Digitalpult-Verwaltung im Festivalbetrieb

ich melde mich auch noch kurz zu Wort. Im Prinzip haben hier (fast) alle der beteiligten Tonspezialisten ungemein recht. Billbo`s Beitrag war (wie so oft) einer der treffensden. Ich bin auch auf beiden Seiten der Front zu Gange - also heute Tourmischer und morgen Babysitter auf großen Festivals bzw 1500-er Clubs. Wir kennen alle die Situation, die ein unumstössliches Gesetz unseres Geschäfts ist- in mehr als 70% aller Fälle sind die ausgesanten bzw empfangenen Band oder FestivalRider nicht identisch mit dem, was tatsächlich vor Ort passieren soll. Oder die Software der angetroffenen Pulte ist oll. Oder dieses, oder jenes. Deswegen passiert es immer öfter, daß viele Bandtechs der Bands mit dem entsprechenden Budged die Vorzüge des platzsparenden FoH-Platzes ausnutzend mit ihren eigenen Pulten aufkreuzen. Ein überdimensionales Speicherstick halt. Bisweilen habe ich schon ein Fragezeichen über dem Kopf, wenn der gute alte Name Monitorworld wieder mal stimmt und sich 4 PM5D- und 3 M7CL eine Bühne teilen... Habe allerdings 2007 das Spiel mitgespielt, weils in dem Sommer keine RH- mehr gab und die Gains... naja ihr wisst schon. Es war Vorgabe der Band, wenn wir für das Scheissding schon so viel Geld ausgeben, dann wollen wir es auch eingesetzt haben.

Grundsätzlich: ich denke von mir, daß ich mein Handwerk recht passabel beherrsche und bis jetzt noch immer ein erträgliches Ergebniss abgeliefert wurde. Analog oder Digital. Mit oder ohne Files. Ich behaupte, ich kann mich verschiedenen Situationen gut anpassen und erwarte das teilweise auch von Kollegen, die in unserer Liga mitspielen (wollen)
Hier geht es im speziellen um die Festivalsituation, da klappt es leider nur in den allerseltensden Fällen. Ich habe dann kein Problem damit mich dem Grund-Setup des FestivalBetreuers oder ( wenns cool klang) dem des Vorgängers anzuvertrauen. Solage die Patchjungs die Kanäle dann dahin stecken, wo sie beschriftet sind ist alles schicki.
Und manchmal denke ich schon, wenn man merkt, oh, da kommt einer, der kann halt nur auf dem oder dem Pult mit seinem Setup und alles andere ist NoGo und gefährdet sowieso die Show und blablabla, dann werde ich ihm schon dabei helfen seine Wünsche zu erfüllen oder wenigstens einen brauchbaren Kompromiss herbeiführen, aber für den Bruchteil einer Sekunde werde ich lächelnd für mich denken: " was für ne Pfeiffe".

PS: off Topic. Ein Gruß geht raus an den Klaus, vielen Dank nochmal, hab mich gefreut, Dich mal kennen zu lernen. Hoffe ihr hattet beim Hurricane-Abbau nicht mehr allzuviel Blues. Meine Schützlinge war begeistert vom Bühnensound. Und das als letzte Band nach 3 Tagen. Subba!

Zitat von "der diak"

PS: off Topic. Ein Gruß geht raus an den Klaus, vielen Dank nochmal, hab mich gefreut, Dich mal kennen zu lernen. Hoffe ihr hattet beim Hurricane-Abbau nicht mehr allzuviel Blues. Meine Schützlinge war begeistert vom Bühnensound. Und das als letzte Band nach 3 Tagen. Subba!

hallo

ne, ging eigentlich super.
Und die band machte auch echt Spass.
War ein würdiger Abschluss für die Bühne am Festival.

guma:
Ich bin auch nur ein ganz normaler Techniker, der halt das Glück hat, auf großen Festivals mit Digitalpulten eben das arbeiten zu können und diese Welt erleben zu dürfen.
Deswegen kann ich mitreden, weil ich das seit nunmehr 6 Jahren ( digital gemeint ) permanent mache.
Ich hab schon alle möglichen Situationen erlebt und auf Dauer kristallisiert sich eben eine Vorgehensweise heraus, die auch viele Andere so machen, einfach aus dem Grund, weil sie sich bewährt.
Ich kenne auch noch die Festival Analog Zeiten.

Es ist eigentlich gar nicht so schwer.

Zitat von "guma"

Ich habe jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass Leute mit sehr geradlinigem workflow am längsten oben bleiben, auch wenn man selbstverständlich im Notfall davon abweichen können muß. :wink:

Sehe ich auch so, das geht nach der Methode : man muss die Gesetze (Arbeitsroutinen) kennen (beherrschen), um sie brechen zu dürfen.

Eine Sache sei noch erwähnt, es gibt natürlich Pulte, die es einem sehr schwer machen, ein File reinzujagen, was sofort spielt, beim D5 z.B., welches ja prädestiniert ist für "eigenes File", weil es so viel kann und man sicherlich etliche kleine Specials auf dem Stick hat, muss man ja noch die vorhandene Kartenkonfiguration kennen, oder eine eigene quasi anfordern, das macht es ziemlich tricky.

mfg
Kai

Zitat von "guma"

Ich habe jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass Leute mit sehr geradlinigem workflow am längsten oben bleiben, auch wenn man selbstverständlich im Notfall davon abweichen können muß. :wink:

Sehe ich auch so, das geht nach der Methode : man muss die Gesetze (Arbeitsroutinen) kennen (beherrschen), um sie brechen zu dürfen.

Eine Sache sei noch erwähnt, es gibt natürlich Pulte, die es einem sehr schwer machen, ein File reinzujagen, was sofort spielt, beim D5 z.B., welches ja prädestiniert ist für "eigenes File", weil es so viel kann und man sicherlich etliche kleine Specials auf dem Stick hat, muss man ja noch die vorhandene Kartenkonfiguration kennen, oder eine eigene quasi anfordern, das macht es ziemlich tricky.

mfg
Kai

das thema festival ist ja immer etwas besonderes, das ist nicht direkt mit einem normalen bandkonzert zu vergleichen.
ein festival ist sozusagen eine dauer-ausnahmesituation.
wenn es die möglichkeit gibt, ein eigenes file zu laden welches man gut kennt(!), dann sollte man das tun. wenn nicht, dann eben nicht, dann gibt es eben nur "standard"... irgendwie müssen sich die bandkonzerte ja auch abheben vom einerlei der festivals, damit ihre attraktivität gewahrt bleibt.
dennoch sehe ich nach wie vor grosse vorteile für das eigene file, weil man sich dann nur noch an die anlage anpassen muss und nicht an ein komplettes konzept (mit evtl. verborgenen funktionen die man nicht will)

Zitat von "K-Ulrich"

Sehe ich auch so, das geht nach der Methode : man muss die Gesetze (Arbeitsroutinen) kennen (beherrschen), um sie brechen zu dürfen.
...

Das ist ein sehr schöner Leitsatz, den ich gerne in Lehrbücher übernehmen würde.

was ich wohl nicht mehr machen wede:
einen kollegen den soundcheck und den mix der ersten songs machen zu lassen, weil er das gestellte pult vermeintlich viel schneller bedienen kann als ich (SD8).
ich dachte das wäre in diesem falle eine gute methode, wir hatten nur 15min. für bandaufbau, mikrofonierung und monitor-soundcheck.
leider konnte er das pult offensichtlich auch nicht schneller bedienen, er benötigte 3 songs bis sein sound stand - und ich benötigte die nächsten 3 songs, um den sound wieder so umzubauen das er zur musik passte
zudem waren die kanäle unnötigerweise über 3 bänke verstreut, so das man oft zwischen den bänken umschalten musste.
somit werde ich wohl auch für das SD8 meine files zu hause vorbereiten...

Das klingt nach einem "Don't Need" Beitrag :wink:

das kann schon sein, aber er passt auch zu diesem thema.

Heute hat man mal gesehen wie das gehen kann:

Energy in the Park, Berlin Wannsee:

Guter Monitorbetreuer, immer schön die Szenen gemutet gespeichert und zur Show wieder aufgerufen.
Müller hat die Drahtlostechnik betreut, das war auch große Welt.

Gerne wieder so

ärgerlich ist, wenn man mit einer show auf dem USB-stick zum gig kommt, und dort statt des zuvor besprochenen SD8 plötzlich ein neues SD9 steht... und die show somit natürlich nicht kompatibel ist!
zum glück war diesmal genug zeit.

HRRR... Segen der Digitaltechnik :twisted: :twisted: :twisted:

Nein, das war ein menschlicher Fehler.

Wenn nicht das dasteht was ausgemacht, dann kann die Digitaltechnik rein gar nichts dafür !!!

zum Thema SD8 / SD9:
dann kannst du immernoch bspw. deine 40 Kanäle (SD8) in ein Preset speichern und auf der SD9 wieder reinladen... soll aber irgendwann auch mit Sessions funktionieren.

Zitat von "guessi"

zum Thema SD8 / SD9:
dann kannst du immernoch bspw. deine 40 Kanäle (SD8) in ein Preset speichern und auf der SD9 wieder reinladen... soll aber irgendwann auch mit Sessions funktionieren.

oha, sodann gibt es zwei möglichkeiten:
der pultbesitzer war entweder nicht fit genug für sein eigenes system, oder er hat mir diese möglichkeit einfach verschwiegen.
ich werde jetzt mal wohlwollend ersteres annehmen...

na ja, was solls, der job ist gelaufen und das nächste mal nehme ich wieder das eigene pult mit.

Zitat von "wora"

oha, sodann gibt es zwei möglichkeiten:
der pultbesitzer war entweder nicht fit genug für sein eigenes system, oder er hat mir diese möglichkeit einfach verschwiegen.
ich werde jetzt mal wohlwollend ersteres annehmen...

na ja, was solls, der job ist gelaufen und das nächste mal nehme ich wieder das eigene pult mit.

Ich finde beide Möglichkeiten schlimm.

Zitat von "klauston"

Nein, das war ein menschlicher Fehler.
Wenn nicht das dasteht was ausgemacht, dann kann die Digitaltechnik rein gar nichts dafür

Das ist eine Frage der Sichtweise. Wenn ein Pultnachfolger, der sich in der Versionshistorie nur um 1 unterscheidet, schon für Inkompatibilität sorgt, ist das für mich schon harter Tobak. Natürlich hast du auch Recht, Klaus, dass da Absprachen missachtet wurden. Aber so lange jeder Hersteller da sein trübes Süppchen kocht bezüglich Software, steht man echt vor einem Irrgarten an Systemen und Versionen. Und das wird in Zukunft schlimmer werden, da bin ich mir recht sicher. Dass es da mal plattformübergreifende Formate geben wird, ist zwar sicherlich möglich, aber derzeit m. E. in sehr weiter Ferne.

Zitat von "simonstpauli"

Ich finde beide Möglichkeiten schlimm.

Wenn es der Pultbesitzer war, der gleichzeitig Babysitter spielt, könnte man schon erwarten, dass er sich diesbezüglich erkundigt hat (schliesslich kann Kompatibilität ja auch eine Kaufargument sein) - bei einem Babysitter, der u.U. mit dem neuen Pult einfach ins kalte Wasser geworfen wird, finde ich das durchaus verzeihlich. Manchmal kommt man aus Zeitmangel halt nicht hinterher sich die Sachen 100% drauf zu schaffen und 100% sind bei einem solchen Pult auch verdammt viel. Es gibt ja auch Anwender, die ein Pult jahrelang (oder zumind. für ein paar Wochen etc.) unter den Fingern haben und trotzdem einige Ecken und Kniffe noch immer nicht kennen.

Desweitern muss ich Marce recht geben - falsches Pult an dieser Stelle. Eine M7 ist auch nicht gegen eine LS9 austauschbar, wird aber auch gerne mal gemacht. Und wie viele Leute draussen wissen, dass jemand hier aus dem Forum eine Software zum konvertieren der Files geschrieben hat?!