Regenwasser auf Monitorpult = Versicherungsfall?

  • Hallo,


    folgender Sachverhalt: eine von mir betreute Band hat ihr eigenes Monitorpult auf der Bühne stehen (01V96), üblicherweise am linken seitlichen Bühnenrand. Nun hat es bei einer kürzlich stattgefundenen Veranstaltung geregnet. Dabei wurde das Pult nass. Irgendwie war da wohl das Bühnendach nicht richtig dicht. Einwand von Veranstalter und Bühnenbauer: das müsse man doch wissen, dass so eine Bühne nicht richtig wasserundurchlässig sei. Die Band hätte das sehen und sich selbst um eine Abdeckung des Pultes kümmern müssen. Es wird der Band Fahrlässigkeit unterstellt und keinerlei Verantwortung übernommen. Wie soll die Band reagieren? Dummerweise müssen wohl alle Fader des Pultes gewechselt werden, da sie nach dem Wassereintritt nicht mehr richtig funktionieren. So halten sie unter Anderem ihre Werte nicht mehr richtig...


    Ich bin für Meinungen dankbar. Ich hätte ja gedacht, dass für so etwas eine Veranstalterhaftpflicht existiert, die das unkompliziert übernimmt...


    Grüße
    Hans-Jürgen

  • So eine Versicherung mag existieren... So sie denn auch abgeschlossen wurde... Im Prinzip könnte man nun überlegen, ob der Rider der Band - so es ihn gibt, er Bestand hat und Teil des Gastspielvertrags ist - etwas entsprechendes hergibt. Dort bringt man ja gerne mal entsprechende Anforderungen unter. Danach müsste man dann im nächsten Schritt über Eigenverantwortung für Technik nachdenken und schließlich zu einer Art Kosten/Nutzen-Rechnung gelangen. Will sagen: lohnt der Stress?

    Kein Applaus für Scheiße!

  • Den versicherungsrechtlichen Hintergrund kenne ich zwar nicht, aber ich denke, dass jeder halbwegs bühnenerfahrene Musikant / Techniker weiß, dass bei Open Airs zuerst all das nass wird, was am Bühnenrand steht. Wie sollte es auch anders sein, der Übergang zwischen Wand und Dach ist ja an der Stelle offen (Trussing), und die "Wand" an sich ist i. d. R. ja auch bloß Gaze, durch die jeder Nieselregen sofort durchsuppt. Am sichersten ist das Equipment mitten auf der Bühne direkt unterhalb des Planendaches. Womöglich wird die Versicherung argumentieren wie der Veranstalter auch: dass man hätte wissen müssen, dass es an dieser Stelle keinen geeigneten Wetterschutz gibt. Klingt für mich nach fahrlässigem Handeln und riecht extrem nach "keine Leistung möglich".


    Wasser ist *der* Feind des Digitalpultes überhaupt. Wenige Tropfen in Jogwheels und Tastern reichen, um das gesamte Gerät verrückt spielen zu lassen. Und womöglich hätte man - wenn ich jetzt mal weiter wie die Versicherung vielleicht argumentiere - frühzeitig merken können, dass Regen aufzieht bzw. Wasser vom Himmel zu fallen beginnt. In so einem Fall kann man sicherlich beim OA durchaus noch ein bisschen weiterrocken, aber es sollte alles, was gefährdet ist, zunächst mal gesichert werden. Ich kenne es auch nicht anders, als dass beim Platzregen sofort die Bühne geentert und alles von den Rändern weggezogen wird in Richtung Innenbereich - Stagebox, Wirelesskram, Amptown, MHs auf Cases usw.

  • Es ist sicher von Versicherungsgesellschaft zu Versicherungsgesellschaft verschieden und vielleicht gibts da auch noch Unterschiede zwischen der Schweiz und Deutschland, jedoch habe ich mehrfach Versicherungsofferten eingeholt, die das Equipment abdecken. Das nennt sich bei den meisten Versicherungen eine "technische Versicherung". Der Schutz beinhaltet quasi jedes erdenkliche Szenario, inklusive Fehlbehandlung, Fahrlässigkeit, etc..


    Natürlich hat der tolle Schutz den logischen Haken, dass die Prämie so teuer ist, dass man nach ca. drei Jahren das Equipment mit der Prämie bezahlt hätte, oder anders formuliert, hält das Gerät im Schnitt länger als drei Jahre, lohnt es sich nicht.


    Da wir die Versicherung nicht betrügen wollen und Schäden zum Glück nicht so zahlreich sind, haben wir nie eine solche Versicherung abgeschlossen.


    Bezogen auf euren Fall wird's so sein, wie schon erwähnt. Je nach Vertrag kann man jemanden haftbar machen. Ansonsten bleibt der Schaden bei der Band.

    Der Ton macht die Musik.

  • Richtig. Auf Anfrage sagte man mir auch, dass es nicht möglich sei, eine Versicherung für einzelne Geräte auf konkrete Anlässe bezogen abzuschliessen. Ich wäre schon froh gewesen, es gäbe so eine Möglichkeit.

    Der Ton macht die Musik.

  • Das klingt nach einer Open Air Veranstaltung.


    Und wenn das so war, dann sollte jedem Beteiligten klar sein, das solche Bühnen wirklich nicht perfekt Dicht sind und sich im Regelfall jeder selbst um die Sicherheit seiner Geräte kümmern muß.


    Normal machen Bands das auch und packen Ihre Geräte in Folie ein.


    Im Rider steht gerne das mit wassersicher und der Veranstalter muss genug Folie bereitstellen, aber es bleibt immer eine Rest Eigenverantwortung, da hat der Veranstalter schon Recht.


    Einfach Pult stehenlassen und hoffen das alles passt ist einfach nicht.
    Könnte auch ein Sturm kommen und das Wasser wagrecht reinkommen, alles schon erlebt.


    Da wird wohl nicht viel dabei rausschauen.


    Sollte das aber Indoor gewesen sein, sieht das natürlich anders aus.

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  • Ja, das war Open-Air. Ich wäre irgendwie der Meinung gewesen, dass die Band in erster Linie ihren Auftritt spielen soll und das lokale Personal im Falle von Wind und Wetter für die Sicherung der technischen Ausrüstung verantwortlich ist (es war ja kein Sturm oder anderweitig abbruchwürdig schlechtes Wetter). Ich zumindest lasse keine Musiker mit ihrem Equipment im Regen stehen, wenn ich als betreuender Techniker auf einem Event bin. Aber möglicherweise sehe ich das nicht ganz richtig?! Jedenfalls hat die Band eine Klausel im Vertrag, mit der der Veranstalter die Haftung für Schäden am Equipment der Band zu übernehmen hat. Und ja, der 500€ wegen, die der Wechsel der Fader kosten wird, lohnt sich das in meinen Augen durchaus!


    Grüße
    Hans-Jürgen

  • Zitat von "hans jürgen schmidt"

    Und ja, der 500€ wegen, die der Wechsel der Fader kosten wird, lohnt sich das in meinen Augen durchaus!



    und wieviel verliert die Band wenn sie die nächsten Jahre wegen dieses Vorfalls auf dem OpenAir nicht mehr gebucht wird (und selbst Veranstalter unterhalten sich untereinander "jaja, die kenn ich. Die spielen nicht schlecht. Würde ich trotzdemnicht buchen. Sollte denen mal ein abgesoffenes Pult ersetzen weil sie nicht aufgepasst haben. Riesen A..." )



    Wie alt ist das Pult eigentlich?

  • So was ähnliches wollte ich auch gerade schreiben... :roll:


    Alles was recht ist: wenn ich auf Open Air Baustelle bin und es fängt an zu regnen, dann kümmere ich mich zunächst mal um meinen eigenen Kram. Und gehe davon aus, dass die anderen Gewerke das für ihren Kram ähnlich handhaben; idealer Weise hilft man sich dabei natürlich auch gegenseitig.
    Aber ich erwarte keinesfalls, dass plötzlich wie aus dem Nichts eine Horde Heinzelmännchen erscheint, die diesen Job für mich erledigt bzw. meine persönlichen Versäumnisse vom Aufbau ausbügelt.


    Wer war für Eure Technik zuständig?
    Open Air und Technik - wer von Euch hat den Wetterbericht verfolgt?
    Welche Vorkehrungen habt Ihr ob des zu erwartenden Regens getroffen? Positionierung auf der Bühne? Abdeckungen? Planen?
    Hat Euer Stagemanagement/ Crewchef beim Aufbau einen Blick aufs Dach geworfen und ggfs. beim Veranstalter Nachbesserung eingefordert?
    Was habt Ihr/ Eure Crew gemacht, als es zu regnen anfing? Nix? Kaffeepause? Unterstellen am Bierstand?
    Hattet Ihr einen 'Notfallplan' für nicht optimale Wettervoraussetzungen?
    Hast Du schon mal irgendwann im Leben unter einer Überdachung gestanden, unter der es trotzdem feucht war (weil's von den Seiten aus reingeweht ist)?


    Ziehst Du zumindest in Betracht, Dir all diese Fragen mal im Nachhinein zu stellen?
    Kurz und gut: dann betrachte es als Lehrgeld und mach's beim nächsten Mal besser.


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Gefällt mir :D


    ja, ich werde als Techniker zB zuerst die Geräte in meinem Verantwortungsbereich meines Auftraggebers sichern.


    Und erst DANACH anderen helfen.
    Die Band muß sich um Ihre Sachen schon mal zuerst selber kümmern.

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  • Billbo hat wie üblich alles Erforderliche gesagt. Mehr ist zu der Frage, wer hier gepennt hat / verantwortlich zeichnet, nicht zu erklären.

  • Hallo, ich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass ich den Sachverhalt unvollständig dargestellt habe. Also, das Pult wurde nicht durch Regenwasser nass, sondern hat eine "Dusche" abbekommen, als sich eine Wasserpfütze, die sich wohl auf dem Bühnendach gesammelt hatte, durch einen Windstoß entleert hat. Scheinbar hat sich das Wasser dabei auf dem Weg nach unten auch auf die Bühne verirrt. In wessen Zuständigkeitsbereich fällt es, dass so etwas nicht passiert?


    Grüße
    Hans-Jürgen

  • Es fällt in deinen, dafür zu sorgen, dass dein Pult trocken bleibt. Hattest du nichts dabei, um das Pult abzudecken? Warst du vor Ort? Wer war für die Konsole zuständig?


    Etwas anderes wäre es, wenn jemand "fahrlässig" den Wassersack rausgedrückt hätte - dann hätte derjenige darauf achten müssen, ob Equipment darunter steht oder ob man irgendwelche Vorkehrungen treffen muss (meine Meinung).

    Kein Applaus für Scheiße!

  • Zitat von "hans jürgen schmidt"

    Hallo, ich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass ich den Sachverhalt unvollständig dargestellt habe. Also, das Pult wurde nicht durch Regenwasser nass, sondern hat eine "Dusche" abbekommen, als sich eine Wasserpfütze, die sich wohl auf dem Bühnendach gesammelt hatte, durch einen Windstoß entleert hat. Scheinbar hat sich das Wasser dabei auf dem Weg nach unten auch auf die Bühne verirrt. In wessen Zuständigkeitsbereich fällt es, dass so etwas nicht passiert?


    Grüße
    Hans-Jürgen



    Da ändert sich nicht viel daran
    Open Air ist Risiko


    Und man muß immer das eigene Material schützen.

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  • Zitat

    ... Wasserpfütze ...
    ... Windstoß ...
    ... Zuständigkeitsbereich ...

    Da kommst Du hier im Forum nicht weiter. Da musst Du gaaanz weit oben ansetzen. :roll:


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Ich finde, man kann das auf diesem Wege überhaupt nicht klären, weder in die eine noch in die andere Richtung.


    Ich gebe hierzu Folgendes zu bedenken:


    Billbos Position stimmt dann, wenn die Bühnenbauer ihren Job ordentlich machen. Stellt die VT Firma alle Gewerke selbst, wird sie die Bühne so bauen, dass ihr Beschallungsequipment und damit auch das Mucker-Equipment bei "normalem" Regen ohne starke Windböen trocken bleibt. Man würde es doch selbst immer so machen, dass man z.B. nicht wegen jedem noch so harmlosen kleinen Guß die Pulte in Folie packen muß. Da hätte wohl keiner von uns ernsthaft Lust zu. :roll:


    Ist der Bühnenbau ein vertraglich unabhängiges Gewerk, habe ich schon die bizarrsten Sachen erlebt:
    Übergang Bühne - Wing undicht "Naßzone"
    Wing nur Agroflor, also baust Du Dir erst mal ne "Trockenzelle" für den Monitorplatz
    Dach hat kaum Überstand + Agroflor setzt erst 1m unter dem Dach an -> prima Regenluke auch bei Windstärke 0,5
    Haken für die Layher-Blechdach-Verbindung werden ohne Gummischeibe verschraubt. u.s.w. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt.


    Will sagen:
    Stellt man sich prinzipiell auf den "selbst eintüten" Standpunkt, nimmt der Bühnenbauer seeehr gerne statt dem kleinen Finger die ganze Hand und baut Dir eine prima Schönwetterbühne. :roll: :D
    Also ist das stark von den tatsächlichen Vorort- und Vertrags-Verhältnissen abhängig, wer verantwortlich ist und da sehe ich schon ein Unterschied, ob es um ein Unwetter oder um Regen ohne Wind der senkrecht durch ein undichtes Dach läuft, geht. Bühnendächer sollten ja wohl so sein, dass die Bühne darunter unter Regen ohne Windböen weitgehend trocken und bespielbar bleiben, sonst sind sie doch irgendwie sinnlos.

  • Ganz weit oben eben, richtig. :D
    Ich verstehe diese Jammerthreads nicht. Das Leben an und für sich ist nun mal riskant, letztlich nicht versicherbar, und endet meistens tödlich. Und wenn ich nicht aufpasse und ein bischen Pech dazu kommt geht halt zwischendurch ab und an auch mal was schief. So what?
    Muss ich, statt mich an die eigene Nase zu fassen, für jeden Furz immer und überall einen Verantwortlichen suchen? Ist selber denken und aufpassen uncool oder verboten?
    Elektronik und Wasser vertragen sich nicht. Und draußen regnet's manchmal. Was schließe ich daraus, wenn ich draußen Elektronik betreiben möchte? Investiere ich da besser in einen Fachanwalt für Haftungs - und Versicherungsfragen, oder in ein paar Quadratmeter Plastikplane? Ich geh' doch auch nicht ohne Regenschirm spazieren, wenn schlechtes Wetter angesagt ist. Und wenn doch, ist die Frisur anschließend eben hin. Wen verklage ich jetzt auf Schadenersatz: den Frisör oder den Regenschirmhersteller?


    Weitermachen, Jungs!


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo


    Guma, ich hab' schon oberamtliche Großbühnen jenseits der 1000 Quadratmeter erlebt, auf denen es nach entsprechendem Wetterereignis keinen trockenen Quadratzentimeter mehr gab. Und nu?

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • @ billbo


    Ja natürlich. Du hast unfreundlicherweise meinen Beitrag sehr bruchstückhaft gelesen, sonst würdest Du genau verstehen, von welchen Wetterverhältnissen und welcher Sorte Bühnenbauer ich spreche ... Und die liebst Du sicher auch nicht :roll:


    Äh, EDIT


    .... Im Gegenteil... müsstest Du wegen jedesmal "drei Troppen" die Plane übers Monitorpult werfen und wieder einrollen, statt diese kostbare Zeit im Catering zu verbringen, würdest wahrscheinlich auch Du dem Bühnenbauer nacher was husten, respektive ihn beim nächsten mal 'verhindern'. :lol:


    Is schon klar ... 'Monitorpult unbeaufsichtigt' würde jeder von uns erst mal 'verpacken' allerdings bleibt uns der Threadstarter die genauen Verhältnisse ( Wetter + Bühnenbau ) schuldig, grenzt aber zumindest schon mal "kein Unwetter" ein oder kann sie ( bühnenbautechnisch ) vielleicht gar nicht beurteilen.