Feedback - Probleme im Jazz-Bereich (Kampfbeschallung)

  • Hi,


    bei einem Jazz-Act, der oftmals im Pianissimo-Bereich der Musik arbeitet (in der Art von Norah Jones) habe ich in sehr lauten Umgebungen (Gala, Firmenveranstaltungen = "Kampfbeschallung") massive Feedback-Probleme, so dass die erzielbare Lautstärke für die VA m.E. nicht mehr hinreichend ist - gleichwohl der Sound sehr gut ist, aber zu wenig Menschen erreicht.


    Das Equipment ist z.B.:


    Meyersound 4x UPA-2P/2xUSW bzw. 4x UPJ oder 2x UPA-1P/ 2x M1DSub, gerne nahe (3-4m) vor der Bühne links/rechts gestellt, um eine gute Ortung und Stereoimage zu gewährleisten.
    Neumann 105er Bühnenmics, Focusrite Konsole
    So gut wie kein EQ-ing der Mics und der PA (nach Möglichkeit).



    Dies führt zu einem sehr linearen, sehr hochwertigen klassiktauglichen FOH Sound, der für konzertante VAs auch hinreichend laut gemacht werden kann. Auch für laute Veranstaltungen hätte diese PA stets noch jede Menge Headroom (ca. 30db), sobald Feedback auftritt. Feedback tritt im Bereich von 200-500Hz über das Gesangsmikro auf - also in dem Bereich, in dem die Boxen schon ziemlich "rundherum" abstrahlen.


    Was würdet ihr hier tun - wenn ihr 10dB mehr Pegel herausholen wolltet - also die Lautstärke im Saal verdoppeln wolltet - ohne den FOH Sound zu verunstalten??


    Frankie

  • Ein Feedback heißt ja das du in genau diesem Bereich eine Frequenzspitze hast die überspricht, wenn du also die Möglichkeit hast wäre hier wohl ein parametrischer Master EQ gut, mit dem du recht schmal genau diese Frequenz treffen und absenken solltest. Das verunstaltet den Sound am wenigsten, im Gegenteil ich denke es tut ihm sogar gut wenn diese übersprechenden Frequenzen der Front PA ihn nicht beeinflussen. Andere Möglichkeit wäre ein Low Cut im Pult auf dem Kanal des Gesangs, meiner geht z.B. bis 400 Hz und ich denke damit könntest du das Problem auch in den Griff bekommen, den wenn dieser Freqenzbereich im Kanalzug des Gesangsmikrofons fehlt wird das wohl kaum eine Rolle spielen.

    In meinem Lexikon fehlt das Wort unmöglich!


    ASR Computer & PA Technik
    André Ruhnau
    Rosenstr.6
    78598 Königsheim

  • Kracky. Danke für die prompte Antwort.


    Hast Du eine Idee, wieviel dB Headroom man durch diese param. EQ-Strategie - bei einer ansonsten doch sehr linearen Anlage - typischerweise gewinnen könnte?


    Hast Du Erfahrung bzgl. einer Umstellung der Boxen, die dann z.B. weit von der Bühne weg stehen und dann eher von den Seiten des Saales in Richtung Saales nach innen strahlen.


    Gruß


    Frankie

  • Bevor ich am EQ herumschraubt sollte man kritisch die Mikrofonierung überprüfen. Viel kannst du mit dem EQ nicht unbedingt herausholen, außerdem veränderst du damit den Sound, auch wenn du nur sehr schmalbandig eingreifst.
    Schreib doch mal etwas über Besetzung und Mikrofonierung.

    Was sagt der Raver auf der Techno-Party, wenn sein Extasy aufhört zu wirken?


    "Was ist denn das für eine sch... Mucke hier?"

  • Besetzung:


    2x Gesang KMS 105


    Der "Rest" (Flügel, Bass, Perc.) kommt bei den GALAs aus höchstwertigen, aber virtuellen Klangerzeugern, die per DI ins Pult gehen. Auf der Bühne gibt es nur IEM.


    Gruß


    Frankie

  • Ok, damit ist eine fehlerhafte Mikrofonierung schonmal ausgeschlossen. Das KMS105 ist zwar sehr empfindlich, aber bei einer Jazzkapelle schon recht gut am Platz. Probleme damit hab ich nur auf RnR Bühnen (wenn die Sängerin vor dem Drum steht braucht man das kaum noch zu Mikrofonieren...)


    Ich denke mal das du auch nicht viel komprimierst, deshalb hat Kracky schon recht, du solltest die front mit einem EQ optimieren. Allerdings auch einmal über die Lautsprecheranordnung nachdenken.

    Was sagt der Raver auf der Techno-Party, wenn sein Extasy aufhört zu wirken?


    "Was ist denn das für eine sch... Mucke hier?"

  • man könnte versuchsweise mal E945 dafür testen. :wink:

    die Feuerzeuge der Gäste sind kleine Sterne die am Himmel unseres Alltags weiterleuchten.

  • Hast du die Möglichkeit, die Tops zu fliegen? So bekommst du eine wesentlich bessere Verteilung im Publikum hin und durch den größeren Abstand zum Künstler gewinnst du auch noch ein paar dB GBF.

  • Zitat

    in sehr lauten Umgebungen (Gala, Firmenveranstaltungen)


    Wenn du in einer Halle mit vielen Gästen, die herzlich miteinander kommunizieren, versuchst, die (sorry) "Hintergrundmusik" stets lauter und präsenter zu machen, wird in gleichem Maße auch die Gesprächslautstärke ansteigen. Da kann man technisch nicht viel dagegen tun, das sollte wenn dann "dramaturgisch" gelöst werden.


    Darüberhinaus kann man ab einer gewissen Raumgröße bzw. Besucheranzahl eine dezentrale Lösung mit einem/mehreren verzögerten Lautsprechern versuchen.

  • Tagchen


    @ Kracky:
    Ich würd einen Lowcut von 400 ( und auch deutlich darunter ) für Gesang als Hardcore empfinden


    Sonst geb ich guessi recht, eher dezentrale Beschallung, die Leute wollen sich unterhalten. Damit mit mehr Boxen gleichmäßiger beschallen

    Amp und Boxen Brett _ Die Vuvuzela des Forums


    Ganz großer Fan des " Themen als gelesen markieren " Buttons

  • @ Alle


    ein EQ Einsatz bringt ja lt. Volker Holtmeyer bis zu 6 dB mehr Headroom bevor es pfeift .. (danke für das Statement)


    Hat jemand konkrete Erfahrung WIEVIEL dB HEADROOM man durch eine Verdoppelung des Lautsprecherabstandes vom Mikrofon in einem RAUM realistisch noch gewinnen könnte?? (Stichwort: fliegen, dezentralere Beschallung)

  • Hallo,


    bei einer Verdoppelung des Abstands Mic - Box sinkt der Pegel um 6db.
    Daraus resultiert ein GBF von ebendiesen 6db.


    Bei einem derartigen Event ist eine dezentrale Beschallung (mit Line Delay) Pflicht, sonst ist es an der Box zu laut, weiter hinten zu leise.
    Natürlich kannst Du durch die Verwendung von param EQ (CP10 ist spitze) oder der Verwendung eines andern Vocalmikrofons mehr Gbf herausholen. Aber Ziel ist doch im Normalfall eine gleichmäßige Schallverteilung. Das bedeutet bei den von Dir verwendeten Lautsprechern ein möglichst gleichgroßen Abstand aller Gäste zu den Boxen.


    Stephan

  • Zitat von "klauston"

    Tagchen


    @ Kracky:
    Ich würd einen Lowcut von 400 ( und auch deutlich darunter ) für Gesang als Hardcore empfinden


    Sonst geb ich guessi recht, eher dezentrale Beschallung, die Leute wollen sich unterhalten. Damit mit mehr Boxen gleichmäßiger beschallen


    Ja, du hast ja recht, aber als Notbremse wäre das schon möglich da dieses zwar etwas das Gesamtbild der Stimme ändert, für die Verständlichkeit hingegen ist es nicht so von Belang und darum vertrettbar, zumindest bei den meisten Musikrichtungen.

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    André Ruhnau
    Rosenstr.6
    78598 Königsheim

  • Ich mache auch oft Jazz, auch mit "echtem" Flügel (mit C-Ducer und Schoeps...), auch mit KMS105 - lieber aber zur Zeit mit Beta57 (sehr guter Sound und extrem feedbackunempfindlich).


    Aber: Die Anlage messe ich _immer_ auf den Raum ein. Und wenn es einige Resonanzen im Bereich zwischen ~100 Hz und ~300 Hz gibt (in welchem Raum eigentlich nicht? :( ), tue ich mein Bestes, mit engen parametrischen Filtern (weil sie eben Moden sind) - meist sogar massiv - abzusenken. Eine Absenkung von -12 bis sogar manchmal -18 ist für mich in "schlechten" Räumen vertretbar - solange ich sehr eng (~ 1/15 Oktav) absenke.
    Am liebsten mache ich das mit irgendeinem Lautsprecher-Management-System (dbx 260, mini-, omnidrive, d&b systemamps, ...)


    Natürlich möchte ich auch "so linear wie möglich" mischen. Wobei ich besser schreiben sollte, ich möchte "so natürlich wie möglich" mischen. Da der Raum - und auch die Kugelcharakteristik der meisten Boxen unter ca. 300 Hz eintritt, muss ich etwas tun, um die "Natürlichkeit" zu bewahren. D.h. konkret die "Linearität" ins Nichtlineare bringen, um eine gehörmäßige Linearität und keine technische Linearität zu erzeugen.


    Grüße,
    Hermann

  • Hi,


    ich denke, das ganze geht am Thema vorbei.
    In solchen Situationen sage ich immer: Wenn die Leute nicht zuhören wollen, denn werden sie auch bei höherer Lautstärke nicht zuhören.
    Ansonsten würde ich auch auf dezentrale Beschallung setzen, und mich mal mit der 'Gruppe' unterhalten. Ihnen einfach sagen, was Sache ist. Dann können sie entweder sagen 'Ist uns egal, ob man uns wahrnimmt, hautpsache die Kohle passt', oder sie sagen 'Sowas machen wir nicht mehr' oder sie machen halt ein 08-15 Komerz Jazz Set für solche Anlässe.


    Der Einsatz von dynamischer Musik jeder Art als 'Hintergrund' Musik ist imho schon ein Planungsfehler, der nicht gut gehen kann. Denn wenn Du es schaffen solltest, die Pianissimostellen laut zu bekommen, dann fliegen den Leuten halt die Sektgläser bei den Forte Stellen aus der Hand. (Es sei denn, man bügelt mit nem Multibandlimiter alles wieder glatt.. )


    Tomy

    SIM II Operator and Dante Level I-II-III (alles sogar zweimal :)
    Jugendschwimmabzeichen, Rettungsschwimmabzeichen in Bronze
    Meine kommerziellen Softwareprodukte SATlive und LevelCheck

  • Zitat von "TomyN"


    In solchen Situationen sage ich immer: Wenn die Leute nicht zuhören wollen, denn werden sie auch bei höherer Lautstärke nicht zuhören.
    Ansonsten würde ich auch auf dezentrale Beschallung setzen, und mich mal mit der 'Gruppe' unterhalten...


    Tomy


    100 % meine Meinung


    Aus rein beschallungstechnischer Sicht brauchst Du, wenn Du mit mehr EQ nicht mehr weiter kommst, etwas, das den Direktschallanteil gegenüber Deiner UPA-Lösung erhöht. Das kann je nach Räumlichkeit sehr unterschiedlich sein:


    1. ein System mit höherem Q-Faktor und damit weiterem Throw ( macht nur fliegend wirklich Sinn )
    2. als Spezialfall von 1. ein Vertikalarray ( gerne auch klein, das aber auch nur fliegend Sinn macht )
    3. Verzögerte Lautsprecher, gerne auch klein, eine 6,5"/1" oder 8"/1" Lösung kann wenn gut gemacht hier Wunder wirken. ( das ist die wohl realistischste weil preiswerteste Lösung )


    ansonsten wäre ich den Mods dankbar dieses Thema ins Praxis-Board zu verschieben, da es sich doch um ein vielschichtiges, nicht auf Lautsprecher beschänktes Problem handelt.

  • Da gebe ich Guma recht, dieses Thema paßt wirklich besser in Praxis.

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    André Ruhnau
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    78598 Königsheim

  • Ich möchte an dieser Stelle auf das neue Shure KSM9 Doppelmembranmikrofon hinweisen.


    Ich hatte neulich eins zum Test und mußte es - mangels anderer Gelegenheit - am Leadgesang einer Crossover-Band ausprobieren. Der Sänger stand direkt vor dem sehr lauten Schlagzeug und dennoch war sein Signal nahezu frei von Nebengeräuschen. Der Sound war dennoch sehr offen und studioartig. Auch mit dem sehr lauten Monitor gab es keinerlei Probleme. Hat mich sehr überzeugt, ist aber auch fianziell überhaupt kein Pappenstiel.


    Ich hatte kürzlich auch Künstler mit KSM105 zu betreuen, und das war eher Easy Listening - trotzdem hatte ich auf den Neumann-Vocals fast mehr Drums als sonstwas, allen Spielchen mit Positionierung zum Trotz. Daher kann ich deine Problematik gut nachvollziehen. Bei mir wars nur mehr das Übersprechen anderer Instrumente als Feedback über die Front.


    Janko

    "Lauter" ist nicht "besser"