"wir machen das immer so...."

  • Klaus, es ging mir nicht um irgendeine "Teilleistungsschwäche" oder eine temporäre Faulheit. So etwas hat wohl jeder in seiner persönlichen Geschichte stehen. Und wenn man später feststellt, dass man da aus welchen Gründen auch immer etwas aufholen muss / sollte / könnte, und man ist *gewillt* / motiviert, das zu tun, dann geht das auch. Sehe ich auch so!


    Ich dachte aber an ganz andere Fälle - nämlich an solche, die nach zehn Jahren aus der Schule kommen und inhaltlich auf dem Niveau der dritten Klassen stehen, was Rechtschreibung, Beherrschung der Grundrechenarten und allgemeine Denkfähigkeit angeht - kognitive Defizite sind das. Wenn dazu die Leute aber auch noch aus Elternhäusern kommen, wo Selbstbestimmung, Anstrengungsbereitschaft, Verantwortung etc. nie vorgelebt wurden, als erstrebenswert markiert wurden usw., dann haben die Leute ein Defizit, das sie in der Regel noch mit ins Grab nehmen.


    Warum geben viele Industriebetriebe auf, wenn sie nach zwei Jahren der harten Indoktrination des Lehrlings feststellen müssen, dass der Bursche banalste Dinge wie Pünktlichsein (8 Uhr heißt 8:00 Uhr, nicht 8:05 Uhr oder 9:37 Uhr) oder "Ich darf den Meister nicht mit Schimpfwörtern titulieren, und den Kunden schon gleich gar nicht" oder die Tatsache, dass man fürs Arbeiten bezahlt wird, nicht kapiert hat und da absolut lernresistent ist? Warum kommt mancher Lehrling nach drei Monaten plötzlich nicht mehr, trotz Ausbildungsvertrages und ohne irgendetwas zu sagen? Warum brechen so viele junge Burschen ab?


    Denen fehlen einfach Grundeinstellungen und ein Wertesystem. Wie will man eine in unseren Köpfen tief verwurzelte Weisheit wie "man muss arbeiten, um Geld zu verdienen und sich davon etwas zum Fressen kaufen zu können" in einen 25-jährigen reinkriegen, der 25 Jahre etwas anders vorgelebt bekommen hat und wunderbar damit durchkam? Das *geht* nicht. Und ich sag's noch einmal: man kann es ihnen in vielen Fällen nicht einmal zum Vorwurf machen. Es gibt das Schmarotzerpack, keine Frage - aber es gibt leider auch stetig steigend Viele, die's niemals gelernt haben. Und das Prozentrechnen oder das Logarithmieren kriegt man in eine Lehrlingsbirne schon noch rein, wenn das sein muss. Kapiert der Lehrling, dass er nur damit zum Erfolg und Abschluss kommen wird, ist das gar kein Problem. An der Stelle stehen sie aber leider nicht alle. Wenn die anderen Sachen fehlen, kann man Bimsen wie bescheuert - es bringt einfach nichts.

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  • Zitat von "klauston"

    dann kann das jeder Andere auch, der den Finger aus dem Arsch nimmt und ernsthaft was machen will


    Das ist des Pudels Kern: die Problemfälle *wollen* nichts machen, weil sie den Finger nicht aus dem Arsch nehmen wollen (und können). Sie wissen nicht wozu, es erscheint ihnen auch nicht erstrebenswert und sie wissen auch nicht, wie es ginge. Leute, die ihnen dabei helfen wollen oder sie dazu drängen, sind oft lästig und versauern einem das Leben. Konsequenz: sie zeigen mit der noch freien Hand den Stinkefinger und sind weg. Damit ist das Thema für die erledigt.


  • Letzterem stimme ich zu... Konservative Momente gibt es in jeder Branche.


    Ein Unterschied zwischen deinem Lernen und dem Lernen eines Schülers ist die Motivation... Du weißt, dass du später einen Meisterbrief in der Hand halten wirst, evt. mehr Geld verdienst, deine Stelle sicherst o. ä. Erzähl das mal einem Zehntklässler - der eigentlich diese Aussicht oder eine Aussicht in dieser Art bräuchte. Er wird irgendwas in Richtung "mit dem Zeugnis kann ich mir nichtmal einmal ordentlich den A... abputzen" antworten. Selbst die Lehrstellensuche lockt nicht.


    Zu den Fächern: Mathe könnte dann Sinn ergeben, wenn sie in den MINT-Fächern Physik, Bio, Chemie, Informatik mit dem realen Leben in Verbindung gebracht würde. Aber wer tut das noch? In Physik fehlen Zeit und Ausrüstung, einfache Schaltungen aufzubauen und die Schüler auch mal im Eigenversuch Ohm`sches Gesetz etc. nachvollziehen zu lassen. Im Gegensatz zur Formel kann man sich daran nach Jahren noch erinnern. Dazu gesellt sich m. E. eine Fülle des Lehrstoffes - Stichwort Orbitalmodelle in der Chemie - früher hatte selbst die Wissenschaft nur eine geringe Vorstellung davon, heute erwartet man von einem Oberstufenschüler, dass er anhand der Besetzung der Orbitale die Farbe des Reaktionsprodukes ableiten kann. Wie trägt man den Nutzen dieses Themas an Schüler heran?
    Manche haben mit dem Lehrer (Mathe, Physik) Glück gehabt, ich zähle mich mal dazu. An der Uni wird dann gerne mit diesen Fächern gesiebt, um die Studentenzahlen runter zu brechen. Besonders gut finde ich die Lehrer/Profs, die konsequent Taschenrechner und Laptop aus dem Unterricht verbannen und das eigenverantwortliche Denken der Schüler auf diese Weise fordern. Auch hier ersetzt die Technik sonst das Selbstdenken. Warum ist mir bis heute schleierhaft, da ich Taschenrechner und Laptop nur als Erfüllungsgehilfen ansehe, wenn es um Zahlen geht.


    OT 1: erzählt mal was über Veränderungen in puncto handwerkliches Geschick
    OT 2: wer macht so etwas wie Werkunterricht? Aus dem Schreinerhandwerk kenne ich 2 Firmen, die Werkunterricht eingeführt haben. Dort wird nach der Arbeit oder in Zeiten mit weniger Aufträgen Unterrichtsstoff aus der Schule wiederholt bzw. Wackelkandidaten auf dem Weg zur Ausbildung erhalten konsequente Nachhilfe in Mathematik etc.

  • Zitat von "Audiowerk"

    Und wir haben demnächst alles in einem großen Topf und rühren ein paar Mal kräftig drin rum, und dann wird schon alles gut werden, denn die Schwachen können ja von den Starken lernen...


    Und genau das ist doch die These die seit Jahren propagiert wird um Schulformen zusammen zu führen. Jeder von uns weiß es aus seiner eigenen Erfahrung besser. Es passiert äußerst selten das sich irgendjemand vom Streber motiviert fühlt, weit öfter ist es doch so das Klassenclowns und extremst Cool den ganzen Haufen mit nach unten ziehen. Das Niveau ist wie gewünscht angepasst, leider nicht ganz so wie sich das unsere Laberpädagogen das vorgestellt habe.
    Und wenn du auf eben diejenige später im Berufsleben triffst, sollten sie es den überhaupt halbwegs zu was gebracht haben, dann hast du genau so einen Pfosten vor dir stehen der alles immer so macht wie man es immer schon gemacht hat, den es könnte doch glatt sein ich mach nen Fehler wenn ich probiere selbst den Kopf an zu strengen, lieber nicht. Und irgendwann wir daraus sogar die Wahrheit, die 100% stimmt.

    In meinem Lexikon fehlt das Wort unmöglich!


    ASR Computer & PA Technik
    André Ruhnau
    Rosenstr.6
    78598 Königsheim

  • Natürlich sollte man das Schulsystem selbst verbessern, das wird aber sicher eine Herkulesaufgabe. Grundsätzlich denke ich nicht, dass unsere Geselschaft heute schlechter ist als früher (das haben nämlich unsere Lehrer damals auch schon behauptet). Es vollzieht sich aber immer schneller ein gesellschaftlicher Wandel wegen dem ebenso rapide an Tempo gewinnenden Fortschritt.
    Die Anpassung der Gesellschaft und des Schulsystems daran findet zu langsam statt. Das geht aber anderen Ländern ähnlich, weshalb wir in Deutschland deswegen nicht gleich zu den absoluten Verlierern gehören.


    Stellt sich nun wieder die Frage, was man nach dem Schulsystem verbessern könnte? Hier wären wieder wir als Branche gefragt.
    Ist nun eine Ausbildung (Egal wie die aussieht) sinnvoll oder nicht? Die Fachzweig Idee für den Veranstaltungstechniker finde ich auch sehr gut (Spezialisierung auf Ton/ Licht/ Rigging/ Sicherheit/ Pyro...)


    Viele Grüße
    Tobias Kammerer

  • ne kleine Begebenheit zum Thema "lernwilliger Schüler mit guter Aussicht aufs Berufsleben":
    Ich war im Zuge einer Projektwoche einer Realschule mit meinem Ausbilder in einer Klasse und hab ein Referat mit dem Thema: "Was erwarten ein Unternehmen von einem Schüler?" War recht spannend die Reaktion der Schüler.
    Im Anschluss hab ich gefragt, wie die Schüler ich den Arbeitsalltag denn vorstellen. Die Anwort drückt den gesellschaftlichen Arbeitswillen/ das Streben sehr gut aus: "Ja da geht man irgendwann am Morgen hin, hockt sich an den Schreibtisch und macht erstmal Pause. Und am Abend geht man wieder heim."
    Das hat mich doch recht stutzig gemacht.

  • Zitat von "jannis schliesser"

    ne kleine Begebenheit zum Thema "lernwilliger Schüler mit guter Aussicht aufs Berufsleben":
    Ich war im Zuge einer Projektwoche einer Realschule mit meinem Ausbilder in einer Klasse und hab ein Referat mit dem Thema: "Was erwarten ein Unternehmen von einem Schüler?" War recht spannend die Reaktion der Schüler.
    Im Anschluss hab ich gefragt, wie die Schüler ich den Arbeitsalltag denn vorstellen. Die Anwort drückt den gesellschaftlichen Arbeitswillen/ das Streben sehr gut aus: "Ja da geht man irgendwann am Morgen hin, hockt sich an den Schreibtisch und macht erstmal Pause. Und am Abend geht man wieder heim."
    Das hat mich doch recht stutzig gemacht.



    Trotzdem bewerben sich bei uns immer wieder hochmotivierte Leute mit durchaus guten Voraussetzungen gepaart mit hohem Lernwillen, was zum Schluß zu hervorragenden Abschlüssen führt (Auch 15-Jährige!). Nun gibt es aber keinen Ausbildungszweig, wenn dieser arme Tropf Tontechniker werden will. Hier ist eben Bedarf,. Frage ist nur: Ist genug Bedarf auch seitens der Berufsstellen später um eine Ergänzende Ausbildung oder eine Regelausbildung anzubieten?


    Viele Grüße
    Tobias Kammerer

  • Zitat von "tobias kammerer"


    (Auch 15-Jährige!). Nun gibt es aber keinen Ausbildungszweig, wenn dieser arme Tropf Tontechniker werden will. Hier ist eben Bedarf,. Frage ist nur: Ist genug Bedarf auch seitens der Berufsstellen später um eine Ergänzende Ausbildung oder eine Regelausbildung anzubieten?


    Tja ist auch gut so!
    Denn nachdem wir uns als ''Modeberuf,, bezeichnen dürfen, können die meisten 15 auch 20 Jährigen nicht wissen was auf sie zukommt, das sehe ich immer wieder bei angehenden VA Technikern oder solchen die es werden wollen(Das sie utopische vorstellungen vom Job haben). Da ist wahrscheinlich VA Techniker die bessere Lösung denn danach könnte man wenigstens irgendeinen verwandten Beruf ausüben.


    VG

  • Betrachten wir es doch mal andersherum: Die großen Companies, die die Branche dominieren, haben die überhaupt Interesse an einem Ausbildungsberuf "Tontechniker"? Wollen nicht fast alle, die jetzt zur Fachkraft ausgebildet werden, eigentlich Tontechniker oder Lichttechniker werden? Wenn es die Ausbildung "Tontechniker" gibt, wer will dann noch Fachkraft werden? Ja, es wird dann nur sehr begrenzt Ausbildungsplätze zum Tontechniker geben, weil eine Company nicht drei, vier, fünf neue Tontechniker pro Jahr braucht, eigentlich nicht mal einen. Also machen die Leute dann doch die Fachkraftausbildung? Ohne die Chance, jemals doch ans Mischpult zu dürfen (denn dafür werden ja die Tontechniker ausgebildet, wieso also die "Kistenschubser" dranlassen?), wird wohl kaum einer sagen "Naja, wenns nichts besseres gibt..."
    Dazu kommt noch, dass der Azubi "Tontechniker" wahrscheinlich auch eine höhere Vergütung bekommen müsste, da es ja offiziell die anspruchsvollere Aufgabe ist.
    Auch gibts da noch eine gewisse Ego-Sache. Die Chefs der großen Companies sind ja selbst alle mal mehr oder weniger Toner bzw. Lichtler gewesen, haben jetzt lange lange Jahre Berufserfahrung am Pult. Fachkräfte mit eingeschränktem Wissen über diese Bereiche kann man eben auch leicht in die Schublade "hat eh keine Ahnung" stecken. Ausgebildete Lichtler und Tonler, da muss man sich drauf gefasst machen, immer mal zu hören "Hab ich ganz anders gelernt Chef". Das will vllt. nicht jeder hören.



    Ich denke, dass VPLT und Co. da die Interessen der größeren Companies entsprechend vertreten (wie auch schon früher, z.B. Fachkraftzwang ab bestimmten Besucherzahlen, Meisterzwang ab bestimmten Konstruktionsmerkmalen etc.) und eine Tontechnikerausbildung nicht so schnell kommen wird.


    Zuletzt bleibt auch die Frage, ob es sich seitens der Schulen überhaupt lohnt, für im Schnitt schätzungsweise drei bis vier Azubis im Bereich Tontechniker pro Jahr eine solche Ausbildung anzubieten. Einen solchen würden (wenn man die Punkte von oben mal außenvor lässt) wahrscheinlich nur die größeren Companies regelmäßig ausbilden und auch die nicht jedes Jahr, eher jedes zweite oder gar jedes dritte, und das auch nur, bis die "Ränge" erstmal voll sind.

  • Ich denke, das liegt in der generellen Natur des Menschen.


    Das man "Sachen" (welche auch immer) weiterhin so macht; wenn es einmal (nach jeweiligem eigenen Ermessen "sehr gut") funktioniert hat.
    Klar; sicher jeder nach seiner Bildung, Ausbildung, sozialer & politischer Herkunft, IQ...
    Aber auch Sturheit, Stolz, Selbstbewustsein, Unfehlbarkeit, Überheblichkeit, Hochmut....

    Never stop a running System

  • Zitat von "guma"

    ... um mal auf Wolfgangs Ausgangsthema zurückzukommen:


    Ich bin der Meinung, dass das Phänomen 'wir machen das immer so' wohl bildungs- aber nicht altersabhängig ist. :wink:


    absolut korrekt.
    ich denke gerade an ein erlebnis im schwarzwald in diesem sommer, als ein älterer herr seine "ganz tolle anlage" stellte...


    gestern war ich an einer bayrischen uni, um dort die anlagen in zwei grossen hörsälen einzustellen.
    im ersten hörsaal gab es delays für eine empore. hier waren zwei Fohhn boxen (wieder 12" direktstrahler plus HT im horn) so angebracht, das sie direkt nebeneinander montiert waren (schade das es da für ein iphone-foto zu dunkel war)... das war jedenfalls der selbe murks wie im eingangs beschriebenen fall - nur das es sich hier sogar um eine festinstallation handelte, in der man die beiden boxen ohne den geringsten mehraufwand mehrere meter hätte auseinander bringen können - und damit die energieverteilung auf dem balkon wesentlich gleichmässiger hinbekommen hätte!


    und im zweiten hörsaal gab es dann zwei frontboxen und zwei delayboxen, die mit 100V auf EINE leitung zusammengefasst waren! dazu waren die boxen noch unterschiedliche typen - tja, auf welche soll man denn jetzt die anlage einmessen??
    ich hab das wie immer irgendwie hinbekommen, aber die STI werte waren bei der mono-anlage wirklich nicht berauschend. wirklich schade um die teuren und eigentlich wirklich guten lautsprecher!


    und auch hier muss ich wieder schimpfen: was sind denn das für "fachplaner", die sowas nicht in den griff bekommen?? und sowas erlebe ich ständig!
    ich meine jeder hat mal nen schlechten tag oder macht mal einen fehler, dagegen ist ja gar nix zu sagen. aber unter uns gibt es einfach viel zu viele stümper und das finde ich einfach ermüdend.
    meine zwei cents...

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • "Die Schule ist der Pfosten, an dem jede Sau meint sich scheuern zu müssen." Weshalb ist das so? Weil üblicherweise Jeder mehrere Jahre eine Schule mit mehr oder weniger Erfolg besucht hat und sich dadurch einbildet, ein Experte für Bildung / Pädagogik zu sein.


    Zitat von "bemi"


    Einer meiner Lehrer hat mir bestätigt, dass er - setzte er die Ansprüche aus meiner Schulzeit an - nur noch schlechte Noten hätte und an ihm gezweifelt würde. Andererseits erlebe ich bei den jungen Lehrern meiner Kinder bereits, dass die m.E. auch unfähiger sind als die meinen es waren (natürlich "dürfen" die auch nichts mehr, haben sofort die Rechtsanwälte der Eltern am Hals).


    Dazu befragt, meinte ein Bekannter, ihm wäre in den letzten 38 Jahren kein einziger Fall untergekommen, wo ein Anwalt aufgelaufen wäre. Und wogegen hätte ein Anwalt auch vorgehen sollen? Gegen eine schlechte Note in einer Klassenarbeit? Nur ein Zeugnis ist eine hoheitlicher Akt und nur dagegen kann der Anwalt vorgehen. Das ist schon passiert: der Richter wollte dann wissen, wie sich die Note zusammensetzt (paar Noten mdl., paar Noten schriftl.), entschied aber, der Lehrer brauche nicht über die Fragen und Antworten zu jeder Note Protokoll zu führen. So. Was war die Konsequenz? Der Schülerin wurde angeboten, alle die Abschlußnote betreffenden LKn/Arbeiten zu wiederholen.
    Davon abgesehen aber sind die Schulgesetze wirklich stumpfe Schwerter.


    Allgemein hat ja nun ein Umschwung weg von der Fachsystematik hin zu "Lernfeldern" stattgefunden. Angeblich, um den Schülern eine bessere Verzahnung verschiedener Sachgebiete und das Lernen in berufsspezifischen "Lernsituationen" zu bieten. Wenn wir Deutsch hatten und zwei Stunden hinterher Grundlagen der Elektrotechnik, konnten wir dort nichts mehr schreiben, weil der Deutschunterricht ja vorbei war? Völliger Blödsinn.
    Zugunsten dieses Unfuges werden sogar eherne Grundsätze der Pädagogik über den Haufen geworfen, beispielsweise das Prinzip, vom Einfachen zum Komplizierten zu gehen. Was aber hat in einem "lernfeldorientierten" Lehrbuch auf den ersten paar Seiten der Schaltplan eines stabilisierten Netzteils zu suchen, wenn die Schüler noch nicht mal wissen, was Strom und Spannung bedeuten? Oder das Prinzip, einen Begriff erst zu verwenden, nachdem man ihn eingeführt hat.
    Wirklich fundiertes Fachwissen scheint zweitrangig zu sein. Lieber wird auf "Kompetenzen" herumgeritten. Sich verständlich artikulieren zu können, ist aber Erziehungssache der Eltern und nicht der Berufsschule.


    Dafür hat man eine Menge Methoden erfunden, mit denen man prima den Tag verdaudeln kann, ohne greifbar vorwärts zu kommen. Wälzlager zum Beispiel. Wir können aber auch erstmal alle Begriffe, die uns zum Transformator einfallen, auf bunte Kärtchen schreiben und daraus ein Mindmap gestalten. Auch wieder 90min geschunden.


    Zitat von "bemi"

    Interessanterweise kümmern sich aber wohl auch die Eltern nicht mehr


    Nun, die Eltern haben in unserem Land nun einmal die Erziehungshoheit über ihren Nachwuchs. Ob sie erziehungswillig bzw. -fähig sind, spielt dabei keine Rolle.


    Die Probleme sind vielschichtig. Hier die Kuschelpädagogik, zu der einmal jemand schrieb: nirgends haben die 68er schlimmer gewütet als im Kinderzimmer. Da fehlende Lehrkräfte. Dort unfähige/unwillige Eltern.
    Aber auch manche Unternehmen. Warum? Das ist einfach: früher wurde die umfassend gebildete Persönlichkeit gefordert. Heute will man in vielen Fällen die Leute nur so weit ausbilden, daß sie im Betrieb ihre Aufgabe erfüllen, aber auch nicht wesentlich mehr können. Das schafft ja Selbstbewußtsein bei Lohn-/Gehaltsverhandlungen.



    MfG
    DirkB

  • Das ganze Problem ist doch ein Grundsätzliches und von der Politik hausgemacht.


    In der Bildung (und auch vielen anderen Lebensbereichen) herrscht Kleinstaaterei bis runter zur Kommune.


    Der herrschende Lobbyismus setzt durch, das sehr zeitig schwache von guten Schülern (es geht nicht um Hochbegabte) getrennt werden.
    Damit die Guten noch besser werden, später bessere Jobs bekommen und mehr Geld verdienen.
    Soweit so gut.
    Nur vergißt man dabei, was mit den Schwachen passiert.
    Grob gesagt muß 20 Jahre später der Gutverdiener (auch der Unternehmer, welcher Boxen & Lampen vermietet) für den; der nix gelernt hat, dessen Lebensunterhalt wie Miete, Strom, H4, Aufstockung für Geringverdiener etc. durch ihre Steuern, Arbeitslosenversicherung, Krankenkassenbeiträge mitbezahlen.
    Diese 'Kleinigkeit' wird stets unter den Tisch gekehrt.
    Und das in einem Land, welches nicht von 'mechanischer' Massenproduktion wie in Fernost; sondern von technologischem Vorsprung lebt.


    Gesamtschulen, wo der Starke dem Schwachen Vorbild ist und mitzieht, werden systematisch von der Landespolitik boykottiert.
    Außerdem; ein 10jähriger soll über seinen Bildungs- und Lebensweg entscheiden?
    Wie kann es sein, das junge Leute die Schule als Analphabeten verlassen?
    Wie sollen Jugendliche mit Migrationshindergrund ohne jegliche Sprachkenntnisse irgendwas lernen?


    Wie kann es sein; das Schulschwänzerei heutzutage was ganz normales darstellt und Maßnahmen dagegen darin bestehen, in Elektronikmärkten die Spielkonsolen erst 15 Uhr einzuschalten? (Kein Scherz!)
    P.S.: Meine Maßnahme: Je unentschuldigt gefehlter Tag eine Woche Sperre H4 später...

    Lehrer haben ja garkeine Rechte mehr. Eine ehemalige Lehrerin und jetzige Bekannte von mir ist kürzlich sehr froh gewesen; in Pension zu gehen.
    Sie sei immer gerne Lehrerin gewesen, auch in der DDR. Aber was in den letzten Jahren abging...
    Wir waren zu unserer Zeit sicher auch nicht immer die Liebsten.
    Aber 'dumme Sau', 'Schlampe' oder alte 'V...e' haben wir nicht gesagt. Auch sind wir nicht handgreiflich geworden, haben im Unterricht weder gegessen noch kamen wir betrunken aus der Pause. Oder rückten mit dem Ghettoblaster und Waffen aller Art in die Schule. Vom Thema Handy & Co. mal abgesehen...
    In der DDR wurden solche Schüler; welche aber eher Einzelfälle darstellten, in äußerster Konsequenz in geschlossene Erziehungsheime gesteckt. "Jugendwerkhof". (Die Verhältnismäßigkeit der dort angewandten Mittel steht auf einem anderen Blatt)
    Auch die Eltern wurden vom Staat in die Pflicht genommen, und das nicht bloß mit blumigen Sprüchen.


    In Chemnitz haben Schüler vorige Woche gegen Unterrichtsausfall protestiert. Das muß man sich mal vorstellen.
    Es gibt einfach zuwenige Lehrer, es wird auf politischer Ebene sinnlos endlos gestritten, über 'zuviel' und 'zuwenig'.
    Was alsdann vom Studium kommt; schnürt alsbald sein Säckel und macht sich teilweise gezwungener Maßen auf gen Sonnenuntergang.
    Schulen wurden und werden aus wirtschaftlichen Gründen, angeblich zu wenigen Schülern, geschlossen.
    Wie kann es denn sein; das allgemeinbildende Schulen 'wirtschaftlich' sein müssen? Das ist doch oberkrank.
    Gleichzeitig soll in oben benannter Stadt die Stadthalle für 15 Millionen zu einem Kongresszentrum (wieviele solche VAungen müssen dort wohl dann stattfinden, das es sich rechnet?) umgebaut werden; wobei der sogenannte Sanierungsstau bei Schulen, Kindereinrichtungen und Spielplätzen bei unglaublichen 200 Millionen liegt.
    Ach ja; ein neues Fußballstadion für 25 Millionen wird auch noch gebaut. Und das Ganze nicht wie woanders von einem österreichischen Limonadenhersteller bezahlt...


    Über das; was dann bildungstechnisch und auch von der politischen Gesinnung, Moral, Ethik etc. her dann 'hinten' rauskommt; muß sich da wahrlich keiner wundern.
    Besonders naive Staatsmänner mit gesponserten Krediten, Urlauben & Klamotten nicht.


    Und weg.

    Never stop a running System

  • Zitat von "Madmax"

    Lehrer haben ja garkeine Rechte mehr. Eine ehemalige Lehrerin und jetzige Bekannte von mir ist kürzlich sehr froh gewesen; in Pension zu gehen.
    Sie sei immer gerne Lehrerin gewesen, auch in der DDR. Aber was in den letzten Jahren abging...
    Wir waren zu unserer Zeit sicher auch nicht immer die Liebsten.
    Aber 'dumme Sau', 'Schlampe' oder alte 'V...e' haben wir nicht gesagt. Auch sind wir nicht handgreiflich geworden, haben im Unterricht weder gegessen noch kamen wir betrunken aus der Pause. Oder rückten mit dem Ghettoblaster und Waffen aller Art in die Schule. Vom Thema Handy & Co. mal abgesehen...
    In der DDR wurden solche Schüler; welche aber eher Einzelfälle darstellten, in äußerster Konsequenz in geschlossene Erziehungsheime gesteckt. "Jugendwerkhof". (Die Verhältnismäßigkeit der dort angewandten Mittel steht auf einem anderen Blatt)
    Auch die Eltern wurden vom Staat in die Pflicht genommen, und das nicht bloß mit blumigen Sprüchen.


    Also ganz ehrlich, ich bin jetzt seit 30 Jahren aus der Pflichtschule raus, und bei uns gab es das Alles schon, ausser Handys!!! :D:D:D
    Man tut wirklich immer so, als hätte es das früher nicht gegeben.
    Blödsinn.
    Wir kamen öfters besoffen aus der Pause ( meist Mittag ) haben Schule geschwänzt, die Lehrer durchaus mal beschimpft ( wenn Sie es sich gefallen ließen, sonst nicht ) damals war eher Walkman in ( der mit Kassette ) und was wir sonst so aufgeführt habe will ich gar nicht drüber nachdenken.
    Wir haben uns geprügelt und an Streichen gemacht, was uns nur eingefallen ist, da haben wir in unserem jugendlichen Leichtsinn nicht nur harmlose Sachen gemacht
    Ich war auch keiner der Besten in der Schule ( weil ich nicht wußte, wofür ich das lerne ), aber nach der Schule hat es mich interessiert.
    Also, das ist alles keine Ausrede, warum Leute heute nichts können oder wissen


    Wenn es einen interessiert und man will, dann geht das auch.


    End Erfolg ist nicht automatisch, weil man in der Schule gut war.
    ich kenne genügend, die waren in der Schule schlecht, so richtig nämlich, oder Kumpels mit denen ich damals rumgezogen bin.
    Die hatten alle erst nach der Schule den Bock was zu machen und aus vielen sind erfolgreiche Menschen geworden.

    Ich denke eher, es geht darum, WARUM man was lernen soll, das muß einem vermittelt werden.
    Mir hatten das nur ganz wenige Lehrer in der Schule vermittelt.
    Heute freut es mich, wenn ich was lernen kann.

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    Einmal editiert, zuletzt von tufkaklto ()


  • Bis hierher habe ich nur mitgelesen, nun muss ich auch mal etwas Senf dazugeben.
    Auch ich bin schon über 30 Jahre aus der Schule und komme aus dem Teil Deutschlands den madmax beschreibt und kann ihm auch vollkommen zustimmen. Kann Dir, klauston aber definitiv nichtzustimmen.
    Das heißt natürlich nicht, das es bei Euch das nicht gab - aber besoffen aus der Pause (und das nur als Beispiel!), vergiss es. Das hätte definitiv kein Lehrer mitgemacht.
    Wir hatten ja schon Probleme mit längeren Haaren, also über die Ohren und so :)
    Zitat: "Karl Marx hatte auch längere Haare."
    Gegenargument unseres Direktors: "Dann leiste erst mal das, was Karl Marx geleistet hat."


    Die Voraussetzungen bei Euch und bei uns waren einfach zu unterschiedlich.


    Meine künftige Schwiegertochter studiert momentan Lehramt und macht zur Zeit ihr Referendariat, auch sie ist nur noch entsetzt, was das so manchmal abgeht.


    Und ich muss Dir zustimmen: Wenn man weiß wofür man lernt kommt auch was raus dabei.


    Gruß Günter


  • Das ist richtig, und vermutlich einer der Punkte.


    Wir hatten damals ganz unterschiedliche Systeme
    In der ehemaligen DDR das Sozialistische, welches seine Schäfchen notfalls mit sanftem Druck erinnert hat, was Sie zu leisten haben.
    Ich bin mir aber nicht sicher, ob man mit diesem Druck auch langfristig motiviert, und das gelernte auch wirklich verstanden wird.
    Aber das ist vermutlich ein anderes Thema


    Heute ist es im gelobten Osten sicher auch nicht besser
    Also sind doch wieder alle Menschen gleich :D

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