x-large-Prozess: Hörschaden bei Konzert erlitten

  • Aus der Augsburger Allgemeinen:



    Ja, ja, alle Auflagen eingehalten.... Wenn dem so wäre, würde ein Messprotokoll einer Messung nach DIN 15905 Teil 5 vorliegen und die Klage hätte keine Chance...

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • das bedeutet also für die zukunft, der veranstalter muss einen sachverständigen mieten, der mir auf die finger haut wenn ich zu laut mische.


    und womöglich muss ich dann auch noch billiger werden, damit die veranstaltung deswegen überhaupt stattfinden kann ("ohje ohje, mir laufen die kosten davon" jammert der VA...)


    es wäre doch schön, wenn sich einige kollegen in punkto lautstärke ein bisschen zurückhalten würden, dann gäbe es diese problematik vermutlich nicht.
    aber leider gibt es etliche offenbar taube mischer, mit denen man über dieses thema überhaupt nicht reden kann... da kommen dann meist völlig unnütze antworten und alles wird ins lächerliche gezogen. das kenne ich schon...

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Eigentlich müßte es dann ja auch genügen den Sperrzaun weiter zu fassen und jeden auf die Gefahr eines Hörschadens hinzuweisen, damit sich jeder einzelne bewußt dieser Gefahr entziehen kann (meinetwegen auch durch eine farbliche Markierung), abgesehen von einer kontinuierlichen Protokollmessung.

    Gruß Frank

  • Ich will nicht mosern, aber bei diesen Zeltgeschichten - und wir sprechen doch wohl nicht vom riesigen Megabierzelt sondern von so einer 15m x 35m Kirchweihgeschichte ist es imho sehr schwer bis unmöglich, bei Coverrock (von härterem ganz zu schweigen) einigermaßen niedrige Lautstärken zu realisieren. Vor allem dauern die Shows meist erheblich länger als zwei Stunden, also braucht man mit den 99dB Leq erstmal gar nicht zu rechnen...


    Und jetzt ist so ein Zelt noch ein "positiver" Grenzfall. Es gibt ja noch weit gräßlichere Lokalitäten, in denen man (auch laute) Bands spielen läßt, wo man mit dem Schlagzeug oder dem Marshall Full Stack alleine das Problem kriegt... ...viel Spass vor Gericht.


    Janko, der nicht "legal lauter" will, sondern mehr Hirn bei manchen Veranstaltern hinsichtlich der Wahl des Ortes / der Band

    "Lauter" ist nicht "besser"

  • Ich weiss nicht, ich weiss nicht...das Thema hatten wir ja schon zu genüge.


    Aber mir geht das nicht aus dem Sinn, warum sich manche Leute aus dem Publikum den ganzen Abend direkt vor die Boxen stellen. Jeder weiss, Lärm ist gesundheitsschädigend. Warum stellen die sich da hin??


    Wenn ich mir eine Delphinshow im Zoo anschaue (ich weiss, ist politisch unkorrekt :wink: ), dann muss ich damit rechnen, dass ich in der ersten Reihe nass werde. Wenn ich mich direkt vor die Boxen stelle, dann muss ich damit rechnen, dass mir die Haare gefönt werden. Vielleicht müsste man das "gemeine" Publikum noch stärker in Punkto "Lärm" sensibilisieren. Oder zumindest es so wie die "Kollegen" von Scooter halten. Kostenloser Gehörschutz für jeden Ticketinhaber und die Möglichkeit, bis 20 Minuten nach Konzertbeginn den Saal zu verlassen und sein Geld zurück zubekommen, wenn es einem zu laut ist. Das ist immer noch besser, als gar nichts zu tun. Ich will das ganze nicht verharmlosen, aber wenn ich z.B. an den letzten Gig an Vatertag denke, wo ein vollgesoffener es geschafft hat, direkt vor zwei Stacks Director einzuschlafen, dann möchte ich für solche Idioten nicht die Verantwortung für einen Gehörschaden übernehmen müssen. Wir haben den Mann dann von der Security weggetragen lassen. Aber das macht mir deutlich, wie wenig Einfluss man doch tatsächlich hat, vor allem wenn der gesunde Menschenverstand aussetzt.


    Viele Grüsse
    WW

  • Ja ich seh auch das Problem das gerade sole sich "selbst trageneden" veranstaltungen von Vereinen und Jugenorganisationen wegfallen, weil sie einfach nicht mehr bezahlbar sind. Denn wer kann sich ein Messtechniker für ne kleine VA leisten bei der die Technik so um die 1200 Euro kostet oder weniger, und die DJs das ehrenamtlich machen! Da frag ich mich wo soll das hinführen wenn man sich vor die Boxen stellt, an den Warnschildern am Eingang mit den Worten "mir passiert schon nix" vorbeiläuft und hinterher meint man kann das große Geld hohlen nur weil sich der VA nicht leisten kann messen zu lassen. SIND WIR IN DEN USA????


    Leider übertreiben es viele mit der Lautstärke, doch genau hier sollte man anfangen was zu tun, Aufklärung statt Verbot, und wenns ein DJ gar nicht kappierne will, und er "einhaltbare" Pegel deutlich überschreitet, dann sollte er ie Verantwortung tragen.

  • Tja, ich hab aber auch schon dumme Typen erlebt, die eine Art Wettbewerb machen wer es am längsten aushält seine Lauschlappen vor/in ein Hochtonhorn zu halten. Je länger desto cooler :mrgreen: Völlig krank. Nur selbst schuld wollen sie nachher nicht sein...


    Anfang dieses Jahres hab ich mich als Gast auf einer Zeltfete selbst sehr geärgert, da der DJ alles gegeben hat was technisch drin war. Draußen in 200m Entfernung verrutsche mein Bier auf dem Thresen der Pizzabude noch im Rhythmus des Basses. Im Zelt, so ca. 20m Entfernung von der Bühne war bei meinem Gehör bereits die Schmerzgrenze überschritten. Was die Gäste direkt an der Bühne aushalten mussten will ich gar nicht wissen.


    Warum kann der Verleiher nicht einfach einen (verblombten) Limiter mit ins Amprack einbauen, besonders wenn offensichtlich ist das die Anlage für die Fete mehr als ausreichend ist??? Bei dem umfangreichen Equipment das da aufgefahren wurde würd das nicht ins Gewicht fallen. Wahrscheinlich hatte der (sicherlich vorhandene) Controller sogar eine Limiterfunktion die aber auch unbenutzt blieb. Ich finde das unverantwortlich. Es ist doch allgemein bekannt, das viele DJ's sich nur an den LED-Bändern auf ihrem Mixer orientieren anstatt dem was hinten raus kommt.
    Das skurille war, das dieses Zelt sogar DIREKT vor der Polizeidienststelle des Städtchens stand... :mrgreen:

  • Da hilft nur eines DJ Monitoring so groß wie das Frontholz dimmensionieren, und immer min. doppelt bis 4 mal so laut wie die Front fahren, dann macht er automatisch nicht mehr lauter, wenn er seinen Kopfhörer nicht mehr hört!

  • Hmm,


    war vorgestern mit ner HipHop/Rockband in der Schweiz. Da haben sie am Eingang Ohropax bereit gestellt.
    Ich hatte dann so 95 -100 dB (A, slow) am Pult.
    Solwohl der Systemtech als auch der Bandmanager haben mich daraufhingewiesen 'das die Anlage deutlich mehr könne'..


    Tomy

    SIM II Operator and Dante Level I-II-III (alles sogar zweimal :)
    Jugendschwimmabzeichen, Rettungsschwimmabzeichen in Bronze
    Meine kommerziellen Softwareprodukte SATlive und LevelCheck

  • in der schweiz gelten wesendlich strengere gesetze als in d. bei konzerten ohne gehörschutz meines wissens max 95 db und mit 102. in manchen clubs ist ein messystem eingebaut, das den pegel überwacht und wenn dieser auch nur kurzzeitig überschritten wird sofort abschaltet. das problem dabei ist, wenn z.b. ein drummer ohne pa mal auf die snare haut reicht der direktschall von der bühne um die pa stromlos zu machen...

  • Hi,


    das ist mir bekannt (93dB bzw 100 dB bei Abgabe von Gehörschutz). Worum es mir geht, ist dass die beiden (Manager und Systech) beide es gerne noch etwas lauter gehabt hätten, obwohl es vorne sicherlich 105dB oder mehr waren.


    Tomy

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  • Zitat von "TomyN"


    ...Worum es mir geht, ist dass die beiden (Manager und Systech) beide es gerne noch etwas lauter gehabt hätten, obwohl es vorne sicherlich 105dB oder mehr waren...


    genau sowas hab ich auch schon erlebt... man hat offenbar keine hemmungen mehr, schmerzpegel zu fahren.
    in den letzten jahren sind die systeme wohl einfach zu laut geworden und man hört immer, das man die systeme "ausfahren" muss. dabei klingt so manches holz viiiieeeel besser, wenn man es NICHT quält.
    aber KLANG scheint nicht mehr wichtig zu sein, es zählt oft nur noch PEGEL.


    das finde ich sehr kurzsichtig!

    mit kollegialen Grüßen
    Wolfgang

  • Zu diesem Thema hatten wir schon heisse Diskussionen. Ich erspare mir alles neu aufzuklappen!


    Aber: (der Zyniker in mir ist nicht zu bremsen) Denken wir mal langsam übers Geschäft nach. Mit so viel Insiderwissen über zu laute Musik werden wir uns alle am WE auf irgendeine laute Party stellen, gehen am Sonntag in die HNO Notaufnahme, jammern über lautes Ohrenpiepsen, dumpfes Hören und klagen lauthals über die üble Lautstärke, und bald winkt uns ein nettes Schmerzensgeld :) !


    Oder noch besser: wir verklagen auf Berufunfähigkeitsrente :mrgreen:


    Den Tinitus kann ja niemand nachweisen, und im simulieren waren wir doch schon immer spitze - oder?


    Jungs....Geld winkt!
    Stefan


    PS: Beitrag bitte nicht so ernst nehmen, aber er entspricht im wesentlichen der im Beispiel der Tageszeitung zugrundelegtem Thema.

  • Vor allem weil es überhaupt kein Problem ist, beim HNO bei 4 kHz den Knopf genau eine Sekunde später zu drücken.. Jederzeit reproduzierbar für mich.. Dadurch hab ich auch den Hörtest bei der Musterung so "gut" hinbekommen, dass ich später nur noch Marineelktroniker oder Panzerinstandsetzungstyp hätte werden können, und den haben die dreimal wiederholt weil die mir das nicht geglaubt haben.. Bis ich dann gesagt habe ich wäre Gitarrist ;)


    /ironie an
    Find ich aber gut so. Hier gibts ein paar Clubs, die ich noch nie mochte. Mal besuchen und dann ab zum HNO, ich brauch Geld.
    /ironie aus

  • Zitat
    Solwohl der Systemtech als auch der Bandmanager haben mich daraufhingewiesen 'das die Anlage deutlich mehr könne'..



    War neulich auch mit 'ner Pop!- Band aufm Festival und bekam vom Sys nach jedem seiner Biere zu hören, dass ich echt noch Headroom hätte(sei doch nicht feige). Und nun stelle man sich den am Pult vor,und es soll mir keiner erzählen, dass es nicht oft genug hackebreite Knöppedreher sind, die eine Kelle fahren, dass es einem die Hirnschale abschraubt.




    Was mir aber in dem Zusammenhang auch noch einfällt:
    Oft beschweren sich ja ältere Leute, die z.B. aus Versehen als Abo-Inhaber in ein Rock-Musical geraten sind, über die zu grosse Lautstärke und man denkt :" Pah, ist es zu laut, bist Du zu alt". Mir hat mal ein Hörgeräte-Akkustiker erklärt, dass im Alter mit der Schwerhörigkeit leider auch die Schmerzgrenze sich nach unten verschiebt, soll heissen, der Dynamkbereich , der einem noch zur Verfügung steht, wird sehr klein.
    Tolle Aussichten


    :|

    Für mich zerrts, aber Sie sind ja der Künstler.

  • Zitat von "rockline"

    Jungs....Geld winkt!
    Stefan


    PS: Beitrag bitte nicht so ernst nehmen, aber er entspricht im wesentlichen der im Beispiel der Tageszeitung zugrundelegtem Thema.


    Warum den Beitrag nicht ernst nehmen?


    Es mag ja für die Veranstalter bitter sein, aber die Rechtslage ist im Moment genau so: Ohne Messprotokoll sind die Aussichten, eine Schmerzensgeldklage abzuweisen, nahe null, und das öffnet dem Mißbrauch Tor und Tür.


    (Denken wir noch einen Schritt weiter: Der Vertreter vom Verband der deutschen Konzertdirektionen hat am Forumstag gesagt, sie empfehlen ihren Mitgliedern derzeit dringend, solche Verfahren per Vergleich zu beenden, damit es möglichst wenig Publizität und Präzedenzfälle gibt. Vermutlich gleichen die auch die Namen der Klagenden nicht untereinander ab. Wenn jetzt jemand sehr dreist ist, dann bekommt er mit einem ohrenärztlichen Attest und ein paar Briefen mehr Geld als ein redlicher Veranstaltungstechniker in einem ganzen Jahr erarbeitet...)

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • Zitat von "wora"

    das bedeutet also für die zukunft, der veranstalter muss einen sachverständigen mieten, der mir auf die finger haut wenn ich zu laut mische.


    Oder Du machst die Messung selbst.


    Die nötigen Geräte kann man mieten, würde bei mir 200,- Euro pro Einsatztag kosten. In der Liga, in der Du spielst, würde das den Technik-Etat doch wohl selten um mehr als 10% in die Höhe treiben, oder?

    Bitte keine fachlichen Fragen per PM - Inhaber von dBmess

  • "In der Liga, in der Du spielst, würde das den Technik-Etat doch wohl selten um mehr als 10% in die Höhe treiben, oder?"


    Und wie sieht das bei Konzerten von Nachwuchsbands aus? Neulich noch erlebt, wie der örtliche Gema-Eintreiber 273,- Euro bei einem Kneipenbesitzer abkassieren wollte, obwohl die Schülerband gerade mal 83 Leute gezogen hat. Der Wirt hat jedenfalls keinen Bock mehr auf Live Musik, und wenn er jetzt noch zusätzlich eine Messung bezahlen muss, dann sieht es für den Nachwuchs aber ganz bitter aus :(
    Gibt es demnächst Rock nur noch auf Rezept :?:



    Viele Grüsse


    WW


    PS: Der Gema Beauftragte wurde übrigends vom "Vize" des örtlichen Bikerclubs "zum Gespräch" nach draußen begeleitet. :wink:

  • Zitat von "Wurst Werner"


    PS: Der Gema Beauftragte wurde übrigends vom "Vize" des örtlichen Bikerclubs "zum Gespräch" nach draußen begeleitet. :wink:


    :mrgreen:


    ich sehe das ähnlich--ich betreue regelmäßig konzerte in clubs (z.b. ajz leisnig). wenn da jetzt noch einer kommt und messungen machen will, können die ihre konzerte komplett weglassen. mal abgesehen davon, das 1. der direktschall von der bühne und 2. die leute selbst einen pegel verursachen, der sicher schon an die traummarke von 99 db rankommt...evt sogar übersteigt
    hier wird von seiten des gesetzgebers wieder was von oben verordnet--haben wir in deutschland nur noch unmündige bürger, die nicht selbst entscheiden können/wollen, was gut oder schlecht ist? meiner meinung nach wird pisa ständig bestärkt--auch hierdurch!!