Wie sollte ein FOH zum Lernen aussehen ?

  • Zitat von "oTon"

    ... ein gutes altes dampfbetriebenes EMI Rundfunkpult aus den 50´ern kristalisiert sich immer mehr als die beste Lösung heraus ... :D


    ... wäre als Einstieg doch nett. :)


    Ob analog oder digital ist auch nicht die Frage, sondern die Ergonomie und wie schnell auf Parameter zugegriffen werden kann.


    Beispiel: Wenn ich mich bei einem Preiswertdigitalpult (zumal: nicht alle VT-Firmen haben Budgets für Digitalpulte der Oberliga !) erst durch Menüs zappen muß, nehme ich doch lieber ein analoges Pult, wo ich alle Einstellungen auf einen Blick sehen kann und bei akutem Bedarf SOFORT eingreifen kann.
    Es nämlich gibt Situationen, wo sowas wichtig ist (z.B. wenn alle 20 Minuten eine andere Folkloregruppe mit nicht vorher abgesprochener Instrumentierung - man spricht russisch oder tschechisch - auf die Bühne poltert und sich die herumstehenden Mikros schnappt).


    Wenn ein Digitalpult (für einen akzeptablen Preis und mit funktionierender Firmware) sowas kann: Super (... und bei Spannungsschwankungen im Zelt nehme ich dann einfach meinen magnetischen Konstanthalter von BLOCK mit :D ).


    Ansonsten für Einsteiger: 16-Kanal-Analogpult (zur besseren Synapsenbildung durch räumliche Wahrnehmung der Knöpfe und "richtiges angrapschen" :D ).

  • Zitat von "oTon"

    Viele meiner Studenten aus dem Recordingbereich haben noch NIE Berührung mit analogem Equipment gehabt und leben rein für ihren Rechner ... und sie werden höchstwahrscheinlich nie mehr in ihrem Leben an einem analogen Pult sitzen ... und trotzdem machen viele von ihnen professionelle Produktionen ... hier ist analog komplett tot.


    Ok, ich denke hier muß man doch einiges differenzieren:


    Für den Recordingbereich ist das Phänomen, das Marcus bei den Schülern beobachtet, einfach so zu erklären, dass eine Laptop-DAW-Schnittstellen-Wandler-preamp-Kombi einfach die preiswerte Lösung ist, sich als youngster dem Thema anzunähern. Gleichwohl ist analog hier ganz und garnicht tot, erstens fehlt auf Dauer dem reinen 'mixing in a box' auch den youngsters der Sex und der Comfort, zweitens wird gerade von den Jungen intensiv in der 'vintage' Kruschtelecke nach interessanten Sounds ( z.B. bei den Effekten und den Komps ) gesucht, drittens ist das Recordinglager auch unter jungen erfolgreichen Tonmeistern sehr differenziert, was die Komination von analogem mit digitalem Equipment angeht ( was man in den aktuellen Büchern z.B. Roey Izhaki: Mixing Audio seit Januar 2008 erhältlich über 500 Seiten, sehr praxisnah ! oder auch den aktuellen Fachzeitschriften nachlesen kann ) und viertens kann man an vielen Hardware-Auslagerungen für Bedienelemente, die es mittlerweile für DAWs gibt, sehr eindeutig sehen, dass da offensichtlich was fehlt.


    Die Frage ist aber mE einfach nicht mehr analog oder digital sondern ( was ich im Forum schon seit ~ 5 Jahren schreibe ) wie sieht die geschickteste Bedienoberfläche aus ?


    Für meine Fragestellung sehe ich das so:


    Für die Demonstation in einem Fortgeschrittenen-Seminar hatte ich zwischenzeitlich eine ähnliche Vorgehensweise wie sie Marcus beschreibt ( M7CL-Studiomanager-Beamer ) wobei ich überlege zusätzlich eine Kamera für das pulteigene display zu nutzen, da manche Darstellungen dort anschaulicher als im Manager sind.


    Für das 'hands on' haben wir digital weiter das Problem der unterschiedlichen Bedienkonzepte der unterschiedlichen Hersteller, sodaß ich es hier einfach nicht neutral und objektiv finde, immer das Y-Ding zu Lehrzwecken zu nutzen, da sind analoge Oberflächen einfach "übertragbarer" egal welcher Hersteller. Trotzdem gebe ich Marcus insofern recht, als das z.B. natürlich auch an einem analogen Siderack die vermeintliche Übersichtlichkeit schnell hinfällig wird, wenn 15 Leute darum herum stehen.


    Das 'mixing in a box' auf livesound-Lehrzwecke zu übertragen, würde bedeuten die " ich bediene den Bühnenyammi mit dem Drahtlosläppe vom Stehtisch aus - Variante" zum Zukunftskonzept zu erklären. Das erlaubt weder meine Vorstellung vom 'human interface' noch meine Intelligenz im Allgemeinen :wink:

  • Zitat von "guma"

    Das 'mixing in a box' auf livesound-Lehrzwecke zu übertragen, würde bedeuten die " ich bediene den Bühnenyammi mit dem Drahtlosläppe vom Stehtisch aus - Variante" zum Zukunftskonzept zu erklären. Das erlaubt weder meine Vorstellung vom 'human interface' noch meine Intelligenz im Allgemeinen :wink:


    :D:D:D


    Ich glaube daß Sommercable und andere Multicorehersteller mit dir da der gleichen Meinung wären ! 8)

  • Zitat von "guma"

    Äh, ob mit oder ohne core ist mir eigentlich wurscht...allein der Läppe als Bedienoberfläche ist einfach nonsense, es sei denn es geht nur um Hausmeisterfunktionen aber sogar da gibts intelligentere Bedienkonzepte.


    Nee jetzt nicht sooo ... :wink: ... es gibt einfach Dinge, die kann man mit dem Laptop um Längen besser zeigen, auch in einem Fortgeschrittenen-Seminar.


    Ein Punkt, der mit richtiger Attack/Releasezeit den Treshold auf einer Kompressorkennlinie entlangsaust, hat schon manchem Teilnehmer meiner Seminare besser als ich es je hätte erklären können gezeigt, wie verschieden Einstellungen/Anwendungen funktionieren ... so etwas hätte ich auch zu gerne in einem Digitalpult, und nicht nur in Logic/Cubase.


    Deswegen ist mein Lieblings-Digitalpult auch ganz klar das Venue, auch wenn die offene Architektur auch manche Probleme in der Praxis bereitet. Und ich es nie für Schulungen zur Verfügung habe ... :D

  • Zitat von "guma"

    Die Frage ist aber mE einfach nicht mehr analog oder digital sondern ( was ich im Forum schon seit ~ 5 Jahren schreibe ) wie sieht die geschickteste Bedienoberfläche aus ?


    Das hast du schön formuliert (genau um diese geht es mir nämlich auch ... und die Anschaffungspreise digitaler Pulte werden in den nächsten Jahren auch noch deutlich runtergehen ...). :)


    Zitat von "guma"

    ... haben wir digital weiter das Problem der unterschiedlichen Bedienkonzepte der unterschiedlichen Hersteller, sodaß ich es hier einfach nicht neutral und objektiv finde, immer das Y-Ding zu Lehrzwecken zu nutzen, da sind analoge Oberflächen einfach "übertragbarer" egal welcher Hersteller.


    Daher: Die Hersteller haben noch viel zu tun, an den Bedienstandards zu arbeiten. Ich selbst mag z.B. keine Insellösungen.

  • Zitat von "oTon"

    Nee jetzt nicht sooo ... :wink: ... es gibt einfach Dinge, die kann man mit dem Laptop um Längen besser zeigen, auch in einem Fortgeschrittenen-Seminar.



    Ich sagte Bedienoberfläche, nicht Demonstrationsoberfläche !!!! Was die Darstellung angeht, gab ich Dir ja gerade eben Recht ! Ich würde nie bestreiten, das eine "powerpoint-Präsentation" kein geeignetes Lehrmittel wäre, aber ich würde mit "power point" nicht mischen ( lernen ) wollen !! Verstehst Du jetzt, was ich meine ????


    Zitat von "oTon"

    Ein Punkt, der mit richtiger Attack/Releasezeit den Treshold auf einer Kompressorkennlinie entlangsaust.....


    Deswegen ja auch die Kamera auf das M7CL Display, denn dort ist die Kompressordemo besser als im Manager.

  • Ich schlage einen analogen ""Anfänger"lernplatz" vor, wo nicht viel ist, außer
    KanalEQs (gerne parametrisch einstellbar).


    Da muss man sich mit Mikrofonen und deren Position auseinandersetzen. Für
    mich gehört das Know How zum FOH dazu. Ebenso die Einschätzung bzgl. raumakustischer Begebenheiten.

  • Zitat von "Sound-Klinik"


    ... und den armen Jungen überfordern, damit er sich beim ersten Job gleich in die Hosen macht ... :P


    Genau deswegen muß es sein. Auch wenns sicher pädagogisch total inkorrekt ist: Wer nie die Angst und Verzweiflung des Totalversagens gespürt und überwunden hat, dem fehlt später die Leidenschaft, mit der die "Guten" in diesem Beruf aus unmöglichen Situationen gelungene Gigs machen. Kaum einer wird mit dem Durchhaltevermögen geboren das man hier braucht, man muß es sich mühsam antrainieren.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Zitat von "niggles"

    Genau deswegen muß es sein. Auch wenns sicher pädagogisch total inkorrekt ist: Wer nie die Angst und Verzweiflung des Totalversagens gespürt und überwunden hat, dem fehlt später die Leidenschaft, mit der die "Guten" in diesem Beruf aus unmöglichen Situationen gelungene Gigs machen. Kaum einer wird mit dem Durchhaltevermögen geboren das man hier braucht, man muß es sich mühsam antrainieren.


    Nein.
    Man sollte auch hier Wert legen auf methodisch einwandfreies Vorgehen: zunächst Grundfertigkeiten erlernen, dann vom Einfachen zum Komplizierten übergehen.
    Die Perversion dieses uralten Prinzips findet man heute in vielen Lehrplänen und es äußert sich darin, daß die Lehrlinge zwar auf dem Computer eine Rakete konstruieren, aber keinen Nagel in einen Holzklotz schlagen können.


    MfG


    DirkB

  • Zitat von "DirkB"


    Die Perversion dieses uralten Prinzips findet man heute in vielen Lehrplänen und es äußert sich darin, daß die Lehrlinge zwar auf dem Computer eine Rakete konstruieren, aber keinen Nagel in einen Holzklotz schlagen können.


    Nägel werden heute wegen der niedrigeren Löhne in Polen und Rumänien eingeschlagen. Außerdem müssen die Ergotherapeuten in Deutschland auch leben ... :D

  • Zitat von "DirkB"


    Nein.
    Man sollte auch hier Wert legen auf methodisch einwandfreies Vorgehen: zunächst Grundfertigkeiten erlernen, dann vom Einfachen zum Komplizierten übergehen.
    Die Perversion dieses uralten Prinzips findet man heute in vielen Lehrplänen und es äußert sich darin, daß die Lehrlinge zwar auf dem Computer eine Rakete konstruieren, aber keinen Nagel in einen Holzklotz schlagen können.


    MfG


    DirkB


    Gut, jetzt wirds OT, aber: Das eine schließt das andere keineswegs aus. Solides Grundlagenwissen, auch über die reine Pultbedienung und Mikrofonierung hinaus (Fehlerbehebung; Materialeigenschaften (Brandschutz, Statik); Ladungssicherung usw.) muß natürlich vermittelt werden, und zwar "hands on", sonst merkt sichs mit Anfang 20 eh keiner.
    Die erfolgreiche Durchführung eines Jobs verlangt aber noch ganz andere Dinge: Streßresistenz, Entscheidungsfreude, den berühmten "Blick fürs Ganze" und vor allem den Willen die Sache auch unter harscher, oft ungerechtfertigter Kritik geordnet zu Ende zu bringen. Vor die Ausbildung dieser Charaktereigenschaften hat die Psychologie aber nun mal die Selbsterkenntnis gesetzt. Und die kann durch den einen oder anderen beinahe deftig in die Binsen gesetzten Schulfestjob (mit folgender last-minute-Rettung durch den erfahrenen Kollegen) sehr gefördert werden...

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • - Blick fürs Ganze -> Tontech zur Band: "Ey, wißt ihr eigentlich schon, wie scheiße ihr alle seid ?"
    - Selbsterkenntnis -> Tontech in der Notaufnahme: "Warum finde ich keinen richtigen Draht zu Musikern ?"


    :D

  • Zitat von "Sound-Klinik"

    - Blick fürs Ganze -> Tontech zur Band: "Ey, wißt ihr eigentlich schon, wie scheiße ihr alle seid ?"
    - Selbsterkenntnis -> Tontech in der Notaufnahme: "Warum finde ich keinen richtigen Draht zu Musikern ?"


    :D


    Traurig, nur: Einer musste es doch mal sagen... 8)

    "Just because you believe something doesn't make it true."

  • Aber ganz ehrlich:


    Was hat das jetz nur annähernd mit dem Thema zu tun.


    Dieser Tread ist für mich ein Musterbeispiel, wie man völlig OT wird.

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  • Zitat von "klauston"

    Was hat das jetz nur annähernd mit dem Thema zu tun.


    Antwort: Müssen angehende Tontechs lernen, sich von Veranstaltern und "Künstlern" alles gefallen zu lassen ?

  • Zitat von "guma"

    Sollte ein FOH für den engagierten Nachwuchsmischer lieber analog oder digital sein und mit wieviel ( wie wenig ) Ausstattung lernt man am besten ?


    Eure Meinung ?


    DAS war die Frage.


    Man sollte eine Stiege gehen, indem man Stufe für Stufe nimmt.
    Und nicht alles mit 3 Stufen auf einmal raufrennt.


    Und genauso sollte man lernen anfangen.
    Step für Step.


    Und dann sollte man auch noch schauen, das auf den Instrumenten neue Saiten oben sind.
    Und das Catering passt.
    Und auch gleich noch ein Einschulung in der Buchhaltung
    Und........
    All das wäre eigentlich ein Thema
    Und was hat das Alles dann noch mit der Frage zu tun.?????????????

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  • Also, nachdem diese Frage schon wirklich ausführlichst und mit ganz eindeutigem Ergebnis (nämlich: Analog) Diskutiert wurde wird so ein kleiner lauer OT-Witz hier der Sache wohl keinen Abbruch tun - oder was?


    Im Grunde ist es aber eben auch egal worauf man lernt. Hauptsache man lernt das Richtige.
    Und mit einem Pult umgehen zu können ist nun vergleichsweise trivial, jedenfalls im Vergleich zu Themen wie "musikalische Grundfähigkeiten zum Mischen" oder eben auch "Umgang mit Künstlern".:!:


    Aber wenn hier stumpf weiterhin nur über "das Eine" Diskutiert werden soll: Bitte schön.
    Ich vermisse dann nur die weitere Relevanz.

    "Just because you believe something doesn't make it true."

  • Zitat von "guma"

    Es darf sich gerne jeder eingeladen fühlen, für andere Aspekte der Tonkutscherausbildung andere, eigene Threads aufzumachen, wenn ihm dieser hier zu langweilig ist.


    Garantiert nicht zu langweilig. Habe bisher interessiert mitgelesen. Wobei einige OT-Kommentare mir ein Schmunzeln abgerungen haben. OT ist das Salz in der Suppe, und genau wie beim Salz kann es natürlich auch zuviel des Guten sein, gell :wink:


    Daher zurück zum Thema: Mir ist das eine oder das andere recht, wenn ich jemanden am Pult anlerne. Denn: Ich fange nie mit dem Pult selbst an. Vorher kommen einige Grundlagen, theoretisch und praktisch... Mikrofone, Verkabelung, Signalanpassung, Signalverstärkung und -bearbeitung. Wenn man dann den Signalflow verstanden hat, ist es meiner Ansicht nach egal, ob man auf digital oder analog angelernt wird.


    Natürlich muss man das, was man vermittelt, visualisieren. Und ich gebe jedem recht, der sich bei einem Analogpult leichter tut. Aber ich hätte kein Problem damit, mit Hilfe von Power Point Charts den Signalfluß im Pult zu erklären und dann anschliessend mit einem Digipult weiterzumachen.


    Momentan stehen überall noch Anlalogpulte herum. Daher macht es für mich persönlich momentan mehr Sinn, damit zu arbeiten und anhand eines Kanalzuges zu erklären, was mit dem Signal im Pult passiert. Aber sollte es in, sagen wir, 15-20 Jahren mit Analog vorbei sein, soll mir das auch recht sein.


    Das obige bezieht sich natürlich auf meine persönliche Situation; wir sind eine Kirche, und ich lerne hier Jugendliche an, mit kleinen Beschallungssituationen zu arbeiten. In der Branche selbst geht es um viel mehr, und hier ist es in der momentanen Situation ein MUSS, sowohl auf Analog und auf Digital anständig ausgebildet zu werden und Praxis zu erwerben. Und da macht es meiner Ansicht nach mehr Sinn, mit Analog anzufangen.


    Ausserdem finde ich es fatal, wenn ein junger aufstrebender Toni bei seinem ersten "eigenen" Job Probleme damit hat, umfangreiches Outboard bei einem Analogpult zu verkabeln, weil er es sonst fast ausschliesslich mit kleinen Digitalkonsolen zu tun hatte. Und diese Probleme stellen sich nicht in Form von Verständnisproblemen, sondern in Form von Zeitproblemen dar. Und ich spreche hier aus eigener Erfahrung (war ja auch mal jung ;) )


    Grüße aus dem sonnigen Riga-
    Hans