteuern.


    Die MTL4 hat einen sehr impulsiven Druck gemacht, dadurch dass eine Box mehr Membranfläche in sich hatte als das Format eigentlich zulässt.


    Das Konstrukt ist ein Bandpass mit Reflexabstimmung. Besser kann ich es nicht erklären. Wirklich tief ging das nicht und Powerkompression konnte man gut beobachten in einer längeren Nacht und "Vollgas".


    Wobei Vollgas hier eine Crest 8001 mit rund 2x 1250W war, die oft 2 MTL4 (mit denn insgesamt 8x 18") versorgt haben.


    Zu deiner Frage zur Berechnung: schwierig! Es ist ein Hybrid und im Rudel passieren da auch noch Dinge, die man berücksichtigen muss. Es ist also nicht damit getan eine Berechnung nur für eine einzelne Box zum machen.

  • die technische enticklung ist offensichtlich über dieses konzept hinweg gegangen. damals hat es niemand kopiert. wenn man meint die gehäuse billig abzufegen, was anderes wird wohl kaum der grund sein, geldverschwendung.

    eines der zentralen probleme war, geht ein speaker kaputt reißt er gerne alle anderen 3 mit in den tod.

    die boxen wurden zu einer zeit gebaut, als das ziele war viel pegel aus so einem kleinen volumen zu holen. das ging ins gewicht, heute nicht mehr aktzeptabler frequenzverlauf.

    cotec hat die mal als 2 18er nachgebaut. der sound war sehr schwammig.

    kauf dir irgend ein alten reflex bass und pimpe den. altrnativ kauf dir the box 2 18er und ersetze die lavoce gegen rcf, die großen. das rockt. so nebenbei kann man damit auch die konkurrenz veräppeln.

  • Ich hatte 20 Stück davon unter der Bühne zuletzt bei Live Earth in Hamburg zu den geflogenen X-Line Subs. Das kann man schon so machen. Auch heute noch.


    144 MTL4 haben mal die Deutschlandhalle fast zerlegt, aber das ist einen andere Geschichte.


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    Einmal editiert, zuletzt von ThoSchu () aus folgendem Grund: Es waren doch mehr als gedacht

  • Hallo,


    die klangen für damalige Verhältnisse schon eher tief und rund genau wie heutige moderne Bassreflexe. Heutige 18"er können natürlich dabei präziser / definierter klingen auf Grund besserer Chassis Technologien. Die Doku mit Messungen dazu gibt es z.b. im "Musik-Produktiv Exponentialboxenbuch". Die Bassreflex Abstimmung von 30Hz entspricht exakt heutigen aktuellen Sachen wie L.Acoustics KS28. Wirkungsgrad der Kiste war eher gering wie auch die Messungen im Buch zeigen. Ist auch eher normales Bassreflex im Nutzbereich da das Bandpass verhalten der offenen Chassis Kammer wirklich kaum ausgeprägt ist.


    Ein heutiger Nachbau ist völlig Indiskutabel da sich die Kiste nicht einmal auf grössere Bassreflex Ports für modernere Chassis skalieren lässt ...:!:


    ;) Schotte

    Einmal editiert, zuletzt von schotte ()

  • Hallo,


    die klangen für damalige Verhältnisse schon eher tief und rund genau wie heutige moderne Bassreflexe.

    Tief und rund klangen die MTL4 (bei korrektem Einsatz, also nicht nur rechts und links je eine...) vor allem im direkten Vergleich mit den Systemen der Konkurrenz die bis in die 90er noch viel mit frontgeladenen, gefalteten 15"-Hörnern (W-Bin) oder Rutschen (Hecklader) unterwegs war. Mit so was eine gestackte Grossbeschallung aufzubauen aus der auch die unterste Oktave noch mit Druck raus kommt war und ist eine heftige Materialschlacht inkl. Gerüstbau in mehreren Ebenen. MT4 brauchte für das gleiche Ergebnis weniger Transportvolumen und kein Layher mehr; allerdings um den Preis dass die Tops (MTH4) echte Interferenzmonster waren und klanglich eher ein Rückschritt zu den oft in langwieriger Feinarbeit nach Erfahrung ausgerichteten und abgestimmten Modularsystemen.

    Die Bauart der MTL4 war ein Zwitter aus Bandpass und Kurzhorn; damit die Hornladung tatsächlich wirksam wird müssen aber mindestens 4 davon auf einem Haufen stehen.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Die MT Serie war eine Entwicklung zu der Zeit, da die Belastbarkeit der einzelnen Chassis recht gering war (Wenn ich mich so recht erinnere, konnte der damalige Standard von EV ca. 200W RMS). Drum hat man versucht viel Output auf kleinem Raum mit so Sachen wie vier Treiber auf ein Horn etc. zu realisieren. War für die Zeit damals okay, heute wäre es überholt. Mit der MTH/MTL 2 hab ich im viel gemacht, fand das immer ein recht gutes Besteck (für meine Größenordnungen).

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  • Ich hatte 20 Stück davon unter der Bühne zuletzt bei Live Earth in Hamburg zu den geflogenen X-Line Subs. Das kann man schon so machen. Auch heute noch.

    Im Graben war das... Sagen wir mal... Eine definitive Ansage (;0)


    Ich erinnere mich noch an eine Tour, bei der der Dienstleister der Meinung war, ein Set aus zwei MTL4 und einem MTH4 obendrauf auf einem Dolly wäre der logistische Hit... Nun - er hat sich geirrt... Eine halbe Tonne auf Rollen, die so gerade in den Truck, aber irgendwie nie so richtig ins Wing gepasst haben - und auf der Rampe war immer Scheiße Trumpf!


    Ein paar mal gabs das Zeug auf der Rheinkultur auf einer der Bühnen, da fand ich es immer so 3-4 - da wo Mitten sein sollten, war irgendwie was Undefinierbares... War aber vielleicht auch dem damals noch nicht wirklich erfundenen Systemer geschuldet.

    Ja und dann war da ja noch die Gruga, wo das Getrümmer viele Jahre als Hausanlage rumoxidierte... Mit dem legendären Schild zur akustischen Qualität der Darbietungen und deren möglichen Gründen...


    Laut wars schon, zumindest im Bass - aber wen erstaunt das bei der Masse an Pappe? Drüber gabs für klein ja auch noch die MTH2, eine "halbe" MTH4 - die fand ich immer ausgewogener.

    Kein Applaus für Scheiße!

  • Tief und rund klangen die MTL4 (bei korrektem Einsatz, also nicht nur rechts und links je eine...) vor allem im direkten Vergleich mit den Systemen der Konkurrenz die bis in die 90er noch viel mit frontgeladenen, gefalteten 15"-Hörnern (W-Bin) oder Rutschen (Hecklader) unterwegs war.

    genau so habe ich das auch noch in erinnerung.

    mitte der 90er hatte ich in frankfurt gelegenheit, mehrere veranstaltungen darauf zu mischen. die bässe haben mir damals ausgesprochen gut gefallen. die tops mochte ich dagegen überhaupt nicht. sobald mehrere tops eingesetzt wurden, gab es kammfilter bis der arzt kommt...

    die größte MT4 anlage, die ich je gehört habe, war 1992 mit Metallica. das war eigentlich nur infernalisch laut, aber der klang war grauenhaft. ich war damals als aufbauhelfer dabei und hab die boxen in einen gliederzug geschoben. zugfahrzeug und anhänger waren bis oben vollgepackt.


    aber wie gesagt: die bässe haben mir damals wirklich gut gefallen, die hatten einen schönen punch. ich habe allerdings schon ewig keine mehr gehört, mein letzter mix auf diesen bässen war eben in billbo´s laden.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • die 418er waren vor allem sehr schwer. Die MTH 4 mit 169 kg sowie 4 x 10" / 4 x 2" / 4 x 1" noch schwerer.


    Wir haben die Live in Mannheim gehört beim Open Air mit Slayer etc. War schon extrem laut damals.


    Bei der Vintage PLS Ausstellung hatte Wolfgang "Schabbach" Neumann wohl auch die MT 4 in funktionierenden Stacks in der Halle


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    Herr Kramer von Stagepoint Kassel hatte welche, da habe ich in den 80er Jahren noch bei Kassel gewohnt.


    Später hatte Stagepoint auch die EV X-Array mit DX 38 sowie EV 3000

  • Vielen Dank für Eure vielen Erfahrungen und Anekdötchen. Interessant, dass die Erfahrungen so breitgefächert sind. Dass die Teile sau schwer sind, ist klar. Ich hätte nicht gedacht, dass man mehrere MTL4 stacken müsste, damit sie sich voll entfalten. Ich hätte eher gedacht, dass die Konstruktion im Prinzip wie eine normale Bassreflex funktionieren würde, nur dass die Bässe durch die große Menge Lautsprecher auf kleiner Fläche noch stärker in die Magengrube geht.


    Und es wundert mich auch, warum ein defekter Lautsprecher die anderen mitreißt.


    Wie war das mit der Geschichte, das durch 144 MTL4 fast die Deutschlandhalle demoliert wurde? Klingt super interessant. :)

  • Hallo,

    Ich hätte eher gedacht, dass die Konstruktion im Prinzip wie eine normale Bassreflex funktionieren würde, nur dass die Bässe durch die große Menge Lautsprecher auf kleiner Fläche noch stärker in die Magengrube geht. :)

    nicht falsch interpretieren. Das IST zu 95% halt ein normaler Bassreflex der im passenden Raum ab 1 Stück einsetzbar ist wie jede andere Bassreflex Kiste auch. Das was da weiter oben als "Stummel Horn" bezeichnet wurde ist ein einfacher 'Kastenlader' der erst bei sehr hohen Frequenzen wirklich läd. Das was beim Stacken in großen Räumen halt passiert das durch die "Wandbildung" eines großen Stapels der Bässe sich 'Hornladung' quasi ohne Horn-Schüssel ergibt durch die Wandbildung.


    corn* Schotte