Alu-Körbe von Lautsprechern: Marketing oder hat das Sinn?

  • Hallo zusammen,


    heut' zu Tage haben ja die meisten höherwertigen Lautsprecher Körbe aus Alu-Guss. Als Argument dafür ließt man hier und da, die wären steifer als Stahl-Körbe. Aber wenn Steifigkeit doch so wichtig ist, warum macht man dann sowas hier:



    Diese Knicke sind doch mit Sicherheit nicht steifigkeitserhöhend. Oder hat es vielleicht etwas damit zu tun, dass ein Stahlkorb den Magneten irgendwie beeinflusst? Oder ist es nur Marketing?


    Danke für Eure aufklärenden Tips und
    viele Grüße
    Karl

  • Ein gestanzter/ tiefgezogener Stahlblechkorb verbiegt bereits bei geringer mechanischer Überlastung. Nicht nur theoretisch, sondern auch in der Praxis (schwerer Magnet, Kiste etwas robust behandelt) oft gesehen.
    Eine gegossene, 'dreidimensionale' Aluminiumstruktur wie der gezeigte EV Standardkorb verbiegt nicht (bzw. kaum), sondern bricht bei Überlastung - allerdings erst sehr, sehr viel später als es das vergleichbare Blechdings verbiegt.


    Ich hab' im Leben so manches Blechchassis entsorgt. Aber erst einen einzigen gebrochenen EV Korb gesehen - das Teil war aus dem Hochregallager auf den Betonfußboden geplumpst...


    Mit freundlichem Gruß
    BillBo

    "Okay. Wir machen das mit den Fähnchen."

  • Moin,


    die Knicke im EV-Korb sind zur sicheren Handhabung (kein Abrutschen zu Spider/Membranhals, kein Abrutschen zum Membranrand). Gute Körbe sind "griffig". Eminence Gußkörbe finde ich da "nicht so toll". Bei Ferritantrieben und grundsätzlich ab 15" ist Guß eigentlich Pflicht, bei kleineren Neodymantrieben an kleineren Chasis gibts aktuell wieder Blech. Diese Ausnahme macht Sinn.


    Grüße,


    Bernd

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    ich bezahle nicht fürs hinhören, ich baue Beschallungsanlagen


    Das SD12 Fliegetop ist bei gleicher Endstufe um durchgehend 3 dB lauter
    als "vorbekannte" 12"/1" Bauweisen.


    Der Bass CB18S ist der Beste

  • Ist ja erstaunlich, dass Stahl sich mehr verbiegt als Alu. Dabei hat Stahl eigentlich eine viel höhere Festigkeit. Vielleicht liegt das Problem weniger im Material, als in der Herstellungsart. Einerseits dünnes gestanztes Blech, auf der anderen Seite dickes 3D-Gußmaterial.

  • Es gibt ja nicht "den Stahl" und "das Alu".
    Das ist ein weites Feld.
    Alu Guss ist fest, aber spröder, als andere Alu Werkstoffe.
    Stahlblech in Tiefziehqualität ist eben für gute Bearbeitbarkeit mit entsprechender zähigkeit versehen, was zu lasten der härte geht.

  • Zitat von "karl-alfred_roemer"

    Ist ja erstaunlich, dass Stahl sich mehr verbiegt als Alu. Dabei hat Stahl eigentlich eine viel höhere Festigkeit. Vielleicht liegt das Problem weniger im Material, als in der Herstellungsart. Einerseits dünnes gestanztes Blech, auf der anderen Seite dickes 3D-Gußmaterial.


    Stahl in der für moderne Basschassis geforderten Steifigkeit bräuchte Materialstärken und damit Bearbeitungsaufwand und Gewicht die für alles ausser Kleinlautsprecher nicht mehr rentabel sind. Das geht mit Alu-Druckguss viel effizienter.
    Umgedreht ist es sehr aufwendig grosse Blechchassis (z.B. in Gitarrenboxen) wirklich roadtauglich zu verpacken. Da ging schon so manche nagelneue, per Kurier versandte 4x12"er mit kratzenden Schwingspulen zurück zum Absender...

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Zitat von "karl-alfred_roemer"

    Ist ja erstaunlich, dass Stahl sich mehr verbiegt als Alu.


    Aluguß verbiegt sich überhaupt nicht, genausowenig wie Gußeisen. :wink: Das wußte sogar schon der Bud Spencer. :D
    Das liegt an der Zugabe von Silizium (Alu) bzw. Kohlenstoff (Eisen)
    Aus Gußeisen ließen sich wohl auch Lautsprecherkörbe machen; aber sowas will ja nun keiner tragen...
    Und Stahlblech verbiegt sich genauso wie Alublech...
    Billige Chassis haben oft Blechkörbe, weil das mit einmal "Presse runter" und bissel Farbe preiswerter herzustellen ist.


    Ein weiterer Vorteil von Alugußkörben ist auch die bessere Wärmeableitung vom Magnet bzw. Spule.

    Never stop a running System

  • Ich persönlich finde ja die Körbe der 18s Chassis richtig schick, gerade die der 10er und 12er Midbässe,
    allerdings leider nicht all zu stabil, hier hatte ich schon gebrochene Streben (Versandschaden), ja bei Neodym.
    Ist aber extrem leicht und die runden Streben sind akustisch ebenso intelligent (Reflektionen).

  • Zitat von "karl-alfred_roemer"

    Ist ja erstaunlich, dass Stahl sich mehr verbiegt als Alu. Dabei hat Stahl eigentlich eine viel höhere Festigkeit. Vielleicht liegt das Problem weniger im Material, als in der Herstellungsart. Einerseits dünnes gestanztes Blech, auf der anderen Seite dickes 3D-Gußmaterial.


    Hallo,


    die Aussage ist so nicht korrekt.
    Zum Tiefziehen, so bezeichnet man das Verfahren zum Herstellen von Lautsprcherkörben wird überwiegend günstigster Baustahl (S235 JR) verwendet - dieser hat eine Zugefestigkeit von ca. 370N/mm²


    Stahl ist aber sehr viel elastischer als Gussaluminium und hat eine Bruchdehnung von bis zu 26%, allerdings beginnt die bleibende mechanische Verforumung schon viel früher. Nämlich bei der so genannten Streckgrenze, die bei ca. 235 N/mm² liegt. - bis zu dieser Krafteinwirkung federt der Stahl zurück in seine ausgangslage, darüber ist er bleibend verformt. Da die Stahlkörber oft sehr dünn sind, relativiert sich hier sehr stark die Steifigkeit.


    Ganz anders beim Alumium...


    Von der Zugfesitgkeit her ist Gussaluminium schwächer als Stahl (240N/mm²) und auch die Streckgrenze ist deutlich geringer (140N/mm²) - aber es hat eine erheblich geringere Elastizität, während bei Stahl die Streckgrenze bei eta 26% liegt, beträgt sie beim ALuminium nur ca. 1%


    Dadurch das Aluminium nun viel leichter als Stahl ist, kann man wesentlich mehr Volumen einsetzen.
    Da sich die Festigkeitswerte immer auf Quadrahtmillimeter beziehen, erreicht man dadurch eine erheblich höhehere Steifigkeit als mit Stahl.


    Die Steifigkeit wäre auch schon bei gleichem Volumen höher, allein auf Grund der wesentlich geringeren Elastizität, allerdings würde ein so dünner Aluminiumgusskorb sehr schnell brechen, daher erhöht man einfach das Volumen und erhält eine erheblich verbesserte Steifigkeit des Bauteils im Gegensatz zu Stahl.


    Gruß
    toadie

    Physik kann man nicht überlisten

  • Könnte mir dann mal bitte jemand erklären warum 18Sound als Qualitätshersteller den 15LW1500 mit Blechkorb aufbaut..?! Das Teil ist ja nun nicht wirklich als Billigpappe zu deklarieren. Hätte 18Sound glaube ich auch was dagegen :wink:

    1.Never hook up a speaker when the amplifier is on and being driven by a signal.

  • Zitat

    Könnte mir dann mal bitte jemand erklären ...


    Vielleicht weil es in der Praxis problemlos funktioniert :)


    Zudem kann ich die Probleme einiger mit den "Blechkörben" nicht teilen ...
    Ich schätze mal , daß ehr das Gehäuse auseinanderfällt ,
    bevor ein Chassis durch das Trägheitsgesetz Schaden nimmt .
    Und übrigends , verziehen bis es kratzt kann man auch einen Alukorb .
    So etwas kam bei unter Spannung verleimten Schallwänden von Hörnern durchaus vor .

    Gleichschritt funktioniert mit mir nicht

  • Zitat von "timoterror"


    Könnte mir dann mal bitte jemand erklären warum 18Sound als Qualitätshersteller den 15LW1500 mit Blechkorb aufbaut..?!


    Es bleibt immer eine Frage nach dem "wohin man will".
    Giessen oder pressen. Funktionieren tut beides, unbestritten.


    Die Giesserei ist aber rein verfahrenstechnisch das aufwändigere (teurere), vor allem incl. der notwendigen Nacharbeit der Gussteile.
    Der Aufwand für den Werkzeugbau (Kokille/Presswerkzeug) ist bei beiden Verfahren ähnlich.


    Wenn man also ohnehin mit eher kleinen Stückzahlen kalkuliert, ist das Blechpressverfahren wahrscheinlich das kaufmännisch zweckmässigere, zumal gerade bei Neodym-Chassis die Massenkräfte doch deutlich geringer ausfallen.

  • In der Regel werden Lautsprecherchassis ja nicht entwickelt weil ein schlauer Mensch in der Entwicklungsabteilung meint "für den grade angesagten DubstepTechCrunchDeepHouseGarage-Clubsound wäre ein Lautsprecher mit diesen und jenen Parametern doch cool..." sondern weil ein halbwegs finanzkräftiger Boxenhersteller eine grössere Bestellung in Aussicht stellt wenn die Teile dies und das zum Preis X können.
    Falls es sich dann um ein Festinstallationssystem handelt brauchts da eben keine teuren Neodym-Magnete, wasserfest verleimte Sperrholzgehäuse und fetten Aluguss-Körbe. Da reichen Ferrit, MDF und billige Blechpressteile. Die Grösse dieses Marktes im Vergleich zum Profi-Vermietgeschäft wird übrigens immer wieder heftig unterschätzt...
    Blech auf der Strasse ist und bleibt trotzdem Mist. Fragt mal ne Backlinebude wie viele "Vintage" -12"er wirklich das Ende ihrer Lebensdauer erreichen ohne vorher wegen irreparabel verzogenen Körben im Schrott zu landen.

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Zitat von "niggles"

    Die Grösse dieses Marktes im Vergleich zum Profi-Vermietgeschäft wird übrigens immer wieder heftig unterschätzt...


    Ich schätze mal, das 90% aller PA-Lautsprecherboxen von Semipro abwärts + Festinstallation verkauft werden...

    Never stop a running System

  • Man sollte die Blechkörbe IMO nicht generell verteufeln - auch nicht für den Feldeinsatz :wink:
    Es kommt da schließlich auf die korrekte Kantung d.h. Verstrebung an.
    Leider sind wirklich viele Blechkörbe einfach Tiefgezogenes Blech mit Löchern drinne. :?
    Sollten da aber Kantungen eingebracht sein sieht das schon wieder gaaaanz anders aus.
    Leider kann man auf den Bildern davon nicht wirklich viel erkennen.
    Beispiel wieder mal der 15LW1500 - selbst auf der HP von 18Sound ist das Teil so ungünstig aufgenommen das man über die Steifigkeit des Korbes keine Aussage machen kann. Auch mit dünnstem Blech bekomme ich eine enorme Steifigkeit hin, wenn an den richtigen Stellen gekantet wird. Kostet dann natürlich in der Formherstellung ein Bissel mehr.


    Gerne Gegenargumente :D

    1.Never hook up a speaker when the amplifier is on and being driven by a signal.

  • Wer behauptet eigentlich, dass der 15LW1500 einen Blechkorb hätte?? Sowohl auf der Webseite als auch im Datenblatt erkennt man eindeutig, dass es sich um den selben Aluguss-Korb handelt, wie schon bei 15LW1401, 15LW1200, 15LW1301...


    Zum Thema: Blech ist zwar fest aber nicht hart. Blech lässt sich daher schon bei recht geringer Krafteinwirkung recht weit plastisch verformen ... bis es bei sehr hoher Krafteinwirkung reißt. Guss hingegen verformt sich praktisch nicht bis es bei Überbeanspruchung zerspringt wie Glas. Daraus resultierend ist Guss deutlich Resonanzärmer (konkreter: Resonanzfrequenz weit zu höheren Frequenzen hin verschoben, mögliche Amplitude durch die Härte stark reduziert). Akustisch ist das sicher sinnvoll... ;)


    Der Gewichtsnachteil von Guss wird durch die Verwendung des weitaus leichteren Aluminium kompensiert...


    Ganz nebenbei leitet Aluminium sehr gut Wärme... Guss ermöglicht komplexere Formen als Blech... etc... es gibt also jede Menge gute Gründe für Aluguss und nur einen wesentlichen dagegen: Der Preis.

  • Bei 18 Sound gibt es keine Stahlkörbe. Timoterror hat offensichtlich Augenterror. :D

    Viele inverstieren 100 Stunden in Planung und Konzeption, 30 Stunden für die Suche nach den billigsten Komponenten und ärgern sich jahrelang über Selbstbau Lautsprecher.