Mischen um jeden Preis ?

  • Immer wieder verwunderlich ist es für mich, dass es in einem PA-Forum zwar endlose Threads über Mischpulte aber kaum Threads über das Mischen als Tätigkeit gibt.


    Eigentlich sollte der Veranstaltungstechnik-Azubi bis zum Ende seiner Lehrzeit merken können, das "mischen können" nicht zwangsweise das Ergebnis von Ausbildung ist. :wink: Zudem haben wir meiner Meinung nach die Situation, dass die Ausbildung für ein Überangebot an Technikern gesorgt hat, was bezüglich der Aufgabenverteilung zu einer nicht mehr besonders sinnvollen Konkurrenzsituation geführt hat.


    Meine Frage also ist, ob es wirklich nötig ist, dass der geneigte Jungmischer in einem in meinen Augen künstlichen "Verdrängungs- oder Überlebenswettbewerb" alles mischen muß, was ihm vors Mikrofon kommt, oder ob er sich nicht sinnvollerweise darauf beschränken sollte, das zu mischen, womit er musikalisch auch etwas anfangen kann, und Genres, mit denen er nichts anfangen kann, anderen Kollegen zu überlassen ?

    Meine Erfahrung ist die, dass man ausser technischen Kenntnissen eben auch einen persönlichen Zugang zur jeweiligen Musik braucht. Daher halte ich es, wenn man ergebnisorientiert denkt, für sehr sinnvoll, beispielsweise in einem ordentlichen größeren Club die Mischerrolle nicht mit einem festangestellten Haustechniker zu besetzen, sondern in einer größeren Stadt einen Pool von Freien zu haben, die jeweils das mischen, was sie am besten können, oder ist das realitätsfremd ?

  • Zitat von "guma"

    Meine Erfahrung ist die, dass man ausser technischen Kenntnissen eben auch einen persönlichen Zugang zur jeweiligen Musik braucht. Daher halte ich es, wenn man ergebnisorientiert denkt, für sehr sinnvoll, beispielsweise in einem ordentlichen größeren Club die Mischerrolle nicht mit einem festangestellten Haustechniker zu besetzen, sondern in einer größeren Stadt einen Pool von Freien zu haben, die jeweils das mischen, was sie am besten können, oder ist das realitätsfremd ?

    Das Mischen hat natürlich nicht nur eine technische, sondern auch eine künstlerische Komponente (... und wer sich mit diesen Gedankengängen einmal näher auseinandersetzen möchte, sollte ein tolles Buch von Jecklin mit dem Titel "Musikaufnahmen" lesen, wo auch die genre-gerechte Auswahl geeigneter Mikrofone thematisiert wird).
    Ich fand es schon immer schrecklich, wenn ein Metal-Fan eine Coverband (oder gar Jazzband) mischt und das Drumset immer gnadenlos nach Metallica o.ä. klingt. :evil:


    Aber jobhungrige Dienstleister werden wohl auch weiterhin alles (nach persönlichen Klangvorstellungen) mischen, was ihnen vor die Mikrofone kommt ... :?

  • Wenn die Produktion oder der Künstler den Mischer engagiert, sollte sich das Problem ja zumindest nach einiger Zeit auf natürliche Weise regeln. :wink: Bei erfolgreichen größeren VT Firmen wird auch sehr streng darauf geachtet, dass der FOHler ( und nicht nur der :wink: ) passt. Das ist aus Wettbewebsüberlegungen sehr sinnvoll und trägt in der Umkehr auch zur Generierung von neuen Aufträgen bei.


    Wo das leider nicht so klappt, ist in Kulturbetrieben mit festem Personal oder bei der Verarztung von "Mehrbühnenereignissen". Da wird irrigerweise davon ausgegangen, dass die gelernte Fachkraft alles kann.

  • Ich bin ja auch überzeugt, das sich alles auf Dauer von selbst reguliert.

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  • Nicht umsonst sind Die Aufnahmeprüfungen für den deutschen Tonmeister musikalisch so hart, dass die meißten zuvor Musik studieren. Somit ist schonmal gegeben, dass sich der reifende Techniker intensiv mit Musik auseinandergesetzt hat.


    Leider ist ja bisher eine Ausbildung zum Tontechniker nicht gesetzlich vorgeschrieben, sonst könnte man dann auch besser über Ausbildungsinhalte nachdenken.


    Unabhängig davon: Na klar macht das Sinn, dass man Techniker einsetzt, die mit der Musik auf der Bühne was anfangen können. ABer das reguliert sich, wie der Klauston sagt auch von alleine. Wenn nämöich der Techniker versagt, wird es entweder die Veanstaltung nicht lange geben oder der Mann wird eben getauscht.


    Viele Grüße
    Tobias Kammerer

  • Hallo,
    auch auf die Gefahr hin, daß gleich wieder über mich hergefallen wird:
    Ich finde nicht, daß man zwingend einen "Zugang" zu der entsprechenden Musikrichtung benötigt. Meiner Meinung nach sollte ein professioineller Tontechniker in der Lage sein jede Musikrichtung bzw. Sprachveranstaltung brauchbar gut zu mischen. Von einem professionellen Koch erwarte ich ja auch, daß er nicht nur seine Leibspeise gut kocht, sondern auch den Rest auf der Speisekarte (oder beim Metzger die Wurst, beim Bäcker das Brot....)
    Ich behaupte zumindest von mir, daß ich mich auf jede Musikrichtung einstellen kann und zu einem ähnlichen Ergebnis komme, wie bei meiner Lieblingsmusik. Vielleicht liegts daran daß ich das "Glück" hatte (mein Bruder wirds wohl anders bezeichnen :D ) zwei Instrumente aus doch sehr verschiedenen Richtungen zu lernen : Geige und Schlagzeug. Vielleicht auch daran, daß wir aufgrund unserer Auftragslage seit vielen Jahren die unterschiedlichsten VA betreuen. Da kanns schon sein, daß ich gestern im Bierzelt ein Musikantentreffen mischte und heute ein Pukrockkonzert mit drei Bands (was "schlimmer" ist, möchte ich jetzt nicht werten :D ) dran ist.
    Natürlich ist es aber auch so, daß jemand mit ähnlichem "Wissenstand"/Können wohl seine Lieblingsmusik besser hinbringt, als ich. Das liegt meiner Meinung nach aber daran, daß er sich aufrgtund seiner Vorliebe deutlich intensiver mit dieser Musik befasst hat, als ich, weniger daran, daß er sie lieber mag.
    So nun macht mich fertig :wink:
    Viele Grüße
    David Kammerer

  • Ich kann für mich selbst nicht behaupten, dass ich alle Genres gleich ordentlich hinkriege, wundere mich allerdings überhaupt nicht darüber, dass ich hier im Forum genau wie im richtigen Leben auf Menschen treffe, die weniger kritisch mit sich selbst und ihrem Ergebnis umgehen. :roll: :wink:


    Ich finde es allerdings immer wieder bedauerlich, wenn ich wohin komme, und eine hochkarätige Soul/Funk Truppe klingt nach Ska oder ein 70-Jahre Artrock Original klingt nach Heavy Metall u.s.w. Das sind ja keine seltenen Ereignisse.

  • Hallo,
    ich gehe durchaus selbstkritisch mit mir und meinen Ergebnissen um, daher hab ich auch nicht geschrieben, ob bzw. wie gut ich das Ergebnis empfinde.
    Ich gebe dir recht, das es schade ist, wenn eine Musik gänzlich anders klingt, als sie soll (wobei man hinterfragen darf, wer denn festlegt, wie eine bestimmte Band auf der Bühen klingen soll :?: ). Wenn eine Jazzband wie oben beschrieben nach Heavy Metall klingt, dann muß ich leider sagen: Setzen 6! Job verfehlt.


    Was ich bei deinem Post nicht ganz verstehe: Warum stößt du ein Thema an, wenn du andere Ansichten als deine nicht gerne hören magst? Warum bezeichnest du jemanden als wenig selbstkritisch, nur weil er von sich behauptet etwas zu können, was du deiner Meinung nach nicht kannst? Darf das nicht sein?.


    Nochmal: Ich sage nicht, daß ich das besser kann als jemand anderes, nur, daß ich mich schon auf die jeweilige Richtung einstellen kann und ein ähnliches Ergebnis abliefere, wie bei meinen Favorites.


    Viele Grüße
    David Kammerer

  • Ich bin tatsächlich "after all these years" der Meinung, dass das nicht geht, da das Mischen grundsätzlich auch eine emotionale Tätigkeit ist und nicht nur Handwerk und innerhalb des Handwerks zusätzlich sehr viel Erfahrung mit den verschiedenen Stilrichtungen und Musikerintensionen dazugehört. Für diese Erkenntnis muß ich auch nicht mich selbst als Maßstab bemühen. Ich sehe das definitiv so, dass jemand, der das von sich behauptet, entweder einen entsprechend niedrigen Maßstab hat, was wohl am häufigsten ist und ,wenn das Publikum dazu passt, auch nicht gleich zum Jobverlust führt, oder eben eine sehr verbreitete Form von Selbstüberschätzung, die genau das Ergebnis hat, was ich mir nicht so gerne auf Veranstaltungen anhöre.


    Es ist ganz einfach:


    Vor hundert Jahren war es so, dass ein Chriurg heute eine Niere, morgen eine Hüfte und übermorgen eine Gebärmutter operiert hat. Heute würde ich mir garantiert nicht von einem älteren Unfallchirurgen, der mit Sicherheit in der Vergangenheit auch schon Mägen operiert hat, ein Magencarzinom herausschneiden lassen, auch wenn er zu Recht behauptet, dass es das im Prinzip könnte. Statt dessen würde ich immer nach jemandem suchen, der mit Leidenschaft ein Spezialgebiet beackert.

  • Ich bin sehr wohl der Meinung, das ein Tontechniker ohne einem musikalischen Verständnis sondern nur mit technischem Verständnis meist beim Mischen von Bands nicht den Sound hinbekommt, den sich eine Band so im Allgemeinen vorstellt :D:D :lol: :lol:


    technisches verstehen reicht zum Bedienen von Pulten, aber eben nicht zwingend zum Mischen von Bands


    Wenn hier Tonmeister eingebracht werden:
    Ich kenne nur ganz wenige, die vernünftig eine Band mischen können.
    Das ist auch nicht das, was man als Tonmeister lernt.
    Sondern ein Tonmeister ist da und wirkt wie ein Aufnahmeleiter oder Berater .
    Wenn es um Klassik geht, sind das die, die zwischen Techniker und Orchester stehen um die wichtigen Dinge im Sinne des Orchesters anzusagen.
    Und ich habe schon gute Tonmeister am Mischpult kläglichst versagen sehen, auch bei großen und bekannten Veranstaltungen.
    Ich denke, Ihr habt da eine ganz falsche Vorsellung von der Ausbildung und dem Profil eines Tonmeisters.
    Abgesehen davon, lass sowen mal eine Band mischen :lol: :lol: :lol: :lol:


    Wie gesagt, gerade Tonmeister gibt es wenige, die mit der Praxis klarkommen, es gibt Ausnahmen, die sind dafür meist sehr gut aber eben Praktiker

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  • Howdy Guma


    Du hast doch die Antwort schon im Titel gegeben: Preis. Der Job bringt Geld, darum wird er gemacht.
    Ich sag mir auch, daß ich keinen Hip Hop mache, wenn aber stattdessen Nasebohren angesagt ist und die Miete bezahlt werden muß, mach ich das auch. Kam aber zum Glück in den letzten Jahren nicht vor.


    Das man qualitativ anders mischt, wenn man auf die Musik steht, merke ich an mir selber schon innerhalb eine Konzertes. Die Sweet Caroline Humpta Mugge wird durchgewunken, bei den "ernsthaften" Stücken kann ich bis ins kleinste Detail mischen.


    In den Clubs gibts aber meistens den einen, der die Technik bis ins kleinste kennt, sie vielleicht mit ausgesucht und eingebaut hat und sie wartet. Dies ist sein Hauptjob und den gibt er nicht mehr her. Wenn der Veranstalter auf einen Pool zurückgreift, dann hat vielleicht an dem Termin der Reggae-Mann keine Zeit und am Schluß wird wieder Herr Metal gebucht. Das ist sicher recht aufwendig, immer den richtigen Mischer zu finden.


    Ich sehe das Problem ein wenig anders. Es wird meiner Meinung nach oft zuviel geschraubt. Man muß schon ordentlich am Sound biegen, um eine 70er Tribute Band wie eine 2000er Metal Band klingen zu lassen. Spätestens da muß einem das rote Licht angehen.


    Mein Tip: Musikrichtungen die man überhaupt nicht ab kann ablehnen. Zum Anlage testen die Musikrichtung des Abends laufen lassen. Und vielleicht kann man sich sogar vorbereiten und mal zuhause analysieren, wie es denn klingen muß und wie das erreicht wurde.


    Gruß
    Rainer

  • Die Frage für mich ist eher wie oft kommt es in der Praxis vor das man in für einen selbst ungewohnte Stilrichtung kommt. Man verkehrt in bestimmten Kreisen und hat dort seinen Namen, in anderen Kreisen bist du schlicht unbekannt und hast dort auch nichts zu erwarten.

    In meinem Lexikon fehlt das Wort unmöglich!


    ASR Computer & PA Technik
    André Ruhnau
    Rosenstr.6
    78598 Königsheim

  • Es kommt genau bei den o.g. Beispielen vor. Da wäre die message an die Kultureinrichtungen und Clubs, den Haustechniker nicht zum Dauermischer für alle Produktionen zu machen, die ohne FOHler kommen, auch wenn der die Kohle gerne mitnehmen würde. Das ist zwar hart für denjenigen, ist aber bezüglich des Ergebnisses sicher sinnvoller. In meiner Heimatregion gibt es Beispiele für beide Vorgehensweisen und die Ergebnisse sprechen in meiner Beobachtung eine eindeutige Sprache.


    Des Weiteren habe ich den Eindruck, dass zunehmend auch hochkarätige Shows aus Kostengründen ohne ihren langjährigen Tourtechniker reisen. Dadurch gewinnt das Thema zusehens an Bedeutung.

  • Hallo guma.
    Dein Vergleich mit den Ärzten hinkt: In unserem Job geht es nicht um Leben und Tod......Es geht um MEHR :D:D


    @klauston: Ich bin voll bei dir: Ein musikalisches Verständnis ist für unseren Beruf eine wichtige Eigenschaft.


    Zitat von "Loloverde"

    Ich sehe das Problem ein wenig anders. Es wird meiner Meinung nach oft zuviel geschraubt. Man muß schon ordentlich am Sound biegen, um eine 70er Tribute Band wie eine 2000er Metal Band klingen zu lassen. Spätestens da muß einem das rote Licht angehen.


    Das ist meiner Meinung nach ein ganz wichtiger Satz. Ich kenne einige "Tontechniker", die mit einer ganz bestimmten Vorstellung, wie z.B. ein Schlagzeug klingen soll, an die Sache rangehen. Wenn dann ein Prgogramm auf der Bühne stattfindet, daß sich mit ihrer Vorstellung gar nicht deckt, kommt es zu den von guma beschriebenen Entgleisungen. Ich bemühe mich jedesmal möglichst unvoreingenommen an eine neue Band ranzugehen und höre mir erst mal an, was mir der Musiker/das Instrument so anbietet. Dann versuch ich nicht dem meinen Willen aufzuzwängen sondern das Ganze zu unterstützen (hier einen Charakter etwas mehr betonen, da das "Kreischen" für den Zuhörer erträglich zu machen). Wenn das gemacht ist, sollte es zumindest brauchbar gut funktionieren und nach der Musik klingen, die dort vorne auf der Bühne steht. Jetzt kommt der Feinschliff, der zugegeben bei meiner Lieblingsmusik etwas intensiver ausfallen wird, als bei einer die ich nicht abkann.
    Viele Grüße
    David Kammerer

  • Nochmal ich.
    Zur Ausgangsfrage von guma, ob man alles mischen soll, oder lieber nur das, mit dem man selber was anfangen kann.
    Ich denken, das ist auch immer situationsabhängig.
    Warum sollte der angesprochene Jungmischer, der selber am liebsten Marianne und Michael hört, die Garagen Heavy Metall Band bei einem lokalen Nachwuchscontest nicht mischen, wenn es als Alternative ein Kumpel der Band macht, der nur nicht mitspielt, weil er zu schlecht auf der Gitarre war, die Musik seit ein paar Jahren hört, aber von Technik keine Ahnung hat?
    Natürlich sollte der Jungmischer soviel Selbstkritik / Einschschätzung besitzen, daß er, wenn mal auf einem Job wo er mit aufgebaut hat der Techniker von Metallica krank ist, von sich aus sagt: Nö, das ist mir doch ne Nummer zu groß.


    Viele Grüße


    David Kammerer


  • Ich habe noch nie einen Tonmeister getroffen, der ein Pult angefasst hat.


    Dafür gibt es dann die Toningenieure.


    Oder im Pop-Bereich Produzent und Mischer. Oder Manager und Mischer. Wie auch immer die Rollen verteilt sind, entweder hat man jemanden, der sagt, wie es musikalisch gedacht ist oder der Mischer ist beides in Personalunion.


    Deshalb bin ich ebenfalls der Meinung, daß beim FOH-Mix durchaus eine Prägung auf eine oder mehrere Stilrichtungen erfolgt.


    Ich lasse mich für "off"-Stilistiken ungern und nur mit Hinweis darauf buchen, daß es Kollegen gibt, die dafür besser geeignet sind. Im Kollegenkreis versuchen wir das auch mehr oder weniger sinnvoll zu verteilen.


    Beim Monitor-Mix empfinde ich diese Einschränkung weit weniger stark.

  • Grüße,


    meiner Meinung nach finde ich das in Orndnung, weil wie sollte ein junger Techniker sonst draufkommen was er machen will wenn er es nicht mal selber ausprobiert.
    Ich kann mir schon vorstellen das das in Deutschland allmählich aus dem Ruder läuft. Und 80% der Jobs die frischgebackene Ausgebildete bekommen wil man meistens ja eh nicht!


    VG

  • Mhhh - also ich denke, man muss sich erst mal auf das, was dam kommt einlassen können und wollen, dann reicht es zunächst einmal (die gängigen Handgriffe vorausgesetzt) auf jeden Fall für die Dienstleistung an sich. Ob man diese dann nun ausreichend, gut, sehr gut oder exorbitant gut erledigt, geht schon etwas tiefer ins Detail. Spätestens an dieser Stelle ist dann - meiner Meinung nach - zumindest eine gewisse "Grundaffinität" zum Programm gefragt: ich muss mich in dem Genre so weit auskennen, dass ich ein gewisses Image vor Ohren habe - wie klingt Instrument X oder Y in welchem Kontext. Muss die Gitarre rengeln oder schmeicheln? Ist Brettbass oder Laidback gefragt? Sicherlich kann ich auch das noch bis zu einer gewissen Größenordnung für Jazz, wenn ich eigentlich langhaariger Bombenleger bin - irgendwann ist dann aber mehr gefragt. Immerhin setze ich mich ja unter Umständen Abend für Abend einem Sound aus, den ich in meiner Freizeit schon nicht ertrage - und das macht dann auch die Tourgage nur noch bedingt wett... Das ist für mich der wichtigste Grund, warum ich zum Beispiel zwar hi und da auf elektrotechnischen Events schaffe, dann aber in einem Gewerk, das während der Show viel umbauten Raum zwischen mir und dem Ort des Geschehens erlaubt (;o). Glücklicherweise ist mein Musikgeschmack ansonsten sehr weit gefächert und ich hab in den letzten 20 Jahren viel Zeug gehört. Da haben sich gewisse Präferenzen herausgebildet, die ich auch gerne bediene. Ansonsten greife ich zum Telefon - denn das ist die andere Seite: man sollte sich einzuschätzen wissen. Und die Nummer vom geeigneten Kollegen parat haben.


    SKY

    Kein Applaus für Scheiße!

  • Nein!


    Dieses Wort lasse ich mal bewusst für sich alleine stehen, denn dieses Wort ist Aschs den meisten im Wortschatz fehlt.
    Teilweise aus wirtschaftlichen Überlegungen, die Miete muß ja bezahlt werden, teilweise aus falscher Selbsteinschätzung.


    Andererseits bin auch ich immer noch gerne bereit neues zu lernen, und zu versuchen, was aber auch ein gewisses maß an Vorbereitung erfordert. Wenn ich morgen gefragt würde ob ich abends ein Klassik Konzert mischen soll würde ich ablehnen, wäre dieser Termin aber erst in zwei drei Monaten würde ich zumindest nach der Größenordnung und dem restlichen aufwand fragen, denn ich denke man kann und darf sich noch weiter/anderweitig entwickeln.
    Ich möchte damit nicht eine Musikrichtung über die andere stellen, Klassik ist aber etwas was ich noch nicht gemacht habe.


    Dazu wäre es tatsächlich schön wenn es Thread über das mischen geben würde, aber meine Erfahrung mit klanglichen fragen z.b. Sind hier im Forum eher schlecht. Entweder artet es in einem "mein Mikro ist besser als deins" Thread aus, oder andere Glaubenskriege.
    Mag auch daran liegen das mischen selbst schwer in Worte zu fassen ist.


    Was die jungen Kollegen betrifft finde ich sollte man verpflichtend erst mal zwei Jahre coverbands auf stadtfeste mischen, dann hat man zumindest die groben Musikrichtungen des Pop/Rock Bereich schon mal gemacht, mit der Möglichkeit von Song zu Song seine Mischung
    Zu überarbeiten.
    Idealerweise sollte auch ein erfahrener Kollege mal daneben stehen der Tischbein kann, aber das wird auch selten bezahlbar sein, bzw. Die wenigsten Techniker würden wenn sie selbst vor Ort sind das Ruder außer Hand geben.


    Ich habe es schon getan, und würde es jederzeit wieder tun, junge Techniker als praktikant mit zu einem Job nehmen, und nach und nach auch ans Pult lassen.


    Habe ich Angst davor das derjenige mir aus irgend einem Grund den Job streitig macht?


    Nein, warum auch, durch das erklären und das nachfragen desjenigen werde ich auch besser, und hinterfrage teilweise meine eigenen Arbeitsweisen. Außerdem wenn ich so sehr an mir zweifeln würde sollte ich evtl. Den Job wechseln;)


    Vielleicht können es mir ja andere gleich tun, dann bekommen die jungen dann eine bessere Ausbildung?!



    Ob man diese dann als fester Techniker in einen Club lassen sollte?


    Auch da wieder dieses Nein! Da stimme ich Gumma voll zu, man kann nicht alles gleich gut,
    Und geradehin den ersten Jahren sollte man sich langsam vortasten.
    Mit etwas Erfahrung kann man hinterher schon das ein oder andere mischen was man evtl. Nicht täglich selber hört, aber Musik die man nicht mag oder nicht respektiert sollte man tunlichst vermeiden, das kann nur im desaster enden.

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • Dank an Karel, so in etwa sehe ich das auch. Das ist auch zunächst keine Frage des Alters, sondern der gesunden Selbsteinschätzung. Viele Mischer generieren ihr Selbstverständnis/Selbstbewusstsein zu nahezu 100% aus dem Job. Das führt per se zu einer Situation, die aus Selbstschutz Zweifel an der Richtigkeit des eigenen Tuns nicht zulässt. Das ist aber für das Mischergebnis im einen oder anderen Fall sehr nachteilig. Das kann zwar in jedem Alter passieren, ist aber um so verhängnisvoller, wenn sehr früh, also nach wenigen Jahren in diese " ich kann alles mischen - Irrtumsschleife" eingebogen wird.