Persöndlicher Umgang zwischen Töndler und Musiker

  • Hello zusammen


    Wie wichtig ist gute Menschliche Umgang?
    Wenn man Haustechniker arbeitet und an einem Abend 3 Bands mischen darf/muss, wie wichtig ist findet ihr den Umgang mit der Band?


    Ich versuche immer so kompetent und vertrauenswürdig wie möglich zu erscheinen, damit sich die Band auch wohlfühlt. Weil es kann sich ja schlussendlich auch auf den Sound auswirken wenn die Band scheisse drauf ist.


    Oder ich ertappe mich auch selbst manchmal, wenn ich mich nicht wohl fühle, mische ich weniger gut..


    Und wie viel Priorität setzt ihr auf die Psychologie... ein Töndler ist ja auch manchmal ein bisschen ein Psychologe?


    Ich hoffe meine Frage kommt richtig rüber..
    Merci


    Flo

    Shit in Shit out

  • Ein bißchen ist stark untertrieben.


    Nach meiner Erfahrung trägt die freundliche Begrüßung einer Band sehr viel mehr zum gelungenen Endergebnis bei als, sagen wir mal, die Mischpultmarke. Natürlich gibt es immer mal Abende, an denen die Chemie nicht so stimmt, aber ich persönlich gebe mir große Mühe, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, auf die Bands einzugehen, über den technischen Tellerrand hinaus zu sehen. Weit hinaus.

  • Grundsätzlich probiert man ja die zusammenarbeit so angenehm als Möglich zu gestalten, da gehört schon mal eine anständige Begrüßung dazu. Leider gibt es aber auch Situationen da funktioniert das aus den verschiedensten Gründen nicht und da macht man dann einfach das Beste draus soweit das möglich ist.

    In meinem Lexikon fehlt das Wort unmöglich!


    ASR Computer & PA Technik
    André Ruhnau
    Rosenstr.6
    78598 Königsheim

  • Ich hab es glaube ich schon mal geschrieben, aber Kleinigkeiten wie dem Mitreisenden Techniker auch was zu trinken aus dem Catering mitbringen kann Wunder wirken, wenn man sich eh gerade langweilt.

    Privater Account mit meiner persönlichen Meinung.

    Sollte es ein Problem mit meiner Neutralität zu einem Thema geben mache ich das im Beitrag kenntlich. :thumbup:

    http://www.noon.ruhr


    Application Support Engineer - HK Audio

  • Zitat von "florina"

    Ich versuche immer so kompetent und vertrauenswürdig wie möglich zu erscheinen, damit sich die Band auch wohlfühlt.

    Das fastzinierende an der Psychologie: sie funktioniert i.d.R. so herrlich unterschwellig. 8)
    Wenn es mit den Bands einigermaßen passt und man auf einer Wellenlänge ist (das merkt man doch recht schnell), dann ist es für mich viel wichtiger, dass ich die Band bei Laune halten kann, also viel rumalbern - das können auch gerne mal derbe Späße sein; viel davon muss aber selbstkritisch sein.


    Die Kompetenz erarbeite ich mir, da zeige ich also was ich wirklich kann, und täusche keinen Schein vor. Die Musiker/Tonkollegen wissen das auch viel mehr zu schätzen, wenn du im Vorbeigenhen deren Probleme erfasst und eine Lösung aus dem Handgelenk schütteln kannst oder die Wichtigkeit des Problems erkennst und nach Prioritätenliste abarbeitest - und nicht chronologisch.
    Auf der durchschnittlichen Clubbühne kannst du auch mit Ordnung & Organisation (vorab!) ein Klima schaffen, was Kompetenz und vor allem Arbeitserleichterung ausstrahlt. Auch das ist eine Form der (positiven) Psychologie.

    ...hauptberuflicher Sarkastiker.

  • Zitat von "treibsand"

    Das fastzinierende an der Psychologie: sie funktioniert i.d.R. so herrlich unterschwellig. 8)
    Wenn es mit den Bands einigermaßen passt und man auf einer Wellenlänge ist (das merkt man doch recht schnell), dann ist es für mich viel wichtiger, dass ich die Band bei Laune halten kann, also viel rumalbern - das können auch gerne mal derbe Späße sein; viel davon muss aber selbstkritisch sein.


    Die Kompetenz erarbeite ich mir, da zeige ich also was ich wirklich kann, und täusche keinen Schein vor. Die Musiker/Tonkollegen wissen das auch viel mehr zu schätzen, wenn du im Vorbeigenhen deren Probleme erfasst und eine Lösung aus dem Handgelenk schütteln kannst oder die Wichtigkeit des Problems erkennst und nach Prioritätenliste abarbeitest - und nicht chronologisch.
    Auf der durchschnittlichen Clubbühne kannst du auch mit Ordnung & Organisation (vorab!) ein Klima schaffen, was Kompetenz und vor allem Arbeitserleichterung ausstrahlt. Auch das ist eine Form der (positiven) Psychologie.


    Richtig.


    Und dann gibt es wieder Jobs, bei denen man höchte Kompetenz trotz völliger Ahnungslosigkeit ausstrahlen muß. Auch eine Kunst, die nicht jeder beherrscht, vor Allem zu wissen, was man gerade nicht weiß und ob das Wissen in dieser Situation wichtig ist oder nicht.

  • Zitat von "florina"


    Wie wichtig ist gute Menschliche Umgang?
    Wenn man Haustechniker arbeitet und an einem Abend 3 Bands mischen darf/muss, wie wichtig ist findet ihr den Umgang mit der Band?
    ...


    das ist einer der wichtigesten parameter überhaupt!
    und er ist viel wichtiger als das korrekte setzen eines delayeffekts ;)


    leider klappt das aber nicht immer so wie man es sich wünscht. wie bereits angesprochen: wenn die "chemie" zwischen techniker und musiker nicht stimmt, dann kann es schon mal problematisch werden.
    da sollte man aber nicht verzagen, denn jeder job hat auch mal ein ende :roll:

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • "Job" ist das richtige Wort. Ich bin auf Job, also in erster Linie Dienstleister. Genauso wie die Musiker. Wenn diese Gegebenheit für beide Seiten klar ist, dann lässt sich gut arbeiten. Natürlich machts mehr Spaß wenn man persönlich auf einer Wellenlänge ist, aber ich kann auch gut mit super virtuosen riesen Ar***lö*****, wenn selbige genauso professionell auftreten wie sie spielen. Die Benimmregeln muss man doch nicht extra erwähnen, oder doch? :shock: Grüßen/höflich/etc. erwarte ich mir auch morgens vom Bäcker, aber ich muss nicht mit allen "bester Freund" sein um einen guten Job abzuliefern. Psychologe spielen halt ich für gefährlich, das hat immer den Beigeschmack von "ich kenn mich besser aus als du". Es hängt sehr stark vom jeweiligen Gegenüber ab ob das gut geht.

  • Zitat von "kob1"

    Psychologe spielen halt ich für gefährlich, das hat immer den Beigeschmack von "ich kenn mich besser aus als du". Es hängt sehr stark vom jeweiligen Gegenüber ab ob das gut geht.


    Ja, da ist was dran. Auf der anderen Seite spielt man die Rolle schlecht, wenn der andere sich auf dem Schlips getreten fühlt. Würde ich pauschal als "Regelfall" ansehen - dass "man" sich bei ersten Anzeichen auf den Schlips getreten fühlt.
    Auch die "Benimmregeln" werden meines Erachtens (wenn auch nicht so oft, ein Glück) sehr einseitig wahrgenommen, und letztendlich ist man ja nicht als Psychologe (auch wenn man sich so nennen darf) engagiert.


    Zusammenfassung meines Textes (und Gedanken): Wer ...... will muss freundlich sein.

  • Zitat von "simonstpauli"

    Ich sollte noch ergänzen, daß ich mit Begrüßung längst nicht nur die verbale meine.


    wie...?
    auch körperlich?
    so mit händeschütteln und abknutschen und so?? :shock:
    na ja, das kommt dann aber auch sehr auf die künstlerin an :D

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zitat von "wora"


    wie...?
    auch körperlich?
    so mit händeschütteln und abknutschen und so?? :shock:
    na ja, das kommt dann aber auch sehr auf die künstlerin an :D


    Vollster Einsatz, ist doch klar! *lach*


    Nein, ich meine eigentlich eher die Art Job-Vorbereitung, die dem Künstler nonverbal sagt, daß er willkommen ist.

  • Zitat von "simonstpauli"


    Vollster Einsatz, ist doch klar! *lach*


    Nein, ich meine eigentlich eher die Art Job-Vorbereitung, die dem Künstler nonverbal sagt, daß er willkommen ist.


    Oder den Künstler 8) also so oft wie ich umarmt werde... :oops:


    Btt.
    Sehe das auch wie Christian.


    Aus der Haustech Club Perspektive: wenn die Bühne schon mal nach Vorgaben vorbereitet ist, die Mikros Spalier stehen, die PA läuft, das Haus schon mal Wasser, Handtücher und Kaffe bereit gestellt hat, dann entspannen sich die Gäste deutlich. Dann noch etwas Hilfe beim Ausladen, bei der Frage nach 'm Streifen Gaffa nicht gleich flippen und die Not 9V Batterie für den Bassisten vorrätig haben usw.


    Das funktioniert meiner Beobachtung nach in egal welcher Liga, gute Vorbereitung und sauberes Arbeiten sind gern gesehen und mindestens ebenso wichtig wie allgemeine Freundlichkeit.

  • Ich tipp hier auch mal meinen Senf ein:


    Ich betreue eine Kombi aus 6-7 Bands und ca. 15 Toni's am FoH oder Monitor.
    Aufbau- und Soundcheck-Zeit sind maximal 2h je nachdem wie schnell die Bühnen-und Logistik-Crew arbeiten.


    Ich habe mir einige Zeit die Stress- und Fehlerquellen angeschaut und dann nacheinander abgeändert.


    Als erstes gab' es ein Preset, das das 'Standard-Setup' abdeckt, aber auch für jede Variation gerüstet ist.
    So liegen zb. für den Pianisten 8 Kanäle bereit (KeyLR, SynthLR, LoopLR, LoopM, Click).
    In diesem Preset liegen auch entsprechend IEM-Auxe incl. vorbereitem Mix.
    So gibt es erstmal eine saubere Ausgangsbasis, das unsere Ton'ler entspannt.
    farbiger, laminierter Patchplan ist natürlich Pflicht.


    Das nächste war bei uns das erstellen einen Stage-Plot auf dem Positionen der Mukker, Kanäle und andere Hardware eingezeichnet ist.
    So kann man auch auf halbfertiger Bühne schon loslegen, und Strom/XLR's/DI's/Mikros und Stative vorbereiten. Da geht Mukkern gleich das Herz auf, wenn Sie nur Ihr Case öffnen und sich um (fast) nichts mehr kümmern müssen
    Weicht ein Mukker von seiner Position ab, muss Er sich eben selbst drum kümmern.


    Was für uns ein entscheidender Schlüssel war, war eine gemeinsame 'Bühnenbegehung'.
    alle Toni's und Mukker treffen sich auf der gerade fertigen Bühne, stellen sich ggf. kurz vor, verteilen Aufgaben, informieren gegenseitig über Besondernheiten/Änderungen des geplanten Ablaufs.
    Danach wird sehr offen gefragt, welcher Mukke noch Hilfe braucht, und wer eigenständig ist.
    Ausserdem wird 1 Vocal zu den Batterien und ein weiteres zum Drumset abkommandiert.
    Damit werden stressige Situationen und Unklarheiten direkt am Anfangg vermieden und die auch ggf. vorhandene Scheu, den 'Men in Black' um etwas zu bitten.


    Danach gibt es zwischen dem Monitorler, dem Bandchef und dem LeadVoc noch eine kurze Absprache, auf welchen der Mukker/Voc's heute ein besonderes Auge zu werfen ist, weil derjenige wenig Bühnenerfahrung hat.


    In Spielpausen gibt es eine kurze Runde im Backstage und kleine Monitor-Veränderungen mit dem iPad.



    Meinen Toni's trichtere ich immer ein, dass Sie entscheiden, wie der Tag des Mukkers anfängt, und damit auch direkt die Qualität des Sound's beeinflussbar ist.
    Ein entspannter, gesättigter Mukker, der sich willkommen, ernstgenommen und gut umsorgt fühlt, spielt völlig anders, als ein gestresster Mukker, der dank fehlender Monitor-Zeit und techn. Problemen damit kämpft seinen Gig runterzureissen.....


    Und uns macht's an den Pulten auch viel mehr Spaß, wenn kein Geschnauze, Genörgel und Gejammer kommt, sondern ein ehrliches Lächeln, nette Witze und Dankbarkeit.


    Inzwischen begrüßen sich einzelne Tech's und Mukker sehr privat mit Handschlag, persönlichen Witzen und greifen sich auf der Bühne auch unter die Arme (Ich leg' Dir dann noch eine frische 9V-Block hin, damit Dir nicht wieder unterwegs der Saft ausgeht)


    als nächstes Ziel forcieren wir gerade eine gemeinsame Frühstückspause von 10 Minuten, um sich nicht nur 'on the Job' zu kennen, sondern gemeinsam das beste aus dem Tag machen zu können. Da kommen dann oft noch gute Detail-Info's... (Mach in dem Lied die 2. eGitarre schön fett, das soll ein richtiges Brett sein)

  • Uaaahhh :D zu jedem 9V Block gehört auch noch ne Tafel Schokolade und ein frisches Getränk und vergesst nicht an der Treppe einen Pappkarton für Altbatterien aufzustellen.