in ear-monitoring

  • Hallo Kollegen,


    habe leider kein passendes Thema gefunden oder es schlichtweg übersehen, daher hier meine Fragen:


    Ich möchte als Sänger auf in ear-monitoring umstellen. Passagenweise knallt es bei uns ganz schön auf der Bühne, wozu ich allerdings dann Texte eher spreche. Natürlich ist die Verständlichkeit und vor allem die Korrektur der Stimme nicht immer gegeben, wenn die Gitarren mich zubretzeln...


    Die anderen Herrschaften wollen allerdings nicht auf in ear umsteigen. Hat es Sinn, wenn ich das Sytem als Einziger auf der Bühne und im Proberaum nutze und wenn ja, welches System ist empfehlenswert? Dass ich bei meinen verkorksten Gehörgängen dann noch zu nem Hörgerätetechniker zwecks Anpassung muss, habe ich schon herausbekommen...


    Bin für jeden Hinweis dankbar!

  • Natürlich macht das für 'nen Singenden Sinn, IEM zu benutzen, auch wenn der Rest der Band das nicht macht.
    Solides System für Amateur- bis sagenwirmal gehobenen Semipro-Einsatz ist das EW300 IEM von Sennheiser. Zu den Hörern Tips zu geben, ist m.E. nicht möglich, weil persönlicher Geschmack, Anforderungen und Etat einfach zu sehr auseinandergehen. Ich kenne sowohl Leute, die mit Walkman-Hörern glücklich sind als auch solche, die Zweiwege-Hörern die Nase rümpfen und derer drei brauchen...


    Nicht vergessen sollte man beim IEM natürlich nicht die Peripherie:
    Eigener Monitorweg (oder zwei, wenn stereo), Equalizer, Kompressor/Limiter, evtl. noch Ambience-Mikros und natürlich komplett mikrofonierte Backline/Drums.



    der onk mit Gruß

  • Bei den Hörern ist noch zu beachten, daß es geschlossene und (halb-)offene Systeme gibt.


    Bei einem geschlossenen System (im einfachsten Fall ein Walkman-Kopfhörer z.B.) ist man erstmal komplett vom Bühnensound abgeschnitten, d.h. man braucht einfach alles + evtl. Raummikrofone auf dem in ear.
    Manche Sänger nehmen auch nur einen "Stöpsel" und kommen damit gut klar.


    Ein mehr oder weniger offenes System hat sozusagen Luftkanäle, die den Bühnensound mehr oder weniger passieren lassen, das finden viele Sänger angenehmer.


    Viele in-ear-Systeme haben eine Mischfunktion, d.h. man kann am Empfänger zwei Kanäle zusammenmischen, wie man sie gerade braucht, z.B.
    Kanal 1 - eigene Stimme
    Kanal 2 - Band
    Wenn ein Stück mit schwieriger Intonation kommt, kann man einfach die eigene Stimme im Verhältnis lauter machen, was viele sehr praktisch finden.

  • Danke...


    @ onk: Das Sennheiser habe ich auch schon in der engsten Wahl...


    Für mich als Nicht-Techniker ist jetzt mal noch interessant zu wissen, was genau Du mit der Peripherie meinst.


    Wir fahren ohnehin zwei Monitorwege, alles ist komplett abgenommen (außer im Proberaum). Kann ich nicht einfach einen der Monitorwege nutzen?


    Ich denke, im Proberaum ist das Schlagzeug auch durch das IEM hörbar, selbst, wenn es nicht abgenommen ist. Mir geht es erstmal primär um die Stimme...


    simon: das ist ja schonmal sehr präzise und hilfreich. Interessant mit der Mischfunktion. Das macht ja dann hoffentlich der Techniker... :wink:

  • Zitat von "Torsten Gränzer"

    Für mich als Nicht-Techniker ist jetzt mal noch interessant zu wissen, was genau Du mit der Peripherie meinst.


    Grundsätzlich ist IEM ein ganz anderes Hören als über konventionelles Monitoring. Der Sound ist sehr direkt und sitzt bei Monowiedergabe mitten im Kopf. Deshalb ist meist eine individuelle Klanganpassung für den Benutzer erforderlich; speziell, wenn mangels Monitorpult die Klangregelung passend für den FoH-Sound gemacht wird.
    Viele Leute haben auch einen (Multiband-)Kompressor im Einsatz, um einen kompakteren und druckvolleren Sound zu erreichen.
    Letztlich ist dann eben auch ein Limiter zwingend nötig, der als Schutz für Deine Lauscher dient. Wenn der Maximalpegel nicht begrenzt wird, kann es bei Störungen (Feedback, umfallendes Mikro, versehentlich betätigter Phantomspeisungs-Schalter, herausgerissenes Kabel usw.) zu Hörschäden kommen, denn die Hörer rauszureissen dauert ja auch ein, zwei Sekunden.

    Zitat von "Torsten Gränzer"


    Wir fahren ohnehin zwei Monitorwege, alles ist komplett abgenommen (außer im Proberaum). Kann ich nicht einfach einen der Monitorwege nutzen?


    Das kannst Du. IEM gibt's dann natürlich nur mono und die restliche Band muß sich einen Monitormix teilen. Wenn Du bisher auch einen eigenen Mix hattest, ist das kein Problem, wenn nicht, schon... :D

    Zitat von "Torsten Gränzer"


    Ich denke, im Proberaum ist das Schlagzeug auch durch das IEM hörbar, selbst, wenn es nicht abgenommen ist. Mir geht es erstmal primär um die Stimme...


    Man muß unterscheiden zwischen Proberaum und Bühne. Bei ersterem geht's sicher nicht so genau wie beim Gig, wo guter Sound einfach zu gutem Feeling führt und somit extrem wichtig ist für die Qualität des musikalischen Vortrags. Wenn Du geschlossene IEM-Hörer verwendest (was ich subjektiv anraten würde), wird der Umgebungssound extrem gefiltert. Solltest Du also eine schöne HiHat hören wollen, geht das nur, wenn Du sie mikrofonierst.

    Zitat von "Torsten Gränzer"


    simon: das ist ja schonmal sehr präzise und hilfreich. Interessant mit der Mischfunktion. Das macht ja dann hoffentlich der Techniker... :wink:


    Der Witz an der Mischfunktion ist gerade der, daß es eben nicht der Techniker macht, sondern der Musiker selbst an seinem Beltpack z.B. das Verhältnis Band-Stimme individuell mischen kann, ohne erst zum FoH oder Monitorplatz fuchteln zu müssen.



    der onk mit Gruß

  • Zitat

    Bei einem geschlossenen System (im einfachsten Fall ein Walkman-Kopfhörer z.B.) ist man erstmal komplett vom Bühnensound abgeschnitten, d.h. man braucht einfach alles + evtl. Raummikrofone auf dem in ear.


    Die Walkman-Kopfhörer, die ich kenne, sind alles andere als geschlossen und imho für IEM komplett unbrauchbar, es sei denn, man/frau singt gepflegten Barjazz zur akustischen Gitarre.


    Geschlossene Systeme sind diejenigen, die man beim Hörakustiker anfertigen lässt (Ohrabdruck aus Silikon), so genannte Orthoplastiken. Die dichten die Ohren zu einem hohen Grad ab und bieten Gehörschutz, der in Deinem Fall (du schreibst was von zubretzelnden Gitarren...) angebracht scheint.


    Halboffene Hörer liegen meist den Systemen beim Kauf bei. Üblicherweise gibt es hier Silikonringe, die die Hörer im Gehörgang fixieren. Bei nicht überlauter Bühne funktioniert das gut, weil man noch recht viel Umgebungsschall wahrnimmt. Das kann auch helfen, den Mischaufwand fürs IEM zu reduzieren. Im einfachsten Fall holst Du Dir nur deine Stimme aus dem Direct Out und das reicht schon. Ist die Bühne zu laut, sind halboffene Hörer gefährlich, da dann das IEM über Gebühr laut aufgedreht werden muss, um die Umgebung zu übertönen.


    Aus diesem Grund kann ich auch nur davon abraten, nur einen Stöpsel zu nehmen und das andere Ohr offenzulassen.


    Zitat

    Interessant mit der Mischfunktion. Das macht ja dann hoffentlich der Techniker...


    Nein, das machst Du an deinem Empfänger :D


    es grüßt


    derautor

    Immer schön vorm Soundcheck herverkabeln.....

  • Hi,
    Ja es macht sinn ein IEM zu nutzen, auch, oder gerade in einer proberaumsituation wo man sich sonst nicht hört, da genau da ja auch geübt wird, und daher die kontrolle der stimme sehr wichtig.


    als system würde ich dir mal den tip geben dir das M2 von Audio technica anzusehen, das kostet um einiges weniger als das EW, und hat auch die schöne funktion das du einmal dein eigenes mikro signal, und dazu einen monitroweg (wo alles andere draufkommt, außer deiner stimme) anschließen kannst. so kannst du immer das verhältniss der instrumente zu deiner stimme selbst bestimmen, an deinem empfänger.


    ich habe es ehrlich gesagt selber noch nicht genutzt, warte aber auf die lieferung, ich werde demnächst eine band damit austatten.

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • Zitat von "der onk"

    Der Witz an der Mischfunktion ist gerade der, daß es eben nicht der Techniker macht, sondern der Musiker selbst an seinem Beltpack z.B. das Verhältnis Band-Stimme individuell mischen kann, ohne erst zum FoH oder Monitorplatz fuchteln zu müssen.



    der onk mit Gruß


    Genau. Onk war schneller. Die Stimme geht direkt in den Sender, der vom Techniker gemischte Monitorweg (ohne Stimme) in den zweiten Eingang und Du selbst kannst am Empfänger das Verhältnis Band - Stimme bestimmen.

  • Zitat von "simonstpauli"


    Genau. Onk war schneller. Die Stimme geht direkt in den Sender, der vom Techniker gemischte Monitorweg (ohne Stimme) in den zweiten Eingang und Du selbst kannst am Empfänger das Verhältnis Band - Stimme bestimmen.


    Tatsache? Das heißt also, sie kommt ohne irgendwelche Effekte rüber? Muss nicht auch die Stimme vom Mischpult des Technikers kommen? Wo wird das dann gesplittet? Schließlich muss sie ja auch für die anderen Musiker hörbar sein...

  • Zitat von "Torsten Gränzer"

    Tatsache? Das heißt also, sie kommt ohne irgendwelche Effekte rüber? Muss nicht auch die Stimme vom Mischpult des Technikers kommen? Wo wird das dann gesplittet? Schließlich muss sie ja auch für die anderen Musiker hörbar sein...


    Nun, da gibt es grundsätzlich 2 Möglichkeiten:


    1. Split auf der Bühne (besonders praktikabel bei drahtlosen Mikrofonen) - Unabhängigkeit vom Mischpult für die Stimme


    2. vom Mischpult kommen 2 Monitorwege für das in ear.

  • Zitat von "simonstpauli"

    1. Split auf der Bühne (besonders praktikabel bei drahtlosen Mikrofonen) - Unabhängigkeit vom Mischpult für die Stimme


    Wie kann ich mir das vorstellen? Suche ich mir am Empfänger einfach die Funkfrequenz meines Mikros und dann habe ich es quasi auch gleich "in ear"? So einfach kann es doch fast nicht sein...

  • nein, vom empfänger deines mikros legst du ein kabel (beim AT M2 system jedenfalls) direkt in einen der beiden eingänge des in-ear senders, und ein zweites kabel mit dem monitorweg vom mischpult (wo du dir evtl. auch den hall drauflegen lassen kannst). jetzt kannst du an deinem empfänger das verhältniss zwichen den beiden eingängen selbst bestimmen.


    der in-ear sender hat auch eine ausgangsbuchse, von da nimmst du dann das signal deines mikros wieder auf, und schickst es an das mischpult.


    zusammen in ein rack geschraubt hast du so eine kombination mit der du auf jeden fall sicherstellst, das egal was du für ein signal vom pult bekommst, du dich selber gut hören kannst.


    ich hoffe das hilft?! :D

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

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  • Zitat von "mediennutte"

    zusammen in ein rack geschraubt hast du so eine kombination mit der du auf jeden fall sicherstellst, das egal was du für ein signal vom pult bekommst, du dich selber gut hören kannst.


    Vorsicht: So was klappt nur mit abgesetzten Antennen - mit den mitgelieferten Teilen drückt dir der IEM-Sender die Eingangsstufe des Mikrofonempfängers zu weil die Geräte zu nahe beieinander sind. Das führt zu ganz unangenehmen, weil nicht reproduzierbaren Störungen (Aussetzer, Aufrauschen).
    Statt der Durchschleifmethode bevorzuge ich ein klassisches Y-Kabel oder einen richtigen Splitter, falls vorhanden. Das ist gerade bei Monitorpulten mit fest verbauten Auflösungen übersichtlicher.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Zitat von "Torsten Gränzer"

    Passagenweise knallt es bei uns ganz schön auf der Bühne, wozu ich allerdings dann Texte eher spreche. Natürlich ist die Verständlichkeit und vor allem die Korrektur der Stimme nicht immer gegeben, wenn die Gitarren mich zubretzeln ...


    In-Ear (doch dazu Mono) ist nur Schadensbegrenzung. Gerade bei mehrstimmigem Gesang wäre stereophones In-Ear m.E. das Minimum (noch besser: disziplinierte Bühnenlautstärke !).
    So mancher Sänger singt mit (Mono !) In-Ear dann sogar leicht "schief" (selbst oft erlebt bei Kollegen) ... und bei einigen ist die Gewöhnungsphase recht lang ... und einige steigen dann auch wieder um auf Wedges.


    Wie wäre es, wenn die übrigen "Herrschaften" mal zugunsten eines besseren Bandgesamtsounds mit etwas weniger "Gas" spielen ?
    Und bitte nicht solche dämmlichen Gitarristen-Argumente wie "ich brauche die Lautstärke für das Feeling" o.ä. (ich habe selbst seit 30 Jahre als Gitarrist und Basser Liveerfahrung in Top40- und Hardrock-Bands ... und einer der besten Gitarren-Kollegen in dieser Zeit spielte über einen Röhren-Preamp mit FXs und "gib mir mal etwas Gitarre auf den Moni ...").

  • Naja, soo schlimm ist es nicht. Sind schon gute und fähige Leute (zumindest bei meinem aktuellen Projekt, die von Dir beschriebenen kenne ich allerdings auch...).


    Wir haben übrigens mehrstimmigen Gesang (3 Frauen und meine Wenigkeit) und stehen mit mehr als zehn Leuten auf der Bühne (Gitarre, Bass, Schlagzeug, Percussion, Streicher, Bläser) Für diese Art der Musik komme ich am Besten mit dem Feeling klar, das sich auch bei Studioaufnahmen ergibt. Deshalb wäre es schon schön, so etwas auch im Proberaum und erst recht auf der Bühne hingezaubert zu bekommen. Sollte doch mit IEM möglich sein...


    Tendiere zur Zeit zwischen Sennheiser und AT M3 system hin und her, vor allem letzteres finde ich aufgrund der erwähnten Funktion der direkten Verbindung von Mikrofon zum IEM interessant. Preislich nimmt es sich ja nicht wirklich etwas...
    Bei Sennheiser gibt es allerdings mehr Erfahrungswerte... Na, mal sehen,. was es wird.

  • Zitat von "Torsten Gränzer"

    Naja, soo schlimm ist es nicht. Sind schon gute und fähige Leute ...


    Beruhigend, wenn In-Ear nicht als "Lärmschutz" benötigt wird. :wink:


    Zitat von "Torsten Gränzer"

    Wir haben übrigens mehrstimmigen Gesang (3 Frauen und meine Wenigkeit) ...


    Stereo-InEar wäre da sicher besser ... ich kenne Bands, wo der Satzgesang bei fehlender Ortung der einzelnen Stimmen (wenigstens L/R) leicht in Schieflage kommt (und mit Wedges war die "Trefferquote" höher ...). :?


    Zitat von "Torsten Gränzer"

    Für diese Art der Musik komme ich am Besten mit dem Feeling klar, das sich auch bei Studioaufnahmen ergibt. Deshalb wäre es schon schön, so etwas auch im Proberaum und erst recht auf der Bühne hingezaubert zu bekommen.


    Wenn ihr gewohnt seid, mit Kopfhörer zu singen, sollte die Eingewöhnungsphase weniger ein Problem sein. Allerdings braucht jeder seinen/ihren individuellen Mix.

  • Zitat von "niggles"

    (... IEM-Sender und Funkempfänger in einem Rack...) Vorsicht: So was klappt nur mit abgesetzten Antennen - mit den mitgelieferten Teilen drückt dir der IEM-Sender die Eingangsstufe des Mikrofonempfängers zu weil die Geräte zu nahe beieinander sind. Das führt zu ganz unangenehmen, weil nicht reproduzierbaren Störungen (Aussetzer, Aufrauschen).


    Wobei es nach meiner Erfahrung (mit Sennheiser EW) ausreicht, die Stummelantennen con der Geräterückseite auf Frontblenden zu verlegen. Antenne(n) für IEM vorne, Funkempfänger hinten an einem 45er Rack geht bei mir seit ewigen Zeiten problemlos.



    domg