bühnensprache

  • hallo kollegen,
    es geht um die kommunikation zwischen bühne und techniker.
    background:
    ich arbeite u.a. schon länger in einem musikklub in österreich.


    dabei fällt mir bei internationalen acts immer wieder die verschiedene bühnensprache auf, d.h. verschiedene künstler haben verschiedene (hand-)zeichen und verschiedene begriffe, um ein und dasselbe zu beschreiben.


    z.b.:
    - monitor gesamt lauter
    oder
    - weniger frontlicht ins gesicht


    meine generelle frage nun:
    gibt es eine "internationale bühnensprache", oder macht ein jeder, wie er meint.
    gibt es in der showbranche allgemeingültige handzeichen für alle beteiligten?


    könnte man/frau irgendwie ein lexikon generieren ( auch mit kurzen videosequenzen + zusatztext ), wo jeder dann weiss, was gemeint ist.


    es soll ja in der vt leute geben, die z.b. über das schulenglisch nicht wirklich hinaus gekommen sind ( auch ich zähle mich teilweise dazu ).


    dies würde vielen leuten nicht nur beim nächsten soundcheck helfen...


    danke schon mal für eure beitäge aus der praxis
    dechnikusch

    stecker - drucker - schrauber - horcher - schieber - ...

  • Zitat von "dechnikusch"

    gibt es eine "internationale bühnensprache", oder macht ein jeder, wie er meint.


    also ganz international gesehen:


    wenn du den Mittelfinger gezeigt bekommst, war was falsch. :D


    Im Ernst das sind wohl grundsätzlich Absprachen zwischen Band und Tec.
    Aber wenn ein Sänger auf sein Mikro zeigt, dann auf den Monitor und anschließend nach oben, sollte wohl jeder wissen was gemeint ist.


    Ich habe mit meiner Band mal ein paar Handzeichen vereinbart, die aber jeder sofort verstehen kann.


    Aber ich verstehe das Problem, bei fremd-Bands bin ich mir auch nicht immer sooo sicher wenn einer den Daumen hebt, meint der jetzt super oder gib mir mehr :?:


    Wenn der Monitor schon kurz vor dem "aus der Membran springen" ist, deute ich auf "super"


    Gruß

    Es grüßt der Stephan

  • Hallo


    Meines Wissens gibt es sowas nicht.


    Zitat von "dechnikusch"


    es soll ja in der vt leute geben, die z.b. über das schulenglisch nicht wirklich hinaus gekommen sind ( auch ich zähle mich teilweise dazu ).


    Dann bessere das bitte nach oder überlasse die internationalen anderen. Ich habe schon einen Gig komplett in die Binsen gehen sehen, weil der Tech nichtmal einfachste Anweisungen für den Monitorsound verstanden hat. Mir ist es absolut ein Rätsel, wie man so eine Situation überhaupt zustande kommen läßt.


    Gruß
    Rainer

  • dechnikusch: Servus Günter! Auch mal wieder hier! ;)


    @all:


    Ich denke mal, bei halbwegs kommunikativen Musikern und Technikern wirds keine Probleme geben. Ich habe auch oft den Fall, wo kurz ein anderes Zeichen für "es reicht" ausgehandelt werden muss als "Daumen hoch" (und wir hatten da tatsächlich auch schon mal den Stinkefinger, war ein amüsanter Soundcheck), aber das läuft eigentlich immer sehr locker.


    Bei "Superstars" die Umgangston nicht notwendig haben (ob jetzt jene auf oder vor der Bühne) ist das eben nur ein Problem mehr, das man mit solchen Leuten unvermeidlich hat. Wer sich nicht dazu herablassen will, auf einen fragenden Blick statt mit Gefuchtel mit ein zwei Worten ("More of my vocals in my wegde, please!") die Sache klarzustellen, ist als Künstler selber schuld. Bitte nicht falsch verstehen, ich lasse niemanden absichtlich auflaufen, aber wenn man nun nicht versteht, was jemand will, kann man ihm schlecht helfen.


    Wenns bei internationalen Acts mit dem Englischen der Crew sehr hapert, ist das freilich keine wirkliche Hilfe, aber jeder kann sich eigentlich die Grundvokabeln draufschaffen (wobei man ja eh für das meiste die englischen Begriffe kennt bzw. verwendet). Und ein nettes Wort vorneweg, man möge "Bestellungen" ob der Sprachbarriere in einfacher klarer Form abgeben wirkt auch Wunder.


    Janko (glücklicherweise mehrerer Fremdsprachen mächtig)

    "Lauter" ist nicht "besser"

    Einmal editiert, zuletzt von Janko ()

  • hallo
    Janko, ja, ist schon ne zeit her.


    @all


    es geht mir um die zeigerei während des acts.


    spezieller fall:
    oft sind die herrschaften fast 2 stunden nach dem vereinbarten termin ins lokal gekommen.
    d.h. schnellaufbau nach einem ( vielleicht nicht aktuellem ) rider.


    so, dann soundcheck rudimentär, weil keine zeit mehr ist bis doors open ( ach ja, das licht ist auch einzurichten ).


    was machst du dann, wenn der musikerkollege beim soundcheck den besten midland-english dialekt auspackt.


    das ist oft zum verzweifeln...


    wenn da etwas einheitliches existieren würde...


    dechnikusch

    stecker - drucker - schrauber - horcher - schieber - ...

  • Das ist natürlich ein extremer Fall. Aber es nützt ja doch nichts: Wird die Verständigung nicht geklärt, haben beide Seiten nichts davon, weil sichs unterm Strich genauso oder noch mehr verzögert, wenn während der Show ständig gekauderwelscht wird.


    "Please speak slowly, my English is not so good!" - Es ist ja nicht so, dass du gar kein Englisch verstehst (hoffe ich), aber wenn jemand mit krassem Dialekt ankommt, ist es eben deutlich schwerer.
    Ein wenig Anpassung bzw. Verständnis kann in einem solchen Fall sicher auch von den Künstlern verlangt werden, zumal sie ja zu spät dran sind. Aber ich denke mal nicht dass diese Situationen bei deinen Jobs typischerweise in Ärger ausarten, dafür kenne ich dich als viel zu gelassenen Kollegen. Imho hilfts wirklich nur, wenn du in einem solchen Moment per Talkback auf die Bremse trittst. Es ist ja nur zum beiderseitigen besten.


    Auf "standardisierte Bühnensprache" werden wir wohl ewig warten (steht auf der Liste noch hinter "Gitarrenamp- und Schlagzeugführerschein"...), ich fürchte solche Geschichten muss man wohl unter "That's Rock'n'Roll!" abhaken.


    Janko

    "Lauter" ist nicht "besser"

  • Hm... also bisher war für mich eine Bewegung mit dem Daumen nach oben lauter, eine nach unten leiser und Daum ohne Bewegung ok. Ein zeig auf einen anderen Musiker mit der Killandeutung am Hals bedeutet eigentlich immer, dieses Instrument weg auf meinem Monitor, ein zeig auf jemanden der musiker mit Daumen hoch oder runter, diesen bitte mehr bei mir auf dem Monitor. Der Tip auf das Inear und entsprechende Gesten selbiges. Ansonsten war alles andere mit Sprache zu bewältigen und wenn jeder wirklich möchte kommt man immer miteinander klar. Ekelhaft und unprofessionel finde ich da die Abbrecher die dann ins Mikro blöcken: "I can´t hear me!" Ich verstehe ja das ein Sänger der den Ton halten soll oder was auch immer, sich hören muß, aber ein Hilly Billy Rock n Roller der eh schon nuschelig rüber kommt wird es doch hin bekommen auch mal ein Lied fertig zu singen mit schlechtem Monitor um dann locker in der Überleitung zum nächsten Stück dem Tech den Wink gibt:"More Wedges please, i can´t hear me!" Das hatten wir auch schon und kommt viel lockerer, und professioneller rüber.

    In meinem Lexikon fehlt das Wort unmöglich!


    ASR Computer & PA Technik
    André Ruhnau
    Rosenstr.6
    78598 Königsheim

  • Ich erinnere mich an einen Job mit einem bekannten DJ, der auch immer den Daumen nach oben zeigte... laut absprache das Zeichen für "lauter" kam dann zwischendurch zu mir und bat um deutlich weniger. Daumen hoch sei doch für OK gemeint gewesen ;-).

  • mahlzeit


    es gab mal vor längerer zeit in der soundcheck ein "die 11 gebote des soundchecks" darin wurden auch gesten gezeigt die wohl recht verbreitet sind wie eben das "auf monitor und dann nach oben zeigen" oder "finger in die ohren und gucken als wenn ne dampfwalze aufm fuß steht"


    das internationale zeichen für "alles ok" ist soweit ich weis das "mit daumen und zeigefinger nen kreis bilden" wie die taucher das machen.


    mfg Sascha

  • Zitat von "Sashx1"


    das internationale zeichen für "alles ok" ist soweit ich weis das "mit daumen und zeigefinger nen kreis bilden" wie die taucher das machen.


    mfg Sascha


    Na mach das mal in Italien :)
    Was das dort bedeutet möchte ich nicht genau erklären, kann man sich glaub ich schnell denken.


    Hihi ausserdem benutzen Taucher das nur wenn sie unmittelbar neben einander sind.
    Sonst ist das Zeichen für alles o.k. einen Bogen mit dem rechten Arm, wobei die gestreckten Finger von oben auf dem Kopf zeigen.
    Und das sieht schon bei tauchern seltsam genug aus.


    Aber Daumen nach oben ist halt schnell mit "mach lauter" zu verwechseln.
    Daumen hoch: lauter
    Daumen runter: leiser
    flache Hand waagerecht schwenken: o.k.


    Ich hatte mal einen, der das in pervektion getrieben hat.
    Auf ein Instrument gezeigt, dann auf seine Knie für Bass, auf den Bauch für Mitten und auf den Kopf für Höhen und dann lauter oder leiser.


    Sah beim Soundcheck echt gut aus, war ne große Combo und er hatte doch sehr eigene Bühnensound Vorstellungen. Dementsprechend war es ein längerer Tanz, der aber sehr kontruktiv war :)

    Es grüßt der Stephan

  • Moin
    vereinheitlichen läßt sich das Ganze wohl schlecht. Aber was haltet Ihr von dem Vorschlag, wenn man sich als Tec einen Zettel macht, den man auf/neben dem Wedge platziert (besonders wichtig bei fremden Musikern). Hier werden symbolisch einige Handzeichen dargestellt und erklärt (in deutsch und englisch), mit denen man unmissverständlich kommunizieren kann. Das kann sicher viele Situationen "entstressen". Einmal eine Stunde Arbeit in so ein Papier investiert und fertig ist's....


    Also Daumen nach oben = lauter
    Daumen nach unten = leiser usw.


    Die Symbole sollten sich irgendwo finden lassen.

  • Als Idee ist das sicher nicht schlecht, wobei ich davon überzeugt bin, dass die Grundvoraussetzung für die erfolgreiche und zielgerichtete Kommunikation auf der Bühne der gute Wille von beiden Seiten ist. Ist dieser gute WIlle vorhanden, klappts auch mit der Kommunikation. Wenn er fehlt, wird wohl auch eine Liste mit Handzeichen nichts helfen.


    Andererseits ist es sicher nicht schlecht, wenn man zur Entspannung der Situation einfach dadurch beitragen kann, dass man ein kopiertes Blatt mit den gewünschten Handzeichen aus dem Case zieht, bevor man weiter aneinander vorbei redet bzw. deutet. Schließlich hat ja niemand unbegrenzt Zeit und Energie zu verschenken.


    --
    Jeremy

    Harvard'sches Gesetz für Tierversuche: "Unter sorgfältigst kontrollierten, dokumentierten und jederzeit reproduzierbaren Laborbedingungen verhalten sich Versuchstiere immer so, wie es ihnen gerade passt."

  • Zitat von "Janko"


    "Please speak slowly, my English is not so good!" -


    Meine Schwierigkeit ist da schon öfter:" Sprich bitte langsam, mein bayrisch/schwäbisch/sächsisch... ist nicht so gut" :)
    mfg
    Kai

    Für mich zerrts, aber Sie sind ja der Künstler.

  • Mein Lieblingsspruch dazu: "Equal goes it lose!" :lol:
    Interessant wird's wenn Du mit Chinesen zusammen arbeitest. Hat mich lang gebraucht bis ich geschnallt hab dass mit seinem "indoor speaker" der Monitor gemeint war! :roll:


    Norbert

  • also ich würde die sprache so interpretieren:
    wenn der nette onkel auf der bühne mit doppel 12er zwei zoll wedges nach dir wirft hatte sein hotel keinen fitnessraum und er möchte noch etwas sport machen während des gigs, bei amerikanern kann es aber auch sein das sie dir beweisen wollen das sie stärker sind als wir europäer.
    sie nehmen uns halt übel das wir ihren präsidenten nicht bei seinen
    kriegen unterstützen konnten weil wir uns um die events in der heimat kümmern mussten.
    damit du dich nicht dauernd mit abgerissenen kabel rumärgern musst würde ich dir empfehlen die wedges gar nicht erst anzuschliessen.


    liebe grüsse robert lienemann

  • Bisher lag es nicht am schlechten Bühnenenglisch, einem Dialektproblem oder an fehlinterpretierten Zeichen. Meist waren es die komplett planlosen, realitätsfremden Musiker, die erst mir und danach sich selbst den Tag versaut haben. Sprich: Nur ein bisschen Disziplin, fragmentale Grundkenntnisse von Sound und Lautstärke und einen Hauch von Professionalität wünschte ich mir auf vielen Bühnen dieser Welt. Es würde allen Beteiligten - ob Musiker, Monitor- oder FOH-Mann, Stagemanager,... -die Arbeit erleichtern, die Nerven schonen und die Produktion aufwerten.


    Ein paar Beispiele:


    -Ist es zwingend notwendig, daß der Drummer während ich gerade die Kick mikrofoniere, einen Rim-Shot auf der Snare abfeuert, so daß mich noch 2 Tage später Freund Tinnitus aus dem Schlaf klingelt?


    -Liegt es nicht auf der Hand, daß ich als Gitarrist oder Basser direkt vor meinem Combo nichts von mir höre, da ich an den Waden keine Ohren habe.


    - Kann ich nicht einfach mal ein Instrument leiser auf dem Wedge machen, bevor ich den Rest anhebe und so in den Teufelskreis: "jetzt hör ICH mich aber nicht mehr" komme?


    - Muß zum Soundcheck die längste Nummer des Sets dargeboten werden, bevor nach 15 min. und dem Schlußakkord fünf Münder unisono folgenden Satz formen: "ich brauch mehr..." danach wird´s unverständlich.


    - Auch hilft es während der Show ungemein, sei es durch Handzeichen oder sonst irgendwie, dem Mann am Monitorpult seine Wünsche mitzuteilen, anstatt nach dem Gig zu skandieren: "Ich hab nen scheiß Monitorsound gehabt" - Sagst Du nix - Tu ich nix!


    Oft liegt es auch daran, daß Freund Musikus kein Ahnung hat, was er überhaupt hören will.


    Aber mein Traum vom Bühnenführerschein wird wohl noch lange nicht in Erfüllung gehen. Aber zum Glück sind solche Jobs nicht die Regel.