Lautsprecher im Betrieb als dynamische Last?

  • Im Rahmen eines Aufbaus kam hier die Frage auf, ob ein Motorkettenzug nach dem D8 Plus Standard verwendet werden darf um eine Traverse aufzuhängen, an der zwei Linearrays und ein paar Stufenlinsen hängen (ausdrücklich keine Movingheads).


    Ein Anwesender vertrat die Ansicht, dass mit Anschalten der Lautsprecher grundsätzlich Bewegung auf den Lautsprecher ausgeübt wird. Selbst wenn diese eher geringfügig ist (2 x 6er Hang eines 2x8" Linearray) würde das rechtlich zu einer dynamischen Last führen, die ausdrücklich nicht unter d8Plus fällt. Es geht hier weniger um eine bei lauter Musik optisch schwingende Traverse als um die Frage der Haftung, wenn die Traverse runter kommen sollte. Er meinte auch, dass die D8plus eigentlich dahingehend überarbeitet werden müsste bzw. unsauber ist.


    Ich war natürlich perplex, aber bei näherer Betrachtung ist der Einwand nicht ganz von der Hand zu weisen.

    Hat jemand solch eine Diskussion schonmal gehabt? Gibt es dazu evtl. sogar Richtlinien oder Urteile?


    Wie sieht es aus, wenn an der Traverse noch 1 oder mehrere Movingheads hängen?


    Aus rein praktischer Sicht kann man natürlich sagen, dass die Dynamik sehr überschaubar ist, vor allem nur bei Lautsprechern. Aber juristisch ist Dynamik nunmal Dynamik...


    Bitte keine wilden Spekulationen oder "das hat noch nie einer beanstandet", das bringt niemanden weiter. Irgendwann ist immer das erste Mal.

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    Da hat einer zu tief ins Glas geschaut.


    Lautsprecher und Movingheads sind keine dynamischen Lasten.


    Wenn man wollte könnte man das sogar rechnerisch und normgerecht nachweisen, dafür fehlt mir aber ehrlich gesagt die Muße und Zeit.

    Dipl.-Ing. Uwe Runtemund | Statiker in der Veranstaltungstechnik

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  • Welche Legaldefinition verwenden denn Juristen für "dynamik"?

    Uwe hat aus berufenem Mund wohl alles gesagt. Einen Gutachter, der irgendwas komisches behauptet, kann eine Gegenseite immer finden - aber vermutlich lassen sich mit Blick auf Nachweise, Stand der Technik und sichere Ausführungen auch genug Gegenmeinungen finden. Was die Rechtsprechung draus macht, muss trotzdem nicht der Physik folgen.


    Weiterhin: Warum soll was passieren? Wenn wette ich, liegt das Versagen an andere Stelle (kausal begründbar), nachweisbar.

    Man kann mit so lustige Zeitgenossen ja mal fragen, ob cardioide LAs eigentlich besser oder schlechter sind (wirkt da der Impuls entgegengesetzt oder mehr weil die Richtwirkung nach vorne größer ist). Und um die Testcd mit den Liedstücken für die Anregung des Hangs bitten. Natürlich sind die dynamischen Belastungen, Schrägzüge etc. im Fahrbetrieb größer als durch die Musik (okay bleibt noch das Argument über Personen). Außerdem würde ich fragen, wann der Übergang von "statisch", "quasi-statisch betrachtet" und "dynamisch" vorliegt. Und ob die Nutzung von Beleuchterstangen zulässig ist?

    Nächste Frage: Ist die fragliche Truss statiwch bestimmt oder unbestimmt? Und wenn bestimmt, wäre dann der Hang aus Sicht des lustigen Menschen zulässiger oder nicht (denn wenn die Komponenten aufgenommen werden, dann dürfte ja keine Anregung vorliegen).


    Vermutlich reicht bei solche Zeitgenossen auch ein Lob auf die tolle Findung der unsauberen Definition und gespielte Akzeptanz der großen Ahnung und Wichtigkeit bei gleichzeitiger Beharrung auf den Zustand, gängigen Lehrmeinung und Praxis. :saint:

  • Volker


    Man könnte jetzt lang und breit darüber diskutieren. Am Ende ist es aber am einfachsten zu prüfen, ob es sich beim Fliegen eines Line-Arrays um eine bestimmungsgemäße Verwendung handelt. Das hat der Hersteller zu entscheiden und im Zweifelsfall (falls die Dokumentation diesen Anwendungsfall nicht ausdrücklich erwähnt), kann man sich beim Hersteller schriftlich rückversichern. Dann kann auch der größte Pedant nichts mehr sagen.

  • Selbst wenn diese eher geringfügig ist (2 x 6er Hang eines 2x8" Linearray) würde das rechtlich zu einer dynamischen Last führen

    Da hat er vollkommen Recht und wenn da eine Taube mit ca. 60 kmh gegen scheißt, dann ist das auch eine dynamische Last, die so nicht zulässig ist.

  • ...dann muß man aber die Taube verklagen und nicht den Lautsprecherhersteller, oder ?

    "geht nicht" ? - gibt's nicht !

    ...ja, das war schon immer mein Avatar :evil:

    "Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens" (Friedrich Schiller, "Jungfrau von Orleans" )

  • nein, man verklagt als ersten den, der es aufgehängt hat.

    wobei ich im netz keine 'grenze' gefunden habe, ab wann etwas eine dynamische last ist. das kann wahrscheinlich nur Uwe klären.

    wobei die d8+ norm dann komplett überflüssig wäre, ein ein hang schon eine dynamische last darstellen würde.

  • ...also 'ne Schleuderschiene mit Vorhand an 'ner Truss unter 'nem D8+ -Motor kann ich ja als "dynamische Last" gut verstehen, aber die Millimeter-Bewegung einer Membran in 'nem Lautsprecher eher nicht ;)


    ...da muß man mal jemanden Fragen, der genau die Grenzllinie setzen kann...

    Sind 2 Movingheads und paar Scheinwerfer an 'ner F34 unter 2 D8+en eine "dynamische Last ? Wie verhält sich das dann, wenn man zwischen Truss und Movinghead z.B. ein Lightlock hängt ? Is das dann keine "dynamische Last" mehr ?

    Ist die gehangene LED-Leinwand indoor keine "dynamische Last", weil da kein Wind sich verfangen könnte, wie es Outdoor passieren kann ?

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  • Sind 2 Movingheads und paar Scheinwerfer an 'ner F34 unter 2 D8+en eine "dynamische Last ? Wie verhält sich das dann, wenn man zwischen Truss und Movinghead z.B. ein Lightlock hängt ? Is das dann keine "dynamische Last" mehr ?

    Ist die gehangene LED-Leinwand indoor keine "dynamische Last", weil da kein Wind sich verfangen könnte, wie es Outdoor passieren kann ?


    Die begriffliche Unterteilung von Lasten in statisch und dynamisch ist irgendwann mal gemacht worden, um eine einfach Unterscheidung zu treffen, ob beispielsweise Bauteilermüdung oder Resonsanzeffekte berücksichtigt werden müssen oder nicht. Mit viel Phantasie kann ich daher jede Last als dynamisch deklarieren und ein Diskussionsfass ohne Boden öffnen, ohne jemals am Ziel anzukommen.


    Bauteilermüdung tritt auf, wenn Lastwechsel an einem Bauteil eine bestimmte Anzahl von Wiederholungen mit einer Intensität über einen materialabhängigen kritischen Wert vollziehen. Dann führen zu viele Wiederholungen zu einem vorzeitigem Materialversagen. Je größer die Intensität, desto geringer die Anzahl der tolerierbaren Wiederholungen. Der obere Grenzwert der Intensität entspricht der "statischen" Last. Der Untere Grenzwert entspricht der "Dauerfestigkeit". Bei Werten unterhalb der Dauerfestigkeit kann ich theoretisch unendlich viele Wiederholungen durchführen, ohne das Materialversagen eintritt.


    Resonanzeffekte treten in jedem Bauteil auf. Jedes Bauteil besitzt mindestens eine bestimmte Frequenz (der Fachmann sagt Eigenfrequenz oder Resonanzfrequenz), bei dem das Bauteil besonders gerne mitschwingt und dann die Schwingung noch verstärkt. Würde man das Bauteil besonders lange unter dieser Frequenz anregen, könnte das unter Umständen irgendwann zur Beschädigung des Bauteils führen.


    Wenn nun also eine "dynamische" Einwirkung weder zur Baueilermüdung führt, noch Resonanzeffekte hervorruft, betrachtet man sie üblicher Weise als statisch.


    So ist Wind z.B. bei einem "normalen" Haus eine statische Last, weil das Bauwerk nicht schwingungsanfällig ist. Bei einem hohen Funkmast hingegen müssen sowohl die Bauteilermüdung, als auch die Resonanzeffekte durch die Windeinwirkung betrachtet werden, weil das Bauwerk eben anfällig für beides sein kann.


    Es ist also die selbe Ursache (hier Wind), die bei zwei unterschiedlichen Bauwerken zu völlig unterschiedlichen Lösungswegen führt.


    Und dann gibt es noch sowas sie Dissipation oder Dämpfung, die obige Effekte wieder abschwächen und gezielt eingesetzt werden können.


    Bedeutet also für Movingheads und Lautsprecher, dass man folgenden Ansatz prüfen könnte:

    1. Du verwendest die Spektrale Belastungs-Leistungsdichtenreaktion, um abzuschätzen, ob Materialermüdung durch Vibration (durch die Schallerzeugung) eintreten könnte und falls ja, wann.
    2. Du verwendest die Eigenfrequenz des Bauwerks um zu abzuschätzen, ob Resonanzeffekte durch das Frequenzspektrum der Anregung zu erwarten sind.


    Die Ergebnisse dürften aber ziemlich eindeutig ausfallen, wenn man übliche Werte kennt. Daher ist die Betrachtung von rein akademischen Interesse und nicht besonders zielführend.

    Dipl.-Ing. Uwe Runtemund | Statiker in der Veranstaltungstechnik

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  • Kleiner Nachtrag noch:


    Die obige Ausführung betrifft die Sichtweise aus rein technisch-mechanischer Sicht.


    Nun werden in anderen Zusammenhängen natürlich auch Unterscheidungen von statisch und dynamischen Lasten gemacht.


    Bei Reutlingern z.B. meint man mit dynamisch jede schwellende Last, die an dem Bauteil hängt.


    Es ist also durchaus kompliziert.

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  • Die begriffliche Unterteilung von Lasten in statisch und dynamisch ist irgendwann mal gemacht worden, um eine einfach Unterscheidung zu treffen, ob beispielsweise Bauteilermüdung oder Resonsanzeffekte berücksichtigt werden müssen oder nicht. Mit viel Phantasie kann ich daher jede Last als dynamisch deklarieren und ein Diskussionsfass ohne Boden öffnen, ohne jemals am Ziel anzukommen.


    Also grundlegend würde ich da ein wenig Interesse an Input für die Grauen Zellen heucheln :) Hast Du da eventuell den ein oder anderen Tip zum Nachlesen / Buchtitel / wissenschaftliche oder technische Abhandlungen ?

    So generell wäre das ja schon wissenswert, was man da als "dynamische Last" oder "statische Last" unter einen D8+ -Motor hägen kann, oder auch nicht.


    Zitat

    Mit viel Phantasie kann ich daher jede Last als dynamisch deklarieren und ein Diskussionsfass ohne Boden öffnen, ohne jemals am Ziel anzukommen.


    Danke, aber so weit muß es dann nicht gehen ^^

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  • Na das war adhoc aus dem Kopf aufgeschrieben. Wenn da ein Studi ne Studienarbeit/Projektareit bei mir machen möchte, darf er sich gerne melden und selbst recherchieren ;)

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  • paranoize

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  • [...]

    Ein Anwesender vertrat die Ansicht, dass mit Anschalten der Lautsprecher grundsätzlich Bewegung auf den Lautsprecher ausgeübt wird. Selbst wenn diese eher geringfügig ist (2 x 6er Hang eines 2x8" Linearray) würde das rechtlich zu einer dynamischen Last führen, die ausdrücklich nicht unter d8Plus fällt. Es geht hier weniger um eine bei lauter Musik optisch schwingende Traverse als um die Frage der Haftung, wenn die Traverse runter kommen sollte. Er meinte auch, dass die D8plus eigentlich dahingehend überarbeitet werden müsste bzw. unsauber ist.

    [...]

    Wie kommt der "Anwesende" auf diese Aussage (rot markiert)?
    Natürlich darf ich an einen D8+ Motor auch eine dynamische Last hängen, wieso auch nicht? Der "Anwesende" scheint da mal was "gehört" zu haben dass D8+ was mit Dynamik zu tun hat und wollte zeigen dass er weiß dass Pappe schwingt und das deshalb dynamisch ist. Ist schon wieder Sommerloch?