hat AVB in der Installationstechnik Dante überholt?

  • Es gab mal einen Switch von einem Hersteller der eine Zeit lang AVB gegen Aufpreis freischalten lassen hat, das ist aber ganz schnell wieder vorbei gewesen.
    In den Anfangsjahren von AVB gab es wirklich nur wenige switche die das gPTP Protokoll implementiert haben, aber das liegt 15 Jahre zurück - der Ruf hält sich noch hartnäckig. Es bleibt der höhere Preis, da nur bessere Serien dieses Feature bekommen - allerdings würde ich ungern einen 50Eur Switch in einem 50k€ Setup sehen:-)
    Nachdem AVB in der Automobilindustrie sich erfolgreich durchgesetzt hat, wurde es ab 2012 in der IEEE unter dem neuen Namen Time Sensitive Network (TSN) weiterentwickelt, da sich Industrieautomatisierung weniger um Audio als um Roboter dreht. Ist aber nur eine Weiterentwicklung, nix anderes.
    Milan ist TSN für ProAV, mit Zertifizierung, dass alle Geräte miteinander sprechen.
    Dante ist unglaublich stark verbreitet, bei den meisten Pulten als Einsteckkarte. Die gibts zunehmend auch für Milan, und wenn man zufällig mit z.B. L-Acoustic/Adamason/Meyer/HK unterwegs ist gibts nur Milan.
    DirectOut, Auvitran, Agora, RME, d&b und andere machen Milan und Dante und können auch hin und her wandeln und mit ADAT und AES3 oder Analog wandeln wie mans braucht.
    Jedes System hat Vor- und Nachteile, und bereits vorhandene Technik spielt da oft eine große Rolle.

  • Die Audioindustrie war nie der Hauptnutzer sondern er eine Randerscheinung wobei es bei der Entwicklung des Standards ging. Das die Switch gewisse Anforderungen erfüllen muss liegt an den Forderungen die vor allem die Industrie stellte. Genau diese kann Dante und andere IP basierte Lösungen eben nicht stellen. Audinate hat sich zunächst auch an dem damaligen AVB Standard orientiert, aber eben alles weggelassen was die Zielgruppe nicht brauchte. Milan macht ja genau das gleiche, wenn sich die Nutzer nicht durchsetzen bei der IEEE gehen sie eben eigene Wege.


    Das ist nicht das Ziel eines Standards und ich sehe auch keine Gründe für diese Modifikationen. Die eben nicht auf den von der IEEE Standard aufbauen. Auch wenn man das behauptet, wenn man dann im Protokoll einfach was unten ran klatscht was in einer neuen Version des Standards dann anders genutzt wird. Oder den Verbindungsaufbau modifiziert, weil es einen zu lange dauert wenn der Stream abreißt.


    Das Problem bei Dante ist die große Abhängigkeit von einem Anbieter und das hat vor und Nachteile. Ein Vorteil ist das die Geräte alle 100% zusammenarbeiten, wo Dante drauf steht ist auch Dante drin.


    Nachteil ist eben die Abhängigkeit von der Firmen,Lizenzpolitik und auch von der Technologie. Deshalb wollen große Medienhäuser keine Installationen im Kernbereich mit Dante.


    Das Ende der Fahnenstange hat Audinate erkannt und sich auch was die Technologie betrifft geöffnet. Zu viele Einblicke erhält man allerdings nicht, schon gar nicht um alternative Produkte auf den Markt zu bringen. AES67 ist das kleinste Zugeständnis und das ausschließlich mit 48khz.

  • Das Problem bei Dante ist die große Abhängigkeit von einem Anbieter und das hat vor und Nachteile.

    natürlich hat das vor- und nachteile. genau wie bei Apple auch, lässt sich damit aber eben ein funktionierndes grundsystem beibehalten.

    die nachteile sind, wie eben bei Apple, dass der hersteller die preise selbst relativ frei gestalten kann. das hat wiederum ebenfalls vor- und nachteile ...

    es ist wie es ist: man kann es sowieso nie allen recht machen.


    trotzdem vielen dank nochmal für die interessanten beiträge zum thema, davon gerne mehr. ;)

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Das Ende der Fahnenstange hat Audinate erkannt und sich auch was die Technologie betrifft geöffnet. Zu viele Einblicke erhält man allerdings nicht, schon gar nicht um alternative Produkte auf den Markt zu bringen. AES67 ist das kleinste Zugeständnis und das ausschließlich mit 48khz.

    Das ist eine nette Umschreibung für abgelaufene und ablaufende Patente. Die nächsten Jahre werden sehr hart für Audionate.

    Es wäre nicht der erste Hersteller der nach Patent Ablauf nicht überlebt.

  • Es müsste heißen Apple und AVB denn Apple bringt einen AVB Core schon mit. An dem Apple sehr viel gearbeitet hat. Apple ist zudem bei der Zielgruppe näher dran als Audinate.


    So viele Patente gibt es bei Dante nicht, das ist ja auch der Grund alles unter NDA zu halten.


    Bin mir sicher das die Chinesen das schon hinreichend untersucht haben.

  • Moin,


    mir fallen 2 Sachen in Bezug auf Marken und Durchsetzung in der Festinstallation auf:


    1.Pult-Marke bringt idR sein "Wunschnetzwerk" bereits mit!

    -In Zeiten von M7CL, LS9 usw. waren es noch die alten Analogcores, die verwendet wurden.

    -Digico hatte bereits Madi als Standard dabei, Optocore war die Alternative.

    -jetzt nutzt Yamaha Dante als Hauptnetzwerk, mittlerweile auch ihr

    -A&H hat ein eigenes Netzwerk entwickelt

    Weitere kann man ergänzen.


    2.Kunde hat idR sein Wunschprodukt!

    Entweder gibt ein Theater das Pult vor, welches es haben möchte, oder der Planer bringt seine Lieblingsprodukte ins Spiel. Cottbus hat Rivage PM gewünscht und ausgeschrieben, Düsseldorf Lago, Köln will Salzbrenner Stagetec. Meist hatten die Häuser das schon vorher.


    Als Resultat kommt mit dem Wunschpult ein vom Hersteller genutztes Netzwerk im Schlepptau mit dazu.

    Dante hat sich nach meinen Erfahrungen sehr durchgesetzt, weil es in ein Ethernet-Netzwerk für viele leicht integrieren lässt (selbst für Ton- Lichtleute, die sich etwas damit beschäftigen).

    Es gibt die paar Punkte, die man einstellen muss, und die gibt es als Paper von Audinate, Yamaha hat das allseitsbekannte Paper mit den Einstellungen des Cisco Sg350 rausgegeben usw.

    Mittlerweile nutzt fast jedes Theater und auch jede Tourproduktion Netzwerke, und Dante co-existiert eben gut mit allem anderen, und: vor allem zuverlässig.

    So wie ich informiert bin, nutzt selbst der NDR im Ü-Wagen Dante, wenn die an die Elbphi andocken, obwohl wir beim Bau die ausgeschriebenen Lago-Pult mit Stageboxen und Netzwerk geliefert haben.

    Nur im Haus kennt man eben Yamaha besser, und jetzt werkelt da häufiger das Rivage.


    Ich selber bin sehr gespannt auf Milan, würde auch gerne mal einen qualitativen Vergleich mit Dante hören wollen (A/B z.B.). d&b/LAcoustics und Meyer geben als Amp/Boxenhersteller da ja mächtig was vor als Verbindung zwischen Pult und Amps. Das wird Dante nicht vor dem Mischpult ersetzen, aber dahinter kann ich mir das schon vorstellen.


    Was das Patentauslaufen angeht, bin ich ja mal gespannt, ob es dann doch Dante-"Wildwuchs" geben wird und es dann nach und nach doch nicht mehr herstellerübergreifend kompatibel ist.

    Wenn aus China das erste Netzwerk kommt, was das alles erfüllt, was Dante heute erfüllt, dann wird es ein ernstzunehmendes Konkurrenzprodukt. Klonen wird glaube ich nicht lebensgefährlich.



    VG Stefan

    Ey Digger, ich bin Plugger, nich Rigger!

  • MADI ist auch weit verbreitet und wird gerade in Öffentlichen Häusern oft verwendet.


    Den Unterschied zwischen Milan und Dante wird man wohl kaum hören :D , es werden ja nur Daten transportiert.


    Technisch spricht ja auch nichts gegen Dante ist ist nur eben so das man sich ungern an Technologien eines Herstellern bindet. AES67 oder Ravenna sind offene Protokolle, wenn ein Anbieter pleite geht stirbt nicht nicht die Technologie. Dann Schluss endlich die gesamte Installation...

  • Technisch spricht ja auch nichts gegen Dante ist ist nur eben so das man sich ungern an Technologien eines Herstellern bindet.

    Das ist aber nicht für jedermann ein wirkliches Problem. Sonst würden keine Dante Geräte in Festinstallationen vorkommen.


    Wenn man eine Installation plant, dann spielt auch die voraussichtliche Lebensdauer der verbauten Geräte eine Rolle. Nachdem wirklich universelle Milan oder Ravenna Lösungen für die Vernetzung in bestimmten Installationen nicht vorhanden sind, wird es wohl noch ein paar Jahre dauern bis sich das Bild wirklich ändert. Die heterogene Verwendung von verschiedenen Netzwerktechnologien ist wohl eher die Regel als die Ausnahme.
    Fast alle Pulthersteller, DSP-Hersteller oder Hersteller von Steuerungslösungen haben auch irgendwie Dante im Angebot (ausgenommen Avid, die haben aber wieder andere Schnittstellen, die bei anderen nur optional sind).

    Es verweigert sich keiner so richtig konsequent.

    MADI ist auch weit verbreitet und wird gerade in Öffentlichen Häusern oft verwendet.

    MADI ist in meiner Welt nicht vorhanden. Ich kenne es nur als Ersatz für das Multicore bei Digico und Soundcraft. Darüber hinaus kann man damit eh nicht viel anfangen.
    Aber in Installationen? Eher nicht.
    Mir ist in der Gegend hier kein öffentliches Haus bekannt, das noch MADI verwendet.
    Rundfunkanstalten sind für mich übrigens keine öffentlichen Häuser.


    Ich bin gespannt, wie sich der Einfluss der neuen Videovernetzungsmöglichkeiten in der Audiobranche manifestieren wird. SDVoE, SMPTE2110, NDI und DanteAV, wird spannend.


    Auch wird es immer interessanter, wie die Netzwerkausstatter auf die Bedürfnisse der Integratoren eingehen werden.
    Momentan scheint da nur bei Netgear eine Idee vorhanden zu sein.