Act bestimmt Dienstleister?

  • Hallo zusammen


    Mich beschäftigt aktuell eine Frage.


    Ausgangslage: es wird ein Konzert veranstaltet mit nationalen Stars aus der Musikszene. Es sollen 3-4 Acts sein, die man in der Schweiz kennt, deren Songs am Radio zu hören sind und die zu den Headlinern von regionalen Festivals gehören. International werden sie vermutlich unbekannt sein.


    Nun hatten wir 3 Offerten von professionellen Anbietern, die für ein vorgegebenes Budget ein Angebot unterbreiten durften. Das Budget bewegt sich in einem Rahmen, mit dem schöne Sachen möglich sind.


    Vom Equipment her wäre die Sache klar. Ein Anbieter hat unbestritten am meisten Equipment im Angebot.


    Von der Künstlerseite her sähe man lieber einen Anbieter, der deutlich weniger bringt. Jedoch kenne man den (wohl primär als FOH Mann) und arbeite gerne mit ihm zusammen.


    Meine Position ist klar. Ich will den besten Anbieter haben, würde aber den Acts den FOH Mann hinstellen, den sie möchten. Also das Equipment der Firma A mit dem FOH Menschen der Firma B.


    Mich interessiert jetzt: ist es üblich, dass Acts in der genannten Liga auch die VA-Firma vorgeben oder liegt das in der Kompetenz des Veranstalters, solange er die Rider berücksichtigt?


    ...wir sprechen hier explizit nicht über HKS Firmen, sondern über Anbieter, die seit mehr als 20 Jahren genau solche Events machen.


    Bin dankbar um eure Aussensicht.

    Der Ton macht die Musik.

  • ist es üblich, dass Acts in der genannten Liga auch die VA-Firma vorgeben...

    Nein.

    liegt das in der Kompetenz des Veranstalters,

    Sogar ausschliesslich - dieser hat ja am Ende die Rechnung zu bezahlen.

    Von der Künstlerseite her sähe man lieber einen Anbieter, der deutlich weniger bringt. Jedoch kenne man den (wohl primär als FOH Mann) und arbeite gerne mit ihm zusammen.

    Bei grösseren/wichtigeren Veranstaltungen dürfte das kritisch zu sehen sein, wenn die Akzeptanz einer ganzen Firma von der Kompetenz einer einzelnen Personen abhängt.

    Wichtiger ist regionales/nationales Renommee der Firma.



    Es könnte natürlich auch sein, dass die Künstler versuchen euch durch die Blume zu sagen, dass sie von dem vom VA ausgesuchten Dienstleister nichts halten, weil es in der Vergangenheit schon zu Komplikationen kam.

    Dies lässt sich aber nicht hier im Forum klären, zumindest nicht ohne Namen zu nennen.

    Freelancer für Audio Beschallung/Recording seit 2003 - Alle Beiträge spiegeln meine persönliche Meinung/Erfahrung als von Herstellern & Vertrieben unabhängiger Tonmensch wieder

  • Neben der Liste des mitgebrachten Equipments ist es doch auch nicht ganz unwichtig, wass der Dienstleister aus dem gegebenen Material dann auch rausholt. (Mal abgesehen davon, wie gut das Material gepflegt ist.)


    Ich war beispielsweise dieses Jahr als Musiker auf einer Veranstaltung, bei der eine Menge schönes Zeug im Lichtrigg hing. Leider hatte der vom Dienstleister gestellte Lichttechniker seine GrandMa so gar nicht im Griff, so dass die mit dem vielen schöne Equipment möglichen Effelte komplett verpufften.

    (Cues hatte er wohl im Visualizer vorprogrammiert und sich gewundert, warum seine Bilder live so gar nicht funktionierten. Ein Kollege der Haustechnik hab noch den freundlichen Hinweis, dass Lampen auch mal 90° gedreht im Rigg hängen können im Vergleich zur Ausrichtung im Visualizer, aber da war wohl schon alles zu spät. Die Überforderung ging dann so weit, dass stellenweise nicht mal das Weißlicht rechtzeitig anging.)

    Und ich hatte bisher gedacht, man *kann* Licht gar nicht versemmeln - schließlich gibts da keine bösen Rückkopplungen und andere Sachen, gegen die man als Tonler manchmal so kämpfen muss.


    Jedenfalls, was ich damit sagen will: Ich würde mal vorsichtig hinterfragen, ob die Äußerung der Künstler ein Hinweis darauf sein soll, dass es da bei dem ein oder anderen Anbieter tatsächlich ggf. Probleme gibt.

  • Hallo Zegi,


    In der von Dir beschriebenen Liga werden die Acts vermutlich ihre eigenen Ton-/Lichttechniker mitbringen.

    Das wird dann ja nicht vom Dienstleister abhängen.

    Ketzermodus an: wäre natürlich auch eine Möglichkeit um um die Kosten für den eigenen Techniker zu kommen. „Er ist ja eh über die Technik gebucht“ :saint: :/

  • Mein Eindruck ist auch, dass es eher eine psychologische, denn eine Frage ist, wen man besser findet.


    Ich arbeite ja auch lieber mit jemandem zusammen, den ich gut kenne und soweit ok finde. Ist ja auch bei den PA-Rider Fragen so. Lieber ein gutes, bekanntes System als ein potentiel hervorragendes, unbekanntes System.

    Der Ton macht die Musik.

  • die auflistung vom gestellten material sagt null und nix darüber aus, wie das endergebnis ist.

    selbst das teuerste oder auch das beste material ist so gut wie wertlos, wenn es schlecht bedient wird.

    das ist auch meine leidvolle erfahrung!


    ich würde hier empfehlen, die acts nach den genauen gründen zu befragen, warum sie diese eine firma offenbar ablehnen.

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Auch schon erlebt, dass damit versucht wird der Firma des verbandelten Technikers einen Auftrag zuzuschanzen.

    Aber in Deinem Fall natürlich nur reine Glaskugel für mich...

  • Ist doch ganz klar; man will seinen eigenen Geschäftspartner / Kollege / Freund / (...) mit verkaufen.

    So unüblich ist das ja nun nicht.

    Branchenübergreifend.

    Eine Hand wäscht die andere....


    Am Ende Verhandlungssache.

    Never stop a running System

  • Danke für eure Meinungen. Das deckt sich soweit mit meinen Eindrücken. Ist halt manchmal schwierig, aus seiner "Blase" heraus zu beurteilen.


    DIE Wahrheit wird es ja auch in meinem Beispiel nicht geben, bzw. da spielen möglicherweise diverse Faktoren mit.

    Der Ton macht die Musik.

  • Das ist klar. Auch ich kann nur vermuten, obwohl ich konkret in der Situation bin.


    Es geht mehr um Erfahrungen zur Thematik im Allgemeinen. Es gibt ja durchaus die Liga, in der ein Act und der technische Dienstleister untrennbar zu buchen sind (und auch hier sind die Gründe vermutlich multidimensional). Und weil das nicht meine Liga ist, kann ich nicht genau beurteilen, bis zu welchem Level sowas üblich ist.

    Der Ton macht die Musik.

  • Ich würde auch mit dem Act reden. Vielleicht sind die Gründe ja einleuchtend.

    Oder du kannst sie überzeugen, dass der andere Dienstleister genauso gut ist.


    Das ist so ähnlich wie wenn Künstler zu uns aufs Land kommen.

    Da bekommt man oft einen Rider, da traut man sich im ersten Moment nicht, den Job zu machen. Wenn man dann darüber spricht, sind die fast immer sehr genügsam und freuen sich, dass man fragt.

    Das ist zumindest meine Erfahrung. Und da waren auch schon Leute dabei, die man ab und zu im Fernsehen sehen kann.

  • Wer ist "wir"? Seid ihr der Veranstalter? Oder betreibt ihr die Location und ein Konzertveranstalter hat euch beauftragt das auszustatten?

    Economics in eight words: "There ain't no such thing as free lunch."

  • Ich kenne das als lästige „Verkaufsstrategie“ schon eine gefühlte Ewigkeit in meinem Umfeld so:


    Die Agentur einer geschäftigen Cover-Band erhält vom Dienstleister, mit dem die Band arbeitet, eine Provision, wenn die PA mitverkauft wird. Das ist lästig für die locals, sollte aber zu umgehen sein, wenn wie in Deinem Fall Veranstalter und local eng zusammen arbeiten. Dann geht dass so, dass der Veranstalter der Band sagt: Ihr spielt zu unseren Bedingungen oder es spielt jemand anders. Wenn die Priorität des „Provisonsverkaufs“ hoch ist, wird dann gedroht mit 1:1 Ridereinhaltungsflicht und so und das Klima auf dem Job ist, wenn er statt findet, frostig.

    Was die klügste Strategie in Deinem Fall ist, kann ich aus der Ferne auch nicht sagen.

  • Eigentlich ist alles erwähnt bzw. Spekulation. Stutzig werde ich höchstens bei:

    Vom Equipment her wäre die Sache klar. Ein Anbieter hat unbestritten am meisten Equipment im Angebot.


    Von der Künstlerseite her sähe man lieber einen Anbieter, der deutlich weniger bringt.

    D.h. es gibt auch unterschiedliche Konzepte? Dann ist da vielleicht ein Grund, dass künstlerisch gar nicht die fette Materialschlacht gewünscht ist, sondern man lieber etwas intimer spielen will bzw. das Setup einfach überzeugendes ist? Oder mit kleinerem Fußabdruck? Oder das Material ist so neu, dass man sich lieber auf bewährtes / bekanntes verlässt, selbst wenn es schlechter scheint?


    Entweder man kennt sich, hat finanzielle Interesse oder es gibt doch noch einen einfachen rationalen Grund...

  • Das Konzept geben wir als Veranstalter vor. Es soll visuell wuchtig sein. Wir haben bei der Ausschreibung explizit nach vielen Effekten und Licht verlangt. Es ist auch nicht ein Konzert/Festival im klassischen Sinne geplant. Die Acts performen nur 15-20 Minuten in einem eng definierten Rahmen und müssen auch ganz klar ihre eigenen Konzepte ein Stück weit zurückstecken (egal wer das technisch umsetzen würde). Das wäre dann auch Teil des Deals, auf den sich die Acts bewusst einlassen müssen.


    Die Künstler*innen/Acts kennen (afaik) die Offerten nicht. Sie wissen wissen lediglich, wer die potentiellen Anbieter sind.


    Der technisch kleinste gemeinsame Nenner der Offerten ist in etwa (für 1000 Nasen):


    - Line Array mit min 8 Elementen pro Seite

    - 24x 18" Subs

    - Nearfill

    - 8 Monitore

    - 8 Spot MH

    - 16 Beam MH

    - 4 Blinder

    - 16 LED Pars

    - 2x 1m Spiegelkugel

    - rund 100m Truss mit Motoren

    - FOH

    - DMX Pult


    Sowie weitere Dinge, die von Angebot zu Angebot unterschiedlich sind.

    Der Ton macht die Musik.