Das leidige Thema mehrere Ansteckmikrofone gleichzeitig

  • Wir kennen das glaube ich alle: mehrere Ansteckmikrofone gleichzeitig aktiv bei irgendwelchen Podiumsdiskussionen.
    Was ist hier eure Verfahrensweise um Feedbacks in den Griff zu bekommen? Speziell bei Jobs wo die Rental Company Digitalpulte stellt die keinen Summen EQ bieten (z.B. 01V96)?


    Liebe Grüße


    Markos

    Ja, das muss so laut sein - das ist Rock!!!

  • Viel Delayline-Lautsprecher aufstellen und mit richtiger Zeit ansteuern, Delayzeit MAIN-PA auf Sprecherposition delayen, einzelne Mikros mal die Phase drehen, Summen-EQ nur mit schmalen Bändern aber tief bearbeiten.
    Die Lav-Mics so nah wie es geht nach oben anbringen (mehr in = mehr out).



    lg pb

    peter birkholz

    pb-showtechnik.de

  • ok also im Wesentlichen das was ich eh schon mache. Danke für die schnelle Antwort. Wie haltet ihr es mit Kompressoren? Habe die Erfahrung gemacht das wenn man die Lav-Mics sachte komprimiert man unter Umständen noch das eine oder andere DB rausholen kann. Aber wie gesagt sachte!

    Ja, das muss so laut sein - das ist Rock!!!

  • Ich mach genau sowas oft mit 01v96


    Micros über Gruppe routen, dann hat man da 4 EQ, am Master nochmal wenn man es benötigt, sind schon mal 8 parametrische Bänder, soviel braucht man selten.


    Dann noch der Kanal EQ zur Klangregelung.


    Ich komm damit gut zurecht.
    Wenn mir wer einen Grafischen EQ dazu mitgibt schick ich den zurück mit dem Vermerk, die 80er Jahre sind vorbei.
    Das Pult hat alles was man benötigt.

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  • Bevor ich mir ein Alpenpanorama auf sämtlichen EQs bauen muss lohnt es sich erst mal an der Akustik zu arbeiten:


    - Stereobeschallung zumindest auf der Front und dann gegenläufig zur Rednerposition pannen
    - Bühnenrückwand mit Stoff abhängen lassen, Vorhänge zuziehen, Tischdecken auf Tische mit harten Oberflächen (Glas!) auf der Bühne.
    - Hauptbeschallung mindestens 1 m vor der Bühnenvorderkante und dann das Loch in der Mitte mit Frontfills (auch in Stereo!) an/vor der Bühnenkante auffüllen. Da reichen ganz kleine Lautsprecher; ich hab das mehrmals erfolgreich mit meinen Regieabhören (Genelec 8030) gemacht wenn der Verkäufer mal wieder gepennt hatte. Auch die hinter der Bar verbauten Control 1 mussten schon für so was her halten. Gut wenn man dann Adapter von Speakon auf offene Enden dabei hat :D
    Ansonsten die üblichen Verdächtigen: UPM, MM-4, CA106, PS8. Notfalls nen kleinen Wedge auf den Boden vor der Bühne.
    - Ganz wichtig: hochwertige, gezielt ausgesuchte Komponenten. Mit Mipro-Ansteckern und irgendwelchen Monacor 15/2-Plastikboxen wird das nix; und das kann und sollte man der ausführenden Firma dann auch mal sagen.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

    Einmal editiert, zuletzt von niggles ()


  • Kann man sich jetzt drüber streiten...
    Rundfunk- und Fernsehleute hassen diese Automatikmischer weil sie gern unkontrollierbare Pegelschwankungen auf dem Presseton produzieren wenn einer dem anderen ins Wort fällt.

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  • Ich war (als Zuseher) unlängst bei einer VA im 6 Lavs auf der Bühne. Seminarraum, mittelgroß, hallig, viel Glas und Beton, ca. 200 Leute.
    Pult war ein LS9 mit einem Rack Midas Pres (XL42), als Beschallung 2x2 Seeburg GL24 und natürlich FFs, ich meine es waren CA106. Was da rausgekommen ist war fast schon laut und hat wirklich gut geklungen. Was ich damit sagen möchte ist, dass diese Sache bei einer guten Signalkette und überlegten Positionierung der Lautsprecher durchaus machbar ist. Wenn man genug GBF hat kämpft man eigentlich nur mehr mit den Kammfiltern die da von der Bühne kommen.


    Für die Beschallung halte ich Linienstrahler für die richtige Wahl, ich hätt in diesem Zusammenhang gerne mal die Alcons QR24 gehört.


    Gr.

  • Komprimieren bewirkt, das es früher koppelt.
    Man schwächt das Signal in lauten Passagen ab und muss dafür nachregeln, um die Lautstärke auszugleichen.
    Das erzeugt in leisen Passagen eine größere Verstärkung und bringt einen näher an die Koppelgrenze.


    Man verringert die Dynamik (was bei verstärkten Signalen ja aufgrund der Unbehaglichkeitsgrenze unseres Gehörs an einer gewissen Lautstärke sinnvoll ist) erhöt aber die Verstärkung, wenn grad leise ist.


    Sinnvoll ist eher ein Gate, das das Signal kappt, wenn es leise wird, bevor es sich einschwingen kann.
    Das bringt noch mal 1...2db mehr Sicherheit.
    Ich mag dafür Gates, bei denen ich einstellen kann, wie weit abgesenkt wird.
    Ich lass dann unter Treshold so 15dB absenken, das reicht um die Koppelfestigkeit zu verbessern, klingt aber nicht so abgehackt.

  • Zitat von "ERICH"


    Sinnvoll ist eher ein Gate, das das Signal kappt, wenn es leise wird, bevor es sich einschwingen kann.


    Sobald es Presseton geben muss ist das genauso ein No-Go wie Automatikmischer. Wenn das Gate zu macht wird auch die Atmo schlagartig leiser; das ist superlästig im Schnitt weil man dann exakt an dieser Stelle (bzw. knapp davor) schneiden muss. Normalerweise tut man das dort wo es vom Bild her passt und nutzt die Pause bis zur ersten Silbe der Antwort als Futter.


    Sehr sinnvoll ist dagegen ein schneller Peak-Limiter in den einzelnen Kanälen damit die Krachgeräusche wenn mal wieder jemand an seinen Anstecker gekommen ist nicht überlaut in den Saal geblasen werden und die relativ langsamen Limiter der EB-Mischer bzw. Kameras erst mal für 2 Sekunden "tauchen" lassen.

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  • Solche Beschallungen ziehen halt Journalisten an - gerne auch mal spontan... :shock: und was der Veranstalter in der Regel noch weniger gebrauchen kann als schlechte Presse aufgrund von kontroversen Äusserungen auf der Bühne :D ist nicht stattgefundene Berichterstattung aufgrund von technischen Mängeln.

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  • Vielen Dank erstmal für die guten Beiträge. @Klauston: sehr gute Idee die Mics über Gruppe zu routen da hätte ich auch mal selber drauf kommen können :lol:
    Im konkreten Fall sitze ich im Moment im Palais am Funkturm in Berlin. schauriger 60er Jahre Kasten. Festinstallation 8 x D&B 1220 er als 4 Punkt Beschallung. Die hinteren Lautsprecher von der Lautstärke her quasi nicht vorhanden da das laut Hausfirma so eingemessen ist und nicht lauter geht :twisted: Aber ich durfte mir die Lautsprecher zurecht drehen wie ich wollte soviel zum einmessen 8)
    Also habe ich quasi nur eine Front aus 4 x 1220 2 x CA 106 FF habe ich selber mitgebracht. Der Ton ist gut ich hätte nur Bedarf nach 2-3db mehr weil ich hier einige "Flüstere" habe. So stütze ich jetzt halt die Redner noch ein bisschen mit den ansonsten nicht genutzten Schwanenhälsen am Rednerpult.
    Ach ja sind 400 Pax.


    ps: niggles: Natürlich ist hier auch Presse vor Ort :D

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  • Tacho!


    Niggles hat eigentlich schon alles wichtige erwähnt. Leider ist vieles davon meist ein frommer Wunsch, da eine vielzahl von solchen Podiumsdiskussionen unter eher semi-prof. bis laienhafter Planung des Veranstalters/Auftraggebers durchgezogen werden. Zudem kommen dann auch immer wieder Fragen wie "müssen das so viele Lautsprecher sein?" oder "Nein, wir können hier nichts mehr weiter verändern und die Vorhänge bleiben offen, da wir sonst ja kein Licht haben."


    Wichtig sind vor allem vernüftige Lautsprecher, die eine entsprechend gute Richtwirkung haben. Wenn es das Budget hergibt eine dezentrale Beschallung über Delaylines anstreben.
    Bei den Mikrofonen würde ich eher auf Kugel statt Niere gehen. Superniere würde ich gar meiden. Der Grund liegt in der zerstörung der Richtwirkung, wenn das Mikro nicht richtig angebracht ist bzw. der Träger es verschiebt. Zudem ist eine Kugel unempfindlicher gegenüber Kopfdrehungen.


    Kompressor bitte keinen verwenden, ausser wenn man Pegelspitzen begrenzen muss. Evtl. Expander nutzen, um die gerade "unbenuzten" Mikros leiser zu machen oder eben ein schneller Finger am Fader haben.


    Graphic-EQ ist aufgrund der breiten Bänder nicht zwingend von vorteil. Dann bitte semi-param. oder vollparam. EQ. In der Regel reichen 6 Bänder. Damit die Hauptfreq. ziehen. Wie schon klauston schrieb reichen die KanalEQ's der heutigen Digitalpulte aus.


    Grüßle,
    michael

    Laut heisst nicht immer gleich gut und toll und wer schreit ist meist im Unrecht.

  • Zitat von "ERICH"

    Komprimieren bewirkt, das es früher koppelt.


    Kommt drauf an. Ich bilde gerne eine Gruppe für alle Anstecker und komprimiere die leicht. Das hat den Effekt, das derjenige der gerade spricht, die anderen Anstecker mit runter drückt.


    Wenn man die Situation sehr gut kennt, kann man auf einige Anstecker einen Expander legen, z.B. bei den Gästen, nicht dem Moderator. Bei vielen Mikrofonen kann das in der Summe durchaus was ausmachen, ist aber mit Vorsicht zu machen. Da gibt es manchmal Flüsterer und die kriegt man dann nicht hoch, weil sie nicht überm Threshold kommen. Deswegen nur gut bei bekannten Situationen.


    Das mit dem Comp auf der Gruppe ist bei vielen Anwendungen gut und man kann einfach alle Mikros offen stehen lassen, ohne groß rumzurudern.

  • Zitat

    Sinnvoll ist eher ein Gate, das das Signal kappt, wenn es leise wird, bevor es sich einschwingen kann.


    ist für mich ein No Go


    Habe ich auch noch nie benötigt.
    Und ich mach wirklich viel genau solche Jobs.


    Kompressor setze ich sehr wohl ein, es gibt den Moment, wo mir der Kompressor mehr hilft als ein EQ, da muß man aber genau wissen wann.
    Oft schwingt es sich dann auf, wenn jemand kurz laut redet und sonst leise ist.


    XL42 schön, aber das Dir da der Verleiher ein Rack damit hinstellt ist Wunschdenken.


    Ich habe eine Location, die betreue ich fix für gehobene Events, da stehen in 40 % der Zeit die Redner mit Headset ( Kugel ) oder Rednerpultmicros ( Hauptversammlungen ) vor den Boxen(!!!)
    Und das geht auch


    Man muß nur wollen

    Amp und Boxen Brett _ Die Vuvuzela des Forums


    Ganz großer Fan des " Themen als gelesen markieren " Buttons

  • Das generelle Problem solcher VA's ist doch (oft); das der richtige Belag der Schnittchen als wesentlich wichtiger eingeschätzt wird, als die vernünftige Budgetierung der Beschallungstechnik.
    Die (mögliche) Anordnung der Lautsprecher werden eher von der Architektur bestimmt als von der akustischen Sinnhaftigkeit. Da gibts oft schon Theate;, will man ein Kabel für's Delay irgendwo verlegen, geschweigedenn ankleben.
    Ich mache sowas gelegentlich in einem total überdämpften, weil mit rundum dickem Textil verkleideten Wänden, grademal 3m hohem "Saal". Der Raum ist fast schalltot. Das geht auch nicht wirklich besser, ohne Delay eigentlich unmöglich. 3m von den Lautsprechern weg ists gefühlt schon wieder extrem leise.


    Grade ist die Karnevalssaison zu Ende und dagegen so manches Seminar allerdings reiner Spaß.... :shock:

    Never stop a running System

  • ich halte nichts von "no go" aussagen zu automatikmischern, gates, expandern oder kompressoren.
    entscheidend für den einsatz dieser komponenten ist wie immer einzig und allein die situation - und der fachgerechte umgang damit!


    schon seit anfang der 90er habe ich z.b viel mit automatikmischern zu tun (damals gab es nur die geräte der firma IRP) und habe diese seither in vielen festinstallationen verbaut, die stand-alone (also ohne techniker vor ort) laufen mussten. in der regel konferenzräume.
    einmal habe ich mitbekommen, wie über eine dieser anlagen die pressekonferenz zum rundfunkstaatsvertrag zwischen SWF und SDR (damals dann zusammengelegt zum SWR) abgehalten wurde - und zwar unter beteiligung des rundfunks und über den von mir eingestellten automatikmischer und unsere schwanenhalsmikrofone.
    ohne mucken. ohne probleme. und dank aktivierter"last mic hold"-funktion auch ganz ohne plötzlichen abriss des hintergrundgeräuschs.


    alle diese geräteschaften (oder die digitalen emulationen) haben ihre daseinsberechtigung. es kommt dabei einfach immer darauf an, wie man damit umgeht und in welcher situation welche vorgehensweise die sinnvollere ist.


    ein kleines beispiel:
    ein automatikmischer ist nicht dazu geeignet, kammfiltereffekte zwischen mehreren gleichzeitig benutzten mikrofonen verschiedener redner zu eliminieren.
    der automixer kann aber kammfiltereffekte zwischen zwei mikrofonen eines rednerpultes minimieren!
    der einsatzzweck entscheidet also, wann er sinnvoll ist und wann nicht.


    das war meine meinung dazu.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "wora"

    entscheidend für den einsatz dieser komponenten ist wie immer einzig und allein die situation - und der fachgerechte umgang damit!


    Beides ist aber leider in der Praxis nicht immer gegeben. Ich hab da in meiner Zeit als Tonassi echt grausame Sachen gesehen und gehört, auch und vor allem in "hochexklusiven" Festinstallationen. Der völlig verkurbelte Shure Automatikmischer mit knackenden Gates und wildem Mix aus Schwanenhälsen, Grenzflächen und für diesen Einsatz von der hauseigenen Eventabteilung ausgeliehenen Billigansteckern begegnet einem da leider öfter als wirklich gut gemachte und eingestellte Anlagen. Und für den Einsatz im "heute hier, morgen dort" -Vollservice ist das mEn schlicht zu zeitaufwendig.
    Daher nach wie vor lieber Handbetrieb durch jemand der weiss was er tut.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • in punkto "qualität in festinstallationen" kann ich deine erfahrungen leider bestätigen.
    das grunproblem ist dort ja oft, das die tontechnik nur ein kleiner teil der baukosten eines veranstaltungsgebäudes ist. ausserdem wissen wir alle aus eigener erfahrung, das sich die mehrzahl der architekten letztlich nicht für die tontechnik interessieren. da wird z.b. mehr geld für sonderlackierungen der leutsprecher ausgegeben, als die lautsprecher selbst kosten dürfen... oder es werden lautsprecher nach optischen gesichtsgründen ausgesucht, und nicht aus technischen.
    zudem kommen bei der installation von grösseren projekten oft firmen zum zug, die das billigste angebot abgeben. und dabei kommen nicht die zum zug, die das bestmöglichste aus der auschreibung herausholen ( welche oft auch schon sehr kompromissbehaftet ist), sondern hier geht es darum das material möglichst schnell zum laufen zu bringen. irgendwie! welcher kunde kann schon feststellen, ob man aus dem vorhandenen material nicht doch noch mehr hätte herausholen können?
    ich habe leider selbst schon für solche firmen gearbeitet und kann davon ein liedchen singen... aber das ist ein thema für sich!


    das hat aber nichts mit der technik zu tun.
    die technik ist grundsätzlich immer nur so gut, wie sie vom techniker eingestellt wird. das wissen wir doch alle. für problematische installationen sollte man nicht die technik verantwortlich machen, sondern die planer und die installierenden firmen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang